Kapitel 47

Adam Christopher's Acoustic Cover von "Everything I Wanted"
(auch auf Spotify)

https://youtu.be/uIZLqVrmARQ

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"Hmh...", etwas verkrampft zuckten meine Augenbrauen zusammen, als mein Bewusstsein zu mir zurückkehrte.


Wie immer brauchte ich einen Moment, um zu verstehen, dass ich ein paar Stunden weg gewesen war.


Allerdings spürte ich, wie mein Körper sich ein wenig entspannte, kaum dass ich die wohlige Wärme um mich herum spürte.

Das weiche Kissen unter meinem Kopf...



Schwerfällig öffnete ich meine Augenlider.

...nur um festzustellen, dass um mich herum alles dunkel war.

Das einzige Licht war das des Mondes, welches so wie jede Nacht durch die kleinen Fenster schien.


"Tae?...", verließ es ganz von selbst meine Lippen.

Ich wusste, dass er da war.

Und trotzdem...


"Ich bin da.", erklang die raue Stimme des Blauhaarigen von der anderen Seite des Raums.

...spürte ich, wie mir ein kleiner Stein vom Herzen fiel, kaum dass ich bestätigt bekommen hatte, dass ich nicht alleine war.


Unwillkürlich entfuhr mir ein kleines Seufzen.

Gut...

In kaum anderen Momenten konnte ich mir so problemlos eingestehen, wie froh ich war, dass Tae bei mir war, wie in diesen.

Es bedeutete mir viel, dass er immer wartete, bis ich aufwachte...


Ich atmete kurz durch, bevor ich mich noch mehr in mein Kissen kuschelte. Meine Finger vergriffen sich in den Bündchen des Pullovers, den ich inzwischen trug.

Nachdem ich meine Hände samt Ärmel nach oben zu meinem Gesicht gezogen hatte, sog ich ganz automatisch einmal die Luft ein.

Weichspüler...

Der Pullover war frisch gewaschen.


Schwach lächelte ich, während sich ein wohliges Gefühl in mir breit machte.

Als jemand der selten wirklich die Möglichkeit gehabt hatte, seine Kleidung zu waschen, konnte ich mich einfach nicht an diesen Geruch gewöhnen.

Aber ich liebte es...

Wenn man riechen konnte, wie rein etwas war. Wie sauber.

Das war schön...


Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Pullover einer meiner liebsten war.

Der Stoff fühlte sich unfassbar flauschig auf der Haut an...



"Bist du okay?", holte Taes Flüstern mich aus meiner gerade einsetzenden Trance.

Das Bett und die Kleidung waren so angenehm gewesen...

Besonders weil ich spürte, wie körperlich fertig ich war, wäre ich am liebsten darin versunken.


Meine Augen klappten kurz auf und zu, bis ich verstanden hatte, was Tae gerade von mir hatte wissen wollen.

"Ja...", antwortete ich leise.

Ich war ungefähr so fertig, wie nach jedem anderen Spiel auch.

Bis zur Bewusstlosigkeit getrieben zu werden, kostete eine Menge Kraft.


Nur irgendwie....

....drückte meine Brust heute nicht so schlimm, wie sonst, wenn ich aufwachte.


Es war sonderbar...

Meine Augenlider fühlten sich schwer an, während ich versuchte, mich an das Spiel zu erinnern.

Heute war das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten, dass ich dabei tatsächlich Bilder im Kopf hatte.

Mich nicht nur an Stimmen und Gefühle erinnerte.


Es war ein wenig befremdlich...

...machte das ganze aber auch weniger unheimlich.

Meine Wahrnehmung fühlte sich endlich wieder vollständig an.


Irgendwie war das beruhigend.

Obwohl es im Prinzip dasselbe gewesen war, fühlte ich mich heute nicht ganz so sehr, als wäre ich aus meiner persönlichen Hölle aufgewacht.


Vielleicht, weil das Spiel heute auch gar nicht so schrecklich gewesen war wie sonst.

Immer noch furchtbar.

Aber wenigstens hatte es Dinge gegeben, an denen ich mich hatte festhalten können...

Mehr als diffuse haptische Eindrücke.


Ich hatte Tae sehen können.

Alles was er getan hatte.

All die schrecklichen Dinge...

Allerdings auch, wie seine Hand in meiner gelegen hatte.

Seinen Blick, wenn er mich angeschaut hatte...


Zwar war ich dadurch alles in allem nur noch überforderter gewesen, weil ich nicht mehr sicher gewesen war, wen ich vor mir gehabt hatte.

Aber ich war mir trotzdem sicher, dass das seit langem das "angenehmste" Spiel gewesen war.


Wirklich angenehm war es natürlich nie.

Es blieb die Hölle.

Purer Schmerz.


Allerdings hatten die Veränderungen, die wir heute vorgenommen hatten, einen riesigen Unterschied für mich gemacht...



"D-du auch?...", gab ich Taes Frage etwas kleinlaut zurück und schaute durch die Dunkelheit zu ihm.


Gerade war mir klar geworden, wie viel es mir bedeutet hatte, nicht eingeschläfert zu werden und keine Augenbinde tragen zu müssen.

Dass es tatsächlich Möglichkeiten gab, das Spiel zu verbessern.


Entsprechend wollte ich diese Veränderungen unbedingt beibehalten.

Allerdings wusste ich nicht, wie Tae dazu stand.

Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, um während des Spielens wirklich darauf zu achten, ob es okay für ihn gewesen war oder nicht.

Ob er es auch besser gefunden hatte.



"Ging mir nie besser.", beantwortete Tae meine Frage.

Seine Stimme triefte förmlich vor Wärme.

Ich hatte das Lächeln darin hören können.


Überrascht weiteten sich meine Augen ein bisschen.

"Dann...", ich drehte mich so, dass Tae trotz Dunkelheit und Entfernung mitbekam, dass ich zu ihm sah.

"...können wir ab jetzt immer so 'spielen'?", wollte ich wissen.

Bitte...

Unendlich viele Hoffnungen stiegen in mir auf.


Tae nickte.

"Klar. Wenn es dir gefällt.", bestätigte er lieb.


Ich schluckte.

Diese Tonlage...

Ohne darüber nachzudenken, setzte ich mich auf.

Zwar wurde mir ein bisschen schwummrig davon, aber das ignorierte ich.


"Tae.", setzte ich ernst an, in der Hoffnung, er würde mir ein einziges Mal zuhören.

"Das Spiel gefällt mir nicht.", sagte ich.

"Es hat mir nie gefallen und es wird mir nie gefallen.", stellte ich klar.

Ganz von alleine schlich sich dabei ein Hauch Kälte in meine Stimme.


Dass Tae in dieser Hinsicht nie zu verstehen schien, was ich sagte war unfassbar frustrierend.

Egal wie viele Schritte wir nach vorne taten...

...bei dieser einen speziellen Sache traten wir auf der Stelle.



"Also....hat es dir nicht besser gefallen, als sonst?", fragte Tae nach.

Die pure Ratlosigkeit in seiner Stimme, ließ mich resigniert aufseufzen.

Wie immer waren meine Worte nur gefiltert bei ihm angekommen.


Ich unterdrückte den Reiz, mir gegen die Stirn zu schlagen.

Wahrscheinlich wäre mir davon auch nur noch schwindliger geworden.

"Doch...", murmelte ich, bevor ich mich zurück in das Kissen fallen ließ.

"...es war besser.", sagte ich leise.

Nur eben nicht....gut.

Obwohl sich an der Ursache dafür nichts geändert hatte, war mein kühler Unterton bereits wieder verschwunden.

Tae schien mich, was das Spiel anging, wirklich nur sehr schwer zu verstehen.

Die Dinge kamen nie so bei ihm an, wie sie sollten.


Allerdings sollte ich wahrscheinlich gerade deshalb...

"Na wenn das so ist...", breit lächelte Tae. "Dann machen wir es in Zukunft so wie heute.", bestätigte er.

...besonders dankbar für das hier sein.

Obwohl Tae mich nicht verstand, machten wir irgendwie Fortschritte...



Für einen Moment blieb ich ruhig, weil ich diese Erkenntnis zum keine Ahnung wie vielten Mal verarbeiten musste, bevor ein leises, sehr ehrlich gemeintes "Danke...", meine Lippen verließ.


Gerade weil seine Logik in Momenten wie diesen nicht vorhanden war, bedeutete es mir eine Menge, dass der Blauhaarige trotzdem auf seine Art und Weise versuchte, auf mich zuzugehen.

Ich wusste, wie viel das wert war.



"Du musst dich nicht bedanken. Ich tu alles für dich, mein Schatz.", antwortete Tae lieb.

Ich hörte, wie ernst er diese Worte meinte.

Auch wenn sie nur bis zu einem bestimmten Grad wahr waren.


Doch gerade...

In dem Wissen, dass Tae es aus der Entfernung eh nicht sehen könnte, nickte ich schwach.

...wollte ich ihm irgendwie gern glauben.


Entspannt atmete ich aus, während ich mich wieder in mein Kissen kuschelte.

Es machte mich wahnsinnig, wie Tae und ich aneinander vorbeiredeten.

Allerdings wollte ich, gerade heute, nicht länger bei diesen Gedanken hängen bleiben.


Tae hatte heute sehr viel für mich getan.

Mir deutlich gezeigt, dass er es sehr ernst meinte, wenn er mir sagte, wie wichtig ich ihm war.


Diese Ehre hatten mir nicht viele Leute zuteilwerden lassen.

Entsprechend dankbar war ich dafür.

Es machte mich glücklich, jemandem so viel zu bedeuten, dass er Grenzen für mich übertrat.


....

...nicht jemandem.

Heute hatte es mich wirklich glücklich gemacht, dass Tae es war, der so für mich fühlte.

Der Tae, der immer alles dafür tun wollte, dass ich mich wohl fühlte.

Der bei mir blieb, wenn es dunkel war.

Seinen Schlaf für mich vernachlässigte.


Auf diesen Tae wollte ich gerade nicht mal ein bisschen sauer sein.

Deshalb...

...schob ich all den Ärger, der sich gerade angebahnt hatte, einfach beiseite.


Ich wollte genießen, nicht nur nicht allein zu sein...

...sondern bei einem Menschen zu sein, dem ich alles andere als egal war.



"Liest du mir noch etwas vor?", fragte ich leise, während ich schon wieder damit beschäftigt war, den angenehmen Geruch von meinen Ärmeln einzuatmen.


Wie immer klang die Stimme des Blauhaarigen unfassbar warm, während er sprach.

"Natürlich...alles was du möchtest.", flüsterte er liebevoll, bevor er die kleine Leselampe bei sich anschaltete und 'Der Zauberer von Oz' hervorholte.


"Wo waren wir denn..", kurz huschten Taes Augen über das Papier.

Er blätterte ein paar Mal hin und her und begann dann zu lesen.


Zufrieden schloss ich meine Augen.

Ich mochte es wirklich, wenn Tae mir vorlas...



Während ich seiner beruhigend tiefen Stimme lauschte, spürte ich, wie mein Bewusstsein mich auf eine diesmal sehr viel natürlichere Art und Weise verlassen wollte.


Ich ließ es zu.

Komplett eingehüllt in der flauschigen Wärme meines Bettes...

...und in dem Gefühl emotionaler Sicherheit.


Sanft glitt ich ins Land der Träume.



Dafür, dass heute ein Spieltag gewesen war...


...war das Lächeln auf meinen Lippen ziemlich breit.


Ob es irgendeine andere Story gibt, bei der ich pro Kapitel 10000000 Anfälle hab, weil es sich chronisch falsch anfühlt, wenn der Hauptcharakter so viel positives denkt?
Nein.
Nichtmal ansatzweise. xD

Es ist so befremdlich, das 'Spiel' nicht mehr durchgehend als die unendliche Grausamkeit zu thematisieren, die es nunmal ist.
Andererseits hoffe ich aber auch, dass es okay ist, wenn Kookie anfängt sich mehr auf andere Dinge zu konzentrieren.
Weil...
1. Wir brauchen Progress.
2. Wir brauchen Progress.
3. 200-Kapitelsperre bei Wattpad und wir sind irgendwie immer noch am Anfang. (Also...Wir brauchen Progress) xD

Have some sweet dreams, my dears~

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