30. Kapitel

"I'm not alright"

Ellie's POV

"Mach mich nicht dafür verantwortlich, dass Noah nicht dich sondern eine andere vorgezogen hat!", diese Worte hallten noch lange in meinem Kopf wider. Es war wie ein Echo, das ewig anhielt.
Corbyn hatte Recht. Er konnte nichts dafür, dass Noah mich nicht mehr haben wollte und trotzdem war ich so egoistisch gewesen.

Die ganze Zeit war es schon still zwischen uns beiden gewesen, als wir auf dem Weg zum Aufzug waren. Keiner sprach ein Wort. Zu gerne hätte ich irgendetwas gesagt wie: "Es tut mir so leid, ich wollte das nicht!" oder "Bitte verzeih mir!". Aber die Wahrheit war, dass ich mich nicht traute. Es würde besser sein, einfach still zu bleiben, dann würde es mir und auch ihm leichter fallen, Abstand zu halten. So könnte ich in Ruhe über alles nachdenken. Über Noah. Über Corbyn und seine Gefühle für mich. Und letztendlich könnte ich auch versuchen, meine Gefühle richtig zu deuten und zu verstehen.
Es würde besser so sein.

Als der Aufzug seine Tür wieder öffnete, traten wir beide mit gesenktem Blick heraus und liefen geradeaus in den Saal, in dem wir frühstücken würden. Mit Bedauern stellte ich fest, dass wir mit allen anderen Gästen essen würden, was hieß, dass uns vielleicht Fans belagern könnten. Und Noah...

Wir sahen uns im ganzen Saal um und entdeckten schließlich die anderen, die einen Platz ganz hinten in der Ecke besetzt hatten. Wir steuerten gerade auf deren Tisch zu, da hielt mich Corbyn noch kurz zurück: "Hey, ich... ich wollte mich nur schnell bei dir bedanken, dass du... dich um mich gekümmert hast und so... und wegen dem gerade eben-"
Ich unterbrach ihn: "Alles gut, okay? Du musst dich nicht dafür entschuldigen, Corbyn, denn du hast ja recht. Bitte lass uns das Thema jetzt einfach nicht mehr ansprechen."
Er zögerte, nickte aber dann und wir setzten unseren Weg fort.

Sogleich wurden wir von den anderen begrüßt, als wir bei ihnen ankamen. Ich setzte mich zwischen Jonah und Daniel, während Corbyn bei Alex Platz nahm.
"Alles gut?", fragte ich Jonah, der bisher gekonnt meinem Blick ausgewichen war. Die anderen unterhielten sich über irgendwelche Song Ideen.
"Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass du mich vorhin angelogen hast.", antwortete er mir schließlich. Ich seufzte.
Ich wollte etwas erwidern, darauf konzentriert, dass das, was ich sagen würde, nicht wieder nach einer Lüge klang, da erstarrte ich. Noah, Violet und seine Eltern betraten den Saal.

Als ich ihn dort so sah, wurde mir bewusst, wie sehr mein Herz noch an ihm hing. Wie sehr ich noch wollte, dass das alles nicht stimmte und er nicht hinter meinem Rücken was mit Violet hatte. Wie sehr ich mir wünschte, dass es eine Lüge war. Doch es war keine.
Augenblicklich versuchte ich, meine Tränen zurückzuhalten. Ich sehnte mich noch so sehr nach ihm. Er war und würde immer ein Teil von mir sein, schließlich sind wir zusammen aufgewachsen und haben viele Dinge durchgestanden. Umso schwerer fiel es mir nun, in dem damals unbeschwerten Jungen diesen Betrüger zu sehen. Jemanden, der mich eiskalt hintergangen hatte.

"Ellie? Alles okay?", fragte Jonah mich besorgt und folgte meinem Blick. "Was ist zwischen euch beiden los?"
Ich wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich wollte es jetzt loswerden. Herausschreien, dass er ein Lügner und ein Betrüger war. Eine kochende Wut auf Noah übermannte mich.
"Er hat mich betrogen, Jonah", sagte ich bitter, als sich eine einzelne Träne ihren Weg an meiner Wange hinunter bahnte.
Er riss die Augen auf. "WAS?!", schrie Jonah auf einmal. Nun drehten auch die anderen am Tisch ihre Köpfe zu uns.
"Was ist los, Jonah?", fragte Alex irgendwie leicht belustigt.
"Was ist er nur für ein Arsch! Etwa mit dieser Violet? Ich wusste irgendwas stimmt mit der nicht! Ich werd diesem Arschloch jetzt mal meine Meinung geigen!", redete Jonah wütend weiter, ohne auf Alex' Frage einzugehen und stand auf.
"Ich bin dabei!", mischte sich auf einmal Corbyn ein und erhob sich ebenfalls von seinem Platz.
"Oh Gott, nein Jungs! Hört auf damit!", rief ich dazwischen, wischte mir die Träne aus dem Gesicht und versuchte, mich zusammenzureißen, damit ich nicht wieder gleich losheulte. "Bitte kommt mal runter, dass ist eine Sache zwischen ihm und mir."

"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte Zach nun verwirrt.
"Noah hat Ellie mit Violet betrogen!", antwortete Jonah ihm wutentbrannt.
"Was?!", brachte er nun auch ungläubig heraus und stand ruckartig auf, wobei sein Stuhl quietschend hinter ihm zurückwich. Oh Gott, was passierte hier? Ich konnte das ganze Drama jetzt echt nicht gebrauchen!
Auch Jack erhob sich energisch: "Jetzt hat er ein Problem"
Nur Daniel blieb ruhig sitzen. Er sah schon so aus, als ob er wegen Noah's Verhalten verärgert sein würde, trotzdem spielte er sich nicht wie die anderen auf. Er schien die ruhige Seele der Band zu sein (die sie nebenbei gesagt dringend brauchten).

Hilflos blickte ich zwischen den vier aufgebrachten Jungs hin und her, sogar Alex sah so aus, als würde er es ihnen erlauben, mit Noah was weiß ich anzustellen. So sehr er es auch verdient hätte, aber sie sollten Noah in Ruhe lassen und nicht die ganze Situation noch schlimmer machen. Vor allem nicht beim Frühstück in einem Saal, in dem noch andere Leute drin saßen. Irgendwie hatten die Bandmitglieder ja auch einen Ruf zu verlieren.
Was könnte ich also tun, um sie davon abzuhalten, auf Noah loszugehen?

Gerade eben wollten sie losstürmen, da ergriff Dani nun das Wort: "Jungs! Hört endlich auf damit!"
Überrascht davon, dass er sich auch mal meldete, hielten die Jungs inne und blieben stehen.
"Seht ihr denn nicht, dass es zu viel für Ellie wird?! Sie möchte nicht, dass ihr das tut, also lasst es!", beendete er streng. Sie tauschten ein paar etwas verwirrte Blicke aus, dann setzten sie sich wieder.
"Danke", meinte ich und lächelte Daniel an, was er erwiderte. Er konnte sich gut in mich hineinversetzen, wusste, wie ich mich gerade fühlte. Nämlich überfordert. Und er hat mir geholfen, anstatt mit den anderen mitzuziehen. Es gab also noch viel mehr Gründe, Daniel zu mögen, als ich dachte.

Es herrschte nun also schon seit mindestens fünf Minuten Ruhe und keiner sagte etwas, aber ich merkte, wie sie sichtlich angespannt waren.
"Wo ist eigentlich Maddy?", unterbrach ich nun die bedrückende Stille.
Alex räusperte sich. "Sie meinte, sie würde etwas für heute Abend vorbereiten und bräuchte kein Frühstück."
Ich nickte. Ich würde heute auch ganz sicher kein Frühstück mehr brauchen. Mir war der Appetit schon wieder vergangen.
Als könnte Jonah meine Gedanken lesen, stupste er mich an und fragte mit sanfter Stimme: "Willst du denn wirklich nichts essen?"
Ich senkte meinen Blick, um seinem nicht begegnen zu müssen. Dann schüttelte ich den Kopf.

Nachdem die Jungs fertig gefrühstückt hatten, erklärte uns Alex, dass wir den ganzen Tag nichts zu tun hatten. Daraufhin überlegte die Band, was wir an so einem Tag denn unternehmen könnten, aber schließlich entschlossen sie sich dazu, das Hotel zu erkunden, das wirklich viel an Freizeitaktivitäten anbot.
Wir standen alle auf und machten uns auf den Weg nach draußen. Am Pool vorbei liefen wir erneut zur Treppe, aber diesmal nach oben. Dort gab es am Dach des Hotels Tischtennisplatten und Basketballkörbe.

Oben angekommen steuerte ich gleich auf die bequem aussehende Sitzecke zu, um ein bisschen abzuschalten und meine Gedanken zu ordnen. Alex meinte, er müsste etwas mit den anderen Crew Mitgliedern klären, weshalb er uns nicht begleitet hat. Ich sah, wie Jonah und Corbyn anfingen, Tischtennis zu spielen, während Jack und Zach zum Basketball griffen. Doch Dani war nirgends zu sehen.

Gerade, als ich das dachte, ließ sich jemand neben mir nieder. Ich zuckte etwas zusammen und erkannte Daniel.
"Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken", lächelte er mich an.
"Schon gut", lächelte ich zurück.
Es blieb kurz ruhig zwischen uns, wobei ich Zach fluchen hörte, als Jack einen Korb geworfen hatte.
Dann ergriff Dani das Wort: "Wie geht es dir? Wegen Noah und so..."
"Ich... keine Ahnung. Es ist so... ungewohnt, verstehst du? Ich dachte immer, nichts könnte mich von ihm trennen. Dass wir auf ewig verbunden wären. So schnell kann man sich irren.", antwortete ich ihm und schon musste ich mich wieder konzentrieren, nicht los zu weinen.
Auf einmal legte Dani einen Arm um mich. "Hey, er ist ein Idiot, hörst du? Ich weiß, es ist nicht so leicht getan wie gesagt, aber vergesse ihn einfach. Er ist es nicht wert, so lange über ihn und eure Beziehung zu trauern. Und er ist selbst schuld, wenn er so ein tolles Mädchen wie dich einfach betrügt und belügt. Er verdient dich nicht."
Aufgemuntert von seinen Worten ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Kurz war er davon überrascht, dann zog er mich noch näher zu sich.

Es tat gut, ihn hier zu haben. Neben mir. Er kümmerte sich um mich, er verstand mich und munterte mich auf. Ich fühlte mich besser durch ihn.
Und plötzlich wurde mir bewusst, wie unterschiedlich Corbyn und Daniel eigentlich waren. Daniel war fürsorglich und hilfsbereit, liebevoll und einfühlsam. Corbyn hingegen war das totale Gegenteil. Er war fast schon egoistisch und arrogant. Trotzdem hatte er auch eine andere Seite, die er aber nur ganz selten zeigte, was mich persönlich einfach störte. Warum wollte er nie die beste Seite an sich zeigen? Warum versteckte er sie immer? Warum musste er uns immer den unnahbaren Corbyn zeigen?

"Wir müssen dich dringend ablenken", sagte Dani auf einmal.
"Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Ich versuche schon die ganze Zeit an etwas anderes zu denken, es klappt nur nicht.", meinte ich daraufhin und lachte traurig.
"Also wenn ich mich ablenken will, mache ich Musik", erzählte er, doch ich löste mich von ihm und schüttelte den Kopf. "Klavier spielen hat Noah mir beigebracht, das würde mich nur noch mehr an ihn erinnern."
"Du musst ja nicht Klavier spielen", zuckte er mit den Schultern.
"Ich kann sonst kein anderes Instrument spielen"
"Aber ich", grinste Dani. "Ich könnte dir Gitarre spielen beibringen."
Ich sah ihn ungläubig an. "Echt jetzt?"
Er nickte.
"Das wäre... der absolute Hammer! Ich wollte das schon immer mal lernen!", rief ich freudig und lächelte ihn strahlend an.
"Dann warte hier kurz, ich hole meine Gitarre", meinte er und ich nickte grinsend, dann stand er auf und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer.

In der Zwischenzeit beobachtete ich die Jungs und auch das munterte mich auf, denn mit anzusehen, wie sich Jack aufregte, als Zach einen Korb nach dem anderen warf und somit seinen Vorsprung aufholte, war sehr amüsant. Doch immer wieder glitten meine Gedanken zu Noah. Und gerade als ich das zu Ende dachte, tauchte dieser auf dem Dach des Hotels auf.

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Hii, da bin ich wieder!
Danke! Danke! Danke!❤️ HOME - wherever that is wurde insgesamt schon viertausend mal gelesen und hat die dreihundert Votes erreicht!🎉Das ist soo krass und bedeutet mir unglaublich viel! Danke an alle, die bisher mal bei dieser Story vorbeigeschaut und aufs Sternchen gedrückt haben! Ich hoffe, ihr seit in Zukunft auch noch dabei!❤️

Wenn ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge oder Wünsche habt, dann nur raus damit. Schreibt sie in die Kommentare!

Ansonsten sehen wir uns im nächsten Kapitel!

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