Kapitel 68
"Lost without you" - Freya Ridings
https://youtu.be/sj91GK09Rbo
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Kaum hatte ich ausgesprochen, weiteten sich Taes Augen.
"...du möchtest?...", setzte er etwas zögerlich an.
Hastig nickte ich.
"Ich will nicht alleine sein...", flüsterte ich.
"Nicht heute...", fügte ich etwas leiser hinzu.
Tae schien einen Moment zu brauchen, um vollends zu verstehen, worauf ich hinaus wollte.
"...Ich könnte dir etwas vorlesen...", versuchte er ein realistisches Angebot zu finden.
Dass mein eigentlicher Wunsch keine Option zu sein schien, ließ mein Herz ein paar Gramm schwerer werden.
Nicht, dass es mich überraschte...
Ich kannte Tae gut genug, um zu wissen, dass er nicht einfach so eine Nacht bei mir verbringen würde.
Das eine Mal, als er im Sitzen eingeschlafen war, war ein Versehen gewesen.
Inzwischen lag es gefühlte Ewigkeiten zurück...
"A-Also...", setzte ich kleinlaut an.
Ich wusste, dass es nicht ging.
Dass es eines der Dinge war, die nicht gemeint waren, wenn Tae sagte, dass er alles für mich tun wollte.
Ich wusste es.
Und trotzdem...
"D-du kannst nicht...", bettelnd verfingen meine Augen sich in denen von Tae.
Trotzdem war heute einfach so schlimm gewesen...
"...hier übernachten?...", verließ es fast lautlos meine Lippen.
Ich musste fragen...
Es mich explizit aussprechen zu hören, brachte mein Gegenüber zum Erstarren.
Sekundenlang schaute er mich an, bevor er seinen Mund öffnete.
"Ich...", Tae biss sich auf die Lippe.
Kurz schloss er seine Augen.
"Ich weiß nicht, ob ich...", wieder zögerte er.
Als würde er es nicht aussprechen wollen...
Voller Resignation sanken Taes Schultern schließlich nach unten.
"Eine ganze Nacht ohne Abgrenzung schaffe ist viel...", gestand er schließlich.
Seine Stimme lief fast über vor Bedauern.
Meine Bitte abwehren zu müssen, schien ihm wahnsinnig weh zu tun.
Von diesem Umstand etwas gerührt, brachte seine Formulierung mich trotzdem zum Stocken.
"Ohne Abgrenzung"...?
Ich brauchte einen Moment, um zu bemerken, dass mein Gegenüber mich etwas missverstanden hatte.
Natürlich würde es mich wahnsinnig freuen, wenn Tae bei mir in der Zelle schlafen könnte.
Vielleicht sogar mit mir in einem Bett.
Allerdings hatte ich derart utopische Dinge überhaupt nicht gemeint...
"Und wenn...", versuchte ich es deshalb noch einmal.
"Wenn jeder auf seiner Seite der Gitterstäbe bleibt?...", ich deutete auf den Platz neben uns.
"Da könnte man trotzdem nebeneinander liegen...", murmelte ich.
Ein Teil von mir fühlte sich wahnsinnig schlecht, Tae so zu überreden.
Allerdings war die Vorstellung nach dem heutigen Stress einfach zu verlockend...
Solange Tae nur irgendwie bei mir blieb, störten mich die Gitterstäbe nicht.
Erneut dauerte es, bis mein Vorschlag bei meinem Gegenüber angekommen war.
Als er schließlich zu sprechen ansetzte, war ich überrascht, welcher Teil meines Vorschlags bei ihm hängen geblieben war.
"Du willst auf dem Boden schlafen?", fragte Tae nach.
Seine Stimme triefte gleichermaßen vor Besorgnis und Verständnislosigkeit.
Dass Tae es nicht mochte, wenn ich auf dem Boden schlief, war nichts neues.
Trotzdem brachte seine Frage mich zum Lächeln.
Ein Hauch Erleichterung machte sich in mir breit, als mir bewusst wurde, dass das der Aspekt meiner Idee war, der ihn am meisten störte.
Es gab mir Hoffnung, dass es für ihn abwegiger war, mich auf dem Boden schlafen zu lassen, als hier zu übernachten.
"...bittee?", versuchte ich es deshalb mit einer extra süßen Stimme.
"Bitte, Tae...", ich näherte mich den Gitterstäben, um ihm tiefer in die Augen schauen zu können.
"Nur ganz ausnahmsweise...", bettelte ich.
"Nur heute..."
Mir war bewusst, dass ich mein Gegenüber wahrscheinlich auf vielerlei Ebenen überlaste.
Mir war bewusst, dass es Folgen haben würde.
Dass morgen ein Spiel anstand.
Nie zuvor war es mir egaler gewesen...
Ungeduldige kleine Ewigkeiten verstrichen, in denen Tae zu überlegen schien, ob er meinen Hundeaugen nachgeben sollte.
Wie immer schien ihn die Tatsache, dass er ebenfalls auf dem Boden schlafen würde, überhaupt nicht zu tangieren.
Immer wieder zuckte sein Blick zu der Stelle, an der ich liegen würde.
"Ich hab oben noch eine Unterlage...", stellte er irgendwann fest.
Obwohl er hörbar mit sich selbst gesprochen hatte, reagierte ich sofort.
"Ich nehme auch mein Bettzeug dazu, wenn das hilft!", versuchte ich die Idee in seinem Kopf noch etwas ansprechender zu gestalten.
Tatsächlich brachte meine Anmerkung Taes Mimik dazu, sich ein wenig zu entspannen.
Sein innerer Konflikt schien etwas gedämpft.
Trotzdem überlegte er noch eine Weile, bevor er seinen Mund öffnete.
"Aber...nur heute.", stimmte er schließlich zu.
"Dein armer Rücken...", fügte er etwas leiser hinzu.
Seinen letzten Kommentar komplett ignorierend, konnte ich fühlen, wie mein Herz vor Freude ein paar Schläge aussetzte.
"Wirklich?...", verließ es ungläubig meine Lippen.
Ich konnte es kaum fassen.
Als Tae daraufhin nur nickte, musste ich meine Stimme daran hindern, ungewöhnlich hoch zu klingen.
"Morgen schlafe ich wieder in meinem Bett.", versicherte ich.
"Versprochen!"
Bei all den Dingen, die Tae inzwischen getan hatte, hatte er mich noch nie so glücklich gemacht...
Meine Mundwinkel waren lächerlich weit nach oben gezogen, wenn man unsere Situation bedachte.
Trotzdem freute ich mich.
Ich freute mich wirklich.
Diesen Umstand bemerkend, fing Tae auch ein wenig an zu lächeln.
"Okay...", lieb schaute er mich an.
"Alles was du möchtest, mein Schatz.", sagte er.
Seine Stimme klang so ehrlich wie immer.
Trotzdem war mir sein "alles" nie zuvor so aufrichtig vorgekommen.
Ich konnte Tae ansehen, dass es schwer war.
Dass seine Nerven eigentlich bereits am Ende waren.
Für ihn wäre es wahrscheinlich schonender gewesen, einfach nach oben zu gehen.
Dass er trotzdem bereit war, hier zu bleiben, rührte mich...
Es war ähnlich wie am Todestag meiner Eltern.
Gleichzeitig vollkommen anders.
Wir waren anders.
Tae hatte mich ein wenig an seiner Gefühlswelt teilhaben lassen.
Ich verstand ihn besser.
Konnte einschätzen, was meine Wünsche für Folgen haben würden.
Ich wusste, dass sie Folgen haben würden.
So traurig diese Tatsache auch war, war ich trotzdem froh, sie zu kennen.
Sie ließ mich die Situation anders bewerten.
Es bedeutete mir die Welt, dass Tae trotz allem versuchen wollte, hier zu übernachten.
Dass er mir so dringend zeigen, dass er bei mir blieb.
So dringend, dass ich nicht umhin kam, zu bemerken...
"Tae?", sprach ich den Blauhaarigen an, als er schon dabei war, wie Zelle zu verlassen.
...dass schon lange nicht mehr nur seine Taten mir die Welt bedeuteten.
"Bringst du auch für dich Bettzeug mit?", fragte ich.
Mein Gegenüber war wie immer nur um mich besorgt gewesen.
Darum, dass ich es bequem hatte.
Ich kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er nicht dieselben Maßstäbe bei sich selbst anlegte.
Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel nach oben, als Tae tatsächlich etwas ertappt guckte.
Als hätte er es von sich aus einfach vergessen.
Mir entfuhr ein leicht verschnieftes Kichern.
"Und vielleicht findest du ja auch zwei Unterlagen.", fügte ich noch hinzu.
Tae schien überrascht von meinen Anmerkungen.
Etwas perplex nickte er.
"Ich...schaue...", verließ es seine Lippen.
Dabei musste auch er lächeln.
Als wäre sie ihm aufgefallen...
Die Gegenseitigkeit.
Tae war mir schon lange nicht mehr egal.
Trotzdem hatte ich mir bis heute noch nie so deutlich eingestehen können, wie viel intensiver diese Gefühle inzwischen geworden waren.
Wie viel Tae mir bedeutete.
Nicht das, was er tat.
Nicht das, was er darstellte.
Sondern einfach....er.
In stiller Zufriedenheit schaute ich dem Blauhaarigen dabei zu, wie er sie Zelle verließ.
Im Gegensatz zu vorhin spürte ich meine Verlassensängste kaum noch.
Es beunruhigte mich nicht, dass Tae kurz gegangen war.
Stattdessen fühlte ich so eine sonderbare Leichtigkeit in meinem Herzen...
Eine vollkommen ungewohnte Sichereit.
Tae würde wiederkommen.
Mehr noch...
Er würde bei mir bleiben.
Die ganze Nacht.
Nie zuvor...
Ich stand auf, um mein Bettzeug zu holen.
...hatte ich solches Herzklopfen gehabt.
Uff uff...
Die sollten nicht so süß sein.
They really shouldn't.
But they are x3
Heute ein frühes Update, weil ich gleich auf Arbeit muss, aber immer noch an dem Glauben festhalte, dass wir das mit Weihnachten auf die Kette bekommen kann.
Tbh momentan wankt es etwas, weil ich jetzt schon seit 3 Tagen an dem selben Kapitel hänge...
Aber ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Deshalb versuche ich so oft wie möglich hochzuladen.
Einfach um alle Optionen offen zu haben x3
Außerdem ein relativ kurzes Update heute.
Das Kapitel hat ein ganzes Stück weniger Wörter, als die letzten.
Aber idk...
Wenn so wichtige Dinge passieren, bin ich immer eher Fan davon, einmal mehr zu cutten, um den einzelnen Ereignissen mehr Platz zugeben.
Idk, ob man das versteht.
Aber dass Tae bei Kookie übernachten möchte, hab ich irgendwie als sehr großen Schritt wahrgenommen.
Deshalb wollte ich dann nicht zu viel aufeinmal schreiben ^^
Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Habt ihr diese Entwicklung kommen sehen?
Wie fühlt ihr euch?
Let me know <3
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende <3
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