Kapitel 69

"The Truth Untold" - BTS

https://youtu.be/ITc-om9SVr4

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Tae Pov


Etwas desorientiert suchte ich meinen Dachboden ab.

Ich war mir sicher, dass ich irgendwo haben musste, wonach ich suchte.


Mein Bettzeug und eine frische, weiche Schlaf-Unterlage für Kookie standen bereits vor der Kellertür.

Alles was fehlte, war etwas, worauf ich liegen konnte.

Ein Gegenstand, so banal, dass ich ihn sicherlich vergessen hätte, wenn Kookie mich nicht explizit darauf hingewiesen hätte.

Ich hatte mich ein wenig ertappt gefühlt...

Gleichzeitig hatte ich überhaupt kein Bedürfnis, mir etwas Matratzenartiges zu suchen.

Ich fühlte mich eh bereits, als könnte ich jede Sekunde auseinanderfallen.

Die Spannung in meinem Körper wurde zunehmend größer...

Ebenso das Drücken in meinem Kopf...


Noch vor Wochen hätte ich diesen Zustand kaum ausgehalten.

Doch heute funktionierte es irgendwie...

Kookie nicht alleine zu lassen fühlte sich so viel wichtiger an.

Auf ihn und seine Wünsche einzugehen fühlte sich wichtiger an.

Einfach bei ihm zu sein.

Nie zuvor hatte ich meine inneren Dämonen so gut zur Seite schieben können.


Das Wissen, dass wir morgen spielen würden, half.

Es ließ mich fühlen, als wäre es okay, es für heute Abend zu übertreiben.

Als wäre es okay, ein bisschen zu zerbrechen.

Bevor ich Kookie zu mir geholt hatte, war mein jetziger Zustand der Dauerzustand gewesen.

Entsprechend unbedenklich empfand ich es, diesen für Kookie zu ertragen.

Wahrscheinlich war es fair...

Er war meine Erlösung.

Der Grund warum es mir besser ging.

Es stand außer Frage, dass ich das selbe für ihn tun wollte.

Im Prinzip war es ganz leicht...

Kookie schien der Gedanke, heute Nacht alleine zu sein, sehr beunruhigt zu haben.

Deshalb würde ich bei ihm übernachten.

Es schien ihm wichtig gewesen zu sein, dass ich nicht auf dem Boden lag.

Deshalb war ich jetzt auf dem Dachboden.


Ich musste nur...



Erleichtert weiteten meine Augen sich, als ich sie endlich fand.

Meine alte Iso-Matte.

Sie war nicht mehr die bequemste...

Aber besser als nichts.


Mehr als zufrieden mit meinem Fund lief ich wieder nach unten.

Um Kookie keiner staubigen Luft auszusetzen, beschloss ich, die Iso-Matte noch kurz sauber zu machen.

Anschließend versuchte ich das Bettzeug und beide Liegemöglichkeiten auf einmal hochzuheben.

Etwas wackelig lief ich die Kellertreppe nach unten.


Ich spürte die Schmerzen in meinem Kopf...

Ich spürte meine Sicht ein bisschen verschwimmen...


Ich ignorierte es.



Mein Inneres setzte einen kleinen Schlag aus, als ich die Zelle betrat und Kookie immer noch auf demselben Platz saß, wie vorhin.

Sein inzwischen neben ihm liegendes Bettzeug ließ mich vermuten, dass er zwischendurch aufgestanden war.

Danach schien er sich wieder hingesetzt zu haben...

An die selbe Stelle, an der er immer saß, wenn er auf mich wartete.


Ich schluckte ein wenig, bevor ich den Braunhaarigen anlächelte.

"Bin wieder da...", flüsterte ich.

Obwohl es eigentlich kein ungewöhnlicher Anblick mehr war, wusste ich immer noch nicht, wohin mit mir, wenn ich so offensichtlich bemerkte, dass Kookie darauf gewartet hatte, dass ich wiederkam.

Ein Teil von mir freute sich wahnsinnig, dass er meine Anwesenheit inzwischen wirklich zu mögen schien.

Allerdings ließ besonders die Erinnerung an vorhin meinen Mund bitter schmecken.

Die Erinnerung, wie er dort gesessen hatte...

Vollkommen aufgelöst, weil er gedacht hatte, dass ich nicht wiederkommen würde.


Der bloße Gedanke ließ mein Herz zerbrechen.

Ich wollte alles tun, um es wieder gut zu machen.



Kookie lächelte, während er mir dabei zusah, wie ich alles auf dem Boden ablegte.

"Du hast ja wirklich zwei Unterlagen gefunden.", stellte er fest.

Die Freude in seiner Stimme wankte ein bisschen, als ihm der Unterschied zwischen den beiden aufzufallen schien.

Ihm schien etwas auf der Zunge zu liegen...

Allerdings sagte er nichts.

Stumm folgten seine Augen mir, während ich die Iso-Matte und mein Bettzeug dorthin schob, wo ich schlafen würde.

Als ich mir anschließend seine Unterlage griff und zu ihm in die Zelle kommen wollte, rückte er ganz von selbst von der Gittertür weg.


Etwas überfordert mit dieser Situation betrat ich die Zelle.

Tief in meinem Inneren wusste ich zu schätzen, dass Kookie gerade nicht an mich heran kam.

Dass er im Gegenteil sichtbar Abstand suchte, als ich seine Unterlage vor den Gitterstäben auf den Boden legte.

Nach allem, was heute gewesen war, wusste ich, dass Kookie versuchte, mir einen Gefallen zu tun.

Dass er versuchte, mich nicht noch mehr zu überfordern.

Er war ein Engel, dass er versuchte, Rücksicht auf mich zu nehmen...


Und trotzdem...

Mein Kiefer verspannte sich ein wenig.

Trotzdem spürte ich, wie es mich störte.

Die Zeiten in denen Kookie Angst vor mir gehabt hatte...

In denen er ans andere Ende des Raumes gerückt war, sobald ich ihm sein Frühstück hatte bringen wollen...

Diese Zeiten waren vorbei.

Ich war froh, dass sie vorbei waren.

Entsprechend...


"Du...", setzte ich leise an.

Entsprechend tat es mir weh...

"Du musst keinen Abstand halten...", flüsterte ich.

Kaum dass ich es aussprach, spürte ich die Anspannung in mir.

Als hätte diese winzige Situation das Fass in meinem Inneren zum überlaufen gebracht.

Ich spürte, wie etwas kaputt ging.

Nur nicht so, wie ich es gewohnt war...


Anstatt dem Bedürfnis, einfach loszuschreien, stieg etwas anderes in mir auf.

Angst.

Angst, dass Kookie gar nicht meinetwegen so weit weg gerückt sein könnte.

Angst, dass er vielleicht doch plötzlich sauer sein könnte, weil ich heute so spät gekommen war.

Dass er spüren könnte, dass ich innerlich bebte.

Dass ein Teil von mir nichts dringender wollte, als seine wunderschöne Haut mit Schnitten zu versehen.


Vorhin hatte ich diese Gefühle noch unter Kontrolle gehabt.

Doch jetzt...

Plötzlich war ich viel zu fertig, um sie nicht zu sehen...

All die Gründe, aus denen Kookie mich hassen sollte.

All die Gründe, aus denen ich mich hasste.


Je näher Kookie und ich uns kamen...

Je besser es sich anfühlte...

Je echter...


...desto mehr schmerzte es.



Durch meine innere Dunkelheit abgelenkt zuckte ich überrascht zusammen, als Kookie, kaum dass ich es angesprochen hatte, zu mir gekrabbelt kam.

"Bist du sicher?...", fragte er vorsichtig.

Echte Besorgnis glitzerte in seinen Augen, während er sich neben mich setzte.

"Du hast morgen kein Pflaster am Kopf?", versicherte er sich.


Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, worauf er hinaus wollte.

Ein paar mal blinzelte ich, bis mir einfiel, dass Kookie schonmal etwas ähnliches zu mir gesagt hatte.

Zitternde Wärme legte sich um mein Herz, während mein Mundwinkel ein wenig nach oben zuckte.

"Nein...", versprach ich leise.

"Kein Pflaster."

Der Vorfall vor ein paar Wochen war bei weitem nicht der einzige seiner Art gewesen.

Ich konnte nicht zählen, wie oft mein Kopf mich schon überwältigt hatte.

Wie oft ich am nächsten Morgen aufgewacht war, kaum noch wissend, was am Abend davor passiert war.

Ich hatte schon viele Pflaster gebraucht.

Dass das eine, das ich während Kookies Anwesenheit hier benötigt hatte, ihn so sehr zu beschäftigen schien, rührte mich.

Genauso wie mit der Unterlage vorhin, verstand ich es nicht...

Ich verstand nicht, wieso ihm etwas an meinem Wohlbefinden lag.

Wieso er mich...


Zunehmend schneller klopfte mein Herz, während ich in den Kulleraugen meines Gegenübers versank.

...nicht hasste.

Nichtmal ein bisschen...



"Was...ist?..", wollte ich kaum hörbar wissen, als ich aus meinem Gedankenstrudel auftauchte.

Bis eben war ich so mit mir selbst beschäftigt gewesen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte.

Kookies Blick...

Diesen ganz bestimmten Blick.

Vorhin hatte er auch so geguckt.

Er guckte immer so, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag...


Kaum hatte ich es angesprochen, wurde Kookies Gesicht ziemlich rot.

"O-oh...", er verzog den Mund.

"Nichts weiter...", nuschelte er.


Ich konnte förmlich spüren, wie dieser Satz an meinem Gehirn abprallte.

Still klappten meine Augen auf und zu, während ich ihn weiterhin anschaute.

"Alles...", wiederholte ich meine Worte von vorhin.

Ich dachte nicht darüber nach, als ich meine Hand auf seine legte.

"Ich tu alles...", wisperte ich.

Irgendwo tief in mir, spürte ich, dass ich es nur schlimmer machte...

Dass meine kleine Hölle mit jeder Sekunde größer wurde, in der ich Kookie nah war.

Allerdings konnte ich gerade nicht anders...

Ich konnte nicht anders, als mir zu wünschen, dass Kookie nicht aufhören würde, mich so anzusehen, wie er es gerade tat.

Ich konnte nicht anders, als mich nah ihr zu sehnen...

Nach all der Zuneigung, die seine wunderschönen Augen mir gerade schenkten.


Versunken guckte ich mein Gegenüber an.

Hoffend, dass er nicht sehen konnte, was gerade in mir tobte.

Hoffend, dass er, falls er es doch sah, ebenso sah, wie egal es mir gerade war.

Wir würden morgen spielen...

Alles war gut.

Es gab nichts, was mich davon abhielt, Kookies Wünsche zu erfüllen.

Nichts, was mich davon abhielt, meine Wünsche zu erfüllen.

Auf diese winzige, immer lauter werdende Stimme zu hören...

Diese Stimme, die es gehasst hatte, als Kookie von mir weggerückt war.

Diese Stimme, die ihn einfach nur bei mir haben wollte.

Den ganzen Abend über schrie sie mich schon an.

So laut, dass es alles andere betäubte...



Ich wusste nicht, welchen Teil dieser überaus verwirrenden Gedanken Kookie aus meinen Augen lesen konnte.

Was auch immer es war...

Es brachte ihn zum schlucken.


"Ich will dich nicht überfordern...", flüsterte er.

Kurz schaute Kookie unsere Hände an, bevor er wieder mich anguckte.

"Ich hab nur...", setzte er an.


Ich spürte das Pochen in meiner Brust, als Kookie unsere Finger miteinander verschränkte.

Ich spürte seine Nähe.

Sogar seinen Atem...


Gänzlich hypnotisiert schaute ich sie an.

Seine schokoladenbraunen Seelenspiegel.

Überwältigt von meinen Gefühlen für ihn.

Überwältigt von meiner Dankbarkeit.

Davon, wie sehr ich ihn liebte.


Ich war wie verzaubert...



Süß zuckte Kookies Blick zur Seite, bevor er es erneut versuchte.

"Ich hatte mich gefragt...", lieb schaute er mich an.


Dort wo sonst Chaos war...

"Meinst du, du könntest dich irgendwann mal..."

...war plötzlich...

"...zu mir legen?"


...Ruhe.

Hrrr....
I swear, es ist nicht möglich, ein Kapitel mit "The Truth Untold" als Musikempfehlung zu schreiben, ohne dass es intense wird xD
But I love~

Sehr viel Tae Pov momentan, I know.
Es kommt auch noch mehr ^^
Weil hm...
Es ist gerade etwas kompliziert mit ihm (wie man maybe merkt).
Und ich versuche es möglichst gut zu erklären, deshalb gibt es viel aus seiner Perspektive.
Und ofc auch, weil sich bei ihm gerade offensichtlich etwas verändert bzw. weil er anders reagiert als sonst.

Ich hab ein bisschen Angst, dass es irgendwann im Laufe der nächsten Kapitel intense verwirrend wird...
Nicht zuletzt, weil wirklich viele Dinge passieren, die ich so nicht geplant hatte. (Charaktere mit Eigenleben - we love)
Aber ich warte mal noch ein bisschen, mit den Erklärungen, bis der richtige Zeitpunkt da ist ^^

Bis dahin könnt ihr mir gern sagen, wie ihr das Kapitel fandet~
Gedanken zu Tae?
Gefühle zu dem Kapitel?
Was hat es in euch ausgelöst?
I would love to know <3

Wish you sweet dreams 💜

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