Kapitel 7

Ich verbrachte die folgenden Stunden damit, einfach irgendwelche Dinge aufs Papier zu kritzeln.

Ansichten von Straßen, Gebäuden, Grünflächen...alles was mir so einfiel.

Irgendwie fühlte es sich gut an. Als würde ich die Gedanken in Form von Bildern aus meinem Kopf ziehen.

Außerdem bekam ich die Stille um mich herum nicht mehr so stark mit, wenn ich mich aufs Zeichnen konzentrierte.

Ein netter Nebeneffekt.


Zwischendurch aß ich das restliche Essen auf.



"Ich bin wieder da~", holte mich Taes trällernde Stimme aus meiner Zeichenwelt.

Etwas überrascht schreckte ich auf und sah zu ihm.

Er schien gute Laune zu haben. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen.


"Oh schön. Du hast aufgegessen!", freute der Blauhaarige sich.

"Ich hoffe es war ausreichend?", wollte er sofort wissen.

Er hatte schon das nächste Tablett mit Essen auf der Hand.

An seinem Arm baumelte eine kleine Papiertüte.


Ich nickte nur als Antwort auf seine Frage, bevor ich aufstand und mich ihm gegenüber auf den Boden setzte.

Natürlich mit einem gewissen Abstand zum Gitter und damit auch zu ihm.

Er war mir immer noch nicht ganz geheuer.

Wie könnte er auch?

Immerhin behandelte er mich fast wie ein Haustier.

Hauptsache ich hatte genug zu Essen und war körperlich wohlauf...


"Gut das freut mich.", lächelte Tae, bevor er das leere Tablett annahm, welches ich ihm gerade zuschob. Danach sah er mich an.

Ich griff wortlos zu dem Essen auf dem neuen Tablett.

Es sah lecker aus. Und es war sogar noch heiß...


Taes Mimik erhellte sich noch weiter, als seine Augen an mir herabglitten.

"Du hast dich ja umgezogen. Und auch geduscht?", wollte er wissen.

Ich nickte wieder einfach nur.

Wahrscheinlich würde er auch weiter sprechen, wenn ich gar keine Reaktion zeigte. Aber das war irgendwie...noch unangenehmer. Als wäre ich gar nicht richtig hier.


"Gefällt dir die Kleidung? Ist es angenehm? Ich hoffe, der Geruch von dem Shampoo und dem Duschbad sagt dir zu?", wollte er weiter wissen.

Ihm schien gar nicht aufzufallen, dass er mich in einer Tour mit Fragen löcherte.


Ich seufzte, bevor ich ergeben meine Schultern sacken ließ.

"Ja.", gab ich als Antwort auf alle seine Fragen.


Taes Augen wurden groß.

Er registrierte es offensichtlich sehr intensiv, wenn ich mit ihm sprach.

"Schön.", er lächelte glücklich und lehnte sich dann an die Wand hinter sich.


Ich aß stumm weiter.

Auf einmal war Tae auch ruhig...

Es war sonderbar.

Keiner von uns sagte ein Wort.

Und dennoch...

...war diese Ruhe um ein vielfaches weniger unangenehm als die Stille, die herrschte, wenn ich alleine hier war.



"Ich hab mich heute den ganzen Tag darauf gefreut, nach Hause zu kommen und dich wiedersehen zu können.", sagte Tae wie aus dem Nichts.

Unwillkürlich schnellte mein Blick nach oben.

Die Seelenspiegel meines Gegenübers strahlten ungetrübte Ehrlichkeit aus.


Eine Weile erwiderte ich seinen Blickkontakt, bevor ich schwer schluckte.

Was war dieses Gefühl?...

Ein Teil von mir hätte gerade am liebsten ironisch gelacht.

Er hatte sich darauf gefreut, mich wiederzusehen?

Schön für ihn.

Darauf würde er sich öfter freuen können, solange er mich hier eingesperrt ließ.

...

Aber der andere Teil...

...war einfach sprachlos und fragte sich, warum mein Herz gerade einen kleinen Sprung gemacht hatte.



"Wie geht es eigentlich den Blutergüssen an deinem Bauch? Tut es noch weh?", wollte Tae wissen, nachdem ich fertig mit Essen war.

Der eindringliche Blick, mit dem er mich gerade ansah, verriet mir, dass er sich mit einer einfachen Antwort oder einem Kopfschütteln nicht zufrieden geben würde.

"Ein bisschen...aber es ist schon viel besser.", antwortete ich deshalb.

Tae lächelte. "Darf ich kurz sehen, wie es aussieht?", fragte er.

Ich blinzelte überrascht.

Für einen kurzen Moment sträubte sich alles in mir.

Allerdings zog ich dann....ganz von alleine...mein Oberteil so weit nach oben, dass man die Blutergüsse sehen konnte.

Irgendetwas an Taes Blick hatte mich keine Sekunde länger darüber nachdenken lassen, ob ich das tun sollte oder nicht bzw. Ob es mir unangenehm war.

Ich hatte es einfach getan...


Kaum war ein größerer Teil meiner Haut sichtbar, weiteten sich Taes Pupillen. Er kam ein wenig näher.

Der Hunger, den ich gerade in seinen Augen aufblitzen sah, jagte einen kleinen Schauer über meinen Rücken.

Aber der Blauhaarige tat nichts, außer meinen Oberkörper genauestens zu studieren. Und er war immer noch auf der anderen Seite der Gitterstäbe.

Eine Tatsache, die mich tatsächlich ein wenig beruhigte... auch wenn er jederzeit hineinkommen konnte.

Er tat es nicht.


"Sieht wirklich schon besser aus. In ein paar Tagen sollte es vollständig verheilt sein.", lächelte Tae.

Danach löste er seinen Blick langsam von meiner Haut und sah mir wieder in die Augen.

"Ich hab dir noch was mitgebracht.", sagte er, bevor er nach der kleinen Tüte griff.


Für einen Moment spürte ich eine kleine Welle an Panik in mir aufsteigen, weil Tae mir so unberechenbar erschien, dass ich mir nicht vorstellen konnte, was er unter 'noch was mitgebracht' verstand.

Jedoch legte sich meine Anspannung sofort wieder, als ich erkannte, was er aus der Tüte holte.

Mein Herz blieb tatsächlich....für einen kleinen Moment stehen.


"Ich wusste nicht, was dir gefällt. Deshalb dachte ich, ich hole die hier und du suchst dir einfach aus, welchen du am schönsten findest.", erklärte Tae, während er die drei stilistisch unterschiedlichen Bilderrahmen unter der kleinen Öffnung durchschob.


Mir klappte die Kinnlade nach unten.

Das hier....war etwas völlig anderes, als das Essen oder die Kleidung, die er mir schenkte.

Mein Herz begann, wie wild zu schlagen.

Es war persönlich. Etwas, was mir wichtig war.

Ungläubig, dass er so etwas überhaupt erkannt hatte, sah ich zu ihm.

"Tae...", verließ es fast lautlos meine Lippen.

Ich war ehrlich sprachlos.


Sofort sah ich die Freude in den Augen meines Gegenübers aufleuchten.

"Gefallen sie dir?", fragte er. "Wenn du möchtest, kannst du auch alle drei haben.", fügte er hastig hinzu.

Mein Kiefer verspannte sich.

Da war sie wieder...die komplett unverhältnismäßige Überfürsorglichkeit.

Gerade hatte er es nett gemeint. Aber Taes Reaktion hatte ich daran erinnert, dass es kein normaler Mensch war, mit dem ich hier sprach.

Dass irgendwas mit ihm...nicht stimmte...

Und er eventuell gar nicht verstanden hatte, warum mir diese Geste so viel bedeutete...


Trotzdem änderte das nichts daran, dass es mich berührte.

"Ich nehme den hier...", sagte ich, während ich nach dem einfachen holzfarbenen Rahmen griff.

Danach sah ich zu Tae und versuchte mir ein kleines Lächeln abzuringen.

"Danke...", sagte ich leise.

Gerade war mir egal, was ihm das mitteilen würde.

Welche Signale ich damit sendete.

Das Foto meiner Eltern einrahmen zu können bedeutete mir die Welt.


Die Pupillen meines Gegenübers weiteten sich auf ihre doppelte Größe.

Erstarrt erwiderte er meinen Blickkontakt. Als würde mein Gesichtsausdruck ihn komplett aus der Bahn werfen.

Schließlich begann er aber auch zu lächeln.

"Gern geschehen, Kookie.", sagte er freundlich, bevor er die anderen zwei Rahmen zurücknahm.


Danach kehrte wieder Stille ein.

Tae sah mich einfach an, während meine Aufmerksamkeit sich auf den Bilderrahmen in meiner Hand gerichtet hatte.

Mein Herz schlug immer schneller, während meine Mundwinkel ganz von alleine ein wenig nach oben gezogen waren.



Ein kleines Gefühl der Bestürztheit beschlich mich, als mir klar wurde, dass ich an meinem zweiten Tag in Gefangenschaft mehr gelächelt hatte als im ganzen letzten Monat...


Meehhh es geht so langsam voran ._. *ungeduldig sei*
Ist das für euch auch so anstrengend, wie für mich?
Possibly bin ich hibbeliger, weil ich weiß, was noch alles kommen soll. ^^"

Aber anyway. Ich hatte mir vorgenommen, das hier so langsam wie möglich aufzubauen. Also muss ich weiter leiden. xD


Ich wünsch euch einen schönen Tag~

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