37. Kapitel

"You looked just like an angel"

Ellie's POV

Während Maddy mir ungefähr jedes Teil in diesem Laden an den Körper hielt, um zu sehen, ob es mir stand, gingen die Jungs mit Alex in die Männerabteilung. Daniel ging mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder sah ich seine ozeanblauen Augen vor mir. Ich hoffte, dass wir weiter zusammen an dem Song arbeiten würden, sobald wir wieder im Hotel waren. Gerade eben sind mir soo viele neue Zeilen eingefallen, die gut dazu passen würden.
"Ellie, du musst das wohl oder übel alles mal anprobieren!", holte mich Maddy mit einem hysterischem Seufzer zurück in die Realität.
Ich betrachtete den riesigen Haufen Klamotten in ihren Händen.
"Maddy, du weißt, dass wir nur drei Stunden Zeit haben, oder?", fragte ich sie dann schmunzelnd. Ihre Augen weiteten sich und panisch schob sie mich in eine Umkleidekabine. "Dann beeil dich!"
Ich lachte etwas. Gerade war mir bewusst geworden, wie glücklich ich mich schätzen konnte, jemanden wie sie kennengelernt zu haben. Sie brachte mich sogar unbewusst immer zum lachen.

Ich zog ein Teil nach dem anderen an und führte sie Maddy brav vor, die mir dann zeigte, wie man das Kleidungsstück gut stylen konnte. Ich war froh, dass sie das tat. Ich hatte ja keine Ahnung davon.
Sie fand alles würde mir richtig gut stehen, aber da war ich nicht ihrer Meinung. Viele dieser Teile gefielen mir an mir nicht. Maddy würde das bestimmt super stehen, aber mir nicht.
"Schatz, das musst du einfach alles mitnehmen! Das steht dir super!", meinte sie, als ich mit einem Oversize-Pulli in dunkelgrün und einer schwarzen Jeans aus der Kabine kam.
"Ich kann das doch nicht alles mitnehmen! Willst du, dass Alex arm wird?", lachte ich.
"Ach, der spendiert dir das schon!", winkte sie ab und zupfte mit ihren manikürten Fingern an dem Pullover herum, bis er perfekt saß. Ich betrachtete mich im Spiegel. Das gefiel mir tatsächlich ziemlich gut, der Pulli war schön kuschelig.

"Den Pulli und diese Hose nehme ich mit, das andere nicht.", schlussfolgerte ich und Maddy riss die Augen auf: "Und was war mit dem schwarzen Blazer? Oder dem violetten Kleid? Das hatte doch diese schöne Spitze und hat deine Figur perfekt betont. Oder-"
Ich unterbrach sie und ging zurück in meine Kabine. Ich fischte aus dem Haufen eine helle Jeans mit Löchern, eine Jeansjacke, ein weinrotes Spitzentop, ein schwarz-rot kariertes Hemd und ein gelbes Shirt heraus. Damit bepackt ging ich zurück zu Maddy und zeigte ihr meine Ausbeute: "Das alles hat mir gefallen."
Sie seufzte. "Na gut. Das war ja alles auch ganz schön."
Ich nickte und deutete auf die vielen Kleidungsstücke, die sie bereits wieder in ihrer Hand hatte. "Jetzt ziehst du mal deine Teile an."

Sie befolgte und verzog sich in einer Umkleidekabine. Dann kam sie zurück in einer dunklen Jeans mit einem kurz geschnittenen Shirt in weiß. Sie zupfte daran herum und sah mich fragend an.
"Also das Shirt find ich super aber die Hose ist irgendwie komisch geschnitten, findest du nicht?", meinte ich dann. Sie nickte: "Ja, du hast recht."
Sie verschwand wieder hinter dem Vorhang. Während sie sich umzog, sah ich mich etwas um. Plötzlich fiel mir ein weißes Kleid in die Augen, das eine der Schaufensterpuppen anhatte.
"Du solltest es mal anprobieren.", sagte Maddy hinter mir. Ich erschrak und drehte mich um. Zu Gesicht bekam ich die Rothaarige in einem mintgrünen, knielangen Kleid.
"Wow! Das sieht toll aus!", begutachtete ich sie. Sie nickte und meinte: "Das ist schon mal gekauft. Und jetzt besorgen wir uns das weiße Kleid da in deiner Größe."

Corbyn's POV

Daniel und Zach waren gerade in der Umkleidekabine, während ich, Jonah und Alex gelangweilt davor auf einem schwarzen Ledersofa saßen und Jack noch irgendwo im Laden herumhüpfte. Jonah jedoch tippte schon die ganze Zeit auf seinem Handy herum. Was machte er denn? Mit wem schrieb er?

Schon die ganze Zeit hatte ich an Ellie's Lächeln gedacht, als sie Daniel geholfen hatte, den Song zu schreiben. Es war so echt und ganz anders, wie bei mir. Sie mochte ihn. Sie mochte ihn wirklich, das hab ich ihr angesehen. Deprimiert senkte ich meinen Blick auf meine Hände, die auf meinem Schoß platziert waren. Dem musste ich mich geschlagen geben. Ich wollte wirklich um sie kämpfen, aber wenn Daniel mir schon immer einen Schritt voraus war, sollte ich aufgeben.

Doch dann kam mir etwas anderes in den Sinn und ich wurde etwas nervös. Dann wendete ich mich an Alex: "Was ist eigentlich mit der Anzeige von Noah's Eltern? Haben sie eine erstattet?"
Er seufzte. "Ich konnte es verhindern."
Erleichtert strahlte ich ihn an. "Wie hast du das denn geschafft?"
"Menschen wie Noah's Eltern sind alle gleich. Ich habe ihnen eine bestimmte Summe überwiesen und sie haben geschworen, keine Anzeige zu erstatten.", antwortete er mir nach kurzem Zögern. So richtig zufrieden war ich mit dieser Ausgangssituation ja nicht, aber wenigstens bekamen wir jetzt keine Probleme mehr.

Jetzt kam auch Jack angelaufen und besetzte eine Kabine. Alex ließ sich seufzend tiefer in das Sofa sinken: "Das kann noch lange dauern. Willst du nichts anprobieren?"
Ich schüttelte den Kopf. "Hab keine Lust."
Er nickte nur langsam.
"Dann könntest du ja kurz mal zu Maddy und Ellie rübersehen, wie weit die sind, oder?", fragte er mich vorsichtig und ich nickte brav. Besser, als hier nutzlos herumzuhocken. Also stand ich auf und begab mich in die Frauenabteilung.

Schon von weitem erkannte ich Maddy's rote Haare. Sie stand gerade vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie trug einen roten Cordrock mit einem schwarzen, kurz geschnittenen Shirt und es stand ihr recht gut.
Plötzlich öffnete sich ein anderer Vorhang und Ellie trat in einem knielangen, weißen Kleid heraus. Oben schmiegte sich der Stoff perfekt an ihren Körper an und der Rock war mit Falten versehen, sodass er schön mitschwang sobald sie sich drehte, was Ellie auch lächelnd ausprobierte. Verdammt, sie sah aus wie ein Engel.
Sie fuhr sich kurz durch die Haare und betrachtete sich lächelnd im Spiegel, während Maddy grinsend in die Hände klatschte.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich stehen geblieben bin, also setzte ich meinen Weg fort und kam sogleich bei den Zweien an. Überrascht sahen sie mich an, wobei Ellie sofort wieder ihren Blick von mir nahm. Mein Herz zog sich etwas zusammen, dann wendete ich mich an Maddy: "Alex wollte wissen, wie lange ihr noch braucht"
"Ähm, eigentlich sind wir ja fertig, oder Ellie?", meinte Maddy und drehte sich zu ihr.
Sie nickte nur etwas perplex, doch plötzlich begegnete ich ihren braunen Augen. Die Zeit schien kurz stehen zu bleiben und ich entdeckte Enttäuschung und Trauer in ihren Augen. Ich habe sie traurig gemacht. Aber wie? Was hatte ich genau getan?

Ellie's POV

In seinen Augen befand sich so viel Zuneigung und Sorge, dass mein Herz wie wild hüpfte, doch ich versuchte, es zu unterdrücken. Sofort sah ich weg.
"Also holt ihr uns in fünf Minuten ab?", wiederholte Maddy ihre Frage zum zweiten Mal und blickte grinsend zwischen mir und Corbyn hin und her. Er konnte sich einfach nicht von mir abwenden.
"Ähm... ja. Machen wir.", brachte er dann hervor und drehte sich um.

"Maddy, meinst du ich soll das nehmen?", fragte ich meine Shoppingbegleitung und sie nickte wie wild: "Das ist wunderschön!"
"Ich bin mir nicht so ganz sicher irgendwie...", gab ich zu bedenken.
Plötzlich meldete sich Corbyn zu Wort, von dem ich dachte, dass er schon längst wieder verschwunden war: "Ich find's auch schön. Steht dir gut."
Seine Stimme war sehr sanft und jagte mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Ich nickte nur benommen und meine Wangen färbten sich leicht rötlich. Dann ging er auch schon, diesmal endgültig.

Maddy grinste und stupste mich an der Schulter an. "Sicher, dass das mit dir und Corbyn rein gar nichts ist? Das gerade eben sah etwas eindeutig aus."
"Was meinst du?", tat ich auf unwissend, was ihr Grinsen nur noch vertiefte.
"Maddy, lass es!", wies ich sie zurecht, doch sie sah mich weiter undurchdringlich an, als könnte sie so etwas in meinen Augen erkennen, dass ihre Theorie bestätigte.
"Erzähl mir die Wahrheit!", forderte sie grinsend.
"Welche Wahrheit denn? Zwischen mir und Corbyn ist nichts.", sagte ich wohl eher mehr zu mir selbst als zu Maddy.
"Ach so. Ja klar. Du hast bestimmt recht.", meinte sie gespielt ernst und versuchte sich das Grinsen zu verdrücken, was ihr perfekt misslang.
"Ich hab immer recht.", sagte ich selbstbewusst und lächelte sie verschmitzt an.

"Darüber lässt sich streiten!", lachte Jonah auf einmal. Wo kam der denn jetzt her? Ich drehte mich um und erkannte hinter ihm noch die anderen Bandmitglieder und Alex.
"Du siehst toll aus.", kam Jonah zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte. "Danke dir!"

Dann gingen ich und Maddy uns umziehen, wir bezahlten unsere Ausbeute und verließen den Laden. Die Jungs haben einen Shop für Computer Spiele oder sowas gefunden und wollten da unbedingt rein. Alex ging seufzend mit. Ich und Maddy quittierten das mit einem Lachen und setzten uns auf eine Bank davor, um uns etwas auszuruhen. Dann entdeckte Maddy einen Eisladen und lud mich auf ein großes Eis ein. Zu meiner eigenen Überraschung nahm ich die Einladung sogar an.
Danach ging es mir irgendwie nicht mehr so gut. Und ich hatte eine fiese Vorahnung. Als mir dann auch noch schlecht wurde, sah ich mich panisch nach einer Toilette um.
"Schätzchen, alles gut bei dir?", fragte mich Maddy besorgt und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich wurde noch panischer, da es meine mit Narben versehene Schulter war. Schreckliche Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Ich schlug ihre Hand aggressiv weg, weswegen im nächsten Moment gleich Schuldgefühle in mir aufkamen. Trotzdem rannte ich weg und begab mich zur Damentoilette, die ich soeben entdeckt hatte.

Sie schrie noch nach mir, doch ich setzte panisch meinen Weg fort. Zum Glück war der Raum leer. Ich stürzte mich in eine Kabine und übergab mich. Einmal, dann zum zweiten Mal und schließlich war es auch schon wieder vorbei. Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken und lehnte mich an der Wand an. Ich hätte nichts essen sollen...
Mit Tränen in den Augen fuhr ich über die Stelle, die Maddy angefasst hatte und Sophie's lächelndes Gesicht tauchte unmittelbar vor mir auf. Ich hörte ihre Worte, die sie mir ermutigend zugesprochen hatte, als ich aufgeben und mich umbringen wollte: "Ellie, du musst durchhalten. Wir schaffen es schon noch hier raus, aber du darfst nicht aufgeben! Du kannst mich jetzt nicht alleine lassen! Wir schaffen das zusammen!"
Mein Herz schmerzte bei dieser Erinnerung. Ich vermisste sie. Ohne Sophie hätte ich das alles niemals durchgehalten. Ich hätte Selbstmord begangen, wäre sie nicht da gewesen. Was wir durchmachen mussten, hatte mich so traumatisiert, dass ich es nicht mehr ausgehalten hatte, aber sie hatte mir immer aufgeholfen, wenn ich am Boden lag, obwohl es ihr selbst auch nicht besser ging. Aber sie war für uns beide stark gewesen, bis an dem Tag, an dem wir getrennt wurden. Seit dem habe ich sie nie wieder gesehen. Nie wieder. Ich konnte ihr nie richtig danken.

Ich brach in Tränen aus und fuhr mir mit der Hand durch meine leicht verschwitzten Haare. Ich bohrte mir meine Fingernägel in meine Handflächen, als ich den immer wieder aufkommenden Schmerz und vor allem die Wut unterdrücken wollte und schluchzte verzweifelt alleine vor mich hin. Egal, was ich tat, meine Vergangenheit holte mich immer und immer wieder ein.

"Ellie, Schatz!", rief Maddy erleichtert, als sie mich entdeckte. Ich hatte vor Panik ganz vergessen, die Tür der Kabine abzuschließen. Als sie sah, dass ich weinte, setzte sie sich zu mir und nahm mich in den Arm, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Einfach so. Und ich beruhigte mich tatsächlich.
"Ich bin da", wiederholte sie immer wieder. "Ich bin ja da"

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Hii, da bin ich wieder!
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!

Ich hab jetzt die Maze Runner Filme für mich entdeckt und mir die Bücher gleich zu Weihnachten gewünscht. Gibt's hier vielleicht auch jemanden, der die Filme so feiert wie ich?😅

Bis zum nächsten Kapitel!

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