Kapitel 17

❗Triggerwarning❗
Suizidgedanken

Telefonseelsorge: 0800 1110111
Kinder/Jugendtelefon: 0800 1110333

Das Thema des letzten Kapitels setzt sich fort.
Falls ihr skippen wollt, findet ihr eine Zusammenfassung am Ende des Kapitels, damit ihr nichts verpasst. <3

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"Moon Shines Red" - Jamie McDell

https://youtu.be/QRX1gAJK1So

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Jetzt!

...

.....

.......

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...komm schon!

...


Ich kniff die Augen zusammen, während ich versuchte, mich selbst dazu zu bringen, mir den Stift in den Hals zu rammen.

Jetzt mach...

Aber es funktionierte nicht.

Bitte...

Der Arm mit der Hand, die den Stift hielt, fühlte sich an, als wäre er zu Stein erstarrt.

Bitte...

Ich war nicht fähig, ihn auch nur einen Millimeter zu bewegen.

"B...itte...", wisperte ich zu mir selbst.


Keine Chance.

Ich konnte es nicht.

Alles in mir sträubte sich gegen diese Bewegung.



Eine Weile blieb ich wie eingefroren in genau dieser Position sitzen.

Nicht gewillt, die offensichtliche Realität zu akzeptieren.



Dann...

Tränen stiegen mir in die Augen, während ich erneut von einem Gefühl der Hilflosigkeit übermannt wurde.

....ganz langsam...

"Scheiße...", schluchzte ich leise.

.....ließ ich meinen Arm sinken.


Diesmal war es schlimmer als die Male davor.

Viel schlimmer.

Meine Schultern begannen zu zittern, während immer mehr Tränen meine Wangen hinab liefen.

Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren...

Die Kontrolle über das einzige, was noch wirklich mir gehört hatte.

Mein Leben.

Ich war nicht fähig gewesen, es zu beenden.


Frustriert presste ich meine Zähne aufeinander, während ich versuchte, den nächsten Schluchzer daran zu hindern, meine Kehle zu verlassen.

Erfolglos.

Auf einmal wurde mir kalt.

Mein Inneres wurde in tiefe Dunkelheit gehüllt.

Mir klar wurde, was das bedeutete...


Ich war nicht fähig gewesen, mich umzubringen.

Entsprechend konnte ich mir die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich wirklich in den Tod hungern können würde, ausrechnen.

Das Ergebnis schmerzte.

Ich würde es nicht schaffen...


Weinend kauerte ich mich auf dem Stuhl zusammen, zog meine Beine an meinen Körper und vergrub mein Gesicht darin.

Es gab keinen Ausweg.

Wenn ich es nicht beendete, würde niemand es tun.

Ich würde für immer....

Zitternd sah ich auf und ließ meinen Blick durch den Raum wandern.

....hier bleiben müssen.

Allein der Gedanke sorgte dafür, dass noch mehr Tränen hinterher kamen.

Nein...

"Nein..."

Ich wollte das nicht.


Plötzlich wurde alles schwarz.

Bodenlose Hoffnungslosigkeit nahm mich ein.

Erneut vergrub ich mein Gesicht in meinen Armen.

Ich sah nichts mehr..

Ich hörte nichts mehr.

Alles war weg.

Die schrecklichen Gedanken an meine trostlose Zukunft nahmen sämtlichen Platz in meinem Kopf ein.


"Wieso...", wimmerte ich.

Wieso ich?

Warum musste dieser Albtraum ausgerechnet mir passieren?

Es wollte nicht in meinen Kopf, was ich getan hatte, um sowas zu verdienen.

Es war alles so furchtbar...

Ich sah kein Licht mehr.



Eine Weile lang blieb ich in meiner zitternden Position und weinte vor mich hin.

Nicht fähig, zu akzeptieren, dass ich wirklich gar keine Wahl hatte.

Dass ich das hier einfach ertragen müssen würde...

Ich versank in meiner ganz persönlichen Dunkelheit.


Mein schmerzender Magen erinnerte mich schließlich wieder daran, dass ich gerade nicht wirklich in einem finsteren Strudel versank.

Sondern dass ich hier war.

In dieser Zelle.

Gefangen gehalten von einem Psychopathen.

.....und dass ich schrecklichen Hunger hatte.


Mit leeren Augen sah ich zu dem Tablett mit dem Frühstück.

Minutenlang starrte ich es einfach an, bis ich langsam aufstand und darauf zulief.


Als ich mich davor auf den Boden hatte sinken lassen, fühlte ich bereits, wie sich der Speichel in meinem Mund sammelte.

Eine Meisterleistung, wenn man bedachte, dass sich praktisch kaum Flüssigkeit in meinem Körper befand.

Trotzdem rührte ich das Essen nicht an.

Etwas hielt mich davon ab.

Das Wissen, dass wenn ich jetzt etwas hiervon nehmen würde, ich damit automatisch zeigen würde, dass ich aufgegeben hatte.

Dass Tae gewonnen hätte und ich auch meinen letzten Widerstand niederlegen würde.

Dass ich ihm wirklich...die volle Kontrolle geben würde.


Ich schluckte schwer, als mir klar wurde, dass es keinen Sinn machte, diese Gedanken hypothetisch zu betrachten.

Sie waren es nicht.

Tae hatte gewonnen.

Mehr noch.

Er schien von Anfang an gewusst zu haben, dass ich es nicht durchhalten würde.

Sogar wann ich einbrechen würde...

Er hatte es gewusst.


Mein Mund schmeckte immer bitterer, je länger ich das Tablett ansah.

Wieso hatte Tae ausgerechnet heute neues Schlafmittel rein getan?

Welchen Sinn hatte es?

Wollte er mich wirklich nur demütigen?

Mir zeigen, dass ich mich nicht wehren konnte?

Ich verstand es nicht.


Allerdings tat sich langsam der Gedanke in meinem Kopf auf...

Stumm fixierte ich das Essen.

...dass das Schlafmittel meine Erlösung sein könnte.

Wenn Tae die Dosis soweit erhöht hatte, dass ich bis zu seiner Rückkehr schlafen würde, konnte es durchaus sein, dass ich die Betäubung nicht überlebte.

Mein Körper fühlte sich unresistent an

Es war gut möglich, dass ich nicht mehr stark genug war.


Nachdenklich hob ich eine Augenbraue.

Natürlich konnte es auch sein, dass sich nur eine kleine Dosis in dem Essen befand...

Allerdings verstand ich dann noch weniger, was es bringen sollte.

Dann würde ich etwas essen und wieder aufwachen, bevor Tae nach Hause gekommen war.

Es ergab keinen Sinn...



Die Zeit verstrich, während ich das Tablett vor mir anstarrte und diese zwei Möglichkeiten gegeneinander abwog.

Zweifelsohne war mir die Erste die liebere.

Doch auch die Zweite schien mir gerade besser, als der Gedanke, eventuell so lange zu schlafen, bis Tae wieder da war und dann aufzuwachen oder schon wieder nichts zu essen.

Eines der letzten beiden Dinge würde eintreten, wenn ich mich nicht bald entschied.


Seufzend schloss ich meine Augen.

Es selbst zu beenden stand nicht mehr zur Auswahl.

Ich würde hier bleiben müssen.

Also würde ich früher oder später sowieso wieder etwas essen...

Ob ich wollte oder nicht.


Da es entsprechend keinen Sinn machte, diesen quälenden Hunger länger auszuhalten...

....waren die ersten beiden Alternativen die deutlich angenehmeren.



In Zeitlupe griff ich nach einem der Croissants.

Ein paar Mal drehte ich es vor meinen Augen hin und her, bevor ich es langsam zu meinem Mund führte.

Ich hoffte immer noch, dass es mich einfach umbringen würde.

Langsam nahm ich einen Bissen, schluckte diesen herunter und schloss meine Augen.

Bereit, jede Sekunde bewusstlos zu werden.


...

....

.....

...es passierte nichts.


Irritiert sah ich das Gebäckstück in meiner Hand an.

Aber ich dachte...?

Ich kam gar nicht dazu, mir länger Gedanken zu machen. Weil das Essen just in dieser Sekunde meinen Magen erreichte.

Eine grausam intensive Befriedigung überkam mich.

Essen.

Auf einmal konnte ich an nichts anderes denken.

Essen.

Nur daran, was für einen riesigen Hunger ich hatte.

Essen.

Und dass ich nichts dringender wollte als diesen loszuwerden.

Essen!


Noch bevor ich mich versah, hatte ich das ganze Croissant runtergeschlungen und direkt nach dem nächsten gegriffen.

Es war so unbeschreiblich erleichternd, endlich wieder etwas im Magen zu haben.

Meinem Körper etwas zu geben, mit dem er arbeiten konnte.

Ich bekam nicht genug.

Immer mehr stopfte ich in mich hinein.



Dabei verfiel ich in so einen Rausch, dass ich mich gar nicht mehr fragte, wo die Wirkung des Schlafmittels abgeblieben war.


....solange, bis ich ohne nachzudenken zu dem Glas Orangensaft griff, welches sich ebenfalls auf dem Tablett befand.


Binnen Sekunden war ich umgekippt.


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Zusammenfassung für die, die geskippt haben:
- Kookie schafft es nicht, sich umzubringen, weil sein Bedürfnis am Leben zu sein, zu stark ist
- er weint, weil ihm bewusst wird, dass er deshalb keine andere Wahl hat, als in der Zelle zu bleiben
- da er es nicht beenden konnte, bricht er mit seinem Hungerstreik
- er überlegt, ob das Schlafmittel in dem Essen in seinem Zustand gefährlich für ihn werden könnte
- schließlich fängt er einfach an zu essen, weil der Hunger ihn überkommt, und weil ihm alles lieber wäre, als die ganze Zeit auf Tae zu warten
- In dem Essen war kein Schlafmittel
- erst als Kookie etwas von dem Orangensaft trinkt, wird er ohnmächtig

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Ufff...also vor dem Kapitel hab ich mich echt gegruselt.
Weil es sich in menschlichen Abgründen bewegt, die mir wirklich komplett fremd sind...
Entspechend hab ich mich gar nicht getraut, es zu schreiben, weil ich schon wusste, dass es nicht realistisch wird.
Aber gut. Die Geschichte hat nicht umsonst den kleinen Warntext vorne dran und ich habe es versucht. ^^"

Hauptsache es geht voran~

Träumt was schönes ^-^

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