32. Kapitel
"...the sadness leaves you broken in your bed"
Ellie's POV
In diesem Moment war mir natürlich klar, dass Corbyn mich nur verteidigen wollte, was ich einerseits auch echt süß von ihm fand. Andererseits war er zu weit gegangen. Viel zu weit. Mit diesem Gedanken drehte ich mich um und ging entschlossen mit gesenktem Kopf in Richtung Treppe. Es war egoistisch, das wusste ich. Aber ich musste jetzt alleine sein und etwas tun, was ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr getan hatte.
Musik hören.
Wenn ich meine Kopfhörer aufsetzte und mir meine Lieblingslieder in die Ohren dröhnten fühlte ich mich frei. Ich vergeudete keinen einzigen Gedanken daran, was geschehen war oder was passieren wird. Es ist nur die Musik und ich. Und das war wohl gerade das Einzige, was mich glücklich machen konnte. Denn ich wollte gerade nicht an Noah denken. Ich wollte nicht mit Jonah reden, auch wenn ich unsere Gespräche normalerweise genoss. Ich wollte mich nicht mit den anderen über das gerade geschehene unterhalten. Ich wollte nicht so tun, als ob es mir jetzt besser ging, nachdem Noah wohl nun endgültig aus meinem Leben verschwunden war. Denn mir ging es überhaupt nicht gut. Kein bisschen. Und ich wollte erst recht nicht mit Corbyn sprechen.
Ich wollte allein sein.
Plötzlich lief ich direkt in eine Person hinein und mein Kopf schoss sofort in die Höhe. Ich begegnete Daniel's blauen Augen.
"Ellie, alles okay?", fragte er und musterte mich besorgt. Dabei streichelte er sanft mit seiner linken Hand meinen Arm, denn mit seiner rechten hielt er eine Gitarre.
"Ich... tut mir leid", stotterte ich aufgewühlt und rannte an ihm vorbei die Treppe hinunter. Ich hörte die anderen und ihn nach mir rufen, doch ich drehte mich nicht um.
An meinem Zimmer angekommen öffnete ich die Tür mit meiner Schlüsselkarte und trat in den Raum hinein. Ich steuerte sofort auf meinen Rucksack zu und zog meine Kopfhörer heraus, die ich sogleich an meinem Handy anschloss und aufsetzte.
Entschlossen klickte ich auf meine Taylor Swift Playlist und beschloss, das Album Red anzuhören. Dann legte ich mich aufs Bett und starrte die Decke an.
Jonah's POV
Nachdem Ellie verschwunden war klärten wir Daniel über gerade eben auf. Er schien nicht gerade begeistert von der Aktion zu sein, kümmerte sich dann aber eher um den Gedanken, wie wir das alles Alex erklären sollten. Wir brauchten jemanden, der Corbyn verarzten würde. Dieser sah sehr mitgenommen aus, doch noch lange nicht so schlimm wie der, mit dem er sich geprügelt hatte. Doch an seinem Blick konnte ich erkennen, dass er an Ellie dachte. Diese Art, wie er auf den Punkt starrte, an dem sie verschwunden war, verriet ihn.
Keiner sprach es aus, aber wir alle hatten den selben Gedanken: Was ist mit Corbyn los gewesen?
Klar, bei einer Prügelei ging es schon mal hart zu, aber so sehr auf den anderen einschlagen, dass dieser sich schon nicht mehr rührte, ging zu weit. Da waren wir uns alle einig. Eigentlich auch Corbyn. Irgendwas stimmte da gerade eben nicht mit ihm, das wusste ich ganz sicher, denn so kannte ich ihn nicht. Er hatte zwar schon immer einen großen Beschützer Instinkt, aber so weit wäre er sonst nie gegangen.
Ehrlich gesagt passte es mir gerade auch gar nicht, dass Ellie einfach weggerannt ist. Natürlich war es ihr gerade zu viel, aber uns ging es nicht anders. Irgendwann würde sie damit aufhören müssen, von ihren Problemen wegzulaufen. Irgendwann würde sie ihnen auch mal ins Auge blicken müssen.
"Wir gehen jetzt zu Alex", sagte Daniel. Die anderen wehrten sich sofort.
"Willst du dir wirklich freiwillig Ärger einfangen?", fragte Zach und lachte trocken.
"Spätestens morgen kapiert er es doch eh oder Noah verpetzt euch.", hielt Dani dagegen und Zach senkte den Kopf.
Kurze Zeit später saßen wir in Alex Zimmer, in dem Maddy zufällig auch da war. Ich hatte das Reden übernommen und was passiert war, zusammengefasst. Als ich beendete herrschte Totenstille. Keiner sagte irgendwas. Doch ich sah in Alex Gesicht, dass er sich sichtlich bemühte, uns nicht gleich anzuschreien, während Maddy nur besorgt Corbyn anschaute.
"Komm mit, ich verarzte dich", meinte sie zu ihm mit sanfter Stimme und die beiden machten sich auf den Weg in Maddy's Zimmer.
Alex atmete hörbar tief ein und aus. "Was habt ihr euch nur dabei gedacht?!"
"Also nur um uns hier mal zu verteidigen", meldete sich Jack zu Wort. "ich, Zach und Daniel haben im Prinzip nichts damit zu tun. Dani war noch nicht mal anwesend. Und ich und Zach wollten Corbyn ja davon abhalten."
"Danke Jack", murmelte ich sarkastisch vor mich hin.
"Das ist alles schön und gut, Jack. Aber wenn Noah's Eltern sich jetzt wegen euch beschweren oder sogar Anzeige erstatten, was meint ihr, in welchem Licht ihr dann steht, wenn das an die Öffentlichkeit gerät? Dann ist es letztendlich egal, wer etwas damit zu tun gehabt hat oder nicht. Ihr seid alle in einer Band. Baut einer Scheiße, zieht er die anderen automatisch mit rein und das können wir gerade wirklich nicht brauchen.", erklärte Alex aufgebracht und holte nochmal tief Luft. "Ich werde das ausbügeln müssen. Ihr drei könnt gehen, Jonah bleibt."
Na super.
Daniel, Jack und Zach verließen das Zimmer. Nun war ich alleine mit Alex.
Er seufzte. "So kenne ich dich nicht, Jonah."
"Es tut mir leid, Alex", meinte ich kleinlaut und traute mich nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Natürlich hatten wir schon oft Strafen oder sowas von Alex bekommen, aber nur weil wir uns mal schlecht vor wichtigen Leuten benommen oder etwas Zerbrechliches zerstört hatten. Einmal waren wir auch schon in einer Schlägerei in einem Club verwickelt. Alex war so sauer, dass wir für den Rest der Tour unsere Zimmer nicht mehr verlassen durften. So eine Strafe wollte keiner von uns je wieder haben. Und jetzt saß ich hier. Toll.
Corbyn's POV
Schon eine Weile saß ich nun auf diesem Stuhl in Maddy's Zimmer und sie verarztete mich. In meinem Kopf spielten sich die letzten Szenen ab.
Ich wusste nicht, was da mit mir los gewesen ist. Ich wusste es wirklich nicht.
Völlig aufgelöst deswegen, schwieg ich, auch wenn Maddy mir tausende Fragen stellte, die ich eh nicht verstand, da ich nur an sie dachte.
Stolz war ich nicht auf meine Aktion, aber Noah hatte Ellie geschlagen und das ging mir gehörig zu weit. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Die Wut auf Noah hatte mich übermannt.
Aber wie immer ist Ellie weggerannt. Einfach so.
Ich hasste mich dafür, dass ich mich in sie verliebt hatte.
Eigentlich passten wir doch gar nicht wirklich zusammen, oder?
Sie war einfach so kompliziert. Ich verstand nie wirklich, was in ihr vorging. Im Prinzip hatte ich auch keine Ahnung von ihr. Wer genau war zum Beispiel diese Sophie? Warum könnte sie tot sein? Was ist bei Ellie's anderen Adoptionen passiert? Woher hatte sie die Narben auf ihrem Schulterblatt?
"Corbyn?"
Ich sah auf und begegnete Maddy's stechend grünen Augen. Sie wirkte keinerlei wütend auf mich, was ich eigentlich erwartet hätte. Nein, sie war besorgt um mich.
"Corbyn, willst du mir nicht erzählen, was genau alles passiert ist?", fragte sie und musterte mich. Ich schüttelte den Kopf.
"Bitte" Sie ließ nicht locker. Ich atmete tief ein und aus.
"Aber nur wenn du mir versprichst, mich danach nicht anzuschreien, das kann ich gerade nämlich gar nicht brauchen.", meinte ich.
Sie nickte. "Ich versprech's"
Mit einem besseren Gefühl begann ich zu erzählen: "Als wir alle auf dem Dach waren, kam Noah auf einmal zu uns. Er wollte mit Ellie reden, doch gleich darauf rempelte Jonah ihn von der Seite an. Bevor die zwei anfangen konnten, aufeinander einzuschlagen, konnte Jack Jonah beruhigen. Ellie und Noah hatten dann eine kleine Auseinandersetzung und plötzlich hat er sie geschlagen. Ich... ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und bin auf ihn losgegangen. Ich rang ihn zu Boden und hab immer und immer wieder auf ihn eingeschlagen, bis er sich irgendwann nicht mehr wehrte oder bewegte, aber nichts in mir schien aufhören zu wollen. Ich hatte mich selbst nicht unter Kontrolle, Maddy, und das macht mir verdammt nochmal Angst."
Ich blinzelte die aufsteigenden Tränen weg. Ich wollte nicht vor Maddy weinen.
Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und ging vor mir in die Knie.
"Corbyn, du wolltest sie verteidigen, das kann man zwar auch mit Worten, aber du hast es getan. Für sie. Weil du sie magst und das ist auch okay."
"Aber ich bin völlig ausgerastet! So kenne ich mich gar nicht, Maddy. Ich hab völlig übertrieben!" Ich warf verzweifelt die Hände in die Luft.
Sie seufzte. "Mach dich jetzt nicht selbst fertig, okay? Du bist verwirrt, komm erstmal richtig 'runter. Ruh dich aus."
"Okay", meinte ich nach einer Weile.
"Wo ist Ellie eigentlich?", fragte sie mich.
"Sie ist danach weggerannt. So wie sie es immer tut. Sie ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer oder so."
Maddy seufzte erneut.
"Ich verstehe das nicht, Maddy. Warum muss sie immer gleich wegrennen, wenn es ihr zu viel wird? Warum kann sie sich nicht ihren Problemen stellen?", fragte ich sie leicht verzweifelt.
Maddy zögerte. "Ich glaube, ihr blieb in ihrem vorherigen Leben nichts anderes übrig oder es wurde nicht von ihr erwartet. Wer weiß."
"Und das ist das nächste", lachte ich trocken. "Sie ist so verschlossen! Ich hab keine Ahnung von ihrer Zeit im Kinderheim. Ich hab keine Ahnung von ihr. Doch ich will mehr von ihr wissen, weil..."
Ich zögerte.
"Weil du dich in sie verliebt hast.", schlussfolgerte Maddy.
Ich sah sie überrascht an. "Woher...?"
Maddy lächelte wissend. "Eine Frau sieht sowas"
Ich verdrehte kurz lachend die Augen.
"Außerdem", fuhr sie fort. "haben ich und Ellie schon mal über euch beide geredet."
Ich richtete mich plötzlich mit neuem Interesse auf. "Ach ja? Wann? Was hat sie gesagt?"
"Es war nach eurem Kuss im Fahrstuhl. Sie hat mir davon erzählt und war total aufgewühlt deswegen, weil sie ja damals noch mit Noah zusammen war. Sie wollte dich unbedingt ignorieren und Abstand halten. Ich denke, sie hatte ein verdammt schlechtes Gewissen wegen Noah und Angst, dass da etwas zwischen euch beiden entstehen könnte, was in ihren Augen nicht sein sollte."
Ich blickte zu Boden. Jetzt verstand ich ihre damalige Situation besser.
"Ich verstehe ja", begann ich. "dass sie es damals nicht wollte, aber jetzt ist Noah doch nicht mehr ihr Freund. Was ist jetzt wieder ihr Problem? Sie ist so kompliziert, Maddy. Alles was ich möchte ist bei ihr sein, aber sie wehrt sich schon fast dagegen. Ich hab einfach das Gefühl, dass... dass sie den Abstand zwischen uns will, weil sie mir nicht sagen möchte, dass sie mich nicht so zurück mag, wie ich sie."
Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, warum ich Maddy gerade so mein Herz ausschüttete. Vielleicht, weil ich das alles mal loswerden musste und sie vertrauensvoll schien oder einfach, weil ihr Blick so intensiv war, dass ich nichts anderes tun konnte, als die Wahrheit zu sagen.
"Ich verstehe dich, Corbyn.", meinte sie und legte ihre Hand zurück auf meine Schulter. "Weißt du, Ellie ist verwirrt. Ich habe mich schon oft gut mit ihr unterhalten und sie scheint einfach durcheinander zu sein. Ich denke, in ihrem Kopf kämpft sie noch mit dem Gedanken, dass ihre erste große Liebe sie betrogen hat. Vielleicht lässt du ihr noch ein bisschen Zeit und redest dann einfach mal mit ihr, hm?"
Ich nickte mit gesenktem Kopf. Das würde wohl das beste sein.
"Ach ja, und zweifle nicht daran, dass sie nicht in dich verliebt sein könnte.", zwinkerte sie mir noch lächelnd zu, dann klopfte jemand an der Tür.
Sogleich kam ein wütender Alex hinein.
Oh oh...
"Corbyn!", stürmte er auf mich zu und ich stand sofort auf. "Was hast du dir dabei gedacht?!"
Sogleich sprang Maddy auf und stellte sich zwischen uns.
"Alex, beruhige dich.", sagte sie mit sanfter Stimme und seine wütenden Gesichtszüge wurden automatisch weicher.
"Corbyn wollte nur deine Nichte verteidigen, du hättest in diesem Moment mit Sicherheit das gleiche getan. Du solltest ihm eher dankbar sein, als ihn anzumotzen.", fuhr sie fort.
Er seufzte, dann nickte er. "Du hast ja recht."
Kurz herrschte Stille zwischen uns, in der Maddy Alex nochmal streng ansah, dann ging sie einen Schritt zur Seite und ich stand direkt vor ihm.
"Es tut mir leid, Alex", meinte ich leise und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ich wusste, ich hatte ihn enttäuscht, nach allem, was er für mich getan hatte...
"Eigentlich sollte ich dir wirklich dankbar sein, dass du diesem Arschloch mal die Fresse poliert hast-"
Er wurde kurz von Maddy unterbrochen, die sich wohl wegen seiner Ausdrucksweise stark geräuspert hatte. Ich konnte nicht anders, als leicht zu schmunzeln.
"Aber", fuhr er fort. "gerade eben bin ich dem Vater von Noah auf dem Weg hierher begegnet und er hat uns mit einer Anzeige gedroht. Wenn er das durchzieht und es an die Öffentlichkeit kommt, dann könnte euch das in ein schlechtes Licht stellen und eurem Ruf, vielleicht sogar eurer Karriere, schaden..."
Maddy stellte sich neben ihn und meinte: "Vielleicht übertreibst du auch nur, Alex. Vielleicht kommt diese Info gar nicht an die Öffentlichkeit und keiner wird es je erfahren."
"Vielleicht, vielleicht aber auch nicht...", seufzte Alex. "Ich werde das ausbügeln müssen."
"Es tut mir leid, Alex. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.", flüsterte ich aufgelöst. Ich wollte auf gar keinen Fall angezeigt werden und damit dann vielleicht auch noch den Ruf der anderen Jungs schaden.
"Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich kenne dich, Corbyn." Er legte seine Hände auf meine Schultern. Alex war viel größer als ich, deswegen legte ich meinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Aber du hast heute Ausgangsverbot. Ich möchte nicht riskieren, dass du Noah nochmal über den Weg läufst. Für den Rest des Tages, bis zum Konzert, bleibst du in deinem Zimmer.", beendete er.
Ich konnte mich nicht beschweren. Normalerweise dürfte ich jetzt wahrscheinlich die ganze Tour nicht mehr die Hotels, in denen wir wohnen würden, verlassen. Ist ja schon mal vorgekommen. Deswegen nickte ich nur und fragte, ob ich jetzt gehen durfte, was er bejahte. Ich bedankte mich noch bei Maddy für's verarzten, sie lächelte nur daraufhin. Dann machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, das ich mir mit Daniel teilte.
Darin saßen auch alle anderen Jungs und Jonah erklärte mir, dass er ohne Strafe davongekommen sei, was ich verstand, denn er hatte ja nicht viel angestellt. Ich gab ihnen wiederum Bescheid, dass ich mein Zimmer heute nicht mehr verlassen durfte. Dann unterhielten sie sich weiter über Gott und die Welt, während ich in meinem Bett lag und die Decke anstarrte.
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Hii!
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! (Ich bin mal wieder nicht so zufrieden damit)
Falls ja, dann lasst doch bitte ein Vote da, das würde mich sehr freuen!❤️
Bei wem sind die Sommerferien auch schon bald vorbei? Gott, ich könnte heulen! Morgen werde ich vom Urlaub nach Hause fahren, dann noch das Wochenende und der Montag frei, und dann geht es für mich in die neunte Klasse. Und ich hab gar keinen Bock.
In welche Klasse kommt ihr?
Bis zum nächsten Kapitel!
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