43. Kapitel
"You go back to him and then I'll go back to her"
Ellie's POV
Mein Wecker klingelte. Ich bewegte meine Hand Richtung Nachtkästchen und tippte blind umher, bis ich mein Handy gefunden hatte. Ich schaltete den Wecker aus und kniff nochmal müde die Augen zusammen. Die Zeit in Singapur war schnell vergangen und das Konzert war ein Riesenerfolg gewesen. Gestern waren die Jungs hier in Taipeh auf der Bühne gestanden und die Atmosphäre war großartig. Die Fandom von Why Don't We war wirklich schon über die ganze Welt verteilt und ist unglaublich gewachsen, wofür die Jungs dankbar sein sollten, was sie natürlich auch waren. Besonders Daniel. Gestern hatten wir den ganzen Tag zusammen verbracht und ich fühlte mich so unglaublich wohl bei ihm. Er hat mir noch mehr Griffe auf der Gitarre gezeigt und meinte, dass ich ein Talent hätte, was er aber mit Sicherheit nur gesagt hatte, damit er mir schmeicheln konnte. Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert. Ich bin rot geworden. So wie eigentlich immer, wenn er mir ein Kompliment machte. Aber zu meiner Verteidigung: Er war auch nicht besser darin, nicht zu erröten.
Es war gerade mal 5 Uhr.
5 Uhr!! Langsam machte mich dieses früh aufstehen und zum Flughafen rennen verrückt. Es war zwar cool, fast jeden Tag in einer anderen Stadt zu sein, aber es ist auch ziemlich verwirrend.
Auf jeden Fall würden wir heute nach Manila auf den Philippinen fliegen, worauf ich mich schon lange gefreut hatte, denn mich hatten diese Inseln schon immer etwas fasziniert.
Natürlich hatte ich auch mein Versprechen gehalten und mit Lily telefoniert, die mir voller Stolz erzählt hatte, dass sie eine neue Puppe von Sarah geschenkt bekommen hatte, als Belohnung für ihren Eifer, sich immer im Haushalt zu arrangieren. Ich hatte mich mit ihr gefreut und war stolz, dass sie ihre Aufgaben so ernst nahm. Als sie dann aber ins Bett musste und ich wieder Sarah am Apparat hatte, erzählte mir diese, dass sie einfach nicht versuchen wollte, eine neue Freundin zu finden, was ich schlimm fand, weil sie ja dann den ganzen Tag alleine war. Automatisch hatte sich bei mir die Vermutung eingeschlichen, dass sie Sarah deshalb so eifrig half, weil sie sich erstens alleine fühlte und zweitens, keine bessere Beschäftigung hatte. Ich fühlte mich unendlich schlecht deswegen und hoffte, dass ich sie vielleicht mal in Europa für ein paar Tage auf Tour einladen durfte. Sie hatte in diesem Zeitraum Geburtstag und ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als diesen mit ihr zu verbringen. Ich hatte Alex schon mal darauf angesetzt, aber er musste noch abklären, ob es in Ordnung war oder nicht.
Letzte Nacht hatte ich viel über die Kleine nachgedacht, aber auch, wie mein Leben nach der Tour aussehen sollte. Was passierte dann mit mir? Würde ich irgendwo mit Alex wohnen? Wollte er mich überhaupt noch bei sich haben, wenn ich erstmal achtzehn war? Welche Berufung sollte ich einschlagen? Würde Alex mich meiner Familie vorstellen?
Aber bei einer Sache war ich mir sicher: hätte ich erstmal ein richtiges Zuhause und einen festen Beruf, würde ich Lily adoptieren. Vorausgesetzt jemand würde sie mir bis dahin nicht wegschnappen. Aber das hatte ich mir fest vorgenommen.
Und auch über jemand anderen hatte ich nachgedacht. Corbyn.
Mittlerweile ging mir der Kuss zwar immer noch gehörig gegen den Strich und mental machte mich das auch immer noch fertig, aber ich hatte mir vorgenommen, mich doch nochmal mit ihm zu unterhalten. Ihm aus dem Weg zu gehen und ihn zu ignorieren wurde mit der Zeit immer schwieriger, da ich und die Jungs ja jede Sekunde an jedem Tag irgendwie zusammen waren. Ich wollte einfach einigermaßen mit ihm klar kommen. Freunde sein, aber nicht mehr. Das mit Violet hatte mich innerlich mehr und mehr zerstört, je öfter ich darüber nachgedacht hatte und jetzt konnte ich es mir es nie und nimmer vorstellen, vielleicht noch irgendwann mit Corbyn zusammen zu kommen. Ihn zu küssen und dabei zu wissen, dass diese Lippen bereits gewollt Violet geküsst hatten, würde ich nicht ertragen können. Violet hatte sich zwischen mich und Noah gestellt, jetzt zwischen mich und Corbyn. Normalerweise gab ich nicht so schnell auf, aber ich überließ Violet das Feld. Ich hatte keine Lust mehr auf so viel Drama, dass mich fertig machte. Ich wollte glücklich sein. Einfach nur glücklich. Und das würde ich bestimmt werden, ich musste das einfach nur beenden.
Ich setzte mich seufzend auf. Draußen war es noch nicht mal hell. Und obwohl mein Wecker wirklich laut gewesen war, schlief Jonah neben mir immer noch tief und fest. Ich weckte ihn also und das ganze fünf Minuten lang, dann war er endlich richtig wach. Wir machten uns fertig und packten unser Zeug ein. Zu meinem Gepäck zählte nun auch ein metallic gold glänzendes Notizbuch, das mir Alex geschenkt hatte, mit der Begründung, dass ich nun meine ganzen Ideen für neue Songtexte da rein schreiben konnte. Und ehrlich gesagt war so ein Büchlein viel praktischer als meine Zeilen auf dem Handy abzuspeichern. Und es kam schon richtig zum Einsatz. Im Moment flogen sehr viele Ideen in meinem Kopf herum und die meisten davon hörten sich deprimierender an, als ich zugeben wollte. Viele Textzeilen waren an meine Eltern gerichtet, andere sollten meine emotionale Lage wegen Corbyn und Violet ausdrücken. Wie zum Beispiel diese:
Let me go
But if I could only let go of you
If I could only leave you behind
But these blue green eyes keep haunting me at night
You should have been with me
While you were kissing her
Now that my heart's in ruins
I want you to apoligize
I want you to ask for forgiveness on your knees
But I never get what I want
That's life
And that's why we'll never be together
'Cause that's what my heart's always wanted
And here I am
Saying what I've always denied
I need you
And I need you to need me, too
But you'll never do
Your heart's with her
But I'm with you
And if you don't want me to
Let me go
Es war der allererster Text gewesen, den ich in das Notizbuch geschrieben hatte und auch wenn er vielleicht nicht sonderlich professionell klang, bedeutete er mir sehr viel.
Nun war dieses kleine Büchlein ungewollt zu meinem Tagebuch mutiert, also musste ich gut drauf aufpassen, wer weiß, was derjenige, der es sich schnappen könnte, damit anstellen könnte. Da drin hatte ich mein ganzes Herz ausgeschüttet, ich wollte auf gar keinen Fall, dass irgendjemand erfuhr, wie gebrochen ich innerlich eigentlich war, auch wenn ich glücklich an Daniels Seite schien.
Corbyn's POV
Ich und Zach machten uns schon bereit und packten alles ein, was wir ins Zimmer mitgenommen hatten. Ich war hundemüde. Gestern konnte ich nicht einschlafen und als ich jetzt so auf die Uhr schaute bemerkte ich, dass ich gute vier Stunden geschlafen hatte, was mir viel zu wenig war.
Es war irgendwie komisch, nicht Jonah als Zimmergenossen zu haben. Früher hatten wir zwei uns eigentlich immer ein Hotelzimmer geteilt, aber seitdem Ellie da ist, schien er mich ein bisschen vergessen zu haben, was mich manchmal störte, aber ich kam darüber hinweg. Ich konnte mich froh schätzen, nicht mit Daniel ein Zimmer teilen zu müssen. Auf ihn war ich im Moment gar nicht gut zu sprechen.
Als wir beide fertig waren, schlossen wir die Tür hinter uns ab und nahmen den Aufzug nach unten. Darin lehnte Zach sich müde mit halb geöffneten Augen seinen Kopf gegen die Wand, was mich ein wenig lachen ließ, aber ich sah wahrscheinlich nicht besser aus.
Unten in der Lobby angekommen trafen wir auf alle anderen. Wir waren anscheinend schon etwas spät dran, denn Alex atmete zwar etwas genervt, aber dennoch erleichtert auf, als er uns zu Gesicht bekam. Ellie hatte ihren Kopf auf Jonah's Schulter gesenkt und die Augen geschlossen. Ihre haselnussbraunen Haare waren total verwuschelt und sie trug eine schwarze Jogginghose und ein viel zu großes, graues Shirt mit einem Zitat von Harry Potter drauf, das höchstwahrscheinlich von Jonah stammte. Ich wollte es nicht zugeben, aber dass sie Shirts von Jonah trug löste etwas Eifersucht in mir aus. Das war ja nicht mal das erste Mal, es ist schon öfter vorgekommen. Die zwei verhielten sich immer ein bisschen so als wären sie mehr als Freunde, was sie natürlich immer abstritten, wenn sie jemand darauf ansprach. Dennoch hatte ich mich des Öfteren gefragt, ob schon mal kurzzeitig was zwischen ihnen gelaufen ist, doch dann erinnerte ich mich an Daniel und die Sorge verflog ins Nichts, während sich eine andere in meinen Kopf schlich.
Daniel bedeutete Ellie etwas. Sogar sehr viel, wenn ich mich nicht täuschte. Und das störte mich gewaltig. Ich war ihr nie gut genug gewesen, aber kaum kam Daniel um die Ecke schmiss sie sich buchstäblich an ihn ran, während sie mir vorher keine einzige Chance gegeben hatte. Es verletzte mich. Mehr als ich wollte. Ohne es kontrollieren zu können kroch Wut in mir hoch, die ich versuchte, einfach hinunterzuschlucken, was nicht wirklich funktionierte. Ich hatte mich immer wohl bei ihr gefühlt, aber nun war es nicht mehr so. Sie ließ mich wie einen Idioten dastehen, der jedem Mädchen hinterher lief. Ellie hatte ungewollt mein Selbstbewusstsein geschrumpft. Und jetzt hatte ich den Entschluss gezogen und etwas getan, dass ich zwar nie für möglich gehalten hatte, aber trotzdem durchgezogen habe. Ich brauchte wieder jemanden, den ich lieben konnte, aber mich auch geliebt fühlen ließ. Und auf Anhieb war mir nur eine Person eingefallen. Mit Alex war auch schon alles abgeklärt.
Nach circa zwei Stunden Flug, den wir alle damit verbracht haben, unseren Schlaf nachzuholen, kamen wir in Manila an. Mit zwei Taxis fuhren wir zu unseren Hotels und bezogen unsere Zimmer. Ich hatte nun erstmal eines alleine. Zach würde sich eines mit Logan teilen, der heute auch zu Besuch kommen sollte, meinte Alex. Die Freude war groß, als er das verkündet hatte. Ich freute mich auch, meinen guten Kumpel wieder zu sehen.
Alex informierte uns auch noch darüber, dass heute keine Interviews anstanden, was uns alle erleichterte.
Gerade eben schmiss ich meinen Rucksack auf mein Bett, da klopfte jemand an der Tür. Ich seufzte und öffnete diese.
"Hi", kam es sowohl schüchtern, als auch müde von Ellie, die unsicher mit ihren Finger spielte und es kaum wagte, mir in die Augen zu sehen. Ihr lag etwas auf dem Herzen, trotzdem brodelte etwas Wut in mir auf. Plötzlich war sie so zurückhaltend, obwohl sie mich zuvor mit aller Kraft von ihr weggestoßen hatte.
"Hey", gab ich kalt zurück. Überrascht über meinen Tonfall blickte sie mich mit ihren rehbraunen Augen verwirrt an.
Nachdem es kurz still war, meldete ich mich wieder zu Wort: "Was gibt's?"
Sie räusperte sich. "Ich, ähm... Können wir kurz reden?"
Ich trat ein wenig aus dem Türrahmen hinaus und nickte.
Wieder sah ich sie auffordernd an.
Ich lachte etwas schüchtern. "Ich weiß nicht, wie man solche Gespräche beginnt... Ich hab mich den ganzen Flug schon gefragt, wie ich es sagen soll, aber-"
"Komm einfach zum Punkt.", unterbrach ich sie, wobei meine Stimme genervter klang, als sie eigentlich sollte.
Sie seufzte. "Na gut. Ich hab mir das alles zwischen uns mal durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hab mit deinen Gefühlen gespielt und es tut mir leid.", sie blickte zu mir hinauf und in ihren Augen zeichnete sich Reue und Trauer ab. "Aber... das mit Violet... Warum hast du das getan?"
Ich blickte verwirrt drein. "Was?"
"Warum hast du sie... sie geküsst? Noch kurz zuvor hast du mir gebeichtet, dass du dich in mich verliebt hast und danach küsst du sie, ich... ich will es nur verstehen."
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war also der Grund, warum sie wieder so abweisend zu mir gewesen ist. Sie hatte uns gesehen.
Jetzt war ich an der Reihe mit unsicher sein. "Ich kann dir nicht genau sagen, warum ich das getan hab. Ich denke einfach, um... um abzuschließen. Oder auch mal so mit ihr zu spielen, wie sie es mit mir getan hat."
Sie riss etwas die Augen auf. "Das heißt... das heißt, ihr seid nicht... zusammen?"
Ich zögerte, schüttelte aber dann den Kopf. Es war ja nicht gelogen, aber eben nur die halbe Wahrheit.
Ellie's POV
Sie waren gar nicht zusammen. Ohne es zu wollen erleichterte mich diese Info enorm.
"Direkt nach dem Kuss bin ich einfach abgehauen.", fügte er noch hinzu. Er hatte also damals so gelächelt, als er wieder aufgetaucht ist, weil er es Violet so heimzahlen konnte. Irgendwie machte ihn mir das sympathischer.
"Ach so", entfuhr es mir und Erleichterung schwang in meiner Stimme mit. Das Gespräch war zwar aufschlussreich, aber auch irgendwie so verdammt unangenehm.
Er nickte nur und musterte mich auf einmal so interessiert, als würde er versuchen, in meinem Blick herauslesen zu können, was in mir vorging, doch ich sah früh genug weg.
Seine Augen bohrten sich in meine und mein Herz machte einen Satz. Wieder fühlte ich mich so hingezogen zu ihm. Ich wollte ihm näher kommen, aber ließ es bewusst. Es war besser so für uns beide. Ich meine, selbst wenn da etwas zwischen uns wäre, hätten wir keine Zukunft. Nach der Tour würden wir wahrscheinlich wieder getrennte Wege gehen und ich wollte das nicht schon wieder durchmachen, nach dem mit Noah.
"Was ich noch sagen wollte", begann ich dann mit leicht zitternden Stimme und besaß seine ganze Aufmerksamkeit. Diese faszinierenden grün-blauen Augen lagen nur auf mir und musterten mich, wenn ich mich nicht täuschte, sehnsüchtig. "Ich weiß, ich hab mich auch scheiße benommen und wie gesagt, das tut mir leid. Das war einfach so bescheuert... Ich habe nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dir vorzuschlagen, einfach... Freunde zu sein?"
Letztendlich klang es wohl eher wie eine Frage, was eindeutig unabsichtlich war. Ich hatte mir so fest vorgenommen, selbstsicher zu wirken, aber letztendlich stand ich wie ein erbärmliches Häufchen Elend vor ihm. Der Größenunterschied zwischen uns beiden machte es nicht besser, wobei mir Corbyn heute noch größer vorkam als sonst, wenn ich zu ihm hinaufsah.
Ungewollt stellte ich mir vor, wie es jetzt wäre, wenn er mich zu sich ziehen und mich küssen würde. Wie es sich anfühlen würde. Sofort verbannte ich diesen Gedanken. Freunde sein, nicht mehr und nicht weniger.
Sein Blick verfinsterte sich erst und ich entdeckte entsetzt, dass er wütend auf mich war. Ich konnte seine Blicke inzwischen überraschend gut deuten. Ich merkte wie er nun eine Art Fassade aufsetzte und plötzlich einfach nur kalt wirkte. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
"Ich glaube nicht, dass wir Freunde sein können.", gab er monoton zurück. Ich wollte etwas erwidern, doch dann klingelte sein Handy. Ich zuckte bei dem Geräusch ein wenig zusammen, so gebannt war ich von seinen Augen gewesen. Doch schon die nächsten zwei Worte, die er aussprechen würde, ließen meine Welt wieder wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen:
"Hi Violet"
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Hii! Da bin ich wieder!
Und? Was denkt ihr von dem Kapitel? Haben euch die letzten zwei Worte überrumpelt?😁
Ich muss euch etwas fragen. Wer ist jetzt eigentlich Team Daniel und wer Team Corbyn? Wer sollte mit Ellie zusammenkommen und warum? Ich würde mich gerne ein bisschen von euren Begründungen inspirieren lassen, also lasst bitte ein Kommentar da, das würde mir wirklich weiterhelfen.
Bis zum nächsten Kapitel!
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