Kapitel 73
"i'm sorry" - Joshua Bassett
https://youtu.be/m16iDG1XjxM
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Ununterbrochen klebte mein Blick an der Eisentür.
Im Gegensatz zu gestern, war es heute nicht die Frage, ob Tae wiederkommen würde, die mich beunruhigte.
Viel mehr fragte ich mich, in welchem Zustand er wiederkommen würde...
"Tae...", verließ es leise meine Lippen, während ich daran dachte, wie er vorhin rausgestürmt war.
Ich hatte ihn vorher noch nie so gesehen...
Allerdings konnte ich mir vorstellen, dass das wahrscheinlich der selbe Zustand gewesen war, in dem er sich auch nach dem Todestag meiner Eltern befunden hatte.
Der Zustand, wenn es zu viel gewesen war.
Zunehmend besorgter wanderte mein Blick zu der Uhr an der Wand.
Inzwischen war es etwas über eine Stunde her, dass wir aufgewacht waren.
Ich spürte immer noch die Verwirrung in meinem Herzen...
Einen Hauch Schuldgefühle, weil ich das Thema gestern aufgebracht hatte.
Zwar hatte ich zu keinem Zeitpunkt bezwecken wollen, dass Tae die ganze Nacht lang so nah bei mir geblieben war...
Ich hatte ihn nicht darum gebeten.
Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass Taes Anfall heute früh nicht stattgefunden hätte, wenn ich nicht so verdammt anhänglich gewesen wäre...
Wenn ich nicht darauf bestanden hätte, dass er bei mir übernachtete.
Dass er sich noch zu mir legte.
Ich schluckte ein wenig, als mir bewusst wurde, dass ich mich wieder hatte mitreißen lassen.
Genau wie am Todestag meiner Eltern...
Nur irgendwie schlimmer.
Ich war nicht fähig, "nein" zu sagen, wenn Tae mir seine Nähe anbot.
Ständig wünschte ich mir mehr davon...
Nie konnte ich genug bekommen.
"Tae...", wiederholte ich, während ich nachdenklich über meine Arme strich.
Es war als könnte ich seine Umarmung immer noch spüren...
Seine Wärme...
Leise seufzte ich.
Es tat mir leid...
Es tat mir leid, dass ich, obwohl ich gesehen hatte, was es mit ihm anstellte, nichts dringender wollte, als dass Tae sich nochmal so zu mir legte.
In dem kurzen Moment, bevor ich vorhin vollständig wach geworden war, war ich so glücklich gewesen...
Ich hatte mich gefreut, dass Tae bei mir geblieben war.
Dass er von sich aus nicht genug von meiner Nähe hatte bekommen können.
Das war vorher noch nie vorgekommen...
"Bitte tu dir nichts...", murmelte ich vor mich hin.
Je mehr ich über den gestrigen Abend nachdachte, desto mehr bemerkte ich, dass Tae überhaupt nicht mehr wie er selbst gewirkt hatte.
Die Art, wie er mich angesehen hatte...
Die Tatsache, dass er von sich aus angefangen hatte, über seine Gefühle zu sprechen...
Dass er sich tatsächlich hatte zu mir legen wollen...
All diese Dinge hatten mich so glücklich gemacht, dass ich sie erst jetzt wirklich hinterfragte.
Ich fragte mich, ob sie ein Zeichen dafür gewesen waren, wie fertig er eigentlich gewesen war.
Ob sie kein Schritt nach vorn, sondern eigentlich zurück gewesen waren.
Wie so oft, wenn ich von mir aus versuchte, schlau aus Tae zu werden, wurden die Fragezeichen in meinem Kopf nur größer.
Egal wie sehr ich es versuchte...
Ich verstand ihn nicht.
Seine Gefühle waren meinen so fern...
Mir fehlten Informationen...
Ein paar mehr Gespräche, durch die ich die Zahnräder in seinem Kopf vielleicht besser erkennen können würde.
Schwer begann mein Herz zu drücken, als ich anfing, mich zu fragen, ob es vielleicht total daneben von mir war, Tae immer wieder auf das Pflaster anzusprechen.
Ob es ihn vielleicht unter Druck setzte, wenn ich meine Besorgnis bekundete.
Ob es überhaupt wichtig war...
Letztendlich hatte ich keine Ahnung, was in Momenten wie heute früh mit Tae passierte.
Alles was ich wusste, war, dass meine Nähe auf Dauer anstrengend für ihn wurde und dass er zu einem halben Zombie mutierte, wenn er es übertrieb.
Alles davor und dazwischen war gähnende Leere.
Bis heute wusste ich nicht, warum genau Tae damals ein Pflaster am Kopf gehabt hatte.
Ich wusste nicht, was er getan hatte.
Warum er es getan hatte.
Ob es ihm auf eine unfassbar kaputte Art vielleicht irgendwie half...
Gerade war ich dabei, mich ernsthaft schlecht zu fühlen, als es endlich erklang.
Das lang erwartete Piepen.
"Tae!", entwich es mir, noch bevor er die Zelle überhaupt richtig betreten hatte.
Augenblicklich hatte der Blauhaarige meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Mein Blick wanderte über sein Gesicht.
Heimlich auf der Suche nach Verletzungen.
Nach eventuellen Pflastern.
Ich fand keine.
Allerdings...
"Tae?...", wiederholte ich etwas vorsichtiger, während ich ihm dabei zusah, wie er das Frühstückstablett auf den Boden stellte.
Allerdings fand ich etwas anderes...
Tonnenschwer wurde mein Inneres, als mein Fokus sich auf Taes Augen legte.
Auf die roten Ringe, die sich darunter befanden.
Er hatte geweint...
Im ersten Moment nicht wissend, wohin mit den Nadeln, die diese Erkenntnis durch mein Herz bohrte, schaute ich mein Gegenüber an.
Bisher hatte er überhaupt nicht auf mich reagiert.
Auch vorhin nach dem Aufwachen...
Er sprach nicht.
Betretene Stille herrschte, während Tae das Tablett unter den Gitterstäben hindurchschob.
Mehrfach zerbrach mein Herz, weil er mich dabei nicht mal anschauen konnte.
Tae saß direkt vor mir...
Trotzdem war er kilometerweit weg.
Als würde er mich nicht hören, wenn ich ihn ansprach...
Geistesgegenwärtig griff ich mir eine der Blaubeeren, die in einem kleinen Schälchen auf dem Tablett standen.
Ich wusste nicht, ob Tae gerade aufnahmefähig war.
Doch falls er es war, wollte ich ihn nicht noch mehr beunruhigen.
Hastig verschwand die Blaubeere in meinem Mund, während mein Blick ununterbrochen an meinem Gegenüber klebte.
Ich fragte mich, was gerade in ihm vorging.
Was in der Stunde passiert war, in der er nicht hier gewesen war.
Je länger ich ihn anschaute, desto schlechter fühlte ich mich.
Es tat mir weh, ihn so fertig zu sehen.
Gleichzeitig tat es mir unfassbar leid.
Mir tat leid, dass es gerade mal zwei Wochen her war, seit Tae das letzte Mal so ausgesehen hatte.
Mir tat leid, dass er immer meinetwegen so aussah...
Gerade wollte ich meinen Mund öffnen, um diese Gedanken zu verbalisieren, als Tae mir zuvor kam.
"I-Ich...", setzte er an, bevor er wieder verstummte.
Etwas unsicher guckte er zu mir, nur um seinen Blick direkt wieder abzuwenden.
Von der bloßen Tatsache, dass er mit mir sprach, alarmiert, schaute ich ihn an.
"Ja?", fragte ich sofort.
Ich konnte nichts gegen das überquellende Interesse in meiner Stimme tun.
Nie zuvor hatte ich mir solche Gedanken um Tae gemacht.
Nie zuvor war es mir derartig wichtig gewesen, ihn wieder lächeln zu sehen.
Alles in mir wollte, dass es ihm besser ging.
So sehr, dass ich das offensichtliche übersah...
Eigentlich...
"M-Meinst du...", versuchte er es erneut.
...hätte ich es...
"...wir könnten das Spiel vielleicht nochmal vorziehen?...", fragte er zögerlich.
...wissen müssen.
Ich spürte die Ernüchterung in meinem Herzen, kaum dass Tae ausgesprochen hatte.
Die Verwirrung, weil mit plötzlich bewusst wurde, dass der gestrige Tag mich vieles hatte verdrängen lassen.
Tae war so anders gewesen...
Ich war so anders gewesen...
Seine Frage holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
Sie erinnerte mich daran, dass wir immer noch wir waren.
Daran, dass ich nichts tun konnte, um Tae besser fühlen zu lassen.
Nichts, außer ihn mit einem Skalpell meine Haut aufschneiden zu lassen.
Einen Moment lang blieb ich still.
Ich ließ sie sacken.
Die Erkenntnis, dass sich nicht wirklich etwas verändert hatte.
Dass sich gleichzeitig irgendwie alles verändert hatte...
Ich erinnerte mich, wie ich mich gefühlt hatte, als Tae mir diese Frage das letzte mal gestellt hatte.
Nach dem Todestag meiner Eltern hatte er es um einen Tag vorziehen wollen.
Heute eigentlich nur um ein paar Stunden.
Damals wie heute war es mir relativ egal gewesen.
Ob nun einmal mehr oder weniger...
Früher oder später...
An dem Spiel selbst änderte sich nichts.
Was sich allerdings geändert hatte...
Ich schluckte, bevor ich nickte.
...war ich.
"Ja...", flüsterte ich.
Noch vor zwei Wochen war mir dieses Wort nicht über die Lippen gekommen.
Obwohl es mir damals schon wehgetan hatte, Tae so fertig zu sehen, hatte ich es nicht aussprechen können.
Ich hatte dem Spiel, selbst wenn es nur um das Vorziehen gegangen war, nicht zustimmen können.
Doch heute ging es.
Mehr noch...
"A-aber nur...", ich spürte die Hitze in meinen Wangen, während mir bewusst wurde, was für Worte dabei waren, den Weg aus meinem Mund zu finden.
"Nur, wenn du danach etwas isst...", murmelte ich.
Ein Teil von mir war erschrocken.
Erschrocken, dass ich Taes Bitte hatte annehmen können.
Erschrocken, wie egal es mir inzwischen war...
Dass andere Dinge so viel wichtiger schienen.
Dass Tae wichtiger schien...
Er hatte kein Frühstück für sich mitgebracht.
Außerdem wirkte er nicht, als hätte er heute bereits Nahrung zu sich nehmen können...
Mein Gegenüber brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass ich ihn gerade auf die selbe Sache aufmerksam gemacht hatte, die ihm seit meinem ersten Tag hier eines der wichtigsten Anliegen gewesen war.
Die Ungläubigkeit in seinen Augen war sichtbar.
Ebenso die Tränen, die gerade wieder aufstiegen...
Ich spürte mein Herz klopfen, weil ich diese Art von Emotionen von Tae nicht gewöhnt war.
Ich war es nicht gewöhnt, seine Tränen zu sehen.
Seine Verletzlichkeit.
Nie zuvor hatte er menschlicher gewirkt.
Echter.
Schwach zuckten meine Mundwinkel nach oben, als auch die von Tae es taten.
Zum ersten Mal heute sah ich ihn lächeln.
Immer noch so ungläubig...
So voller Dankbarkeit...
Voller...
Er nickte.
...Liebe.
I swear, so viel development in dieser Story...
Someone give me a break. ^^"
Und someone give me a break von Wattpad, weil ich dieses Kapitel jetzt ingesamt dreimal formatieren musste.
Gestern zweimal, aber Wattpad wollte einfach nicht, dass ich hochlade.
Und heute nochmal, weil Wattpad meinen Kapitel-Entwurf ofc nicht speichern konnte.
Diese Seite kann mich mal >_>
Aber erstmal zum Kapitel ^^
Wie fandet ihr es?
Gedanken zu Kookies Entwicklung?
Gefühle?
I'd love to hear everything <3
Ich bin jedes Mal aufs neue so blessed, wie weit wir gekommen sind.
I mean, es geht jetzt einfach auf die 80 Kapitel zu.
Intense. ^^
Actually wirklich intense.
Also ich merke langsam, wie mir echt der Saft für diese Geschichte ausgeht...
I need a break ^^"
Eigentlich hatte ich vor, Kapitel 76 an Weihnachten hochzuladen.
Aber das passt jetzt zeitlich nicht mehr, weil ich gestern nicht uploaden konnte.
Und tbh es war gestern auch einfach so frustrierend mit dieser Seite, dass ich dann beschlossen hab, es sein zu lassen.
Das nächste Kapitel ist das erste Spiel aus Taes Perspektive (tolles Kapitel - hat mich nur ne knappe Woche lang komplett rausgeworfen, weil ich es nicht schreiben konnte ^^")
Das kommt (hoffentlich) morgen, weil ich an Weihnachten kein Spiel hochladen möchte.
Und Kapitel 75, also actually das gerade so letzte Kapitel, bevor es wirklich weihnachtlich wird, kommt dann an Heiligabend. (Ist ein sehr fluffiges Kapitel - ein gutes Kapitel für Weihnachten ^^)
Und yeahhhh...
Also dann hab ich tbh einfach genug.
Und wahrscheinlich kommen die Weihnachtskapitel dann irgendwann im Frühling oder Sommer oder wann auch immer mich es wieder hierher verschlägt.
*sigh*
Wir lieben scheiternde Pläne...
Aber fine...
Also ich hoffe euch gefallen die nächsten Kapitel und dass das an Heiligabend euch den Tag ein wenig verschönern kann und dass dieser ganze Stress sich dann irgendwie lohnt...
Das wäre schön <3
Tut mir wirklich leid, dass dieses Author-Note jetzt so aufgeladen ist...
Aber ganz ehrlich, diese Seite macht es einem manchmal wirklich nicht leicht.
Und gerade wenn man drum herum eigentlich mehr als genug zu tun hat, ist sowas einfach echt frustrierend.
Deshalb musste das mal raus...
Abschließend noch:
Yes, ich hänge momentan wieder sehr dolle zurück mit dem Kommentare beantworten...
I mean, im letzten Kapitel kam wahrscheinlich auch etwas durch, dass ich gerade low on energy bin.
Und idk...
Die Energie, die dann noch für Wattpad übrig bleibt, möchte ich momentan gerne zum Updaten nehmen, weil ich trotz allem denke, dass das mit Weihnachten schön wäre.
Und tbh selbst wenn ich dann manchmal die Energie und Zeit habe, heißt das nicht, dass Wattpad mich Kommentare beantworten lässt.
...oder sie anzeigt. (Von dem letzten Kapitel? Null Kommentare in meiner Benachrichtungsleiste. - aber not a problem. Ich kann ja selbst nachgucken gehen ^^^^^)
Also ehm...
Auch das ist irgendwie momentan...schwierig.
Ich wollte euch aber trotzdem wissen lassen, dass ich eure Kommentare alle lese (wie gesagt, ich gehe extra nachgucken) und mich wirklich sehr dolle darüber freue.
Danke an jeden, der sich die Zeit nimmt, Wertschätzung oder Feedback da zu lassen.
Das bedeutet mir wirklich viel und sorgt auch dafür, dass ich diese Seite nicht ganz so dolle gegen die Wand werfen möchte, wie sie es eigentlich verdient hätte.
Vielen vielen Dank <3
Und falls es euch nichts ausmacht...
Please keep going <3
Und yeah...
Das war dann jetzt genug Rage und emotional stuff.
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag <3
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