Kapitel 58
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Kurt Hugo Schneiders Cover von "If the world was ending"
https://youtu.be/rIBMfL66Gnc
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Stumm folgten meine Augen Tae, während er das Tablett vom Boden aufhob.
Auf dem Weg zu mir nahm er den Stuhl von meinem Schreibtisch, um ihn neben das Bett zu stellen.
Purer Unglauben lag in meinem Blick, als der Blauhaarige sich hinsetze und mich anlächelte.
Mir war immer noch unbegreiflich, wieso er so problemlos zu mir kommen konnte, nachdem der gestrige Tag in einem derartigen Desaster geendet hatte...
"Kannst du dich vielleicht ein kleines bisschen aufsetzen?...", holte Taes Stimme mich aus meinen Gedanken.
Er war schon dabei, den ersten Löffel vorzubereiten.
Ich blinzelte, bevor ich nickte.
Etwas angestrengt stöhnte ich, während ich mich mit meinen Armen nach oben drückte, um mich an das Bettende hinter mir zu lehnen.
Tatsächlich war mir nie bewusst gewesen, was für ein Segen es war, normalerweise nach dem Spiel einfach schlafen zu können...
Tae sah mir etwas besorgt dabei zu.
Er versicherte sich nochmal, dass alles in Ordnung war, bevor er mir den Löffel hinhielt.
Vorher hatte er sogar noch kurz gepustet, damit es nicht zu heiß war.
Seltsame Gefühle überkamen mich, als ich meinen Mund öffnete, damit er mich füttern konnte.
Mir wurde ein bisschen warm.
Seit Ewigkeiten hatte sich niemand mehr so um mich gekümmert...
Gleichzeitig war ich immer noch verwirrt.
Skeptisch, weil ich mich nicht an das hier gewöhnen wollte, solange ich nicht wusste, was genau es bedeutete.
Nach heute kam es mir vor, als würde ich absolut gar nichts mehr wissen...
"Was ist?...", fragte Tae, als er bemerkte, wie ich ihn die ganze Zeit über anstarrte.
Meine Augenlider klappten auf und zu, während ich überlegte, wo ich anfangen sollte.
"Ich ähm...", setzte ich an, unterbrach mich dann aber selbst, weil ich nicht wusste, wie ich es formulieren sollte.
In meinem Kopf war so ein Durcheinander...
"Ich frag mich, ob das hier okay ist...", sagte ich schließlich.
Während ich den Blauhaarigen ansah, blieb mein Blick wieder an seiner Stirn hängen.
"Oder hast du dann morgen noch ein Pflaster am Kopf?", schob ich mit einem matten Lächeln hinterher.
Ich wusste immer noch nicht, wie ich damit umgehen sollte...
Taes Zombiezustand war einer Sache.
Aber das Pflaster?...
Der Gedanke, dass Tae sich meinetwegen körperlich wehgetan haben könnte fühlte sich seltsam an.
Falsch...
Die Pupillen meines Gegenübers weiteten sich ein bisschen.
Sekundenlang guckte er mich an, während sein Gehirn verarbeiten zu müssen schien, dass mir der Zusammenhang zwischen gestern und heute nicht entgangen war.
"Ich denke, das passt schon...", antwortete er irgendwann.
Lieb lächelte Tae mich dabei an.
Ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz einen Schlag aussetzte.
Das hier..."passte schon"?
"Wieso?", verließ es meine Lippen, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte.
Die Fragezeichen in meinem Kopf wurden immer größer.
Gestern war Tae den ganzen Tag über angespannt gewesen.
Er hatte mich nicht in den Arm nehmen können, ohne sich zu verkrampfen.
Heute früh hatte er deshalb halb tot ausgesehen.
Und jetzt konnte er sich einfach so neben mein Bett setzen und mich füttern?
Ohne Zögern?
Ohne Gefahr auf noch ein Pflaster?
Ich verstand seine Grenzen nicht...
Von meiner Nachfrage offensichtlich überrascht, stutzte Tae kurz.
Er zögerte, bevor er antwortete.
"Ich weiß nicht, ob ich das erklären kann...", gab er etwas kleinlaut zu.
Entschuldigend sah er mich an, bevor sein Blick sich an den Teller auf seinem Schoß heftete.
Ich spürte bereits, wie mein Herz deshalb zu drücken begann.
Kleine Wellen der Enttäuschung überkamen mich.
Es reichte nicht...
Diese Antwort war nicht genug.
"Kannst du es...versuchen?...", bohrte ich deshalb weiter nach.
Meine Stimme klang vorsichtig.
Tae und ich hatten noch nie so direkt über ihn geredet.
Klar hatte ich inzwischen einige persönliche Informationen über ihn...
Aber das hier war trotzdem etwas anderes...tiefergehendes.
Es war nicht die bloße Frage nach Taes Job oder nach seinem Alter.
Ich wusste nicht, wie der Blauhaarige reagieren würde, wenn ich ihn dazu drängte, mir etwas über seine Gefühlswelt zu erzählen.
Aber inzwischen ging es nicht mehr anders...
"Bitte, Tae...", versuchte ich es nochmal, nachdem der Blauhaarige nicht antwortete.
Kurz schluckte ich, bevor ich weitersprach.
"Ich will dich verstehen....", fügte ich leise hinzu.
Alles andere ließ mich langsam aber sicher wahnsinnig werden.
Ich hatte genug von den ständigen Ratespielen...
Mein letzter Satz brachte Tae dazu, aufzusehen.
Pure Ungläubigkeit leuchtete in seinen haselnussbraunen Seelenspiegeln, als diese sich in meine hefteten.
Sogar sein Mund stand einen kleinen Spalt offen.
Als hätte er so ziemlich alles von mir erwartet - nur nicht das.
Nicht ganz sicher, ob ich damit einen wunden Punkt erwischt hatte - ob das etwas gutes oder schlechtes war - erwiderte ich seinen Blickkontakt.
Ich versuchte ihm durch meine Augen zu sagen, dass ich nicht böse war.
Dass ich ihn nach allem, was wir inzwischen durch hatten, ganz bestimmt nicht verurteilen würde.
Dass ich einfach Antworten brauchte...
Wieder verstrichen kleine Ewigkeiten, in denen Tae mich einfach anschaute.
Ich konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf ratterte.
Er schien verarbeiten zu müssen, was ich von ihm wollte.
"Ich...also...", setzte er schließlich an.
Nicht fähig, mir dabei in die Augen zu sehen, entfuhr ihm ein kleines Seufzen.
Tae stellte das Essen auf meinem Nachttisch ab.
Etwas nervös begannen seine Finger miteinander zu spielen, während er nach den richtigen Worten suchte.
"Ich bin wirklich gerne bei dir...", fing er direkt mit dem Satz an, den ich mir am dringendsten zu hören gewünscht hatte.
"Ich mag, wenn wir Zeit miteinander verbringen...wenn wir Filme gucken, oder...", ein kleiner Rotschimmer schlich sich auf die Nase des Blauhaarigen.
"....anderes.", umschrieb er sämtliche Aktivitäten, die mit Körperkontakt zu tun hatten.
Kurz guckte Tae mich an.
Als würde er wollen, dass ich die bodenlose Ehrlichkeit in seinen Augen sah...
"Aber es...", sprach er nach einer kleinen Pause weiter.
"Es ist auch anstrengend...", gestand er.
Seine Stimme klang leise.
Langsam verließen die Worte seine Lippen.
"Wenn es zu anstrengend wird, dann...", der Blick des Blauhaarigen blieb an meinen Verbänden hängen.
Er sprach nicht weiter.
Musste er auch nicht...
Ich schluckte.
Ununterbrochen war mein Blick auf Tae gerichtet.
"Gestern ist zu anstrengend gewesen?", fragte ich nach.
Ich wollte sicher gehen, dass ich ihn diesmal richtig verstand.
Zögerlich nickte Tae.
"E-ein bisschen...", stammelte er.
Der Blick, mit dem er mich danach ansah, war so entschuldigend, dass es fast wehtat.
Mein Herz wusste nicht, wohin mit sich.
Ob es drücken sollte, weil Tae so guckte.
Oder ob es klopfen wollte, weil offensichtlich war, dass dem Blauhaarigen tatsächlich leidtat, dass der gestrige Tag solche Folgen gehabt hatte...
Obwohl seine Wertvorstellungen im Bezug auf das Spiel extrem verschoben waren, schien er zu wissen, dass es so, wie es heute gelaufen war, nicht richtig gewesen war.
Dass es eigentlich nicht okay war, dass es einen so deutlichen Preis hatte, wenn Tae für mich da war.
Dass es überhaupt einen Preis hatte.
Ein Teil von mir wusste es wahnsinnig zu schätzen, wie Tae mich gerade anschaute...
"Gibt es einen Weg...dass es nicht zu anstrengend ist?...", fragte ich, nachdem es wieder eine Weile lang ruhig gewesen war.
Ich hatte verstanden, dass der gestrige Tag Tae überfordert hatte.
Eigentlich hatte seine Angespanntheit für sich gesprochen.
Ich hatte ihn nur so dringend gebraucht, dass ich diese einfach ignoriert hatte...
Deshalb war alles außer Kontrolle geraten.
Aber es war nicht jeder Tag der Todestag meiner Eltern...
Nicht jeden Tag war Taes Nähe so wichtig für mich, wie Sauerstoff zum atmen.
Trotzdem fand ich den Gedanken, nicht immer Gitterstäbe zwischen uns haben zu müssen, sehr schön...
Ich wünschte mir, dass Tae und ich nochmal zusammen einen Film schauen würden.
Dass ich ihn noch öfter so bei mir spüren konnte, wie gestern.
Taes Erklärung schloss das nicht zwingend aus.
Immerhin war er jetzt gerade auch bei mir...
Nicht angespannt und fähig, mit mir zu reden.
Sichtlich überrascht von dieser Frage, guckte Tae mich an.
"W-wenn du d-das noch willst...", verließ es etwas überrumpelt seine Lippen.
Unwillkürlich musste ich deshalb lächeln.
Dass Tae dachte, dass das, was er mir gerade erzählt hatte, etwas daran ändern könnte, war irgendwie traurig und süß zugleich.
Es ließ mich vermuten, dass er überhaupt nicht daran gewöhnt war, sich anderen gegenüber zu öffnen.
Mein Herz raste ein bisschen, weil er es mir gegenüber geschafft hatte...
"Ja, ich...", ich war nicht sicher ob jemals zuvor so viel Wärme in meinem Blick gelegen hatte, während ich den Blauhaarigen angesehen hatte.
"Ich fänd es ziemlich schön...", gestand ich.
Die Hitze, die sich gerade in meine Wangen schlich, erinnerte mich daran, dass auch ich es nicht gewohnt war, meine Gefühle und Bedürfnisse so offen zu zeigen...
Dass ich es ausgerechnet Tae gegenüber schaffte, war befremdlich.
Irgendwie aber auch gar nicht so schlimm...
Es tat unbeschreiblich gut, mit ihm zu reden.
Zu bemerken, dass es möglich war...
Immer wieder überraschte der Blauhaarige mich.
Kaum hatte ich ausgesprochen erhellte Taes Mimik sich deutlich.
Das wahrscheinlich schönste Lächeln, was ich jemals bei ihm gesehen hatte, legte sich auf seine Lippen.
"Ich auch!", entwich es ihm ziemlich glücklich klingend.
Ohne auf eine Reaktion von mir zu warten, redete er einfach weiter.
"Wenn es nicht den ganzen Tag sein muss und ich mich darauf einstellen kann, ist es bestimmt auch gar nicht so anstrengend.", quollen die Wörter förmlich aus seinem Mund.
Zu sehen, dass Tae derartig positiv auf den Gedanken reagierte, in Zukunft mehr Zeit bei mir zu verbringen, ließ tausend Gewichte von meinen Schultern fallen.
Auf einmal fühlte ich so unbeschreiblich gut...
Mein Bauch kribbelte richtig.
"Dann vielleicht nicht so oft und in kürzeren Phasen?", fragte ich.
"Und bitte sag nächstes Mal Bescheid, wenn es zu anstrengend wird...", fügte ich noch hinzu.
Ich wollte nie wieder ein Pflaster an Taes Stirn sehen...
Hastig nickte der Blauhaarige.
"Versprochen!", er griff nach meiner Hand.
"Danke, Kookie...", bedankte er sich schon wieder.
Ein breites Grinsen lag auf Taes Lippen, während er mich ansah.
"Ich liebe dich.", sagte er.
Obwohl ich es gewöhnt war, diesen Satz von ihm zu hören, trieb es mir die Röte ins Gesicht.
"B-Bedank sich nicht ständig...", murmelte ich, während ich zu ignorieren versuchte, wie sehr Taes letzte Worte mein Herz zum rasen brachten.
Es fühlte sich anders an, als sonst...
Unverfälscht süß lächelte der Blauhaarige.
"Du bist ein Engel.", machte er alles noch schlimmer, als es eh schon war.
Ich war noch dabei, zu überlegen, wie ich auf diese übertriebenen Zuneigungsbekundungen reagieren sollte, als Taes Aufmerksamkeit sich bereits auf etwas anderes richtete.
"Oh nein, jetzt ist dein Essen ganz kalt geworden...", stellte er bedrückt fest.
Noch bevor ich mich versehen hatte, war er aufgestanden und hatte nach dem Teller gegriffen.
"Ich mach es nochmal warm, ja?", fragte er.
Da mein Magen sich immer noch ziemlich leer anfühlte, brachte ich nur ein überfordertes Nicken zustande.
Taes Prioritäten waren wirklich eine Sache für sich...
Immer noch etwas irritiert, wie schnell die Stimmung gekippt war, sah ich dem Blauhaarigen hinterher, als dieser die Zelle verließ.
Trotzdem lächelte ich.
Ich konnte gar nicht mehr damit aufhören...
Nachdem mir heute früh noch alles dunkel vorgekommen war, schien die Welt plötzlich ein ganzes Stück heller.
Tae war gern bei mir...
So wie die Male davor, würden wir einen Kompromiss finden, sodass er nicht durchdrehen und ich mich nicht allein fühlen musste.
Ausnahmslos alles an diesem Gedanken war beruhigend.
Während ich darauf wartete, dass der Blauhaarige wiederkam, waren meine Mundwinkel die ganze Zeit nach oben gezogen.
Weder mein Herz, noch das Kribbeln in meinem Bauch wollten sich beruhigen.
Früher hätte ich das überhaupt nicht für möglich gehalten.
Aber Taes und mein kleines, verdrehtes Universum...
Ich hatte das Gefühl, dass es heute ein ganzes Stück schöner geworden war.
Hnnnn....T-T
Oh gawd, ich liebe dieses Kapitel...
Ich bin immer des Todes satisfyed, wenn Charaktere einfach offen miteinander sprechen. (Deshalb schreibe ich auch gefühlt nichts anderes)
Aber bei Home hat es irgendwie so ein anderes Gewicht...
I love that <3
Wie hat euch das Kapitel gefallen? ^^
Gedanken dazu?
Anmerkungen?
Ich fühl mich schlecht, wenn ich immer so sehr über meine eigenen Kapitel fangirle ^^"
Im nächsten Kapitel dürft ihr euch dann wieder auf Tae Pov freuen ^^
(Keine Sorge, it's a cute one x3)
Wish you the sweetest dreams~
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