57. Kapitel
"And we danced all night to the best song ever"
Ellie's POV
"Ich hole uns was zu trinken.", gab mir mein Cousin zwinkernd Bescheid und ich nickte glücklich. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.
Ich sah mich etwas um. Die meisten Jugendlichen atmeten auch mal tief durch, denn viele hatten gerade auf der Tanzfläche alles gegeben.
Ich entdeckte zwei Pärchen, die rummachten und wiederum zwei, die einfach lachend weiter tanzten, als würde noch Musik spielen. Es war ihnen egal, wie blöd die anderen sie ansahen. Irgendwie süß.
Ich strich mir schwer atmend ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und lachte ausgeglichen. Mir ging es so gut, wie schon lange nicht mehr.
Plötzlich tippte mich jemand von hinten an der Schulter an. Ich drehte mich ruckartig um und entdeckte Alex.
"Hey, alles gut bei euch?", fragte er mich interessiert und ich nickte bestätigend. "Alles super!"
"Ich wollte nur sagen, dass ich Rosa überreden konnte, Luis noch mit dir hier zu lassen. Er soll dich aber nach Hause bringen. Ihr geht zusammen heim, okay? Er soll dich nicht alleine lassen!", erklärte mir Alex streng und ich nickte: "Ich werde es ihm sagen."
"Gut, dann viel Spaß noch.", lächelte er zufrieden, winkte kurz und ging dann.
Ich wollte mich schon wieder umdrehen, da kam ein Mädchen auf mich zu. Sie trug einen auffällig roten Lippenstift und ihre dunkelbraunen Haare waren kurz geschnitten. Ihr traditionelles Kleid war in rot grün Tönen gehalten und wirkte ganz süß.
"Hi", begrüßte sie mich nett und lächelte.
"Hey", erwiderte ich ich einfach nur.
"Toller Abend, stimmt's?"
"Ja, ziemlich.", antwortete ich und mein Lächeln vertiefte sich bei dem Gedanken, dass er noch nicht mal vorbei war. Dennoch hatte ich die klare Vermutung, dass ihr Interesse nicht mir galt. Wohl eher Luis, denn ihr Blick huschte immer wieder zur Bar.
"...Sag mal, wie bist du so an Luis rangekommen?", fragte sie mich nach einer kurzen, peinlichen Stille. "Er lässt sonst kein Mädchen so ran wie dich." Dabei klang sie etwas vorwurfsvoll, auch, wenn sie versuchte, zu verstecken. Mein Lächeln verschwand.
"Nicht mal Alicia und das soll was heißen. Dabei wollen alle Jungs mit ihr zusammen sein-"
"Sag mal, was willst du wirklich?", fuhr ich sie genervt an und sie zuckte zurück, wurde aber nicht weniger neugierig und spielte aufgeregt mit ihren Fingern.
"K-könntest du-u mir vielleicht s-seine Nummer geben?", fragte sie schüchtern und sah mich bittend mit ihren großen, rehbraunen Augen an.
"Nein", antwortete ich kurz angebunden und zuckte mit den Schultern.
Ihr Gesichtsausdruck wurde verärgert. "Warum nicht?", fragte sie aufgebracht und wurde lauter.
"Erstens vergebe ich nicht einfach so Nummern. Und zweitens kommst du mit deinem unschuldig Getue nicht weit bei mir. Ich hab dich bei Alicia gesehen. Du bist Teil ihrer Clique. Und wenn ihr eines nicht seid, dann ist es unschuldig.", antwortete ich gelassen, doch ihre Gesichtszüge wurden immer wütender.
"Und drittens", hörte ich plötzlich Luis' verärgerte Stimme neben uns. "Warum fragst du mich nicht einfach selbst?"
Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen und wurde unter seinem genervten Blick rot. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder und rannte urplötzlich weg. Ich verfolgte sie mit meinen Augen und erkannte, dass sie zurück zu Alicia lief, die sie daraufhin beschimpfte.
"Ich hab meine Nummer damals ändern müssen, nachdem ich mich von ihr getrennt habe. Verdammte Zicke. Und jetzt schickt sie lieber eine aus ihrer Clique, anstatt mir selbst gegenüber zu treten.", erklärte Luis aufgebracht und sah ebenfalls zu seiner Ex. Dann wechselte sein Blick aber amüsiert zu mir. "Die hat wohl Angst vor dir."
"Also wenn sie vor jemandem wie mir Angst hat, will sie nicht Dario kennenlernen.", lachte ich bitter.
"Wer ist Dario?", fragte Luis verwundert. Ich zuckte kurz zusammen, fasste mich dann aber wieder und winkte ab: "Nicht wichtig. Das zieht nur die Stimmung runter."
"Ich habe aber ein super Mittel, um die Stimmung wieder zu heben.", informierte mich mein Cousin frech grinsend und bot mir eine Cola Flasche an, die ich dankend annahm. Sofort trank ich einen Schluck, aber es schmeckte nicht nur nach Coke.
Ich verzog das Gesicht. "Ist da Alkohol drin?"
Er grinste hinterlistig. "Natürlich."
"Willst du mich etwa abfüllen oder wie?"
"Vielleicht."
"Okay, langsam wird es wirklich verstörend.", lachte ich und trank dennoch von der Flasche. Ich hatte einfach zu großen Durst, um vernünftig zu sein und sogleich brannte es wieder ein bisschen in meiner Kehle.
"Sag mal, willst du den Abend nicht auch etwas mit deinen Freunden verbringen? Oder einem anderen Mädchen? Ich will mich dir nicht aufdrängen.", meinte ich dann entschuldigend lächelnd, doch er winkte ab: "Die meisten meiner Freunde sind schon zu besoffen oder gegangen. Außerdem verbringe ich gerne Zeit mit meinem Cousinchen."
Ich stichelte ihm lachend kurz in die Seite und trank noch einen Schluck.
"Aber die Mädchen hier würden alles tun, um mal mit dir tanzen zu können.", erwiderte ich dann und deutete unauffällig auf eine Gruppe Mädchen, die nicht zu Alicia gehörten. Sie winkten uns daraufhin lässig zu und lächelten Luis süß an. Sie schienen wirklich ganz cool zu sein.
"Das werden sie beim nächsten Song schon.", zwinkerte er mir grinsend zu. "Wenn auch nur kurz."
Plötzlich betrat eine neue Band die Bühne. Sie waren jünger, hatten modernere Instrumente und winkten in die Menge, als diese klatschte. Ich riss die Augen auf, als ich den Frontsänger sah. Das war doch Adriano!
Ich begann nun auch wie wild zu jubeln und klatschte. Das hätte ich ja niemals erwartet. Deswegen hatte er wahrscheinlich auch so wenig getrunken.
Er begrüßte die Menge, als er sich eine Akustik Gitarre umhing und einer seiner Bandkollegen sich hinter das Schlagzeug setzte. Ein anderer hatte bereits eine Bassgitarre in der Hand und das letzte Mitglied eine E-Gitarre.
Adriano stellte sich und die Bandmitglieder vor und meinte dann: "Ihr alle wisst, was jetzt kommt!"
Ich drehte mich sofort panisch zu Luis um, dabei merkte ich, wie ich leicht taumelte. Blöder Alkohol. "Was kommt denn jetzt?"
Er lachte. "Das wirst du schon sehen."
Doch bevor ich ihn noch weiter mit Fragen durchlöchern konnte, hörte ich plötzlich Adriano aus allen Lautsprechern: "Seid ihr bereit?!"
Mein Herz hüpfte panisch. Was passierte hier?
Die Band spielte den ersten Song, der zu meiner Überraschung aus diesem Jahrzehnt kam und alle stellten sich in vier Reihen auf. Luis zog mich in die letzte, die direkt an der Bühne stand.
Die Menge begann plötzlich sich zu drehen und tanzten teilweise die hüpfenden Schritte von vorhin, die mir Luis gezeigt hatte, aber auf einmal wechselten sie die Positionen. Ich wurde einfach so mit dem Strom mitgezogen. Nach dem Positionswechsel versammelten sich alle in Kreisen, tanzten dort zusammen und wir wechselten wieder in den bestimmten Schritten. Plötzlich suchte sich jeder seinen eigenen Tanzpartner und das geschah ganz natürlich. Derjenige, der gerade neben dir stand, war dein Partner. Und so schnappte sich einfach irgendein wildfremder Junge meine Hand und tanzte eng aneinander mit mir irgendwelche Schritte, die ich versuchte, mir einzuprägen, um vorbereiteter zu sein. Er drehte mich mal ein und schwungvoll aus, mal ging er um mich herum, aber ohne den Abstand zu verringern. Konzentriert versuchte ich, ihm zu folgen, um ihm nicht allzu sehr auf die Nerven zu gehen.
Dann sah ich hinüber zu den anderen.
Hemmungslos tanzten Jungen und Mädchen schwitzend zusammen zu dem neuen Latino Song und waren dabei eng aneinander geschlungen. So hatte ich das auch noch nicht erlebt beziehungsweise nicht eingeschätzt. Ich selbst war erst etwas überfordert und schüchtern, was das Tanzen anging, aber schon bald dachte ich mir nur noch "Was soll's?" und gab alles, was ich hatte. Es lag wahrscheinlich am Alkohol, die Colaflasche von Luis war nämlich leer.
Nach einer kurzen Zeit war wieder alles auf Anfang und nach einer Minute hatte ich einen neuen Tanzpartner. Diesmal konnte ich alle Schritte.
Man merkte aber, dass die weibliche Seite das Tanzen sehr ausnutzte, um sich an Jungs ranmachen zu können. Dafür waren diese Tanzschritte wahrscheinlich auch da.
Außerdem bemerkte ich, wie Luis der begehrteste Partner des Abends war. Manche Mädchen schubsten sich schon gegenseitig, um neben ihn zu gelangen. Er wiederum ließ aber auch nichts anbrennen und diese Mädels ließen auch alles mit sich machen. Er genoss seine Zeit also voll und ganz. Genauso wie ich. Ich tanzte mir die Seele aus dem Leib und gab alles, was ich hatte, achtete aber bewusst darauf, dass die Jungs ihre Hände dort behielten, wo sie sein sollten. Ich war zwar schon ziemlich benebelt, aber das bekam ich noch hin.
Die Band war ziemlich gut und bezog das Publikum mehr und mehr ein. Mittlerweile herrschte auf der Tanzfläche reinstes Chaos und keiner hielt sich mehr an die Schritte. Ich hatte bereits nach Luis gesucht, aber schon bald aufgegeben. Also tanzte ich einfach mit irgendwelchen Fremden beziehungsweise für mich selbst.
Adriano ließ uns manche Passagen des Songs laut herausschreien oder holte jemanden auf die Bühne, die manche Mädchen so und so schon betraten, um mit den Bandmitgliedern zu feiern. Sie hielten ihnen manchmal das Mikrofon hin und die Mädels durften weitersingen, wenn auch etwas schief. Doch als sie begannen, It's a Lie von The Vamps zu spielen, hielt mich auch nichts mehr auf der Tanzfläche und ich sprang auf die Bühne. Glaubt mir, wenn ich sage, dass ich das nüchtern niemals getan hätte. Dieser verdammte Alkohol...
Ich tanzte etwas mit den Mädels und Adriano, der lachend weitersang, aber mich nicht aus den Augen ließ. Als der weibliche Part des Songs kam, gab er mir das Mikrofon und ich sang den Text von Tini. Dabei kam er mir auch näher und ich ließ es zu. Ich widmete ihm jede einzelne Zeile, die ich sang und sah ihm immer in die Augen. Dabei versuchte ich, die Töne zu treffen, was mir sogar gelang, trotz Alkohol intus und dem verlorenen Verstand. Er lächelte mich immer charmant an.
Danach tat er mir den Gefallen und spielte Reggaetón Lento von Little Mix und CNCO und wieder durfte ich den Part der Girlband übernehmen. Ich hatte den Abend meines Lebens. Das Performen auf der Bühne mit Adriano machte mir unglaublich Spaß und wieder schlich sich bei mir der Wunsch ein, Sängerin zu werden. Wenn ich mich aber davor immer betrinken musste, um mich auf eine Bühne vor Menschen zu trauen, sollte ich eindeutig auf diesen Traum verzichten.
Auch wenn ich es nicht wollte, neigte sich das Fest dem Ende zu. Viele aus dem Publikum lagen betrunken und schlafend auf irgendwelchen Bänken oder auf dem Boden, während alle anderen mehr und mehr gingen. Schließlich hörte auch die Band auf, zu spielen. Als sie ihr Equipment zusammenpackten, saß ich am Rand der Bühne und versuchte, mich zu beruhigen. Als ich das auch schaffte, wurde ich plötzlich schrecklich müde und mir fielen fast die Augenlider zu.
Plötzlich setzte sich Adriano zu mir. "Du solltest auch heim gehen, sonst schläfst du hier noch ein."
Ich gab nur ein schläfriges "Ja ja..." heraus.
"Du warst unglaublich heute.", lobte mich der Frontsänger und ich bedankte mich murmelnd. Dann stand ich seufzend auf und verabschiedete mich von ihm mit einer Umarmung, die irgendwie etwas länger dauerte, als gedacht.
Dann machte ich mich auf und suchte meinen Cousin, den ich auf einer Bank sitzend neben einem Mädchen fand. Die zwei unterhielten sich leise und wirkten unglaublich unsicher dabei, fast schon schüchtern. Ich wollte die beiden wirklich nicht stören, sie sahen ja wirklich goldig zusammen aus. Aber ich musste es. Alex hatte gesagt, wir sollten gemeinsam heim gehen.
"Hey", meldete ich mich zu Wort und ihre Köpfe schnellten hochrot in meine Richtung. "Luis, ich würde gerne nach Hause gehen und laut Alex darf ich das nicht alleine. Ich wollte euch wirklich nicht stören, aber-"
"Schon gut, ich wollte auch gerade gehen.", unterbrach mich das braunhaarige Mädchen lächelnd und ich nickte leicht. Die Zwei standen auf und umarmten sich schüchtern. Luis fragte sie noch stotternd, ob er ihre Nummer haben konnte, die sie dann mit hochrotem Kopf in seinem Handy eintippte.
Fünf Minuten später liefen wir nebeneinander auf der Straße. Naja, eigentlich stolperten wir eher und hielten uns gegenseitig auf den Beinen. Ich kicherte leicht vor mich hin. Luis war bei einem Mädchen rot geworden! Er ist schüchtern geworden! Dass ich ihn noch so erleben würde, hätte ich nie gedacht. Ich hatte eher vermutet, er hätte so eine Seite gar nicht.
"Sag jetzt nichts", seufzte er. "Sag jetzt einfach nichts."
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Das ist somit das letzte Kapitel der Lesenacht! Ich hoffe, es hat euch gefallen!😁
(Wenn ihr irgendwo Rechtschreibfehler gefunden habt oder was vom Sinn her nicht gepasst hat dann schreibt mir bitte. Meine Konzentration geht nämlich so langsam auch flöten...😂)
Bis zum nächsten Kapitel und gute Nacht!
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