Kapitel 54
"Consequences" - Camila Cabello
https://youtu.be/ogyJiVHwSRA
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In Zeitlupe klappten meine Augenlider auf und zu, als ich am nächsten Morgen aufwachte.
Sekunden vergingen, bis ich verstanden hatte, dass ich in meinem Bett lag.
Ich erinnerte mich nicht, wie ich hierher gekommen war...
Wahrscheinlich war das Taes Verdienst gewesen.
Inzwischen sollte ich mich eigentlich daran gewöhnt haben, dass er mich ins Bett brachte.
Allerdings tat er das normalerweise nur, wenn wir 'gespielt' hatten...
Ganz von alleine zuckten meine Mundwinkel ein wenig nach oben, während ich mich erinnerte, unter was für Bedingungen ich gestern weggedriftet war.
Tae war...
Unwillkürlich begann mein Herz ein bisschen zu klopfen.
Tae war den ganzen Tag über da gewesen...
Er war bei mir geblieben.
Hatte mich nicht verlassen...
Vor einigen Wochen hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich mich mal über diese Tatsache freuen könnte.
Das Lächeln auf meinen Lippen wurde immer breiter.
Inzwischen war ich dankbar dafür...
Dass Tae an dem Tag für mich da gewesen war, an dem niemals zuvor jemand für mich da gewesen war, bedeutete mir die Welt.
Ich wusste nicht ganz, wohin mit der Erkenntnis, dass das auf eine etwas verdrehte Art und Weise auch hieß, dass Tae mir eine Menge bedeutete.
Gestern war ich so froh darüber gewesen, dass er bei mir gewesen war.
Er.
Niemand sonst...
Eine Weile lang versank ich in diesen überaus verwirrenden Gedanken.
In der Frage, seit wann Tae mein Herz derartig zum schlagen bringen konnte.
Es fühlte sich anders an als sonst.
Irgendwie wärmer...
Nie zuvor hatte ich mich bei dem Gedanken an den Blauhaarigen so wohl gefühlt.
Das war befremdlich...
Gleichzeitig aber auch schön.
Alles in mir sehnte sich nach diesem Gefühl.
Etwas überrascht hob ich eine Augenbraue, als ich auf die Uhr sah und feststellte, dass Tae ziemlich spät dran war...
Normalerweise wäre er vor spätestens zehn Minuten schon da gewesen, um Frühstück zu bringen.
Da ich mich erinnerte, wie erschöpft er gestern gewirkt hatte, dachte ich mir nicht wirklich viel dabei.
Ich nahm an, dass selbst Menschen wie er manchmal eine etwas größere Dosis Schlaf brauchten.
Immerhin machte er meinetwegen alle drei Tage die Nacht durch...
Ich zuckte mit den Schultern, bevor ich beschloss, mich einfach schonmal fertig zu machen.
Man musste ja auch nicht jeden Tag als Schlafleiche beim Frühstück sitzen.
Gemächlich stand ich auf und lief ins Bad.
Während ich Zähne putzte, erwischte ich mein Spiegelbild mehrmals dabei, wie es beim Gedanken an Tae lächeln musste.
Wahrscheinlich waren das nur die Nachwirkungen von gestern...
Aber ich konnte einfach nicht aufhören.
Immer wieder tauchte sein Gesicht vor meinem inneren Auge auf.
Jedes Mal gefolgt von einem ziemlich ungewohnten Kribbeln in meiner Magengegend...
Ich bemerkte diese Veränderung...
Wusste, dass sie nicht angebracht war.
Dass Tae der letzte Mensch auf der Welt sein sollte, wegen dem ich mich so fühlen sollte.
Trotzdem wehrte ich mich nicht dagegen.
Das Kribbeln gefiel mir...
Es ließ mich lebendig fühlen.
Als gäbe es irgendwas an meinem Leben, was es wirklich lebenswert machte.
Eine angenehme Abwechslung zu meinem sonstigen Zustand...
Fast schon erwartungsvoll öffnete ich die Tür des Badezimmers, als ich fertig war.
...nur um kurz darauf etwas enttäuscht die Schultern sinken zu lassen.
Tae war immer noch nicht da...
Sekundenlang schaute ich die Stelle an, an der der Blauhaarige inzwischen normalerweise sitzen müsste, bevor ich mich einfach zu meinem Platz begab.
Statt mir irgendwie die Zeit zu vertreiben, setzte ich mich auf den Boden und wartete.
Ich war schon so sehr daran gewöhnt, dass Tae meine erste Tagesaktivität war, dass mir gar nichts anderes in den Sinn kam.
Etwa eine halbe Stunde verging.
Dreißig Minuten, in denen ich alle Sechzig Sekunden zur Uhr guckte, um zu schauen, wie spät es war.
Obwohl ich es grundsätzlich nicht für abwegig hielt, dass Tae einfach noch schlief, wurde ich langsam unruhig.
Bei dem kontrollsüchtigen Drang des Blauhaarigen, feste Rhythmen einzuhalten, war es schwer zu glauben, dass alles okay war...
Tatsächlich begann ich, mir ein bisschen Sorgen zu machen.
Mich zu fragen, was Tae gestern Abend noch getan hatte.
Wie spät er ins Bett gegangen war.
Ob es ihm gut ging...
Ich war so verwirrt davon, wie sehr letzteres mein Herz zum drücken brachte, dass ich überrascht zusammenzuckte, als schließlich doch das Geräusch erklang, welches all meine Gedanken in der Luft verpuffen ließ.
*Piep Piep*
"Guten Mo-", setzte ich an, unterbrach mich allerdings selbst, sobald ich meinen Blick gehoben hatte.
Was zum....
Fassungslos weiteten meine Augen sich, als ich den Blauhaarigen erblickte.
Mir blieb fast das Herz stehen.
"Tae...", verließ es erstickt meine Lippen.
Er sah...absolut schrecklich aus...
So tuend, als wäre seine Haut nicht blass, seine Augenringe nicht dreimal so tief wie sonst und als würde sich kein Pflaster auf seiner Stirn befinden, lächelte der Blauhaarige mich an.
"Guten Morgen, mein Schatz.", begrüßte er mich so freundlich wie immer.
Allerdings schienen selbst seine Mundwinkel keine Kraft mehr zu haben...
Taes Lächeln wirkte matt.
Gequält.
Er konnte nicht überspielen, wie fertig er war...
Die Frage war nur...
"Was ist passiert?", wollte ich wissen.
Dass meine Stimme vor Besorgnis nur so triefte, hinterfragte ich gerade nicht.
In fast schon mechanischen Bewegungen schob der Blauhaarige mein Frühstück unter den Gitterstäben durch.
"Tut mir leid, dass ich so spät dran bin...", murmelte er, bevor er sich vor mir auf den Boden setzte.
Sowohl diese Entschuldigung, als auch die Tatsache ignorierend, dass Tae kein Frühstück für sich mitgebracht hatte, starrte ich ihn weiterhin an.
"Was ist passiert?...", wiederholte ich meine Frage.
Tae sah so kaputt aus...
Irgendwas in mir wehrte sich dagegen, ihn so zu sehen.
Ich wollte nicht...
Umso dringender brauchte ich Antworten.
Ununterbrochen zuckten meine Augen über Taes Gesicht, während er zu überlegen schien, ob und was für eine Antwort er mir geben sollte.
Immer wieder blieb ich an dem Pflaster hängen.
Was hatte Tae getan?...
An sich war es schon lange nichts neues mehr, dass mir das Bewusstsein dafür abhandenkam, wer Tae war und was er mir ständig antat.
Aber so stark wie heute war es noch nie gewesen...
Alles in mir hasste es den Menschen, der mich vor nicht mal 24 Stunden so gut hatte fühlen lassen, derartig fertig zu sehen.
In mir stieg das Bedürfnis auf, ihm irgendwie zu helfen.
Ein Bedürfnis, welches ich sofort wieder bereute, sobald Tae den Mund aufmachte.
"Kookie, ich ähm...", kurz kaute der Blauhaarige auf seiner Unterlippe herum, bevor er mich ansah.
Auch seine dunkelbraunen Seelenspiegel hatten einiges von ihrem Glanz eingebüßt.
"Ich glaube, wir müssen heute spielen...", murmelte er schließlich.
Augenblicklich erstarrte ich.
"Was..?...", verließ es fast lautlos meine Lippen.
Ich wusste nicht, was mich mehr schockte.
Die Tatsache, dass Tae seinen eigenen "Alle drei Tage ein Spiel"-Rhythmus kaputt machte...
....oder die Unsicherheit, die gerade in seinem Blick lag.
Noch nie hatte ich Tae im Bezug auf das Spiel so gucken sehen.
Allerdings war es, wie immer....
"I-Ich weiß, dass eigentlich noch ein Tag Pause ist, aber...", setzte Tae stammelnd an.
...aus den falschen Gründen.
"Bitte, Kookie...", unverfälscht flehend schaute der Blauhaarige mich an.
Als würde sein Leben davon abhängen, dass ich "ja", sagte...
Sekundenlang schaute ich Tae an, während ich zu verstehen versuchte, was hier gerade passierte.
Mein Herz fühlte sich an, als wäre es tausend Kilo schwerer geworden, während mein Gehirn die Puzzleteile zusammensetzte.
Gestern war Tae zum ersten Mal einfach so mit mir in der Zelle gewesen.
Er hatte mich in den Arm genommen...
Mich getröstet...
War für mich da gewesen.
...und heute sah er so schrecklich aus, wie noch nie, und wollte das Spiel vorziehen?
...
So sehr ich es mir auch wünschte...
Ich war nicht blind genug, um diesen Zusammenhang zu übersehen.
Zwar wusste ich nicht wie....oder wieso...
Aber die Ereignisse von gestern waren der Auslöser für die heutigen.
Ich war mir sicher...
Nicht wissend, wohin mit dieser Erkenntnis, klebten meine Augen weiterhin an meinem Gegenüber.
Auch wenn er es als Frage formuliert hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es keine gewesen war.
Wir würden heute 'spielen'.
Taes vor Dunkelheit nur so triefende Seelenspiegel verrieten mir das.
Trotzdem schien er irgendeine Art Einwilligung von mir zu wollen.
Die Bestätigung, dass es okay war, die Regeln ausnahmsweise mal zu brechen.
Seufzend schloss ich meine Augen.
Ich konnte nicht...
Nach all den Veränderungen...
All den Schritten, die Tae und ich aufeinander zugegangen waren...
...konnte ich es nicht.
Ich konnte nicht "ja" oder "okay" zu dem Spiel sagen.
Es ging nicht.
Jede Faser meines Körpers wehrte sich dagegen.
Allerdings konnte ich auch nicht "nein", sagen.
Einerseits, weil ich mir sicher war, dass es nichts bringen würde.
Andererseits, weil ich wirklich nicht wollte.
Es tat mir weh, Tae so zu sehen...
Immerhin hatte ich vorhin erst festgestellt, dass er, ob ich nun wollte oder nicht, mir alles andere als egal war.
Spätestens nach gestern konnte ich nicht mehr leugnen, dass Tae mir wichtig war.
Dass ein Teil von mir ihn auf eine ganz absurde Art und Weise irgendwie gern hatte...
Vor Frustration spannte ich meinen Kiefer an.
Ich hasste das Spiel.
Nicht nur um seiner selbst willen...
Sondern auch, weil es das einzige war, was mir im Weg stand.
Solange es existierte würde es immer falsch sein, Tae zu mögen.
Egal wie gut der Blauhaarige mich fühlen lassen konnte... wie sicher und geborgen...
Das Spiel sorgte für einen tiefbitteren Beigeschmack.
Ich unterdrückte ein weiteres Seufzen, während all diese anstrengenden Wahrheiten in meinem Kopf herumrollten.
Anstrengend weil ich wusste, dass, ganz egal wie sehr ich es hasste, das Spiel niemals verschwinden würde.
Es würde immer da sein...
Eine Tatsache, die ich schon vor Wochen zu akzeptieren gelernt hatte.
Trotzdem waren Akzeptanz und Zustimmung zwei verschiedene Dinge...
Zweiteres würde ich niemals laut aussprechen können.
Etwas hilflos schaute ich Tae an.
Er guckte immer noch, als wäre ich seine einzige Erlösung.
Mal wieder fragte ich mich, was der Mensch vor mir für ein seltsames Geschöpf war...
Was um Gottes Willen in seinen Hirnwindungen schief lief, dass er etwas so abartiges wie das Spiel brauchte, um sich besser zu fühlen.
Es ließ mich nicht los...
Trotzdem wusste ich leider, dass ich auf keine dieser Fragen eine Antwort bekommen würde...
Meine Schultern sackten nach unten, während ich ergeben ausatmete.
An meinem Problem hatte sich nichts geändert.
Ich konnte weder zustimmen, noch ablehnen.
Deshalb...
"Darf ich vorher wenigstens noch kurz duschen gehen?"
...tat ich keins von beidem.
Uff uff, what a chapter...
Wie fühlt sich das an als Leser? Zu Beginn des Kapitels, wenn man schon so viel mehr weiß, als Kookie?
Mir tat er irgendwie leid ^^"
Aber anyways.
Wichtiger Progress in diesem Kapitel, was Kookies Gefühle angeht.
I love it so much x3
Wir kommen dem aktuellen Stand immer näher~
Wie hat euch das Kapitel gefallen? ^^
Was habt ihr euch dabei gedacht?
Was hat es in euch ausgelöst?
Please let me know <3
Und vielen Dank für das kleine Kommentar-Peak gestern.
Ich hab es bemerkt und mich sehr darüber gefreut ^^
Ich versuche auch bei Zeiten noch zu antworten...
Aber bitte habt was das angeht immer Geduld mit mir.
Ich recovere noch und bin momentan echt happy, wenn ich die Updates auf die Reihe bekomme ^^"
Aber eure Kommentare werden alle gelesen und es wird sich über jeden einzelnen gefreut <3
Da könnt ihr euch sicher sein x3
Taes Blick finde ich irgendwie sehr fitting zum Kapitel xD
Ich hoffe ihr seid gut in die Woche gestartet <3
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