Kapitel 22
"The Call" - Ruu Campbell
https://youtu.be/sD8hdFS9538
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Die folgenden Stunden verbrachte ich damit, in meinem Bett zu liegen und zu versuchen, nicht verrückt zu werden.
Ohne wirklichen Erfolg.
Es war viel grausamer als das letzte Mal. Weil ich diesmal wusste, was auf mich zukam. Was es mit dem "Spiel" auf sich hatte.
Egal was ich tat, ich konnte mich nicht davon ablenken.
Immer wenn ich versuchte, die Furcht beiseite zu schieben, nur um einen kurzen Moment Ruhe zu haben, kam diese sofort doppelt und dreifach so schlimm zurück.
Gleichzeitig fühlte sich trotzdem alles in mir so leer an...
In meinem Inneren war nicht ein einziger Funke Positives zurückgeblieben.
Ich fühlte mich taub.
Trotzdem konnte ich die Angst deutlich spüren...
Zwischendurch war ich duschen gegangen, in der Hoffnung, dass das heiße Wasser wenigstens meinen Körper zum Entspannen bringen konnte.
Der vanillige Geruch meines Duschbades, hatte mich vielleicht eine Sekunde lang beruhigen können...
Danach musste ich mich wieder beherrschen, nicht vor Panik zu zittern.
Ich konnte einfach nicht anders...
Trotz allem hatte ich mich zwingen können, den Rest von meinem Frühstück noch aufzuessen und es auch in mir drin zu behalten.
Ich hatte Angst, was passieren würde, wenn mein Körper schon zu Beginn des Spiels zu schwach sein würde...
Je länger ich wartete, desto mehr begann ich mich zu fragen, was schlimmer war.
Das eigentliche Spiel, welches nicht länger als eine halbe Stunde dauern konnte, aber mit extremen Schmerzen verbunden war...
...oder die Zeit davor, in der man zwar keinen physischen Schmerz verspürte, dafür aber Stundenlang vor Angst fast wahnsinnig wurde.
Ich konnte mich nicht ganz entscheiden.
Jedes war auf seine Art und Weise so abgrundtief schrecklich, dass man es nicht mit dem anderen vergleichen konnte.
...was auch überhaupt nicht nötig war.
Immerhin ging es nicht darum, eine Entscheidung zu treffen.
Ich würde jedes Mal beides ertragen müssen.
Mein Herz fühlte sich finsterer an, je länger ich darüber nachdachte.
Keine Wahl zu haben, war furchtbar.
Unerträglich.
Letztendlich blieb mir nichts anderes übrig, als einfach zu warten, bis Tae wiederkam und den ganzen Horror über mich ergehen zu lassen.
Die Stunden vergingen zäh, bis schließlich das kleine Piepen der Eisentür erklang.
Davon alarmiert schreckte ich auf.
"Hey, Kookie~", Tae lächelte freundlich, als er den Raum betrat.
Mein Herz begann zu drücken.
Gerade wünschte ich mir nichts sehnlicher, als seinem Gesichtsausdruck glauben zu können.
Darauf zu vertrauen, dass er kein Monster war.
Dass er ein Herz hatte.
Dass ihm irgendetwas an mir lag und er mich deshalb nicht foltern würde.
Natürlich wusste ich, dass es bei einem Wunsch bleiben würde.
Eine Weile lang sah ich den Blauhaarigen und das Tablett mit Essen an, was er gerade auf den Boden gestellt hatte.
Anschließend stieg ich in Zeitlupe aus meinem Bett und lief zu ihm.
Es würde ja eh nichts bringen...
"Ich hab dich vermisst.", sagte Tae, kaum dass ich vor ihm saß.
Unwillkürlich kam er den Gitterstäben mit seinem Gesicht etwas näher und schaute mich lieb an.
Er meinte es so.
Nur leider...half mir das nicht.
Unsicher wanderten meine Augen zu dem Tablett.
Ich schluckte schwer, bevor ich nochmal zu Tae sah.
Sein Blick hatte sich nicht verändert.
Langsam aber sicher begann alles in mir zu schmerzen.
Wie konnte das sein?
Wie konnte er mich so angucken und sich so viele Gedanken um mein Wohlergehen machen und mir dann derartig grausame Dinge antun?
Es ergab keinen Sinn.
Es würde niemals Sinn ergeben.
Und ich hasste es.
Jedes Mal, wenn Tae freundlich oder lieb war, wollte ein Teil von mir ihm glauben. Seit meinem ersten Tag schon.
Weil ein Teil von mir sich danach sehnte, jemandem etwas zu bedeuten.
Mein Leben lang war ich allen egal gewesen.
Und jetzt wirkte es, als wäre es nicht mehr so...
...obwohl sich eigentlich nichts verändert hatte.
Letztendlich...
"Ich will das nicht...", gab ich leise von mir, während ich Tae in die Augen sah. In der Hoffnung, dass irgendwas davon bei ihm ankommen würde.
....war ich ihm egal.
Nichts dergleichen geschah.
Die Augen des Blauhaarigen öffneten sich für einen Moment.
Aber er sagte nichts. Stattdessen lächelte er einfach weiter.
Meine Worte schienen seine Hirnwindungen nicht mal ansatzweise erreicht zu haben.
Sekundenlang sah ich ihn fassungslos an, während ich versuchte, nicht anerkennen zu müssen, dass er wirklich gar nichts verstand.
Dass er....egal wie sehr ich mir das Gegenteil wünschte.....
....kein Mensch war.
Die altbekannte Dunkelheit kehrte in mein Herz zurück, kaum dass ich es mir schließlich doch eingestanden hatte.
Nichts würde etwas bringen.
Nichts würde etwas ändern.
Egal was ich tat.
Tae würde keine Gnade walten lassen.
Niemals.
Der letzte, kaum noch lebendig gewesene Funken Hoffnung, an dem sich alles in mir festgekrallt hatte, war gerade gestorben.
Was zurück blieb war eine unerträgliche Leere.... Angereichert mit einer widerlichen Mischung aus Bitterkeit und Gleichgültigkeit.
Ein leises, trostloses Seufzen verließ meine Kehle, bevor ich mich dem Essen zuwandt.
Es sah wie immer köstlich aus.
Auch wenn ich wusste, dass ich nicht lange etwas von dem Geschmack haben würde.
Ich spannte meinen Kiefer an, bevor ich nach dem Löffel griff, etwas von Essen zu meinem Mund führte.
Jetzt war es wohl...wirklich vorbei...
Langsam schloss ich meine Augen, bevor ich das Essen herunterschluckte.
Sehr kurzes Kapitel, I know. ^^"
Aber ich wollte es jetzt nicht unnötig in die Länge ziehen. Zumal es auch eher eine Einleitung für das kommende ist.
An die Leute, die immer sofort lesen: Ist es euch lieber wenn ich das 'Spiel' dann tagsüber oder eher abends hochlade?
Ich finde, wenn man sowas nachts liest, wirkt es besser. Aber ich will auch irgendwie niemandem zur späten Stunde die Stimmung versauen. ^^"
Habt nen schönen Tag ^-^
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