Kapitel 62
"Wild enough" - Elina
https://youtu.be/eCLoO1Dmu4o
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Müde blinzelte ich, als ich am nächsten Morgen aufwachte.
Noch nicht ganz wach schaute ich bereits neben mich, weil die Erinnerungen an letzte Nacht wieder kamen.
Schwerfällig klappten meine Lider auf und zu, während ich zu verstehen versuchte, dass der Stuhl, auf dem Tae gesessen hatte, nicht mehr neben dem Bett, sondern wieder ganz ordentlich an seinem Platz am Schreibtisch stand.
Kurz überlegte ich, ob ich es vielleicht doch nur geträumt hatte.
Ob ich mir so sehr gewünscht hatte, dass Tae während des Vorlesens bei mir sein würde, dass mein Kopf mir einen kleinen Streich gespielt hatte.
Schwach zuckten meine Mundwinkel nach oben, als mein Blick schließlich an meinem Nachttisch hängen blieb.
Tae...
Mein Herz machte einen kleinen Sprung, kaum dass ich das Buch erkannte, das er hier gelassen hatte.
Normalerweise behielt er es immer auf seiner Seite der Gitterstäbe.
Was auch immer den Blauhaarigen dazu gebracht hatte, seinem unbezwingbaren Aufräumdrang zu widerstehen...
Ohne darüber nachzudenken griff ich nach dem Einband.
...es war mein kleiner Beweis...
Vorsichtig Strich ich darüber.
...dass ich nicht geträumt hatte.
Tae war hier gewesen...
Er hatte neben meinem Bett gesessen, mir vorgelesen und meine Hand gehalten, bis ich eingeschlafen war.
Ausnahmslos alles an diesem Gedanken löste Wärme in mir aus.
Lächelnd schaute ich meinen Nachttisch an.
Genoss mein still vor sich hin klopfendes Herz.
Niemals hätte ich gedacht, dass ich irgendwann mal in diesem Zimmer aufwachen und so zufrieden sein würde...
Ein paar Minuten verstrichen, in denen ich liegen blieb und mich darüber freute, wie weit Tae und ich inzwischen gekommen waren.
Dass er wirklich immer bei mir blieb.
Dass er es mir so deutlich zeigte.
Genau das tat, was ich mir immer gewünscht hatte...
Gerade war ich dabei, festzustellen, dass man die Dinge, die man gesucht hatte, manchmal wirklich an den unmöglichsten Stellen fand, als das altbekannte Piepen erklang.
Wer hätte erwartet, dass ich den Menschen, der dafür sorgen würde, dass ich mich endlich nicht mehr alleine fühlen würde...
"Guten Morgen, mein Schatz~", erklang seine gut gelaunte Stimme.
...ausgerechnet in einer schalldichten Keller-Zelle treffen würde.
Das "Spiel" bei diesem Gedanken komplett ausblendend, schüttelte ich ein paar Mal ungläubig meinen Kopf hin und her, bevor ich mich aufsetzte.
"Morgen...", murmelte ich, während ich aufstand und zu meinem üblichen Platz lief.
Lieb lächelte Tae mich an, während er mir meine Frühstücksportion rüberschob.
"Hast du gut geschlafen?", wollte er wissen.
Das triefende Interesse in seiner Stimme brachte meine Mundwinkel dazu, sich ein wenig nach oben zu ziehen.
Mein Herz dazu, sich lebendig zu fühlen.
Immer häufiger spürte ich in letzter Zeit dieses befremdliche Kribbeln in meiner Magengegend.
"Und du?", fragte ich, nachdem ich die Frage des Blauhaarigen mit einem Nicken bestätigt hatte.
"...hast du überhaupt geschlafen?", schob ich eine etwas passendere Formulierung hinterher.
Ich wusste, dass Taes Schlafgewohnheiten alles andere als menschlich waren.
Es kam regelmäßig vor, dass er fast die ganze Nacht wach blieb.
Allerdings sahen die verhältnismäßig kleinen Schatten unter seinen Augen vielversprechend aus...
Pure Zuneigung lag in der Mimik meines Gegenübers, während er mich anguckte.
"Ein paar Stunden.", beantwortete er meine zweite Frage zuerst.
"Du hast so schön ausgesehen....", murmelte er danach.
Fast schon unschuldig lächelte er.
"Da konnte ich gar nicht anders, als auch gut zu schlafen.", erklärte er.
Ich spürte, wie dieses Kompliment meine Wangen dazu brachte, sich ein wenig zu erhitzen.
Taes nicht vorhandene Hemmung, mich anzuhimmeln wurde nie weniger überfordernd.
"Also war es gestern...nicht zu viel?...", versicherte ich mich vorsichtig.
Ich hatte es geliebt, dass Tae beim Vorlesen neben mir gewesen war.
Dass er meine Hand gehalten hatte.
Allerdings wusste ich leider, dass meine Realität sich stark von Taes unterschied...
Dinge, die angenehm für mich waren, konnten schnell zu seiner persönlichen Hölle werden.
Damit auch zu meiner.
Davon abgesehen, dass ich nie wieder einen Entzug-Tae im Spiel vor mir haben wollte, sträubte alles in mir sich dagegen, dass er sich meinetwegen schadete...
Als könnte er diese Gedanken und die damit verbundene Zuneigung aus meinem Gesicht lesen, wurde Taes Lächeln Immer breiter.
Immer lieber...
Er schüttelte seinen Kopf, bevor er mir versicherte, dass es okay gewesen war.
Danach aßen wir beide unser Frühstück.
Tae seins vollständig, ich den Teil des vollgepackten Tabletts, den ich gerade schaffte.
Gefräßige, aber angenehme Stille herrschte.
Zwischendurch guckten wir beide immer wieder nach oben.
Jedes Mal, wenn unsere Blicke sich trafen, konnte ich die Wärme in meinem Herzen spüren.
Inzwischen viel mehr erwünscht, als befremdlich.
Ich hatte gelernt, die positiven Dinge, die Tae mir gab, meilenweit über die negativen zu stellen...
Als Tae sich schließlich schweren Herzens verabschiedete, wünschte ich ihm einen schönen Arbeitstag.
Wie immer guckte ich ihm eine Weile lang hinterher.
Ich starrte die Eisentür an, die unsere Leben voneinander trennte.
Wünschte mir, dass sie bald wieder aufgehen würde.
Während ich es früher genossen hatte, immer mal meine Ruhe vor Tae zu haben, wollte ich ihn inzwischen ständig hier haben.
In dieser Zelle festzusitzen tat nicht mehr nur weh, weil es ein Gefängnis war.
Diesen Fakt ignorierte ich inzwsichen.
Zu wissen, dass Tae meistens oben war, während ich hier unten festsaß störte mich viel mehr...
Auch wenn ich natürlich wusste, dass der Blauhaarige sein bestes gab, um so viel wie möglich hier sein zu können.
Ich hatte verstanden, dass er es selbst so wollte.
Dass Tae gern bei mir war.
Er war nur eben....
Leise seufzte ich.
...anders.
Ich hatte akzeptiert, dass für Tae völlig andere Maßstäbe galten, als für andere Leute.
Dass er nicht absichtlich widersprüchliche Signale sendete.
Die Gewissheit, dass Tae mich von sich aus nicht verlassen wollte, tat gut.
Gleichzeitig linderte sie die Traurigkeit, wenn er trotzdem gehen musste, nur bedingt...
Diese immer wiederkehrende Erkenntnis aus meinen Kopf schüttelnd, stand ich auf.
Warum auch immer...
Tae war nunmal so, wie er war.
Ich sah nicht, dass ich etwas daran ändern konnte...
Er selbst schien es auch nur wenig zu können.
Entsprechend musste es reichen, so wie es war...
Ich versuchte mich einfach darauf zu freuen, dass er wiederkam.
Das tiefe Gefühl der Sicherheit zu genießen, dass der Blauhaarige mir gab.
Er kam immer wieder...
Letzteres behielt ich präsent, während ich meinem Tagesablauf nachging.
Ich ging duschen.
Erfreute mich an der Fußbodenheizung.
An der hochwertigen Kleidung.
Meinem weichen Bett.
Während ich in letzterem entspannte, beschloss ich, noch ein bisschen Animal Crossing zu spielen.
Taes Gemaule im Kopf habend, wollte ich meine Insel schnell fertig bekommen.
Auf eine fast kindliche Art und Weise freute ich mich darauf, ihm das Ergebnis zu zeigen.
Ich freute mich darauf, dass er sich wieder beschweren würde, dass ich viel kreativer war, als er.
Mir gleichzeitig hundert Komplimente dafür machen würde.
Das war süß...
Ich mochte, wenn Tae süß war.
Wenn er so abgrundtief menschlich wirkte, dass es fast schon unglaubwürdig war.
Da ich gerne mehr davon sehen wollte, bot es sich an, die Zeit, in der er nicht da war, sinnvoll zu nutzen.
Meine Insel brauchte noch einige Stunden Arbeit.
Stunden, die ich investierte.
Während ich spielte, huschte mein Blick immer mal zur Uhr.
Ich rechnete aus, wie lange es dauern würde, bis Tae wiederkam.
Konzentrierte mich dann wieder auf mein Spiel.
Freute mich trotzdem über jede Minute, um die sich meine Wartezeit verkürzte...
Ab und zu aß ich zwischendurch etwas.
Das Tablett leerte sich.
Kurz vor 16 Uhr legte ich die Switch schließlich an ihr Ladekabel.
Ich war fertig geworden.
Nicht wissend, was ich mit den restlichen Minuten anfangen sollte, setzte ich mich schließlich einfach auf meinen Platz vor den Gitterstäben.
Taes Blick, wenn er reinkam und ich bereits auf ihn wartete war so schön...
Als würde die Sonne in seiner von der Arbeit erschöpften Mimik aufgehen.
Ich freute mich schon darauf, diesen Ausdruck zu sehen...
Stumm starrte ich die Tür an.
Immer wieder hefteten meine Augen sich an die Uhr.
Ich rechnete.
Wartete.
Länger.
Und länger.
Irgendwann war es 16 Uhr.
Erneut wanderte mein Blick zur Uhr.
16:15.
Ich schaute die Tür an.
16:30.
Geduldig wartete ich.
16:45.
Immer noch kein Tae...
17:00.
Stetig verging die Zeit.
Uff uff...
Bösartiger Kliffhanger.
Selbst für mich xD
Und damit herzlich Willkommen an einem der krasssten Tage in dieser Geschichte so far.
Ich bin inzwsichen beim schreiben fast fertig mit allem, was an diesem Tag passieren wird.
Und ich kann euch stolz mitteilen, dass dieser Tag 10 Kapitel fressen wird xD
Seid ihr gespannt? ^-^
Falls ihr die Kapitel noch nicht kennt - was glaubt ihr, wo Tae bleibt?
Jede Art andere Gedanken sind ofc auch willkommen.
Please let me know <3
❗Lesenacht-Infos❗
First of all, danke für eure Antworten <3
Ich hab mich sehr darüber gefreut und insgesamt klang es so, als könnte diese Lesenacht etwas werden.
So there we go x3
Ich hab Stimmen ausgezählt und den meisten scheint Freitag besser zu passen, als Samstag.
Also diesen Freitag (09.12.22) machen wir die Lesenacht ^^
Die Frage ist jetzt nur noch nach der Uhrzeit...
Es sind 4 Kapitel, also insgesamt 3 Stunden, bis alle hochgeladen sind (weil das letzte ja dann zu Beginn der 4. Stunde hochgeladen wird).
Ich bin ansich relativ frei...
Spontan würde ich 18 bis 21 Uhr vorschlagen.
Aber ihr könnt mich auch gern wissen lassen, ob es euch eine Stunde früher oder später besser passt, falls es so ist (bzw. allgemein, ob die Uhrzeit fine ist)
Ich zähle dann wieder Stimmen aus und würde morgen relativ früh überall Bescheid sagen (per Ankündigung, auf Insta, im Discord).
Und ofc kommt morgen dann nochmal ein Kapitel unter dem ich es auch nochmal schreibe.
Ich hoffe das passt dann und dass dadurch alle, die es interessiert, den Stand der Dinge mitbekommen ^^
Und joah...
Dann schaue ich mal, wie und wann ich 4 Kapitel Probe-Gelesen bekomme xD
Aber actually bin ich excited...
Gerade weil jetzt so eine wichtige Phase in der Story beginnt, ist es irgendwie voll cool, eine Lesenacht dabei zu haben x3
Ich wünsche euch einen schönen Tag <3
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