Kapitel 4

"Warum schaust du mich so an?", fragte mein Gegenüber, nachdem ich eine Weile lang kein Wort gesagt hatte.

Mein Blick war, während ich versucht hatte, zu realisieren, dass ich hier von einem Verrückten festgehalten wurde, an seinem Gesicht hängen geblieben.


"Du... liebst mich?", fragte ich, nachdem ich meine Fähigkeit zu sprechen langsam wiedergefunden hatte.

Tae nickte hastig.

"Wie könnte ich nicht?", fragte er liebevoll, während er ein paar Zentimeter näher rückte. Immer noch weit genug weg, dass ich ihn nicht hätte erreichen können, selbst wenn ich gewollt hätte.

Mit glitzrigen Seelenspiegeln sah er mich an, während er weiter redete. "Du bist so wunderschön und perfekt....alles an dir...", verliebt ließ er seinen Blick an mir auf und wieder herab wandern. "Ich kann es kaum erwarten, endlich mit dir spielen zu können..."

Mein Herz schlug panisch etwas schneller.

Da war wieder dieser Hunger in seinen Augen...


"Was heißt 'spielen'?", fragte ich erneut, in dem genauen Wissen, dass ich diese Information wahrscheinlich gar nicht haben wollte.

Tae sah mir direkt in die Augen.

Ich schluckte, weil seine so endlos tief und dunkel waren.

"Ach Kookie...", flüsterte er, bevor er sich die Haare aus dem Gesicht strich. "Das erklär ich dir, wenn es soweit ist.", sagte er dann.

Meine Atmung wurde schwerer.

Ich wusste nicht, ob es mich mehr beunruhigte, dass er sich direkt einen Spitznamen für mich ausgedacht hatte oder dass er mir nicht sagen wollte, was 'spielen' bedeutete.

Langsam aber sicher machte mir dieses Wort eine Heidenangst.


"Du lässt mich also hier eingesperrt....obwohl du mich liebst?", versuchte ich es trotzdem nochmal.

Mein Gegenüber blinzelte mich an, als hätte er Probleme die Bestandteile meines Satzes miteinander in Verbindung zu bringen.


"Ich behalte dich hier, weil ich dich liebe.", antwortete er schließlich.

Meine Augen weiteten sich.

Es stimmte...

Er war krank...

Die Zahnräder in seinem Verstand drehten sich anders, als die meinen.

Unsere zwei Gespräche hatten ausgereicht, dass ich mir dessen komplett sicher geworden war.

Sie ließen mich erahnen, wie ausweglos meine Situation war...


"Ich denke, ich muss langsam gehen...", murmelte Tae nach einer Weile, in der wieder keiner von uns ein Wort gesagt hatte.

Während er aufstand, blieb sein Blick erneut an dem Tablett hängen.

"Willst du etwas anderes zu essen?", fragte er nochmal.

Ich schüttelte stumm meinen Kopf, woraufhin dem Blauhaarigen ein bedauerndes Seufzen entfuhr.

"Iss bitte noch etwas, bevor du schlafen gehst...", sagte er leise. Dabei schenkte er mir ein warmes Lächeln.

Irgendwas an der Art, wie er seine Bitte gerade geäußert hatte, brachte mich dazu, einfach willenlos zu nicken.

In seiner Stimme hatte so viel Gefühl gelegen...


"Gut.", die Mimik des Blauhaarigen erhellte sich.

"Dann träum schön, Kookie.", sagte er noch, bevor er ging.



Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, kehrte völlige Stille in dem kleinen Zimmer ein.

Regungslos saß ich da und starrte die Tür durch die Gitterstäbe hindurch an.

Was war das nur?...

Auf einmal fühlte ich mich so einsam...

Dabei hatte ich gar nicht wirklich gewollt, dass er hier bleibt.

Vielmehr wollte ich nicht hier sein.

Auch, wenn ich nicht wusste, wo ich stattdessen sein wollte...

Zurück in die Straßen dieser riesigen Stadt, auf der Suche nach einem halbwegs sicheren Schlafplatz für die nächste Nacht?


Mein Blick wanderte zur Uhr.

Normalerweise würde ich um diese Uhrzeit anfangen, abzuwägen, ob es schlauer war in der Kälte weiterzusuchen oder mich einfach mit der nächstbesten Schlafmöglichkeit zu begnügen...


Das Grummeln meines Magens sorgte dafür, dass meine Aufmerksamkeit sich auf das Tablett mit dem Essen richtete.

Mal ganz davon zu schweigen, dass es regelmäßig vorkam, dass ich um diese Uhrzeit noch keinen Bissen zu mir genommen hatte.

Nur lag das normalerweise nicht daran, dass ich mich dagegen entschieden hatte, sondern dass es schlicht und ergreifend nichts zu essen gab.


Etwas unsicher griff ich nach der Reisschüssel und drehte sie vor meinem Gesicht hin und her.

Ob Tae mich vergiften würde?

Eigentlich glaubte ich nicht daran...

Es würde keinen Sinn ergeben.

...wobei das Denken dieses Menschen generell nicht allzu rational geleitet zu sein schien...


Ich roch an dem Essen.

Außer, dass es dazu führte, dass mein Magen noch stärker grummelte, war nichts Auffälliges daran wahrzunehmen.

Langsam griff ich nach dem Löffel und ließ den ersten Bissen in meinem Mund verschwinden.

Sofort spürte ich, wie das essen seine heilende Wirkung entfaltete.

Ich nahm auch etwas von dem gebratenen Gemüse und Fleisch dazu.


Während ich das Essen herunterschluckte, schloss ich meine Augen.

Obwohl es schon den halben Tag rumstand und inzwischen komplett kalt war....schmeckte es hundert Mal besser, als alles, was ich in den letzten Jahren zu mir genommen hatte.

Noch bevor ich etwas dagegen tun konnte, schlang ich alles herunter.


Als ich fertig war, saß ich für einen Moment still da. Wartend, ob mir gleich übel werden würde oder ich sonst irgendeine Veränderung spüren konnte.

....

Nichts...

Alles was ich spürte, war das Gefühl vollständig gesättigt zu sein.

Wie lange hatte ich das nicht mehr gefühlt...


Nachdem ich die Information, dass das Essen offensichtlich nicht gefährlich war, eine Weile hatte sacken lassen, stand ich langsam auf.


Ich schleppte mich zu dem Bett und ließ mich einfach hinein fallen.

Es war so weich und warm....kein Vergleich zu dem kalten Straßenboden, auf dem ich sonst immer schlief...


Vor Erschöpfung nicht mehr fähig, meine Handlungen zu kontrollieren, rollte ich mich einfach in die Decke und vergrub mein Gesicht in dem daunenweichen Kissen.

Meine Augen wurden bereits schwer...


Während ich einatmete, drang der Geruch der Bettlaken in meine Nase.

Ob das sein Geruch war?

Roch Tae so?


Das nahezu perfekte Gesicht des Blauhaarigen tauchte vor meinem inneren Auge auf.

So hübsch er auch war.... es war nicht verkennbar, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war.

Hatte er wirklich vor, mich für immer hier zu behalten? Einfach so, weil er mich auf der Straße entdeckt hatte?

Oder....war das seine Masche?

Ein kleiner Schauer lief über meinen Rücken, als mir der Gedanke kam, dass er vor mir schon andere Menschen hier gefangen gehalten haben könnte.

Falls ja...was war mit denen passiert?

Hatte er sie umgebracht? Oder schlimmeres?

Eigentlich schwer vorstellbar...so lieb, wie er die ganze Zeit lächelte...

Würde ich jemanden wie ihn auf der Straße sehen, würde ich ihm nichts Böses unterstellen. Im Gegenteil. Ich würde ihn für einen vom Leben gesegneten Menschen halten und vermuten, dass er erfolgreich war und ein glückliches Leben hatte.

So sah er aus...

...

...aber der erste Eindruck konnte täuschen.

Von jemandem wie ihm hätte ich auch nicht erwartet, dass er so ein Zimmer hier besitzen könnte.

Also wer wusste schon...wozu er fähig war...


Die Unruhe, die meine Gedanken in mir auslösten, sorgten dafür, dass ich mich nur noch erschöpfte fühlte.

Mein Körper war auf einmal so schwer...


Heute Nacht würde wahrscheinlich nichts mehr passieren...

...

Und selbst wenn...


Ich gab dem Bedürfnis, meine Augenlider einfach zu schließen, nach.


....war es nicht die erste Nacht, in der ich mit der Angst einschlief, am nächsten Morgen vielleicht nicht mehr aufzuwachen.


Can't help. Ich hasse es mit dem Schreiben so viel weiter zu sein, als ihr mit dem Lesen. Und mein Bedürfnis, Kapitel zu passenden Tageszeiten hochzuladen, meldet sich wieder xD Also bitte sehr~

Nach vier Kapiteln haben wir den ersten Tag dann auch mal geschafft ^^"

Hoffentlich habt ihr süßere Träume als Kookie x3

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