Kapitel 65
"You are the reason" - Calum Scott
https://youtu.be/ShZ978fBl6Y
_____________
Minuten verstrichen, in denen ich mich nicht beruhigen konnte.
Immer mehr Tränen rannen über meine Wangen, während ich zu verstehen versuchte, dass Tae bei mir war.
Dass er wiedergekommen war.
Dass er mich nicht verlassen hatte...
Speziell letzteres erschien mir unglaubwürdig.
Nachdem ich den ganzen Tag lang auf ihn gewartet hatte, war ich mir sicher gewesen, dass ihm etwas zugestoßen war.
Egal wie sehr ich versucht hatte, mich dagegen zu wehren...
Mein Kopf hatte mir einreden wollen, dass ich den Blauhaarigen nie wieder sehen würde.
Dass es einfach vorbei sein würde.
Als Tae die Zelle betreten hatte, hatte ich einen Moment lang gedacht, ich würde halluzinieren.
Auch als er anschließend zu mir gekommen war.
Seine Umarmung war mir surreal vorgekommen.
Unwirklich.
Viel zu schön um wahr zu sein...
Kaum war mir bewusst geworden, dass es sich bei Taes Nähe nicht um einen Traum handelte, war mein Inneres irgendwie...nochmal zerbrochen.
Diesmal aus purer Erleichterung...
Immer noch vor mich hin schniefend drückte ich mich an ihn.
Ich genoss Taes Berührungen...
Seine Worte...
Ununterbrochen streichelte er über meinen Hinterkopf, während er mir versprach, dass er bei mir bleiben würde.
Dass er immer da war und soetwas nie wieder passieren würde.
Er hatte bereits völlig unaufgefordert angefangen, mir zu erzählen, dass er auf der Arbeit aufgehalten wurde.
Als würde es nur so aus ihm heraussprudeln hatte der Blauhaarige versucht, mir die Situation zu erklären.
Dabei hatte er sich so oft entschuldigt...
Mir gesagt, wie leid es ihm tat.
Ich hätte einiges dafür gegeben, Tae sagen zu können, dass er aufhören konnte.
Dass ich wusste, dass er niemals absichtlich so spät nach Hause gekommen war.
Dass ich nicht böse war.
Nur irgendwie funktionierte es nicht...
Ich konnte nicht sprechen.
Als hätten meine Stimmbänder ihre Arbeit eingestellt.
Alles, was ich gerade tun konnte, war mich an ihn zu klammern.
Mich ununterbrochen seiner Anwesenheit zu versichern.
Stumm klebten meine Augen an den offen stehenden Türen, während mein Griff in Taes Oberteil nur noch stärker wurde.
Ich wollte so dringend bei ihm sein...
Ich wollte, dass er mich noch länger im Arm behielt und all die Dinge sagte, die ich mir zu hören wünschte.
Jedes "Ich bin bei dir", entspannte meine Nerven.
Jedes "Ich werde nicht gehen", beruhigte mein Herz.
Jedes "Ich liebe dich", ließ mich besser Luft bekommen.
So sehr, dass ich gar nichts dazu sagen konnte...
Stattdessen umarmte ich Tae einfach.
Fest drückte ich ihn an mich, in der Hoffnung, dass er wusste, wie viel mir sein Verhalten bedeutete.
Wie sehr ich es zu schätzen wusste, dass er in all seiner Seltsamkeit, mit all dem Druck, den er den Tag über verspürt hatte, trotzdem in der Lage war, so liebevoll zu reagieren.
Noch nie hatte Tae mein Herz so sehr zum Klopfen gebracht...
Aus diesem Grund etwas widerwillig ließ ich es zu, als der Blauhaarige sich irgendwann von mir löste.
Vorsichtig drückte er mich von sich, nachdem er bemerkt hatte, dass ich mich ein wenig beruhigt hatte.
Tief schauten seine dunklen Seelenspiegel in meine.
"Du hasst mich nicht, oder?...", wollte er etwas unsicher wissen.
Zärtlich waren seine Hände währenddessen damit beschäftigt, die Tränenüberreste wegzuwischen und mir ein paar der verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen.
Erneut schniefte ich, bevor ich meinen Kopf schüttelte.
"Könnte ich nicht...", gestand ich leise.
Ich hatte Tae nicht hassen können, als ich es wirklich gewollt hatte.
Wie also würde ich jetzt dazu in der Lage sein können?
Jetzt, wo er so viel Wärme in mir auslöste...
So viel Sicherheit...
Mit jeder Sekunde, die er wieder da war, setzte meine Welt sich wieder ein bisschen zusammen.
Kaum hatte ich ausgesprochen weiteten die Augen meines Gegenübers sich.
Das Lächeln, was er mir schenkte war so wunderschön...
Es triefte vor Erleichterung.
"Okay, gut...", sanft lehnte Tae seine Stirn an meine, bevor er wieder etwas Abstand zwischen uns brachte.
Einen Moment lang schauten wir uns an, bevor der Blauhaarige wieder zu sprechen ansetzte.
"Du...", er musterte mich.
"Du hast bestimmt Hunger, oder?", wollte er wissen.
Dabei lag so viel Mitgefühl in seiner Stimme, als würde es ihm selbst wehtun.
Verstehend, worauf er mit dieser überaus zutreffenden, in meinen Augen allerdings hochgradig irrelevanten Frage hinaus wollte, stockte ich.
"Nein...", verließ es kleinlaut meine Lippen.
Ganz von selbst griff ich nach Taes Hand.
Nicht...
Ich wollte nicht, dass er wieder ging...
Die Mimik meines Gegenübers triefte förmlich vor Zuneigung, während er diese Gedanken aus meinem Kopf lesen zu können schien.
"Aber du musst etwas essen...", murmelte er weich.
Liebevoll streichelte er über meine Wange.
Ich kam gar nicht dazu, zu hinterfragen, wie er es schaffte, so viel Körperkontakt auszuhalten, da redete er bereits weiter.
"Ich bin auch gleich wieder da...", versprach er.
Als ich ihn daraufhin nur mit ziemlich großen Augen anguckte, begann Tae, sich umzusehen.
"Wo hast du denn...", erkennend weiteten seine Pupillen sich, als er den Plüschhasen auf meinem Bett entdeckte, den er mir vor zwei Wochen geschenkt hatte.
Sichtbar im Begriff, mir diesen zu holen, stand Tae auf.
Kaum schaute er sich erneut um, hielt er allerdings inne.
Etwas verwirrt guckte ich zu ihm nach oben, bevor mir klar wurde, worum es ihm ging.
Tae schien sie endlich bemerkt zu haben...
Die offenen Türen.
Auch wenn der Blauhaarige mir genug vertraute, um bei mir in der Zelle zu sein, war es wohl ein anderes Thema, mich alleine vor zwei geöffneten Türen sitzen zu lassen, während er zu meinem Bett ging.
Ich verstand es...
Immerhin konnte Tae mir nicht in den Kopf schauen.
All die Schritte, die wir aufeinander zutaten, änderten nichts daran, dass er mich hier einsperrte.
Entsprechend blieb es ein Risiko.
Er konnte nie ganz sicher sein...
Nicht zuletzt weil Sicherheit und Kontrolle für Tae sehr wichtig waren, wunderte es mich, dass er die Gittertür nicht einfach schloss.
Er hätte sie zu ziehen, zum Bett gehen, mir den Hasen bringen und dann nach oben gehen können.
Aber er...
Mit ziemlich großen Augen schaute ich ihn an.
Er tat es nicht.
Als würde ihn etwas davon abhalten, mir derart offensichtlich zu zeigen, dass er mir nicht zu einhundert Prozent vertraute...
Ich konnte nicht anders, als deshalb ein wenig zu lächeln.
Irgendwie schaffte Tae es heute...
Langsam stand ich auch auf.
...mich ganz besonders glücklich zu machen.
Alles von der Tatsache, dass er sich zuerst um mich kümmerte, obwohl er selbst angestrengt schien, bis hin zu der Unfähigkeit, seinen Tür-Fehler zu korrigieren, ließ mein Herz höher schlagen.
Jedes Mal, wenn er fähig war, seine Gefühle für mich über die anderen Dinge zu stellen, die in ihm wüteten, bekam ich Hoffnung.
Hoffnung, dass das zwischen uns immer noch besser werden konnte.
Hoffnung...
Riesengroß wurden Taes Seelenspiegel, als wir plötzlich wieder auf Augenhöhe waren.
...für die ich auch gern etwas tun wollte.
Weich lächelte ich, während ich dem Blauhaarigen meine Hand hinhielt.
Da er sich nicht hatte entscheiden können, ob er mich vor einer offenen Tür hatte sitzen lassen wollen oder nicht, war das die einfachste Lösung.
Sichtlich überrascht öffnete Taes Mund sich einen Spalt breit, als er es verstand.
Mein Angebot.
Wenn ich einfach mit zum Bett kam, löste sein Dilemma sich auf...
Tae schien einen Moment zu brauchen, um zu verstehen, wie gut wir inzwischen aufeinander zugehen konnten.
Wie wortlos wir uns verstanden, obwohl wir früher nur aneinander vorbei geredet hatten.
Das Lächeln, welches sich letztendlich auf seine Lippen legte, machte dem von vorhin Konkurrenz.
Es war anders als früher...
Seit Tae sich mir gegenüber geöffnet hatte, wurde er mit jedem Tag schöner.
Sein Lächeln echter.
So bodenlos ehrlich, dass es schwer war, sich nicht vollständig darin zu verlieren.
Ihm nicht zu verfallen.
Diesem Tae.
Dem Tae, den ich langsam aber sicher zu kennen begann...
Mir entwich ein, von all den Tränen ganz heiseres Kichern, als der Blauhaarige tatsächlich nach meiner Hand griff.
Widerstandlos ließ ich mich die paar Schritte, die es zum Bett waren, von ihm mitnehmen.
Dort angekommen, folge ich Taes stummer Anweisung und setzte mich.
Zufrieden griff mein Gegenüber nach dem Plüschhasen und drückte mir diesen in den Arm.
"Ich bin gleich wieder da, okay?", flüsterte er weich.
Schon wieder fühlte ich seine sanften Streicheleinheiten auf meinem Kopf.
Tae drückte mir einen Kuss auf die Stirn, nachdem ich genickt hatte.
Anschließend verließ es die Zelle.
Beide Türen fielen hinter ihm ins Schloss.
Plötzlich wieder alleine mit der Stille dieses Zimmers, brauchte ich einen Moment.
Ich spürte, wie mein Herz sich erneut zusammenzog.
Wie die Einsamkeit mich überkommen wollte.
Hastig drückte ich den Plüschhasen an mich.
Genoss, wie weich und flauschig der Stoff war.
Vorhin war ich so panisch gewesen, dass ich im Traum nicht auf die Idee gekommen wäre, mich an ihn zu klammern.
Ich hatte solche Angst gehabt...
Angst, dass die Person, die mir den Hasen geschenkt hatte, nicht wiederkommen würde.
Der Gedanke nur dieses Plüschtier zu haben, war grausam gewesen.
Ich hatte ihn nicht in meinen Kopf lassen können.
Doch jetzt...
Ruhig, zuckten meine Mundwinkel nach oben.
Jetzt war es natürlich etwas anderes.
Nachdem Tae es gewesen war, der mir den Kleinen in den Arm gedrückt hatte.
Nachdem er wieder hier war...
Minutenlang blieb ich sitzen, bevor ich aufstand.
Den Hasen die ganze Zeit über im Arm behaltend, machte ich mich daran, die Blätter einzusammeln und den Stuhl wieder an seinen Platz zu stellen.
Immerhin hatte ich Taes Blick bemerkt, bevor den Raum verlassen hatte.
Die Unordnung war ihm nicht entgangen...
Okay, hands down.
Wann auch immer ihr diese Geschichte zum ersten Mal angefangen habt...
Habt ihr gedacht, dass die beiden mal so ein Haufen süßer Fluff werden?
Ehrliche Antworten please xD
Also ich hoffe die Cuteness ist angekommen x3
Und ich hoffe es hat euch gefallen ^^
Lasst mich gern wissen, was das Kapitel in euch ausgelöst hat <3
Im nächsten Kapitel dürft ihr euch dann direkt wieder auf Tae Pov freuen x3
Und damn, ich werde jetzt endlich essen.
Wie gesagt, anstrengender Tag.
Und wir haben jetzt essen bestellt und ich hab diesen insanely lecker aussehenden Burger vor mir stehen, den ich jetzt seit 20 Minuten nicht essen kann, weil er meine Hände dreckig machen wird und ich erst noch dieses Kapitel vorbereiten würde.
Unschön.
Sehr unschön.
Aber gleich. xD
Bis in einer Stunde ^^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top