11. Kapitel
"...it's been a while since I have even heard from you..."
Ellie's POV
Es war mir irgendwie klar, dass er wusste, dass ich lügte, aber ich musste das erstmal selbst verdauen und außerdem war gerade nicht der Zeitpunkt dafür.
Ich vertraute Noah.
Es wird bestimmt eine Erklärung dafür geben, redete ich mir immer wieder ein. Jedenfalls hoffte ich das...
"Ich weiß genau, dass du lügst, aber wenn du nicht darüber reden willst, dann ist das okay. Aber du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn irgendetwas ist, oder?", lächelte Jonah mich an. Ich nickte leicht und er streichelte für einen kurzen Moment, den ich unglaublich genoss, meine Wange. Es kitzelte ein wenig und ich kicherte leicht, was ihn nur noch mehr strahlen ließ.
So musste es sich wohl anfühlen, einen Bruder zu haben... Dieses Gefühl von Wärme und Geborgenheit... Etwa wie Zuhause?
"Auf jeden Fall wollte ich dich eigentlich fragen, ob du was von McDonalds haben willst! Wir kommen da gleich an und Alex geht dann rein und bestellt uns was. Wir essen dann hier drinnen, weil wir gleich weiter müssen, sonst kommen wir nicht rechtzeitig an morgen... Also, willst du was?", beendete Jonah.
Ich sah auf meine Hände, die auf meinem Schoß platziert waren. "Tut mir Leid, aber mir ist gerade wirklich nicht nach Essen...", entschuldigte ich mich. Jonah blickte mich besorgt an. Ich konnte natürlich sehen, dass er diesen Satz überhaupt nicht gerne hören wollte.
"Bist du sicher? Nicht mal was kleines?", setzte er zum überreden an, jedoch schüttelte ich den Kopf.
"Bitte, Ellie", bettelte er weiter und setzte den Hundeblick auf.
Ich musste laut loslachen. Das sah einfach zu süß und lustig zugleich aus! Er lachte mit und meinte: "Weißt du eigentlich, dass dein Lachen total ansteckend ist?"
Ich lächelte nur ein wenig unsicher. Ich wusste noch nie, wie ich mit solchen Bemerkungen richtig umgehen sollte...
Schließlich ließ ich dann nach, als er wieder zum Hundeblick ansetzte: "Na gut! Bestell mir irgendwas. Aber nicht viel! Nur was kleines..."
Er grinste triumphierend und meinte: "Das ist sehr anständig von dir! Ich glaube wir machen Fortschritte... Danke!"
Er bedankte sich dafür, dass ich essen wollte... Das war schon sehr liebenswert, oder?
Er schlenderte zurück zu den anderen, während ich ihm hinterher rief: "Und das nächste Mal bitte den Vorhang wieder zuziehen, Mr Hundeblick!"
Dank Jonah vergaß ich für einen Moment all meine Sorgen, doch jetzt kam mir Noah und dieses Mädchen wieder in den Sinn. Wer war sie? Was war sie für Noah?
Nach einer Weile Musik hören, spürte ich, wie wir anhielten. Ich wusste, dass wir nun beim Fast Food Restaurant angekommen waren und ich bereute sofort, dass ich gerade eben nachgegeben und mich überreden lassen hatte...
Ich beschloss, aufzustehen und zu den anderen zu gehen, denn vom herumliegen und besorgt sein wird die Situation sicherlich nicht besser.
Nachdem ich meine Kopfhörer beiseite gelegt hatte, entdeckte ich eine Steckdose an der Wand des Buses und wollte dies sofort ausnutzen, denn mein Handy hatte einiges an Akku verloren. Also wollte ich mein Ladekabel holen.
Ich stand gerade erst auf den Beinen, da hörte ich meinen Namen: "Aber Ellie hat wirklich Talent!"
"Ja, ihre Stimme ist der Wahnsinn!"
"Meine Güte, können wir nicht einmal eine Unterhaltung ohne das Thema Ellie führen!?", wenn ich mich nicht recht irrte, stammte diese Stimme von Corbyn. Natürlich.
Was hatte dieser Junge nur gegen mich?
Aber die anderen fanden, dass ich schön singen konnte... Meinten sie das Ernst? Mir würde das soo viel bedeuten!
Bild dir nichts ein, Ellie!
Ich wollte gerade einen Schritt gehen, da hörte ich Zach sagen: "Warum muss sie auch so hübsch sein?" Ich hörte ihn leicht stöhnen.
Ich!? Hübsch!?
Haben die was auf den Augen!?
"Ich kann dich nur zu gut verstehen, Zach!", kam es von Dani.
"Aber ich bin weiter vorne als du, also lass dir mal was einfallen!", lachte Jack.
Ich hörte jemanden kommen und setzte sofort meinen Weg fort. Natürlich ging die automatische Tür, die die Betten von der hinteren Sofa-Ecke abtrennte, extra langsam auf, sodass ich doch erwischt wurde.
"Hast du uns etwa belauscht?", fragte Jonah mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht, dass ich sah, als ich mich zu ihm umdrehte. Er lehnte sich lässig an das Bett von Corbyn und Zach an und seine Arme hatte er verschränkt. Ich stand nur ertappt und gleichzeitig so unbeholfen und unsicher im Gang.
"Ich?... Nö! Niemals... Ich hab euch nicht... belauscht!", stammelte ich und Jonah's Grinsen wurde nur noch breiter.
"Du? Neeiin... Das würdest du niieemals machen!", ließ er seine Ironie hören mit dem Blick gesenkt, doch schon bald lachte er lauthals los.
"Jonah!", rief ich, damit er sich mal beruhigte, was er nicht tat. Als ob diese Situation nicht schon peinlich genug wäre, spürte ich auch noch, wie mir die Hitze in die Wangen schoss.
"Jonah! Hör auf! Ich hab nicht gelauscht! Ich wollte nur mein Ladekabel holen!", verteidigte ich mich weiter, doch er wollte einfach nicht aufhören. Er bekam wohl ziemlich schnell einen Lachflash... Tja, willkommen im Club!
Ich schubste ihn leicht an der Schulter: "Man Jonah!" und nun konnte auch ich mir nicht mehr das Lachen verdrücken. Irgendwann - ich wusste schon nicht mehr wann - schafften wir dann endlich, aufzuhören.
Schließlich ging ich nach hinten und holte mein Ladekabel. Als ich es hatte, steckte ich es an mein Handy und an die Steckdose bei meinem Bett und gesellte mich zu den anderen.
Corbyn, Daniel und Jack saßen auf einem Sofa und zeigten sich gegenseitig irgendwas auf dem Handy und Jonah und Zach auf dem anderen. Bewusst setzte ich mich zu Jonah, sonst wäre Corbyn wohl wieder weggerannt. Mir reichte der genervte Blick schon, der nun auch wieder auf mir lag.
"Habt ihr eigentlich schonmal die Kommentare unter dem Foto von Alex gelesen? Da fragen viele, wer ich bin. Sollen wir das denen sagen oder wäre es besser, wenn nicht?", fragte ich.
"Eigentlich wäre mir lieber wir würden es ihnen nicht sagen, dann hättest du deine Ruhe...", meinte Jonah etwas verträumt.
"Andererseits", meldete sich Jack "würden wir dann nur wieder Gerüchte über eine Beziehung mit Ellie und einem von uns zu hören bekommen und dann hätten wir alle keine Ruhe, das wäre nicht besser!"
"Stimmt auch wieder", sagte Jonah und lehnte sich nach vorne.
Nach einer kleinen Diskussion einigten wir uns darauf, dass wir es ihnen mitteilen sollten und dass es Jonah übernehmen sollte. Also lehnte ich mich zu ihm herüber und wir machten ein paar lustige Selfie's zusammen. Irgendwann artete das ganze dann ein bisschen aus und als wir fertig waren, hatte jeder um die hundert unnötige (aber verdammt lustige) Bilder mehr auf seinem Handy.
Jonah machte sich gleich an die Arbeit und suchte die besten davon heraus. Ich wollte ihm helfen. Er hatte sich bereits für eines entschieden, auf dem ich die Zunge herausstreckte.
"Nein! Das postest du ganz sicher nicht!", protestierte ich und wollte ihm das Handy aus der Hand nehmen, da reagierte er auch schon und drehte sich lachend zur Seite. Ich versuchte es immer wieder, aber letztendlich gab ich auf. Ich schob meinen Misserfolg auf seine Größe. Er war viieel größer als ich, das war sein Vorteil!
Also schließlich ließ ich ihn machen und sah einfach weiter zu. Die Bilder die er aussuchte, waren ziemlich verrückt, aber ändern konnte ich nichts...
Am Ende suchte er auch noch das Video meines kleinen "Auftritts" aus und postete es mit der Erklärung, dass Alex mein Onkel ist.
Damit wäre das auch geklärt.
Auf einmal ging die Bustür auf und dann stand ein mit Tüten vollbepackter Alex vor uns. "Essen ist daaa!", rief er, wenn auch ein bisschen gequält, denn die Tüten schienen bald herunterzufallen.
Wir halfen ihm, alles auf den Tisch zu laden und dann nahm sich jeder das, was er bestellt hatte und setzte sich wieder hin.
Ich jedoch war nicht so scharf auf meine Bestellung. Als Einzigste saß ich nun ohne Essen da. Alex kam auf mich zu: "Hier Ellie, das ist deins!" Er reichte mir eine Tüte und setzte sich neben mich. Er sah mich an. Ich nahm ihm die Tüte, wenn auch etwas zögerlich, ab und lächelte schwach.
"Danke", kam es dann etwas unscheinbar von mir und er nickte leicht.
Ich öffnete die Tüte und sah hinein.
Ich... ich konnte nicht.
Mir wurde schon schlecht bei dem Anblick!
Ich sah zu Alex. Sein Blick hatte etwas von Besorgnis und Angst zugleich. Er legte mir seine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte ein wenig zusammen bei der Berührung. Ich hasste es, an dieser Schulter berührt zu werden! Es weckte schreckliche Erinnerungen...
Ich schluckte stark.
Er flüsterte mir dann zu: "Lass dir Zeit... aber bitte... bitte iss."
Ich nickte leicht. Aus der Nummer kam ich nicht mehr so leicht raus... Ich wusste ja, dass ich essen musste, aber... Ich bekam das nicht hin. Mein Essensrhytmus ist völlig durcheinander gekommen und mein Körper war es nicht mehr gewohnt, wenn ich aß. Und ich wollte mich nicht übergeben müssen!
Aber Noah würde bestimmt auch wollen, dass ich aß... Noah.
Dachte er auch gerade an mich? Oder war da wieder dieses Mädchen?
Halt! Hör auf dir darüber den Kopf zu zerbrechen!
Er würde dir immer die Wahrheit erzählen... oder?
So langsam begann ich wirklich, an seiner Treue zu zweifeln...
Ich bemerkte, wie sich neben mir jemand niederließ. Ich vermutete natürlich sofort Jonah, doch als ich zur Seite sah, trafen meine Augen auf ein ozeanblaues Paar. Daniel. Mein Herz machte einen Satz, als ich sah, wie nah er doch neben mir saß.
Er lächelte mich schwach an, was ich erwiderte. "Bitte iss, Ellie", flüsterte er mit einer unglaublich besänftigen Stimme.
Irgendwie wurde es mir schlagartig zu viel. Schon bald hatte ich meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle und eine vereinzelte Träne lief meine Wange hinunter. Ich versuchte inständig, meine anderen Tränchen zurückzuhalten, was mir anfangs auch gelang.
Daniel bemerkte meine Träne und wischte sie sanft mit seinem Daumen weg. Dabei sah er mich intensiv an und die Stelle, die er berührte, kribbelte wie verrückt.
Das Dumme an diesem Bus war nur, was mir auch erst jetzt auffiel, dass du mit so vielen Menschen auf so engem Raum lebst, dass sie dich auf Schritt und Tritt beobachten konnten, wie auch jetzt.
Nun sah auch Jonah mich besorgt an und hatte aufgehört, zu essen. Wie alle anderen in dem Bus auch. Ich hasste es einfach, durchgängig Blicke auf mir zu spüren.
Ich sah zu Alex. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz deuten. An was dachte er gerade? Etwa daran, dass er einen Fehler mit der Adoption gemacht hatte? Dass ich ein Fehler war und nur Probleme machen würde? Dass ich einfach nur eine Enttäuschung war?
Dann sah ich zu Corbyn. Der schüttelte einfach nur den Kopf.
Das reichte jetzt!
Ich ließ die Tüte neben mir sinken und ging schnurstracks zu meinem Bett, ohne mich aufhalten zu lassen. Einfach so schnell wie möglich weg von allen.
Ich setzte mir, als ich mich hingelegt hatte, meine Kopfhörer auf und sah wieder aus dem Fenster hinaus. Ich konnte noch hören, wie Jonah meinen Namen rief, doch ich drehte die Musik nur noch lauter und schon dröhnte mir die Stimme von Taylor Swift in die Ohren.
Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Eine nach der anderen bahnte sich den Weg nach unten. Ich hätte schreien könnten, tat es aber nicht. Im Gegenteil. Ich lag da, eingekuschelt in meine Decke, ganz still und leise, und ein Tränchen nach dem anderen kullerte meine Wange hinunter.
Ich spürte, wie jemand meinen Vorhang vor schob und an meiner Schulter rüttelte. Es war Alex. Das wusste ich ganz gewiss. Ich dachte aber nicht daran, mich umzudrehen. Ich wollte gerade mit absolut niemandem reden!
Ich dachte der Tag wäre nach dem Konzert gerettet, aber dann war das mit Noah und danach das jetzt... Noah.
Immer wieder glitten meine Gedanken zu ihm. Wer zur Hölle war dieses Mädchen? Und warum erzählte er mir nichts von ihr!? Ich war mir mit ihm so sicher, doch jetzt... ach man, warum war alles in meinem Leben immer so kompliziert!?
Alex sah anscheinend ein, dass ich mich nicht mehr umdrehen würde und ließ mich in Ruhe. Endlich.
Ich dachte noch eine ganze Weile über alles nach. Über Noah. Über Alex und die Jungs. Über Daniel. Über den Sinn meiner Anwesenheit.
Warum war ich hier? Was hat sich das Schicksal dabei gedacht? Was hatte ich hier zu suchen? Was war überhaupt der Sinn meines Lebens? Warum wurde ich geboren? Mir wäre so viel erspart geblieben...
Ich öffnete langsam meine Augen, die leicht angeschwollen waren. Anscheinend hatte ich mich in den Schlaf geweint. Ich sah auf mein Handy. Ich hatte nur eine viertel Stunde geschlafen. Komisch, ich dachte es wäre länger gewesen...
Langsam setzte ich mich auf, so gut das möglich war, und setzte meine Kopfhörer ab. Ich hörte, wie sich die Jungs darum stritten, wer zuerst ins Badezimmer gehen durfte. Anscheinend wollten sie nun alle schlafen gehen.
Ich richtete meine völlig zerzausten Haare ein wenig zurecht und rieb mir kurz über die Augen. Wie sollte es nur mit mir weitergehen...
Jemand zog, mal wieder ohne Vorwarnung, meinen Vorhang beiseite und ich zuckte zusammen. Sofort drehte ich meinen Kopf in deren Richtung und zu Gesicht bekam ich Jonah.
"Hey", begrüßte er mich sanft. "Wie geht es dir?"
Ich zuckte mit den Schultern und schniefte. Sofort kamen meine verhassten Begleiter wieder nach oben und ich begann erneut zu weinen.
Jonah zog mich liebevoll in eine Umarmung.
Ich wurde nicht schlau aus diesem Jungen.
Wie konnte er so ein kompliziertes Mädchen wie mich nur mögen?
Hallo zusammen! Ich bin endlich dazu gekommen, ein Kapitel zu schreiben. Ich hoffe es ist nicht allzu schlecht...😅
Tut mir nochmals Leid, dass ich viel zu selten update. Ich werde mein Bestes geben, das irgendwie zu ändern. Danke auch an alle, die meine Story bisher gelesen haben, auf's Sternchen gedrückt haben und ein kleines Feedback dagelassen haben. Das bedeutet mir viel!❤️
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bis hierhin. Habt ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge? Oder Wünsche?
Was haltet ihr denn von Noah und dem geheimnisvollen Mädchen? Was hat es mit den beiden auf sich? Schreibt mir doch ein Kommentar mit eurer Meinung, wenn ihr Lust habt!
Ich hoffe wir sehen uns dann im nächsten Kapitel!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top