Kapitel 66
"What I put you trough" - Connor Maynard
https://youtu.be/5CHbaqrgF-M
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Taehyung Pov
Seufzend schloss ich meine Augen, während ich mich auf der Küchenplatte abstützte.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken.
Versuchte mich zu entspannen.
"Beruhig dich...", flüsterte ich an mich selbst gerichtet.
So überwältigend es auch gewesen war, als ich gerade noch bei Kookie gewesen war...
Inzwischen spürte ich es wieder.
Das Drücken.
Die Unruhe.
Mein Gehirn fühlte sich an, als hätte man es mit einem Pürierstab bearbeitet.
Es war kräftezehrend...
Unerwünscht.
Erstaunlicherweise aber noch ziemlich aushaltbar...
Trotz des anstrengenden Arbeitstages und der Masse an Körperkontakt, die Kookie und ich seit des letzten Spiels gehabt hatten, fühlte ich mich noch nicht, als würde jeden Moment alles zusammenbrechen.
Ich fühlte mich, als könnte ich es einfach eine Weile lang...ignorieren.
Nie zuvor war es mir so einfach vorgekommen.
Lautlos atmete ich aus, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Essen widmete, welches noch auf dem Herd vor sich hin kochte.
Ich hatte einfach schnell etwas Gemüse und Reis in eine Pfanne geworfen.
Irgendwas schnelles, von dem Kookie satt werden würde.
Etwas nicht zu schweres, damit sein Magen nach einem so anstrengenden Tag nicht zu sehr gereizt wurde.
Zugegebenermaßen konnte ich selbst es auch kaum erwarten, etwas in den Magen zu bekommen.
In der Firma hatten sie natürlich Abendessen bestellt...
Allerdings hatte ich keinen Bissen runterbekommen.
Ich war viel zu angespannt gewesen.
Innerlich viel zu panisch.
Erst jetzt, wo ich wusste, dass Kookie weitestgehend okay war, kam der Gedanke an Nahrungsaufnahme mir nicht mehr überfordernd vor.
Nachdenklich folgten meine Augen dem Reisgemisch, welches ich in der Pfanne umherschob.
Kookie...
Ich bekam es nicht aus meinem Kopf.
Das Bild, als ich vorhin die Zelle betreten hatte.
Seinen Gesichtsausdruck...
Die bloße Erinnerung ließ mein Herz erneut zerbrechen.
Auch wie anhänglich er danach gewesen war...
Dass er nicht gewollt hatte, dass ich nach oben ging, um Essen zu machen.
Von mir selbst irritiert blinzelte ich, als mir bewusst wurde, dass ein Teil von mir tatsächlich darüber nachgedacht hatte, ihm anzubieten, das er mitkommen konnte.
Dass er mir beim Kochen Gesellschaft leisten konnte.
Um - auch Kookie zuliebe - auf meine eigene Energie Rücksicht zu nehmen, hatte ich diesen Gedanken nicht ausgesprochen.
So sehr es mich auch erleichtert hatte, dass er mir nicht böse war...
So glücklich es mich gemacht hatte, wie er sich an mich geklammert hatte...
...so belastend war es auch gewesen.
Ich hatte eine Pause gebraucht.
Einen Moment, um mich von meiner eigenen Panik zu erholen.
Nichtsdestotrotz überraschten meine Gedanken mich...
Stumm schaute ich mich in der Küche um, während ich mich fragte, wie es wohl sein könnte, nicht allein hier zu sein.
Wie es sein könnte, wenn er hier war.
Als ich Kookie damals zu mir geholt hatte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich mal solche Gedanken haben würde...
Dass ich es für nicht unmöglich halten könnte.
Streng genommen wusste ich gar nicht mehr, was ich damals gedacht hatte...
Was ich geglaubt hatte, wie es sein könnte.
Wie es sich entwickeln würde.
Allerdings war ich mir sicher...
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als mir Kookies kleine Mit-zum-Bett-komm-Aktion einfiel.
...dass ich diese Entwicklung nicht für möglich gehalten hatte.
Als ich Kookie zu mir geholt hatte, hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass er meine Nähe mögen könnte.
So richtig mögen.
So sehr, dass er meinetwegen weinen könnte.
Dass er sich Sorgen um mich machen könnte.
Dass er sich so fest an mich drücken könnte, als würde er mich nie wieder loslassen, obwohl zwei offene Türen neben ihm gewesen waren.
Letzteres kam mir komplett unglaubwürdig vor.
Dennoch war passiert...
Ich war nicht sicher, wie viele von Kookies Gefühlen sich wirklich auf mich bezogen.
Nach all der Zeit, die er nun schon bei mir war, bildete ich mir ein, ihn ein wenig zu kennen.
Ihn besser zu verstehen.
Ich wusste, wie alleine er gewesen war...
Wie einsam.
Bereits als ich ihn das erste mal erblickt hatte, hatte ich es ihm angesehen.
Dass er Liebe brauchte...
Zuneigung...
Jemanden, der sich um ihn kümmerte.
Damals wie heute hatte ich alles dafür geben wollen, dieser Jemand zu sein.
In meinem Kopf war diese Vorstellung gewesen...
Diese Idee, dass wir gut füreinander sein könnten.
Er, um mir mit meinen Anfällen zu helfen.
Ich, um ihm alles zu geben, was er gemisst hatte.
Es war mir so einfach vorgekommen...
So perfekt.
Doch inzwischen...
Nachdem wir so viele Schritte aufeinander zugegangen waren...
Die Regeln nur noch in Bruchstücken vorhanden waren...
Inzwischen war es nicht mehr so einfach.
Je näher Kookie und ich einander kamen...
Je öfter ich bei ihm war, er mit mir kuscheln wollte oder sich einfach über meine Anwesenheit freute...
Je mehr Kookie meine Nähe suchte, desto mehr fragte ich mich, ob es das war, was er wollte.
Meine Nähe...
...oder einfach...Nähe.
Es fiel mir schwer, ersteres für eine Möglichkeit zu halten.
Kookie war wundervoll...
Ein Engel.
Das beste, was mir jemals passiert war.
Ich konnte mir nicht vorstellen, was jemand wie er an jemandem wie mir finden sollte.
Ich fragte mich, warum ich überhaupt darüber nachdachte.
Warum ich trotzdem Hoffnung hatte...
Warum ich jedes Lächeln von ihm so schrecklich ernst nahm...
Warum ich nicht einfach zufrieden sein konnte.
Immerhin hatte ich alles bekommen, was ich gewollt hatte...
Ich hatte einen Weg gefunden, diesen schrecklichen Druck abzubauen.
Außerdem einen großartigen Menschen, der sich wünschte, dass ich bei ihm war.
Ich hatte mehr bekommen, als ich je geglaubt hatte, haben zu dürfen.
Entsprechend unangebracht war es, diese Dinge zu hinterfragen.
Noch mehr zu verlangen.
Letztendlich war es egal, warum Kookie meine Nähe suchte...
Warum er es zu mögen schien, wenn wir kuschelten...
Warum er meine Küsse während des Spiels immer sehnsüchtiger erwiderte...
Mir war bewusst, dass seine Gefühle niemals die gleichen sein würden, wie meine.
Dass er mein "Ich liebe dich" wahrscheinlich nie erwidern würde.
Ich wusste es...
Und es war okay.
Vollkommen in Ordnung.
Bei allem, was Kookie mir gab, würde ich nie auf die Idee kommen, mehr zu erwarten...
Alles war perfekt, so lange er bei mir blieb.
Jene Perfektion war der Grund, warum ich gleichermaßen Neugier und Unruhe spürte, wenn ich darüber nachdachte, Kookie aus der Zelle zu lassen.
Ein Teil von mir wünschte es sich.
Der Teil, der wie betrunken von allem war, was zwischen Kookie und mir passiert war.
Von all der Nähe.
All dem Körperkontakt.
All den Glückshormonen, die der Braunhaarige regelmäßig durch meinen Körper schickte.
Dieser Teil, der mir einfach nicht zuhörte, wenn ich versuchte, mich selbst daran zu erinnern, dass ich nicht mehr brauchte...
Der Teil, der Kookie blind vertraute.
Allerdings war es trotz allem nur ein Teil...
Der Rest von mir war sich vollständig bewusst, dass es eigentlich nichts gab, was Kookie bei mir hielt.
Dass es naiv war, etwas anderes zu glauben.
Dieser Rest hatte nicht vergessen, dass jedes positive Gefühl, das Kookie in mir auslöste, gleichzeitig auch ein Trigger war.
Ein kleiner Funke für das Feuer, welches mich verbrennen würde, wenn ich es übertrieb...
Es war immer noch das selbe.
Der ständig gleiche, mich halb zerreißende Widerspruch.
Kookies Nähe war wie eine Droge.
Mit Rausch und anschließendem Tief.
Mit allen grausamen Nebenwirkungen, die einen trotzdem nicht davon abhielten, süchtig zu werden...
Der einzige Unterschied war die Desensibilisierung.
Sie verlief nicht in der üblichen Richtung...
Anstatt immer stärker getriggert zu werden, je mehr Zeit Kookie und ich miteinander verbrachten, war es das genaue Gegenteil.
Ich bemerkte, wie es leichter wurde...
Wie Dinge, die mich früher noch hätten durchdrehen lassen, nicht mehr so anstrengend waren, weil ich mich daran gewöhnt hatte.
In den letzten Wochen hatten Kookie und ich so viel Zeit beieinander verbracht.
Er war so lieb gewesen...
So verständnisvoll, jedes Mal, wenn es mir zu viel geworden war.
Ich hatte gespürt, wie Kookies Verhalten mir dabei geholfen hatte, mich ein bisschen zu entspannen.
Wie diese Entspannung wiederum der Grund gewesen war, dass ich weniger schnell Abstand gebraucht hatte.
Dass ich immer länger in der Lage gewesen war, Kookies Nähe zu genießen, bevor es angefangen hatte, mich zu belasten.
So sehr, dass es heute sogar umgedreht gewesen war...
Es war das erste Mal gewesen, dass es mich mehr in den Wahnsinn getrieben hatte, nicht bei Kookie sein zu können, als seine Nähe zu spüren.
Das erste Mal, dass ich so viel Anstrengung, Panik und Körperkontakt überstanden hatte, ohne danach losschreien zu wollen.
Ich war beeindruckt.
Beeindruckt von mir selbst.
Von der Gewöhnung...
Davon, wie viel Frieden mir das bloße Wissen schenkte, dass wir alle zwei Tage spielten.
Der Wechsel von Energie-Aufladen und diese in der Zeit bis zum nächsten Spiel aufzubrauchen, hatte sich so gut eingepegelt, dass ich ein ganzes Stück ruhiger geworden war.
Es war strukturiert.
So wunderbar regelmäßig, dass ich viel besser in der Lage war, mich auf die Zeit mit Kookie zu konzentrieren.
Diese sogar auszuweiten, in der angenehmen Gewissheit, dass ich bald wieder in der Lage sein würde, meine Reserven aufzufüllen.
Unwillkürlich musste ich lächeln, als mir auffiel, dass es morgen ja schon wieder so weit war.
Kookie und ich hatten das letzte Mal vor zwei Tagen gespielt.
Entsprechend war es vollkommen okay, heute die Grenzen auszutesten.
Einfach alles zu tun, damit Kookie sich besser fühlte.
Ich konnte das Drücken einfach ignorieren.
Die kleine Zündschnur in meinem Inneren...
Alleine Erinnerung an die traurigen Kulleraugen des Braunhaarigen sorgte dafür, dass dieser Gedanke Balsam für meine Seele war.
Auch wenn ich es vorhin hatte beiseite schieben können, war es schrecklich gewesen, Kookie so verweint zu sehen.
Ich wollte unbedingt, dass er wieder lächelte...
Dass er sich wohl fühlte.
In Sicherheit.
Kookie sollte keine Angst mehr haben müssen, alleine zu sein.
Erst Recht nicht meinetwegen.
Mit diesem Vorsatz und den morgigen Aussichten mehr als zufrieden, manövrierte ich das Essen auf zwei Teller.
Anschließend tat ich beides auf ein Tablett und ergänzte das Menü noch um ein Schälchen Schokolade und einen Becher Vanillepudding.
Nur um sicher zu gehen.
Als ich mich anschließend wieder auf den Weg nach unten machte, klopfte mein Herz vor Erleichterung.
Ich konnte es kaum erwarten, meine restliche Energie aufzubrauchen.
Alles woran ich denken konnte war Kookie.
Daran, dass ich es wieder gut machen wollte.
Vollständig nahmen diese Gedanken mich ein.
Die Sicherheit, mit der ich sie verspürte.
Ich hatte keine Ahnung...
Etwas umständlich betätigte ich den Sensor an der Eisentür.
...wie zerbrechlich sie war.
Hach ja...
Der Cliffhanger klingt jetzt böser, als er gemeint ist.
Aber you know...
In den Kapiteln, die ich schon weitergeschrieben hatte, sind ein paar Dinge passiert, die ich eigentlich nicht geplant hatte.
Deshalb war ich so frei, die Nuancen in diesem Kapitel ein wenig anzupassen x3
Was denkt ihr?
Ich erinnere mich, dass ich, als ich dieses Kapitel geschrieben hab, ziemlich offended von Taes Gedanken war xD
Mal wieder einer dieser Momente like: "Bist du sicher, dass es dich tangiert, wie echt Kookies Gefühle für dich sind, Tae? Sure? Die Gefühle von dem Typen, der in deinem Keller eingesperrt ist?"
That was fun xD
Please let me know, wie ihr es fandet <3
Wer meinen Home-Archiv-Text gelesen hat oder bei der letzten Version dieser Geschichte anwesend war, weiß vielleicht, dass dieses Kapitel ursprünglich ohne Author-Note online gegangen ist, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits intense genug von dem Gefühl hatte, dass der alte Upload dieser Geschichte mir vermittelt hat.
Umso mehr appreciate ich, dass es jetzt eins gibt ^^
Ich appreciate, dass wir den Stand von damals jetzt endlich geschafft haben.
Und ich appreciate, dass ich jetzt endlich eine genauere Erklärung zu diesem Kapitel posten kann:
Also wie gesagt, so ganz 100%ig waren Taes Gedanken in der Form nicht geplant (as always).
Aber ich fand es wichtig, zu zeigen, wie viel Veränderung dieser ungeplante Abstand in den beiden ausgelöst hat.
Bei Kookie war es die Erkenntnis, dass Tae als Person ihm wahnsinnig viel bedeutet.
Bei Tae die Erkenntnis, dass es Momente gibt, in denen Kookie ihm tatsächlich wichtiger ist, als alles andere.
Momente, in dem seine inneren Gegensätze ein bisschen pausieren (mehr dazu in (nicht heute) folgenden Kapiteln ^^)
Einfach überhaupt wie Tae inzwischen über Kookie denkt...
Wie viel lockerer und weniger creepy seine Gedanken im Vergleich zu den Kapiteln sind, die man im Laufe dieser Story schon von ihm gelesen hat.
Tae in dieser Story macht eine Charakterentwicklung der etwas anderen Art durch.
Eine Entwicklung, durch die er (z.B. verglichen mit dem Anfang) langsam aber sicher, wie ein anderer Charakter wirkt.
(Btw ist das die Sache aus dem Disclaimer - bei echter Psychopathie würde sowas nicht passieren - aber wir lieben Fiktion ^^)
Diese Entwicklung wollte ich vor allem durch Taes Gedanken deutlich machen, die sich darauf beziehen, Kookie aus der Zelle zu lassen. (Intenser Step wenn man bedenkt wie es angefangen hat und in welcher Situation die beiden sich immer noch befinden)
Gleichzeitig hat Tae aber ofc auch seine Dämonen, die nicht einfach verschwinden werden, nur weil er Kookie gern hat oder sich Sorgen um ihn macht.
Ich denke, Kookie bringt Tae dazu, den Umgang mit seinen Dämnonen immer mehr zu verändern und auszutesten.
Und wie das immer so ist, hat man bei Experimenten keine genaue Ahnung, wie sie enden...
Tbh, ich selbst bin auch immer wieder blessed, wie die Dinge sich in dieser Story entwickeln.
Bei den meisten meiner anderen Geschichten kommt irgendwann so ein Moment, wo ich große Teile der späteren Storyentwicklung umplane.
Nur bei Home nicht, weil diese Story ein einziges umplanen (an einem roten Faden) ist. xD
So yeahh...
So viel unnötiges Gerede jetzt.
Ich hoffe es hilft bei dem verständnis zu diesem Kapitel und auch bei dem, was noch kommen wird ^^
(Btw hab ich viel zu viel gegessen und jetzt ist mir etwas schlecht von dem Burger - but it was tasty - danke fürs nachfragen xD)
See ya in einer Stunde <3
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