14. Kapitel

"...Till we are broken..."

Ellie's POV

Alle sahen zu mir und warteten darauf, dass ich zu erzählen begann. Ich besaß ihre ganze Aufmerksamkeit. Sogar Corbyn, aus dem ich immer noch nicht ganz schlau wurde, interessierte sich für mich.

Ich atmete tief ein und aus. Meine Hände begannen zu zittern und mir wurde augenblicklich kalt, während sich Szenen vor meinem inneren Auge abspielten, an die ich eigentlich nie wieder denken wollte. Ich wollte sie vergessen, aber sie waren wir ein Fluch. Einen, den ich wohl nie wieder wegbekommen würde...

Im Bus herrschte pure Stille, nur der Motor des Busses war zu hören und die Anspannung wurde immer unerträglicher.

Schließlich sammelte ich mich etwas, senkte meinen Blick und begann von den schlimmsten Geschehnissen meines Lebens zu erzählen.
Ich wollte nicht, doch ich musste es tun.

"Also, wie ihr ja bereits wisst, komme ich vom Kinderheim. Eigentlich war es immer eine ganz schöne Zeit da, mit Noah und Lily. Lily ist ein super süßes, sechsjähriges Mädchen, dass mir wie eine kleine Schwester ans Herz gewachsen ist..."

Als ich es aussprach, viel mir da wieder etwas ein: Ich wollte doch mit Lily telefonieren! Ich hatte es völlig vergessen. Ich ließ sie allein in ihrem Kummer und hatte nicht mal den Anstand, sie anzurufen, wie ich es versprochen hatte.
Ohne mich von diesem blöden Gedanken ablenken zu lassen, fuhr ich fort:

"...Auf jeden Fall hatte ich immer viel Spaß mit den beiden, bis der Tag kam, auf den sich die meisten freuten, ich aber verabscheute. Der 17. August. An diesem Tag kamen immer scheinheilige Paare ins Kinderheim, die sich die Kinder dort "ansahen" und dann Bescheid gaben, ob sie eines davon adoptieren wollten oder nicht. Seit dem Beginn meines Lebens lebte ich im Children's Home Evans, doch erst mit sieben Jahren wurde ich das erste Mal adoptiert.

Anfangs hatte ich mich darüber gefreut, denn das Paar zu dem ich sollte, machte wirklich einen netten Eindruck. Beide waren Ärzte und das Haus war riesig, modern gestaltet mit einem großen bunten Garten und einem Hund. Mein siebenjähriges Ich hatte es dort eigentlich geliebt, aber nur bevor es geschehen war...

Meine Adoptivmutter war immer sehr liebevoll zu mir. Sie achtete immer auf meine Gesundheit und las mir Abends auch Gute Nacht Geschichten vor. Sie war wirklich so eine typische Ärztin aus dem Fernsehen. Doch mein Adoptivvater war nicht so.

Er war total verkrampft und wusste gar nicht, wie er mit mir umgehen sollte. Später, als ich älter war, erklärte man mir auch, dass er psychische Probleme hatte und ich verstand dann auch, warum das an dem einen Abend passiert war.

Nämlich stritten sich die beiden eines Abends ziemlich heftig um mich, denn meine Adoptivmutter wollte mich unbedingt behalten, doch ihr Mann nicht und sie rannte schließlich voller Wut aus dem Haus. Zurück blieb ich. Alleine mit dem Mann, der nun total wütend auf mich war. Er machte mich dafür verantwortlich, dass seine Frau das Haus verlassen hatte und ihn somit alleine ließ. Er schlug auf mich ein, ließ seine Wut ganz allein an mir heraus und weinte dabei. Irgendwann hörte er dann auf, wobei es mir selbst wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Ich weinte und wimmerte vor Schmerz, doch das war noch nicht alles.

Er ließ von mir ab, jedoch kam nun der Hund auf mich zu, dessen Gebell uns eh schon die ganze Zeit umhüllte. Mein damaliger Adoptivvater unternahm nichts und somit ging nun der Hund auf mich los. Ich denke, die Wut des Mannes auf mich hatte sich auf ihn abgefärbt und nun wollte er sein Revier und seinen Besitzer verteidigen. Er hat mich gebissen..."

Ich zog mein linkes Hosenbein hoch und im mittleren Bereich meiner Wade war noch klar eine Narbe eines Bisses zu erkennen auch, wenn es schon so lange her war. Mein Gesicht verzog sich vor Schmerz wenn ich daran dachte, wie schrecklich es gewesen war und in meinen Augen bildeten sich Tränen.

"Ich gebe es nicht gern zu, aber seitdem habe ich Angst vor Hunden. Doch bevor er nochmal zubeißen konnte, kam meine Adoptivmutter wieder zurück. Sie zog den aufgebrachten Hund von mir weg und rief die Polizei. Doch als ihr Mann dies hörte, ging er auf sie los. Ich wusste damals noch nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte, deswegen verzog ich mich in die Ecke des Wohnzimmers und schleppte mich hinter den Sessel der dort stand.

Ich hatte höllische Schmerzen. Ich glaube, damals gab es kein Teil meines Körpers, der nicht wehtat. Immer wieder hörte ich Schreie, doch ich griff nicht ein. Was sollte ein siebenjähriges Mädchen denn schon gegen einen Dreißigjährigen Mann ausrichten können?

Zum Glück traf dann die Polizei mit einem Krankenwagen ein. Die Frau wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Sie tat mir unglaublich Leid und ich bereue es bis heute, dass ich nichts getan hatte, als sie meine Hilfe gebraucht hat. Ich hatte sie wirklich gern. Ihr Mann aber wurde ins Gefängnis gesteckt und es gab mir ein beruhigendes Gefühl, als ich diese Information in einen meiner Therapiestunden bekam.

Ich war völlig traumatisiert von diesem Erlebnis. Selbst als mich die Polizei damals aus der Ecke herausholen wollte, stieß ich jeden weg, der mir nur ansatzweise nahe kam. Nur als Sarah kam ließ ich mich von ihr heraustragen. Ihr vertraute ich.

Sie brachte mich zu den Sanitätern, sie verarzteten mich und ich musste für zwei Tage ins Krankenhaus, nur zur Untersuchung. Als ich entlassen wurde, durfte ich zurück ins Kinderheim. Der einzige Ort an dem ich mich jemals richtig wohl gefühlt habe. Ein richtiges Zuhause hatte ich jedoch noch nie.

Die Zeit nach dem Vorfall war nicht leicht durchzustehen. Ich musste zu Therapien, denn ich aß nichts. Ich sprach nicht. Ich saß nur Tag für Tag auf meinem Stuhl in meinem Zimmer und starrte geradeaus zu meinem Fenster hinaus. Jeden Tag sah ich das wütende Gesicht des Mannes vor mir und den verzweifelten Ausdruck der Frau, deren Gesicht voller Tränen war.

Erst nach eineinhalb Jahren begann ich wieder normal zu essen und mein Leben so normal wie möglich weiterzuleben. Sarah beschloss, mich für die folgenden zwei Jahre nicht mehr am Adoptionstag "anzubieten" und ich war ihr mehr als dankbar dafür. Ich wünschte nur sie hätte mich nie wieder freigegeben...

Denn mit zehn wurde ich erneut aufgenommen.", beendete ich.

Ich war sehr stolz, es bis hier hin fast ohne eine Heulattacke ausgehalten zu haben, jedoch musste ich mich auch stark konzentrieren, um die Tränen zurückzuhalten. Ich spürte sie wieder hochkommen, da blinzelte ich sie ganz schnell weg und atmete tief ein.

Ich erhob meinen Blick wieder. Alle sahen sehr bedrückt aus. Keiner wusste, was er sagen sollte und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich wüsste auch nicht was ich tun sollte, wäre es jemand anderes gewesen, der diese Geschichte erzählt hätte.

Daniel hat sich sehr angespannt, genauso wie Corbyn. Selbst Zach's Bäckchen, die sonst immer so rosig waren, schienen gerade verblasst zu sein. Jack hatte sich nach vorne gelehnt und starrte unbeholfen den Boden an während Alex sich auch anspannte. An was er wohl gerade dachte?

Plötzlich spürte ich einen Arm um mich, der mich augenblicklich in eine Umarmung zog. Jonah.
"Du bist so ein tapferes Mädchen, Ellie.", murmelte er und mir huschte ein Lächeln übers Gesicht.

"Wie... W-wie oft wurdest du adoptiert?", fragte Dani mich nun.
Ich löste mich langsam von Jonah und lächelte ihn kurz dankbar an, dann sah ich in Daniel's ozeanblauen Augen und antwortete ihm: "Dreimal"

Als ich nun auch noch an die anderen zwei Male denken musste, die so viel schlimmer waren, als die Erinnerung meiner ersten Adoption, schluckte ich stark.
"Aber ich bin noch nicht bereit, euch das zu sagen"

Alle nickten verstehend und Jonah's Arm ruhte auf meiner Schulter.

"Warum nicht?", fragte Corbyn dann in die Stille hinein.
"Corbyn, lass es sein, sie will-", versuchte Jack ihn abzuwimmeln, doch es schien, als würde Corbyn ihn einfach ausblenden.

"Warum nicht?", fragte er mich erneut.
"Sie möchte nicht darüber reden", meinte Zach, doch sein intensiver Blick lag immer noch auf mir.
"Ich denke, sie hat einen eigenen Mund und kann für sich selbst antworten, nicht wahr, Ellie?", stellte Corbyn scharf die nächste Frage an mich.

"Corbyn Besson, hör sofort auf so mit ihr zu reden!", sagte Alex streng, doch er ließ sich nicht beirren. Es war, als würde er gar keine Grenzen kennen.
"Ich würde das einfach gerne von ihr wissen. Davor wolltest du doch unbedingt mit mir reden, Ellie. Jetzt hast du die Chance dazu!", meinte Corbyn und redete mit mir wie mit einem Kleinkind, während ich mich nicht traute, meinen Blick erneut zu heben.

"Hör auf Corbyn! Das ist nicht lustig!", zischte Jonah ihm zu.
"Ist es auch nicht, aber erst will sie, dass ich ihr alles von mir preisgebe und nun bekommt sie über sich selbst nicht mal den Mund auf!", fuhr er ihn an.
Ich bemerkte, wie sich Jonah neben mir vor Wut anspannte. Ich musste eingreifen.

"Hör auf, Corbyn", kam es leise von mir.
"Hm? Was hast du gesagt? Tut mir Leid ich hab dich nicht verstanden.", redete er erneut so, als wäre ich zehn Jahre jünger.

"Hör auf! Sofort!", schrie ich ihn nun wutentbrannt an, richtete meinen Blick nach oben und sah ihn undurchdringlich an.
"Siehe da, sie kann ja doch sprechen!", triumphierte er sarkastisch. "Möchtest du nun vielleicht doch weiterreden?"
"Nein", gab ich kleinlaut zurück.
"Wie bitte?"
"NEIN! Will ich nicht! Erst recht nicht, wenn du dabei bist!"
Verdutzt blickte er mich an.

"Jetzt sagst du nichts mehr, oder wie? Wer hat jetzt das Reden verlernt?", fragte ich ihn nun.
"Stopp! Beide aufhören!", brüllte Alex nun dazwischen. Ich verstummte.
"In einer halben Stunde kommen wir an und bis dahin vertragt ihr euch gefälligst wieder, verstanden?"
Ich und Corbyn nickten gleichzeitig. Doch wir beide wussten, dass dies nicht geschehen würde...

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Da bin ich wieder!
Leute, Jack ist Vater geworden! Und die kleine ist ja mega goldig! Als ich den Post zum ersten Mal gesehen hab dachte ich kurz es wäre ein Prank, um ehrlich zu sein. Was haltet ihr denn so davon?
Und einen neuen Song haben sie auch veröffentlicht: Unbelievable. Wie findet ihr ihn? Wenn ihr euch zwischen Cold in LA, Big Plans und Unbelievable entscheiden müsstet, welches würdet ihr nehmen? Ich wahrscheinlich Big Plans...
Lasst mich eure Meinungen hören!
Bis zum nächsten Kapitel!

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