Kapitel 51
"Wait" - M83
https://youtu.be/iQnRCdtECl8
_________
Tae und ich blieben noch ziemlich lange so sitzen.
Obwohl ich deutlich spüren konnte, dass die Anspannung im Körper des Blauhaarigen immer mehr zunahm, je länger er mich umarmte, machte er keine Anstalten, mich von sich wegzuschieben.
Widerstandlos ließ er zu, dass ich mich an ihn klammerte.
Ich bemerkte natürlich, dass diese Situation sich für Tae offensichtlich nicht so anfühlte, wie für mich.
Dass er wahrscheinlich nicht am liebsten für den Rest seines Lebens so geblieben wäre...
Ein Teil von mir fragte sich, was er hatte.
Warum es ihn so nervös machte, mir so nah zu sein.
Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass es an mangelndem Vertrauen lag...
Eher als wäre die Nähe ansich ein Problem.
Allerdings war ich trotzdem nicht in der Lage, dem hier zu widerstehen...
Inzwischen fast komplett beruhigt, atmete ich aus, während ich mein Gesicht ein bisschen an Taes Hals kuschelte.
Kleine Wellen der Wärme durchströmten meinen Körper, als ich seine Hand spürte, wie sie sanft über meinen Hinterkopf streichelte.
"Ich liebe dich, Kookie...", flüsterte er in mein Ohr.
Ich konnte nicht anders, als deshalb ein wenig zu lächeln.
Wie oft hatte Tae diesen Satz schon zu mir gesagt?
Wie oft hatte ich mir gedacht, dass ich ihn nicht so interpretieren durfte, wie es bei normalen Leuten der Fall wäre?
Heute fühlte es sich nicht so an...
Ich spürte, dass Tae mich liebte.
Auf eine trotz allem gefühlvolle und aufrichtige Art und Weise...
Ich spürte es in jeder seiner Berührungen.
In der Tatsache, dass er hier saß, obwohl es ihn offensichtlich Anstrengung kostete.
Ich hörte es in seiner Stimme...
Kaum hatte ich aufgehört zu weinen, war sie viel ruhiger geworden.
Als würde Tae sich nur entspannen können, wenn ich nicht mehr traurig war.
Bis zu einem gewissen Grad zumindest...
Letztendlich war ich so sehr in Taes Nähe versunken, dass ich komplett ausblendete, dass das hier nicht unser Normalzustand war.
Dass er mich an einem Tag wie heute in den Arm genommen hatte, obwohl es ihn selbst Überwindung gekostet hatte, bedeutete mir so viel, dass ich die Existenz von dem 'Spiel' eine Weile lang komplett vergaß.
Ebenso dass wir uns hier in einer Zelle befanden...
Stattdessen genoss ich die Möglichkeit, meine Nägel ganz tief in Taes Oberteil vergraben zu können...
Mich an ihm festzuhalten.
Ich genoss seinen Geruch...
Die beruhigende Wirkung, die dieser auf mich hatte.
Ich genoss seine Berührungen...
Das Gefühl des Wertvoll-seins, welches diese transportierten.
In diesem Moment hatte Tae sämtliche Gefahrensignale eingebüßt, die er manchmal noch in meinem Kopf auslöste.
Alles was ich wahrnahm, war ein Mensch, der mir versprochen hatte, bei mir zu bleiben.
Die Erleichterung, am eigenen Leib zu erfahren, dass es möglich war, dass jemand dieses Versprechen hielt, war unbeschreiblich...
"Was...ist?...", wollte ich etwas verwirrt wissen, als Tae mich irgendwann doch von sich weg schob.
Instinktiv griff ich nach seiner Hand, weil ich Angst hatte, dass er mich alleine lassen würde.
Der Blauhaarige lächelte weich über meine Anhänglichkeit.
"Dein Magen knurrt die ganze Zeit...Hast du das nicht mitbekommen?", fragte er, während er mir liebevoll ein paar meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.
Für einen Moment sprachlos wegen der überquellenden Zuneigung, mit der Tae mich ansah, schüttelte ich meinen Kopf.
Ich war so sehr in dem Gefühl der Geborgenheit versunken gewesen, welches von seinen Armen ausgegangen war, dass ich ganz vergessen hatte, dass ich heute noch nichts zu essen zu mir genommen hatte...
Tae kicherte ein wenig über meine Vergesslichkeit.
"Du musst etwas essen, okay?", sagte er.
Sanft streichelte sein Daumen dabei über meine Wange.
"Ich koch dir schnell was.", schob er direkt hinter.
Als er schon aufstehen wollte, meine Hand ihn aber zurückhielt, schaute der Blauhaarige mich mit dem wohl liebevollsten Gesichtsausdruck an, den ich je bei ihm gesehen hatte.
"Keine Sorge, Kookie...", er lehnte sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.
"Ich komme gleich wieder.", versprach er genau die Worte, die ich von ihm hatte hören wollen.
Nicht ganz wissend, wohin mit der Erkenntnis, dass er offensichtlich meine Gedanken lesen konnte, ließ ich Taes Hand los.
Mit einem kleinen Nicken suggerierte ich ihm, dass es okay war, wenn er erstmal ging.
Das Lächeln, was der Blauhaarige mir schenkte, bevor er die Zelle verließ war fast glaubwürdig...
Es blieb mir noch eine Weile im Gedächtnis hängen, als er schon weg war.
Stumm starrte ich vor mich hin, während ich mich fragte, was mit Tae los war.
Warum er mich während des Spiels ohne Anstrengung küssen und berühren konnte, es außerhalb von diesem aber ein Problem zu sein schien.
Zwar hatte der Blauhaarige ein verdammt gutes "Alles ist okay"-Lächeln drauf...
Aber ich sah, wenn er angestrengt war.
Immerhin war Tae seit Monaten der einzige Mensch, den ich zu Gesicht bekam.
Ich kannte seine Mimik...
Deshalb wusste ich, dass sein Lächeln, seit er sich vorhin neben mich gesetzt hatte, immer unechter geworden war.
Nicht in den positiven Gefühlen, die es ausdrückte...
Aber in seiner Unbeschwertheit.
Tae war nicht so locker, wie er mir zuliebe vorgab zu sein.
Ich hatte es gespürt.
Und gesehen.
Ich wusste nur nicht, wieso...
Von diesen Gedanken, meinem Nahrungs- und Schlafentzug angestrengt, beschloss ich, mich hinzulegen, bis Tae wieder da war.
Ich stellte das Foto von meinen Eltern auf seinen Platz auf dem Nachttisch, schnappte mir das Hasenplüschtier und kuschelte mich unter meine Decke.
Tatsächlich musste ich ein bisschen lächeln, als ich mein Gesicht im weichen Fell das Häschens vergrub.
Es erinnerte mich daran, wie komplett unberechenbar Tae war...
Und dass das nicht immer etwas schlechtes sein musste.
Vorhin wäre ich im Traum nicht darauf gekommen, dass er nur wieder nach oben gegangen war, um mir ein Plüschtier zu besorgen.
Mir drängte sich die Frage auf, wieso er überhaupt ein derartig großes Hasenplüschtier bei sich zu Hause hatte..
Ob er es ursprünglich für sich selbst geholt hatte.
Oder er es irgendwann gesehen und es vorsichtshalber mitgenommen hatte, für den Fall, dass er mich mal weinend in meiner Zelle auffinden würde.
Zweiteres klang so unendlich absurd, dass ich befürchtete, dass es der Wahrheit entsprechen könnte.
Tae wirkte eher wie jemand, der so verworrene Pläne haben würde, als jemand, der sich selbst ein riesiges Hasenplüschtier kaufen würde.
Ein wenig über meine eigenen Gedanken schmunzelnd drehte ich mich auf die Seite, um das Foto mit meinen Eltern anschauen zu können.
Mein Kopf fühlte sich unbeschreiblich matschig an...
Auch meine Augen brannten...
Trotzdem wollte ich es gerade einfach nur ansehen.
All die Jahre über hatte ich mich immer gefragt, wie mein Leben hätte sein können, wenn die beiden damals nicht in diesen Autounfall geraten wären.
Heute war das erste Mal, dass ich mich stattdessen fragte, ob die beiden mir glauben würden, wenn sie wüssten, wie mein Leben verlaufen ist.
Dass ich im Waisenhaus gelandet war...
Dieses pleite gegangen war, kurz bevor ich mit der Schule fertig gewesen war...
Ich ein paar Jobversuche gehabt hatte, bis ich irgendwann auf der Straße gelandet war...
Dass ich irgendwann einfach gedacht hatte, dass das eben mein Leben war, so wie es sein sollte.
Dass ich es aufgegeben hatte, etwas Besseres zu suchen.
Und dass dann jemand aufgetaucht war, der aus welchen Gründen auch immer der Meinung gewesen war, dass ich Unrecht hatte...
Dass dieser jemand mich einfach zu sich geholt, mich in einen wunderschön eingerichteten Käfig gesteckt und versucht hatte, mir jeden Wunsch zu erfüllen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt gewesen war, mir die Haut aufzuschlitzen...
Ich wusste selbst nicht ganz, ob ich so eine Entwicklung glauben würde.
Sie klang nach einem ziemlich schlechten Horror-Roman.
Allerdings war es noch um ein vielfaches unglaubwürdiger...
Ununterbrochen dachte ich an Taes und meine Umarmung.
...dass diese Person die erste gewesen war, die mir nach Ewigkeiten sowas wie Beständigkeit vermittelt hatte.
Zuneigung.
Und eine wirklich....wirklich absurde Art von Sicherheit.
Mein Leben klang nicht mal mehr nach einem schlechten Horror-Roman, sondern viel mehr nach einer unqualifizierten Geschichte, wie man sie nur auf irgendwelchen zwielichtigen Internetseiten finden würde.
Nach einer Geschichte, bei der man sich ernsthaft fragen würde, ob der Autor noch alle Tassen im Schrank hat.
Und trotzdem...
Ich kuschelte mich wieder in den Hasen.
Trotzdem war das mein Leben.
So durch und durch unglaubwürdig es auch war...
Der Stoff roch ihm..
Tae war...
Warm und weich...
....der Grund, warum ich an diesem schrecklichen Tag zum ersten Mal lächeln konnte.
Okay, ich glaube, wir bleiben ab jetzt offiziell bei Author-Notes von meinem 2022-Ich.
Eigentlich wollte ich das erst ab Kapitel 60 machen.
Aber well...
Wir sind halt inzwischen raus aus den Kapiteln, die so alt sind, dass ich sie mir nicht ansehen kann, ohne vor mir selbst zu cringen.
Dafür kommen wir immer mehr in das super besondere, weil verdrehte Vkook-Fluff-Land, das ich unfassbar dolle liebe, dass es mich dazu gebracht hat, diese Story wiederzuholen.
Ich lese immer mehr von den Kapiteln und entsprechend hab ich Redebedürfnis ^^
I mean...
Wie ich einfach die vierte Wand durchbrochen hab, uff xD
Der Joke mit der Geschichte auf einer zwielichtigen Internetseite war kinda schlecht.
Aber irgendwie auch so schlecht, dass ich trotzdem grinsen musste xD
Und uff, ich liebe, wie die beiden sich annähern...
Ich liebe es so so sehr <3
Auch Taes Verhalten irgendwie...
I mean, ich weiß ja, was noch alles kommt und so.
Aber ich bin trotzdem ganz überrascht von ihm ^^
Aber genug von meiner Meinung ^^
Wie fandet ihr das Kapitel?
Was hat es in euch ausgelöst?
Habt ihr Gedanken dazu?
Please let me know <3
Ich würde euch ja einen Teaser geben, worauf ihr euch im nächsten Kapitel freuen könnt...
Aber actually weiß ich selbst nicht mehr genau, was da passiert.
Also lassen wir uns die Tage gemeinsam überraschen xD
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Start in die Woche <3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top