Kapitel 16

❗Triggerwarning❗
Suizidversuch

Falls ihr Gedanken dieser Art habt, dann bitte teilt sie mit jemandem und bleibt nicht alleine damit. Gedanken dieser Art sind nichts, mit dem man alleine fertig werden kann.
Familie, Freunde, Sorgentelefone....es gibt viele Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen.
Ihr seid nicht alleine und ihr verdient es ein glückliches Leben zu führen, so wie jeder andere auch.
Bitte versucht euch Hilfe zu suchen.

Telefonseelsorge: 0800 1110111
Kinder/Jugendtelefon: 0800 1110333


Kookies Gedanken in diesem Kapitel treiben ihn so weit, dass er überlegt, sich aktiv das Leben zu nehmen.
Wenn ihr glaubt, dass es euch triggern könnte, diese Gedanken zu lesen, dann überscrollt das Kapitel bitte und geht direkt zu den Author notes.
Dort findet ihr eine kleine Zusammenfassung, damit ihr nichts verpasst.

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"lovely" - Billie Eilish, Khalid

https://youtu.be/V1Pl8CzNzCw

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Zwei weitere Tage hielt ich durch.

Inzwischen tat mir alles so schrecklich weh, dass ich mich kaum noch bewegen konnte.

Ab und zu schleppte ich mich ins Bad, um dort etwas von den Leitungswasser zu trinken.

Zu verdursten fühlte sich um ein vielfaches schlimmer an, als zu verhungern.

Dieses Gefühl, dass die Innenwände der Luftröhre bei jedem Atemzug einfach einreißen könnten, weil alles so trocken war...

Ich ertrug es nicht.


Gerade lag ich im Bett und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Meine Augen zu zu machen und wieder einzuschlafen.

Jedes Mal, wenn mein Bewusstsein abdriftete, hoffte ich, dass ich vielleicht einfach nie wieder aufwachen würde.

Gleichzeitig wusste ich, dass es nicht so schnell gehen würde. Besonders wenn ich Flüssigkeit zu mir nahm.

Trotzdem fühlte es sich so an, als würde jede Zelle meines Körpers in Flammen stehen.


Heute war es besonders schlimm.

Ich hatte mich noch nicht dazu überwinden können, aus dem Bett raus zu klettern, in dem ich mal wieder magischerweise aufgewacht war, obwohl ich gestern Nacht auf dem Boden eingeschlafen war.

Tae konnte es einfach nicht lassen.

Es war so abartig krank, dass er nicht in der Lage war, mir irgend eine Form von Entscheidungsfreiraum zu geben. Dass er mir jeden noch so kleinen Funken Kontrolle wegnehmen musste...

Ein Wunder, dass er noch nicht versucht hatte, mir Nahrung intravenös einzuführen oder mich sonst irgendwie zum Essen zu zwingen.


Tatsächlich hielt er sich diesbezüglich zurück.

Er brachte mir immer neues Essen und äußerte seine Bedenken, dass ich doch bitte etwas davon zu mir nehmen sollte.

Aber sonst...

Der Blauhaarige wurde mit jedem Tag stiller. Sein Blick wirkte, als würde es ihm wehtun, mich so zu sehen.

Aber wahrscheinlich....sorgte der Nahrungsentzug einfach dafür, dass ich inzwischen halluzinierte.

Schließlich wusste ich, dass ich Tae vollkommen egal war.

Sonst hätte er wohl kaum so mit mir "gespielt".

Ein Vorteil an meinem Nahrungsentzug war immerhin, dass Tae nicht mehr von seinem 'Spiel' gesprochen hatte, seit ich damit angefangen hatte.

Er war irgendwie so anders...

Neben der Tatsache, dass er immer weniger sagte, hatte ich manchmal das Gefühl, dass er unruhiger war, als vorher.

Als würde alles in ihm unter Strom stehen.



Ich reagierte überhaupt nicht, als ich hörte, wie die Eisentür aufging.

"Guten Morgen, Kookie.", begrüßte Tae mich mit seinem typisch freundlichen Lächeln. Auf seinem Arm ein neues Tablett.

So wie jeden Morgen.


Der üblichen Routine folgend, stellte er fest, dass ich das Essen von gestern nicht angerührt hatte.

Ich verstand nicht, wieso er das tat. Er kam nachts immer hier rein, um mich in mein Bett zu legen. Entsprechend sah er doch, dass ich nichts gegessen hatte.

Wieso es morgens nochmal ansprechen?


Ich erwartete, dass Tae das Essen einfach hinstellen, mich eine Weile ansehen und dann zu seiner Arbeit verschwinden würde.

Allerdings war der Blauhaarige immer wieder für eine Überraschung gut.

"Da ist Phenobarbital drin. Nur damit du es weißt.", merkte er an, nachdem seine Augen eine Weile lang an meinem Frühstück geklebt hatten.


Von diesem Satz komplett überrumpelt sah ich zu ihm.

Was?

Wieso?

Der Blauhaarige lächelte unschuldig.

"Hab einen schönen Tag, Kookie.", sagte er liebevoll, bevor er die Zelle verließ.


Ich sah ihm noch eine Weile fassungslos hinterher.

Mein Entführer würde mir wohl ein ewiges Rätsel bleiben...

Wieso tat er das?

Was brachte es ihm?

Ich würde doch eh nichts davon essen...


Kaum, dass ich den Gedanken gehabt hatte, spürte ich wieder den Schmerz in meiner Magengegend. Er war kaum auszuhalten.

Ich hatte schon einiges in meinem Leben durchgestanden. Aber so lange hatte selbst ich noch nicht hungern müssen.

Natürlich hatte ich es auch noch nie vorher darauf angelegt...

Und es war etwas völlig anderes, wenn man einfach nichts zu essen fand und deshalb hungern musste, als wenn einem die ganze Zeit extrem lecker aussehendes Essen vor der Nase stand.

Zweiteres war um ein vielfaches grausamer.

Es tat so schrecklich weh...


Ich krümmte mich zusammen.

Dabei fühlte es sich an, als würde jeder Muskel meines Körpers maßlos überdehnt werden.

Meine Knochen schmerzten...

Ein durch und durch widerliches Gefühl.

Ich schloss meine Augen.


Was für eine Erlösung es sein musste, Essen zu sich zu nehmen...

...

....

....kaum realisierte ich meine Gedanken, wurden meine Augen groß. Sie rissen sich förmlich auf.


Heute war es schlimmer.

Viel schlimmer.

Nahezu unaushaltbar.

Mein Bedürfnis zu essen war so gefühlt so groß wie in allen letzten Tagen zusammen.


Panisch begann mein Herz schneller zu schlagen, als ich anfing mich zu fragen, ob Tae das gewusst hatte.

....ob er mir deshalb heute wieder etwas ins Essen getan hatte.

Weil er sich sicher war, dass heute der Tag war, an dem ich einknicken würde.

...so sicher, dass er mir sogar von dem Schlafmittel erzählt hatte...

Allein bei dem Gedanken wurde mir kalt.


Das war doch nicht möglich...niemals..

....wie sollte er das wissen?

Ich schluckte schwer, während sich die Gespräche von Tae und mir in meinem Kopf abspielten.

Bisher war es mir gar nicht aufgefallen...

...aber was den menschlichen Körper anging, schien er genau zu wissen, wovon er redete.

Er war sich fast schon gruselig sicher, was ungesund für mich sei und was nicht.


Der Schmerz in meiner Magengegend wurde durch ein unendlich mulmiges Gefühl ergänzt.

Plötzlich lag ein tonnenschwerer Druck auf mir.

Mir wurde übel davon.

Aber letztendlich...war in meinem Bauch nichts, von dem ich mich hätte übergeben können.

Stattdessen spürte ich die bittere Galle brennend in meinem Hals aufsteigen.

Es trieb mir die Tränen in die Augen.


Allein der Gedanke, dass Tae absolut alles kontrollieren und vorhersehen konnte, machte mir Angst.

Ich fühlte mich bedrängt, erdrückt....durch und durch hilflos.

Zähneknirschend presste ich meine Lippen aufeinander.

In mir herrschte pure Leere.

Das einzige, was ich spürte war die Wut auf Tae. Tiefer ungetrübter Hass für das, was er mir hier antat.

Woher nahm er sich das Recht dazu?

Er hatte es nicht.

Niemand durfte einem anderen so viel Schaden zufügen.


Ich wurde immer wütender, je länger ich darüber nachdachte.

Auf einmal wollte ich nichts sehnlicher, als ihm auch nur ansatzweise so wehzutun, wie er mir.

Mein Blick blieb an meinem Schreibtisch hängen. Ein Bleistift lag auf der Arbeitsfläche.

Frisch angespitzt...

Der wohl einzig spitze Gegenstand in dieser ganzen verdammten Zelle.


Es gab eine Sache, die Tae wehtun würde. Das hatte ich inzwischen verstanden.

Eine Weile lang starrte ich, bis ich langsam, mit fast schon mechanischen Bewegungen aufstand.

Ich als Person war dem Blauhaarigen egal.

Trotzdem lag ihm krankhaft viel daran, dass es mir körperlich gut ging.

Er wollte nicht, dass ich starb.

Das war sein einziges Anliegen.


Mit vor Leere ganz dumpfen Augen sah ich das kleine Holzstück vor mir an, nachdem ich mich auf den Schreibtischstuhl hatte sinken lassen.

Langsam nahm ich es in meine Hand.

Drehte es ein paar Mal herum...

Ließ die Spitze gegen meine Fingerkuppe klappen...

....und drückte zu.


Es war fast lächerlich wie schnell meine Haut nachgab.

In Zeitlupe quoll das Blut dunkel und dickflüssig aus der kleinen Wunde.

Kein Wunder, dass mein Körper sich so schwer und kraftlos anfühlte. Derart dickes Blut konnte kaum durch den Kreislauf gepumpt werden.

Der Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug war deutlich sichtbar.


Fasziniert sah ich dabei zu, wie ein kleiner Tropfen schwerfällig auf den Tisch fiel.

Danach fixierte ich erneut die Spitze des Bleistifts.


Wenn ich sie mir mit voller Wucht in den Hals rammen würde...

....würde es reichen um alles innerhalb weniger Sekunden zu beenden.

Diesen ganzen Horror hier.


Allein dieser Gedanke schien wie die pure Erlösung.

Trotzdem war es letztendlich die Überlegung, wie Tae wohl gucken würde, wenn er nach Hause kommen und mich hier tot vorfinden würde, die mich dazu brachte, den Bleistift anzuheben und auf meinen Hals aufzurichten.


Tae hätte das verdient...

Ich festigte den Griff um den Bleistift.


Er hatte es verdient, zu merken, dass er nicht immer die volle Kontrolle haben konnte....

Langsam schloss ich meine Augen.


...dann wäre all das hier endlich vorbei.

Mein Kiefer verspannte sich ein wenig.


Diese Qualen...

Ich versuchte durchzuatmen.


Dieser unendliche Schmerz...

Gleich würde ich meinem Körper den Befehl zum Handeln geben.


Es könnte so einfach sein...

Meine Augenbrauen zucken zusammen.


Endlich...frei sein...

....

.....

Ich holte tief Luft.


Jetzt!



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Zusammenfassung für die, die weitergescrollt haben:

- es sind zwei weitere Tage vergangen
- Kookie isst nichts, trinkt aber immer mal Wasser, weshalb das mit dem Aushungern sich in die Länge zieht
- Tae bringt ihm Essen und sagt ihm, dass er heute Schlafmitteln reingetan hat
- Kookie bekommt Angst, dass Tae alles vorhersehen und kontrollieren kann
- der Gedanke, sich das Leben zu nehmen ist von Kookies Seite aus vor allem darin begründet, dass er einmal etwas tun will, worüber Tae keine Kontrolle hat
- Kookie will sich einen Stift in den Hals rammen
- das Kapitel endet mit einem Kliffhaenger, ab er es tun wird oder nicht

Sorryyy, dass hier so wenig Updates kommen. ^^"
Wie ihr euch vorstellen könnt, braucht man eine sehr spezielle Stimmung, um diese Geschichte schreiben zu können.
Ich geb mir trotzdem Mühe, dass die FF nicht allzu lange pausiert wird. ^-^

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, so einen bösen Cut zu machen. Aber manchmal ergibt es sich einfach. Dann kann ich nicht widerstehen. x3

Träumt nacher was Schönes~

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