Kapitel 35
Ich blieb noch einige Zeit im Bett liegen und versuchte die Gedanken wegzuschieben, die sich mir aufdrängten.
Irgendwie war alles zu viel.
Das 'Spiel' gestern...
Der Kuss...
Taes plötzlicher Drang für mich da zu sein...
Und die Aktion vorhin.
Ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf gleich platzen würde.
Es war so unendlich verwirrend...
Wie so oft, seit ich hier war, fühlte es sich an, als würde ich hin und her geschleudert werden.
So sehr ich mich nach Taes lieben Seiten und dem sehnte, was er damit in mir auslöste....
...so sehr verabscheute ich seine gestörte, grausame Seite, welche er trotz allem nicht abstellen zu können schien.
Ein Teil von mir hasste mich immer noch dafür, dass ich gegenüber so einem Menschen überhaupt positive Empfindungen hatte.
Gleichzeitig konnte ich einfach nicht anders...
Tae schaffte es irgendwie immer genau die richtigen Knöpfe zu drücken...
Ich quälte mich mit diesen Gedanken herum, bis ich es schließlich einfach nicht mehr aushielt und nach der Switch griff, die auf meinem Nachttisch lag.
Zeit, für ein friedliches Inselleben...
Als ich die Konsole entsperrte, verriet sie mir, dass Tae auch gerade 'Animal Crossing' spielte.
Ich fragte mich kurz, ob das Spiel in ihm dieselben Gefühle auslöste, wie in mir.
Ob er sich auch nach der Ruhe sehnte.
Mal wieder wurde mir bewusst, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, was sich in Taes Kopf abspielte.
Worüber er sich Gedanken machte. Ob ihm etwas auf die Stimmung drückte.
Generell was für ein Leben er außerhalb dieser Zelle führte.
Ich wusste ja nicht mal was er arbeitete...
Gleichzeitig war ich mir nicht sicher, ob Tae mir überhaupt antworten würde, wenn ich ihn persönliche Dinge fragen würde...
Kaum merkte ich, dass Tae schon wieder meinen ganzen Kopf einnahm, schüttelte ich diesen ein paar Mal hin und her.
Ich hatte doch eigentlich nach der Switch gegriffen, um mich von ihm abzulenken...
Doch wie immer war Tae einfach überall...
Ich hing in seiner Welt, ohne einen Ausweg oder einen einzigen Millimeter Platz nur für mich zu haben.
Um genau diesem Gefühl zu entkommen, startete ich das Spiel.
Meine Mundwinkel zogen sich ein kleines bisschen nach oben, kaum dass die entspannte Titelmusik erklang.
Ich kuschelte meinen Rücken in das Kissen und versuchte einfach abzuschalten.
...Wie immer hatte ich die Rechnung dabei ohne meinen blauhaarigen Gastgeber gemacht.
Ich war keine zehn Minuten am Spielen, als eine Meldung in dem Spiel aufploppte.
"Tae möchte deine Insel besuchen."
Meine Augen wurden groß, bevor ich sie nach hinten rollte.
Konnte er mich nicht mal hier in Ruhe lassen?
Zwei Auswahlmöglichkeiten.
'Annehmen'
'Ablehnen'
Ohne auch nur eine Sekunde über möglichen Konsequenzen nachzudenken, drückte ich auf 'ablehnen'.
Tae konnte mich mal.
Wir hatten gestern schon 'gespielt'.
Es musste doch möglich sein, mal ein bisschen Ruhe vor ihm zu haben...
Leicht genervt atmete ich aus, bevor ich weiterspielte.
Drei Minuten später kam die Anfrage, ob ich seine Insel besuchen wollen würde.
Überrascht hob ich eine Augenbraue, lehnte aber trotzdem ab.
Ich wollte gerade nichts, außer alleine dieses Spiel zu genießen.
Wieso war das so schwer zu verstehen?
Natürlich war das keine ernst gemeinte Frage.
Ich wusste, dass Tae fast schon aus Prinzip absolut gar nichts verstand.
Trotzdem half das meinen Nerven nicht unbedingt...
Noch ein weiteres Mal schickte Tae mir eine Anfrage, bevor er es ließ.
Anschließend konnte ich endlich in Ruhe spielen.
Ich bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, bis irgendwann das Piepen der Eisentür erklang.
Alarmiert sah ich auf.
Im ersten Moment hatte ich Angst, dass Tae sauer sein könnte.
Allerdings entdeckte ich dann das kleine Lächeln auf seinen Lippen und das Tablett in seiner Hand.
"Mittagessen~", säuselte der Blauhaarige, bevor er sich auf den Boden setzte.
Er schien zu seinem normalen, nicht stammelnden Selbst zurückgefunden zu haben.
Ich speicherte das Spiel, legte die Switch beiseite und stand auf.
Etwas zögerlich lief ich auf Tae zu.
Irgendwie konnte ich nicht glauben, dass es ihn überhaupt nicht gereizt hatte, dass ich seine Einladungen abgelehnt hatte.
Es passte nicht zu dem Kontrollfreak, der er in meinen Augen war.
Allerdings wirkte der Blauhaarige wirklich ruhig...
Erst als ich mich ihm gegenüber auf den Boden gesetzt hatte, fiel mir auf, dass sich zwei Schüsseln auf dem Tablett befanden.
Mit großen Augen sah ich dabei zu, wie Tae eine Schüssel herunternahm und das Tablett anschließend unter den Gitterstäben durch schob.
Es gab Ramen.
"Ich dachte, wir können zusammen essen..", lächelte Tae freundlich, bevor er sich ordentlich in den Schneidersitz setzte und seine Schüssel in die Hand nahm.
Fast schon hypnotisiert sah ich dabei zu, wie seine langen Finger sich an Keramikgegenstand legten, während er ihn festhielt.
Mir war noch nie aufgefallen, was für schöne Hände Tae hatte...
Unwillkürlich wurde meine Kehle etwas trocken.
Ich brauchte ein paar Sekunden, bis Taes Wort in mein Gehirn gesackt waren.
Anschließend blinzelte ich überrascht.
Er...
Ungläubig sah ich Tae an.
....er wollte mit mir zusammen essen?
Das hatte er noch nie gemacht...
Meinen offensichtlich verwunderten Blick einfach ignorierend, lächelte der Blauhaarige mich an.
"Ich hoffe, es schmeckt dir.", sagte er, bevor er anfing zu essen.
Noch eine Weile schaute ich ihn sprachlos an, bevor ich es ihm (immer noch etwas verwirrt) einfach gleichtat.
Die Suppe schmeckte, so wie alles was Tae kochte, einfach wunderbar.
Sie sorgte dafür, dass mein Bauch sich wohlig warm anfühlte.
Und nicht nur das Essen...
Auch die Atmosphäre, die gerade über uns hing, machte dass mir warm wurde.
Es herrschte einfach gefräßige Stille.
Im Gegensatz zu sonst, starrte Tae mich nicht einfach die ganze Zeit an.
Klar schaute er oft zu mir...
Aber er sah mir nicht nur dabei zu, sondern aß selbst etwas.
Irgendwie machte das einen gewaltigen Unterschied.
Es fühlte sich normaler an. Natürlicher.
Als würden wir wirklich...Zeit miteinander verbringen.
So wie Tae es gesagt hatte.
Kaum war mir das bewusst geworden, klebten meine Augen wieder an meinem Gegenüber.
Wie machte Tae das?
Dass ich gerade noch so genervt von ihm gewesen war...und dann...
Zum hundertsten Mal heute von mir selbst irritiert, sah ich auf mein Essen.
Dann....
....fühlte es sich auf einmal gar nicht mehr so schrecklich an...
...sondern fast....schön...
Ich hatte ewig nicht mehr mit jemandem zusammen gegessen.
So lange, dass ich vergessen hatte, dass Essen viel besser schmecken konnte, wenn man Gesellschaft hatte...
Die Tatsache, dass Tae die Person war, die mich daran erinnert hatte, störte mich gerade sehr viel weniger, als sie sollte.
Langsam schien ich mich wohl daran zu gewöhnen, dass Tae eine Menge Dinge in mir hervorholte, die ewig lang verschlossen geblieben waren...
Von denen ich es aber vielleicht gar nicht so schlimm fand, wenn sie nach oben gezerrt wurden...
Superspätes ungeplantes Update, auf das ich jetzt einfach nur Lust bekommen hab, weil mir gerade die Idee für das letzte Kapitel dieser Geschichte gekommen ist und ich meine Freude mit euch (zumindest denen, die noch wach sind) teilen wollte. x3
Natürlich weiß ich schon lange, wie diese Geschichte verlaufen soll und auch wie bzw. wann sie ungefähr enden soll (wir haben noch einen laaaaaaangen Weg vor uns xD).
Aber ich hatte nie eine spezifische Vorstellung für das letzte Kapitel.
Doch gerade....hat es mich einfach gehittet. Und ich finde es einfach nur perfekt...Ahhhh.
Ihr glaubt nicht, wie glücklich mich das macht. *-*
(Ich hab vielleicht ein bisschen geschrien. Aber nur ein bisschen... x3)
Sooo...dann will ich euch auch gar nicht länger auf etwas scharf machen, was noch in weiter Zukunft liegt. (Sorry ^^")
Aber ich musste das grade einfach loswerden x3
Danke an jeden, der diese Geschichte unterstützt ^-^
Ich hab euch lieb <3
*mit Vkook-Bildern um mich werf*
Träumt was schönes ^-^
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