Kapitel 25

Durch meinen nächtlichen Anfall und weil mein Körper dank Taes 'Spiel' wohl etwas mehr Ruhe brauchte, schlief ich am nächsten Morgen sehr lange.

Das Piepen der Eisentür weckte mich.


"Oh entschuldige. Hast du noch geschlafen?", wollte Tae ein wenig bedrückt wissen.

Ich gab nur ein kleines Grummeln von mir, während ich versuchte meine Augen auf zu bekommen.

Sie brannten wie Feuer und fühlten sich extrem geschwollen an, weil ich gestern Nacht so viel geweint hatte.

Mein Kopf war so matschig...


Benebelt versuchte ich mich aufzusetzen, bevor ich in Zeitlupe aus dem Bett stieg und zu dem Frühstück trottete.

Mit großen Augen sah Tae mir dabei zu. Seine Pupillen blieben an meinen Haaren hängen, welche in alle Richtungen abstanden.

Kaum dass ich mich ihm gegenüber hingesetzt hatte, lächelte der Blauhaarige mich lieb an.

"Du bist so niedlich, wenn du gerade aufgestanden bist..", wiederholte er verschwärmt das Kompliment, welches er mir schon einmal gemacht hatte.


Ich sah ihn kurz an, bevor ich einfach zu meinem Frühstück griff.

In mir war schon wieder diese Leere.

Taes Worte ließen mich kalt. Gleichzeitig hatte ich keine Angst vor ihm.

Auch wenn er mir gestern schreckliches angetan hatte...

Ich hatte gelernt, dass es außerhalb des Spiels keinen Grund gab, sich vor ihm zu fürchten. Solange man kein Essen an die Wand warf und irgendwelche Dinge kaputt machte, blieb er ruhig und benahm sich wie der Engel auf Erden.

....ein gestörter Engel.


Noch etwas, was ich gelernt hatte.

Momentan gab es keinen Grund zur Sorge.

Aber spätestens in ein paar Tagen würde es wahrscheinlich wieder so weit sein.

Und ich würde nichts dagegen tun können.

Gar nichts.


Mein Inneres war durch diese Erkenntnis komplett taub geworden.

Ausdruckslosigkeit lag in meinem Blick.


Diese wurde durch einen winzigen Funken positiver Emotion weggespült, als ich einen Schluck von dem Kaffee nahm, der sich heute glücklicherweise wieder auf dem Tablett befand.

Er schmeckte anders als sonst...

....noch besser...


"Magst du den Geschmack?", wollte Tae sofort wissen. Natürlich hatte er meine Reaktion genauestens beobachtet.

Entsprechend waren ihm meine minimal nach oben zuckenden Mundwinkel nicht entgangen.

"Da ist Vanillesirup drin. Den habe ich neulich im Laden gesehen und dachte mir, dass du ihn ja vielleicht mögen könntest.", erzählte er freudig.


Unwillkürlich sah ich auf. Keine spezifische Emotion lag in meinem Blick.

Irgendwie war das eine sonderbare Vorstellung.

Wie Tae einkaufen war und dabei an mich dachte, um mir irgendwelche Dinge mitzubringen...

Je tiefer dieser Gedanke sackte, desto mehr begann mein Herz zu drücken.

Schon wieder war er so lieb...

Anschließend sah ich auf meinen Arm.

Und trotzdem... hatte er das angetan...

Ich hasste diese Ambivalenz.


"Die Verbände sind eigentlich nicht unbedingt dafür gedacht, dass du sie gleich wieder abmachst...", merkte Tae an, der Blick meinem gefolgt war.

Entsprechend war ihm nicht entgangen, dass die Wunde nicht mehr ordentlich verbunden war. Ich hatte den Verband gestern nur irgendwie wieder drum gemacht. Ganz unordentlich.


Ich erschrak ein wenig, als mir klar wurde, was das bedeutete.

Unordnung.

Hastig sah ich zu Tae, nur um kurz darauf noch mehr zusammenzuzucken.

Sein eines Auge zuckte ein wenig.

Allerdings schien er sich noch unter Kontrolle zu haben.


"Soll ich dir erklären, wie man den Verband ordentlich drum macht?", fragte er mit überraschend ruhiger Stimme.

Erst jetzt fiel mir auf, dass seine ganze Erscheinung heute ein ganzes Stück gesünder wirkte, als die Tage davor.

Er sah erholter aus...wacher...

Ich erschauderte bei dem Gedanken, dass unser 'Spiel' der Auslöser für seine zurückgewonnene Seelenruhe sein könnte.

Gleichzeitig wollte ich es aber auch nicht drauf anlegen, diese wieder zu gefährden.

Ich konnte Tae ansehen, dass er am liebsten hier reingekommen wäre und meinen Arm selbst verbunden hätte. Aber natürlich konnte er das nicht, solange ich bei Bewusstsein war.


Fast schon dankbar dafür, dass er nicht wieder eine Tablette als Lösung hierfür holte, nickte ich als Antwort auf seine Frage.

Ich würde ja auch etwas davon haben, wenn es richtig verbunden war...


Sofort erhellte sich Taes Miene deutlich.

Er lächelte freundlich, bevor er anfing mir fast schon etwas zu detailliert zu erklären, wie ich den Verband binden musste, damit es gut hielt und auch genug Druck auf die Wunde ausübte.

Ich versuchte seinen Anweisungen so gut wie möglich Folge zu leisten. Auch wenn es mit einer Hand etwas schwer war.



Als ich schließlich fertig war, sah ich unsicher zu dem Blauhaarigen.

Ich hatte Angst, dass ihm das hier nicht reichen könnte...

Allerdings schien Tae ziemlich zufrieden.

So seelenruhig, wie er mich gerade ansah, hatte er es wohl gar nicht eilig arbeiten zu gehen...


"Danke, Kookie.", riss Taes Stimme mich aus meinen Gedanken.

Etwas überrumpelt sah ich ihm direkt in die Augen.

Wie immer, nur um mit dem Ausdruck in seinen komplett überfordert zu sein.

So viel Ehrlichkeit funkelte in den Seelenspiegeln meines Gegenübers....tiefe Dankbarkeit...


Ich war mir fast sicher, dass er sich gerade nicht dafür bedankt hatte, dass ich den Verband gerichtet hatte.

Sondern für alles.

Dafür, dass er mit mir spielen durfte.

In seinen Augen tat ich ihm wohl einen Gefallen.


Es stimmte nicht.

Er durfte nicht mit mir 'spielen'.

Die Erlaubnis dafür hatte ich ihm nie gegeben.

Er hatte sie sich einfach genommen.

Aber das....sah er nicht.

Stattdessen glitzerten so viele freundliche Emotionen in seinen Augen, dass ich fast schon wieder das Bedürfnis bekam zu weinen...weil es mir erneut bewusst machte, dass Taes Hirnwindungen offensichtlich ganz anders vernetzt waren, als meine.

Ich wusste nicht, ob oder wann ich es jemals akzeptieren können würde, einem derartigen Psychopathen hilflos ausgeliefert zu sein.

Obwohl mir ja eigentlich gar nichts anderes übrig blieb, als mich damit abzufinden...



"Oh es ist ja schon so spät!", stellte Tae bestürzt fest, als er auf seine Armbanduhr sah.

"Ich muss los!", ihm war wohl wieder eingefallen, dass er einen Job hatte.

Hastig stand der Blauhaarige auf.

"Bis heute Nachmittag, mein Schatz.", verabschiedete er sich.

"Und lass dir den Kaffee schmecken.~", fügte er zwinkernd hinzu, bevor er aus der Eisentür verschwand.


Wie immer sah ich ihm eine Weile stillschweigend hinterher.


Sein Grinsen während seines letzten Satzes war so anders gewesen...

Nicht überfürsorglich oder anderweitig übertrieben...

...eher witzig...

Fast schon....

.....freundschaftlich.


Kaum war dieses Wort in meinem Kopf aufgetaucht, schüttelte ich mich.

Tae und freundschaftlich.


Eine mehr als fehlgeleitete Assoziation...


Also ich weiß nicht, wie es euch geht...aber ich kriege ein halbes Schleudertrauma von dieser Geschichte.
grausam --> traurig --> irgendwie cute --> wieder grausam --> wieder traurig --> immer noch irgendwie cute
Halp. o_O

Das war's dann jetzt auch erstmal mit meinen vorgeschriebenen Kapiteln und meiner "Ich höre dunkle Musik und habe 24/7 Lust auf Home"-Phase.
Die nächsten Updates könnten also wieder etwas dauern. ^^" (nur damit ihr Bescheid wisst)
Aber don't worry. Die nächste Phase kommt bestimmt. ^^

Wish you sweet dreams~

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