38. Kapitel

"Just stay strong"

Ellie's POV

Schon seit einer Weile saßen wir nun so da und Maddy redete mir immer wieder ein, das alles gut war. Aber verdammt. Nichts war hier gut.
Maddy's Handy klingelte plötzlich und sie lockerte den Griff um mich etwas, um rangehen zu können. Ich konnte ein wenig mithören.
"Hi Alex", meinte sie und sofort erklang Alex' gestresste Stimme: "Oh Gott! Wo seid ihr? Warum seid ihr weggegangen? Geht es euch gut?-"
Maddy lachte etwas. "Uns geht es gut, ja. Mach dir keine Sorgen. Wir sind auf der Damentoilette, Ellie musste sich übergeben."
Sie blickte auf mich herab und ich sah sie dankbar dafür an, nicht meine kurze Panikattacke erwähnt zu haben. Sie wusste, dass ich noch längst nicht bereit war, über alles zu reden, deshalb ließ sie das Thema erstmal unter den Tisch fallen.
Alex schob kurz Panik, doch nachdem ich ihm selbst bestätigt hatte, dass es mir jetzt besser ging, beruhigte er sich etwas und wir versicherten ihm, in fünf Minuten wieder vor dem Laden, den sie besucht hatten, zu stehen.

Maddy legte schließlich auf und half mir auf die Beine. Sie zog mich behutsam zu dem Waschbecken, befeuchtete ein paar Tücher und tupfte mir sanft meinen Schweiß vom Gesicht.
"Maddy, ich...", begann ich, um mich erklären zu wollen, jedoch fand ich einfach nicht die richtigen Worte.
"Ist schon gut.", winkte sie nur lächelnd ab und richtete mir meine braunen Haare etwas. "Wenn du nichts dagegen hast, werde ich sie dir mal schneiden.", meinte sie nun grinsend und betrachtete mich. Ich zuckte unbeholfen lächelnd mit den Schultern.
"Kopf hoch, Kleine.", ermutigte sie mich. "Gib nicht auf. Kämpfe."
Sie sprach so... so wissend. Wusste sie Bescheid? Aber woher?
Anscheinend war ihr klar, welche Fragen in meinem Kopf herum kreisten und mein fragender Blick ließ sie dann sprechen: "Ja, ich weiß Bescheid."
"Von wem?! Von Alex etwa?!", stieß ich empört hervor. Ich schämte mich irgendwie dafür, deswegen war es mir am liebsten, wenn so wenig Leute wie möglich von alldem wussten.
"Nein, nein. Nicht von Alex.", beruhigte sie mich etwas und es funktionierte. "Ich bin Sarah's Schwester. Ich weiß es von ihr."
Ich riss überrascht die Augen auf. Sarah's Schwester?
"Echt jetzt?!", brachte ich hervor. Sie nickte nur.
"Warum hast du mir das nie erzählt?", fragte ich sie. Ich hatte nun endgültig meine Fassung verloren.
"Du hast doch nie danach gefragt, also hielt ich es nicht für nötig, es anzusprechen.", zuckte sie mit den Schultern.
"Und ob das nötig war!", sagte ich und grinste. Jetzt fühlte ich mich noch wohler und beschützter in Maddy's Gegenwart.
"Na dann... Darf ich mich vorstellen? Ich bin Madison Evans.", stellte sie sich mir grinsend vor und hielt mir gespielt höflich die Hand hin.
Ich schüttelte diese und meinte immer noch leicht fassungslos: "Ich bin Ellie Rodriguez. Mädchen 52 im Fall von Dario Ramirez."
"Du bist nicht nur Mädchen 52, hör auf dich darauf zu beschränken. Du bist Ellie, das tapferste Mädchen, das ich kenne.", sagte Maddy und sah mich ernst an.
"Wenn ich in deinen Augen das tapferste Mädchen bin, hast du Sophie noch nicht kennengelernt.", meinte ich daraufhin mit entschlossener Stimme.
Sie lächelte etwas. "Sarah hat mir von ihr erzählt. Ihr wart sehr eng befreundet in dieser schlimmen Zeit."
"Nur hat man sie nach dem Schiffbruch nicht mehr gefunden", flüsterte ich heißer und Tränen stiegen mir in die Augen. "Mädchen 51"
"Sarah hat mir schon gesagt, dass sie immer und überall die Augen und Ohren offen gehalten hatte, aber irgendwas von ihr gesehen oder gehört hat sie nicht."
"Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.", wisperte ich und eine heiße Träne kullerte an meiner Wange hinunter.
"Hey, jetzt nicht mehr weinen, Kleines.", meinte Maddy behutsam und sah mich mit ihren smaragdgrünen Augen besorgt an, dann wischte sie mir die Träne aus dem Gesicht.
"Wirst du es den anderen erzählen?", fragte ich sie heißer.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde es weiterhin für mich behalten, aber du weißt, dass dich Jonah eh bald darauf ansprechen wird."
Ich nickte. "Das weiß ich. Wenn er mich fragt, werde ich es ihm erzählen. Also, ich werde es auf jeden Fall versuchen... Aber nur, wenn er es tut... Ich schäme mich so dafür, Maddy!"
Sie riss verärgert die Augen auf. "Wag es nicht, dich dafür schlecht oder beschämt zu fühlen! Du hast das alles tapfer überstanden, du hast riesige Stärke und Mut bewiesen! Du solltest stolz auf dich sein, das überlebt zu haben, Ellie!"
Ich zuckte mit den Schultern und schniefte. Maddy zog mich plötzlich in eine sanfte Umarmung und ich fühlte mich in ihren Armen geborgen. Irgendwie war es ganz gut, jemanden weibliches zu haben, der darüber Bescheid wusste und einen verstand. Das vereinfachte vieles.
"Danke", murmelte ich in unsere Umarmung hinein und sie meinte nur: "Kein Problem. Ich bin immer für dich da."

Dann lösten wir uns voneinander und sie grinste etwas: "Wir sollten jetzt gehen, sonst kommt Alex um vor Sorge."
Ich lachte etwas und schniefte nochmal kurz, dann riss ich mich zusammen.
"Geht es wieder etwas?", fragte mich Maddy immer noch etwas besorgt und ich nickte bestätigend: "Ja, dank dir geht es wieder"
Sie lächelte daraufhin etwas stolz, legte einen Arm um mich und so schlenderten wir aus der Toilette hinaus zurück zu diesem Laden, wo alle schon auf uns warteten. Ich hasste diese Blicke, die mir jeder zuwarf. So mitleidig. Ich mochte das noch nie wirklich.

Nachdem mich so ziemlich jeder nochmal gefragt hatte, ob es mir auch wirklich gut ging und ich jedem einzelnen versprach, dass alles in Ordnung sei, gingen wir weiter. Jack erzählte mir von dem neuen Spiel, welches er und die Jungs sich gekauft hatten, nachdem ich ihn darauf angesprochen hatte, und ich hörte ihm aufmerksam zu. Klang sogar echt lustig.
"Ich werde dich sowas von abzocken, Dani", wendete Jack sich dann an den Jungen, der plötzlich neben mir auftauchte. Ich genoss seine Anwesenheit mal wieder zu sehr.
"Das werden wir sehen!", lachte dieser, kam mir dann aber näher und meinte etwas leiser: "Wollen wir dann später nach dem Interview weiterschreiben? Mir sind gerade eben noch-"
"-noch so viele weitere Ideen in den Kopf gekommen? Ja, mir auch.", schlussfolgerte ich ihn und er lächelte mich bezaubernd an. Ich hatte das Gefühl, Dani und ich wären auf der selben Wellenlänge. Ich verstand ihn sofort und er mich auch auf Anhieb.
"Dann schreiben wir weiter nach dem Interview?", hakte er nochmal nach und ich nickte lächelnd. Er quittierte das mit einem grinsenden "cool" und für den Rest des Shoppingtrips wichen wir einander nicht mehr von der Seite, wobei ich mich aber heute auch recht gut mit Jack unterhalten konnte. Ich liebte den Lockenkopf einfach. Er hatte diese lockere Art nach dem Motto 'Am Ende wird eh alles wieder gut'. Ich fand ihn echt cool und bewunderte ihn für seine Einstellung. Insgesamt lernte ich ihn heute noch so viel besser kennen, genauso wie Dani und ich genoss die lustigen Unterhaltungen mit den beiden.
Nur einer fehlte mir heute irgendwie.

Ich blickte hinter mich und erkannte, dass Jonah etwas abseits der Gruppe ganz hinten hinter uns her lief, aber er selbst starrte nur sein Handy an und tippte wie wild darauf herum.
Ich blieb stehen, um mit ihm gleich auf zu laufen. Erst bemerkte er mich gar nicht, dann lächelte er mich an und wendete seinen Blick vom Bildschirm ab.
"Ist was?", fragte er mich unschuldig grinsend.
"Was ist denn da drauf so wichtiges?", fragte ich wiederum ihn und deutete auf sein Handy. Dabei versuchte ich so wenig neugierig wie möglich zu klingen.
Gerade, als ich dies ausgesprochen hatte, erleuchtete der Bildschirm und eine Nachricht trudelte ein. Sofort versuchte ich vergebens einen Blick auf diese zu erhaschen, aber Jonah war immer noch größer und stärker als ich.
"Ach bitte lieber großer Bruder, sag mir, mit wem du schreibst!", bettelte ich ihn an und versuchte es sogar mit meinem besten Hundeblick, doch Jonah rückte einfach nicht mit der Sprache heraus.
"Das geht nervige kleine Schwestern wie dich gar nichts an!", brummte dieser nur leicht lächelnd, aber abwesend, da er gerade seine neue Nachricht las.
"Na dann lass ich dich mal lieber wieder in Ruhe.", sagte ich sanft, als er wieder auf seinem Handy herum tippte und dabei strahlte, als gäb's kein morgen mehr. Wenn er glücklich und zufrieden war, war ich es auch.

Wir verbrachten noch schöne zwei Stunden zusammen in dem Shoppingcenter und Dani und ich unterhielten uns durchgängig über den Song. Wir schrieben all unsere Ideen auf unserem Handy auf. Mit ihm Texte zu verfassen machte echt Spaß.
Doch dann mussten wir auch schon wieder gehen, damit die Jungs pünktlich zu ihrem Interview kamen und Maddy sie davor noch stylen konnte.
Wir verteilten uns erneut auf die Autos auf, doch diesmal saß ich zwischen Dani und Zach. Irgendwie war es ungewohnt, dass Jonah nicht neben mir saß. Die bisherigen Tage haben wir nur Seite an Seite verbracht...

"Ihr wollt aber nicht wirklich den ganzen Abend nach dem Interview in eurem Zimmer verbringen, oder?", fragte Zach uns ungläubig, als er meine riesige Notiz betrachtete.
"Doch, wieso?", hakte ich verwirrt nach.
"Habt ihr euch schon mal die ganze Anlage des Hotels angesehen?", stellte er die nächste Frage und tippte sogleich auf seinem Handy herum, um uns dann ein Bild zu zeigen.
Darauf zu sehen war ein riesiger Pool mit einer gigantischen Aussicht auf ganz Singapur.
"Krass!", bewunderte Daniel.
"Ja, ist es. Ich und die anderen wollen nach dem Interview rein.", gab Zach uns Bescheid.
"Aber habt ihr heute kein Konzert?", hakte ich verwirrt nach.
"Nein, das Konzert in Singapur ist erst morgen.", berichtigte Zach lächelnd. "Das Wetter heute ist perfekt, sodass wir bis zum Sonnenuntergang drin bleiben könnten. Wollt ihr das echt verpassen?"
Dani sah mich bettelnd mit seinen Hundeaugen an, wie ein kleines, quengelndes Kind. Aber ernsthaft, wer könnte diesem Blick schon widerstehen? Außerdem könnten wir immer noch morgen weitermachen, heute haben wir ja schon viel aufgeschrieben.

"Ist kein Ding, du kannst ruhig mit, dann schreiben wir halt morgen weiter.", meinte ich mit einem wahren Lächeln. Er grinste kurz, dann wurde sein Blick entschuldigend: "Tut mir leid"
"Spinnst du? Es ist alles okay, Dani. Ist wirklich nicht schlimm!", lachte ich und er begann wieder zu grinsen.
"Willst du denn nicht mit?", fragte Zach mich und ich schüttelte lachend den Kopf: "Nein, Danke. Ich verzichte."
Die ganze Fahrt lang versuchten sie schließlich, mich zu überreden und dabei fielen ihnen die absurdesten Gründe ein, die ich jemals gehört hatte. Aber ich änderte meine Meinung nicht. Auch nicht für sie.

Als wir dann wieder im Hotel ankamen, stiegen wir alle aus und die Jungs gingen zu Maddy, um sich für das Interview herrichten zu lassen. Ich verzog mich jedoch in mein Zimmer und beschloss, mich etwas auszuruhen. Ich war echt fertig von dem Shoppingtrip und musste erstmal runterkommen. Müde stellte ich meine Tüten auf dem Boden ab und schmiss mich erschöpft ins Bett.

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Hii!
Hättet ihr vielleicht ein paar englische/amerikanische Jungs- oder Mädchennamen für mich? Ich hab da so eine Idee für eine neue Story und bräuchte eben passende und etwas "seltenere" Namen. Irgendwelche Vorschläge?🙈

Bis zum nächsten Kapitel!

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