Kapitel 11
Mein Kopf fühlte sich unendlich schwer an, als ich am nächsten Morgen wieder zu mir kam.
"Hhh...", meine Augenlider klappten ein paar Mal in Zeitlupe auf und zu, bevor mir die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder in den Kopf schossen.
Diese Klinge...
Mein Arm...
...Und Taes Lächeln dabei.
Binnen Sekunden saß ich kerzengerade im Bett und starrte meinen Arm an.
Panik durchzog jede Ader meines Körpers, während ich auf den Verband starrte, welcher ordentlich darum gewickelt war.
Gerade blendete ich die Schmerzen, welche ich durch meine ruckartige Bewegung verursacht hatte, vollständig aus.
Hastig zog ich auch mein T-Shirt hoch.
Meine Brust und auch die Stelle, wo die Blutergüsse sich befanden, waren verbunden.
Ich versuchte tief durchzuatmen, aber die Luft blieb mir in der Kehle stecken.
Das gestern war......
......wirklich...
....passiert........
Dieser Mensch hatte einfach...
Er hatte...
.....meine Haut....
...aufgeschnitten.....
Immer noch ungläubig fing ich wie vom Blitz getroffen an, den Verband von meinem Arm zu wickeln.
Ich musste es sehen.
Meine Augen rissen sich auf, als ich die Schnittwunde erblickte. Es waren noch Rückstände einer Heilsalbe sichtbar.
....was so ziemlich gar nichts besser machte.
Tränen stiegen mir in die Augen, während meine Atmung immer unregelmäßiger ging.
"FUCK!!!", verließ es meine Kehle.
Ich hatte große Probleme, die Realität mit mir selbst in Einklang zu bringen.
Eine schmerzhafte Mischung aus Panik und Wut stieg in mir auf.
Panik, weil ich Angst vor Tae hatte.
Weil einem Teil von mir bewusst war, dass das hier gerade mal der Anfang von etwas war.
Dieser Mensch war krank. Und er würde es mich immer und immer wieder spüren lassen.
Und Wut, weil....
FÜR WEN HIELT DIESER TYP SICH, MIR SOWAS ANZUTUN????
Er hatte mich, ein lebendiges Wesen, dazu degradiert, sein Spielzeug zu sein.
Er hatte jedes bisschen Recht auf Menschlichkeit, was ich hatte, noch stärker vernachlässigt, als jeder andere Mensch, der mir zuvor begegnet war.
Erst hatte er mich hier eingesperrt. Mir dann vorgespielt, in ihm würde auch nur ein Funken Liebenswürdigkeit stecken und DANN MEINEN KÖRPER AUFGESCHNITTEN.
Mit einem verdammten SKALPELL!!!!
Je bewusster ich mir dieser Tatsache wurde, desto wütender wurde ich. Das Gefühl der Panik rutschte nach hinten.
Woher nahm er sich das Recht, sowas mit mir anzustellen??
Ich war doch trotz allem auch ein Mensch...
Man konnte nicht einfach mit mir machen, was man wollte und davon ausgehen, dass ich mich damit abfinden würde.
Das hatte ich in meinem Leben schon oft genug getan.
Aber es gab Grenzen.
Das hier war eine. Eine deutliche.
Immer noch komplett vor Wut aufgelöst, wanderte mein Blick an mir herab.
...'mich damit abfinden'....
Auf einmal hasste ich mich abgrundtief für jede noch so kleine Geste von Tae, die ich angenommen hatte.
Hastig stieg ich aus dem Bett und lief ins Bad.
Ich wollte meine alten Klamotten zurück.
Der kratzige Stoff war mir lieber, als das Gefühl des Selbstekels, was meine momentane Kleidung in mir auslöste.
Was zum....
Vor Wut zitternd atmete ich aus, als ich feststellte, dass der Wäschekorb im Badezimmer komplett leer war.
Der will mich doch verarschen.
Tae musste meine Kleidung gestern mitgenommen haben.
....nachdem er...
Ich schluckte schwer.
Gerade wollte ich wieder einfach laut schreien, weil ich kein anderes Ventil für meine Gefühle hatte, als ich auf einmal das Piepen der Eisentür vernahm.
Mein Körper erstarrte für einen Moment, bevor er wortwörtlich zu beben begann.
Tae war hier.
"Guten Mo-", setzte der Blauhaarige an, jedoch fiel ich ihm ins Wort.
"SAG MAL HAST DU SIE NOCH ALLE???", schrie ich aufgebracht, obwohl ich natürlich ganz genau wusste, dass die Antwort auf diese Frage 'Nein' lautete.
Aber gerade war ich einfach nur wütend.
Ich fühlte mich unglaublich benutzt, hintergangen und enttäuscht.
Obwohl Tae von Anfang an gesagt hatte, dass er 'spielen' wollte, hatte er niemals durchblicken lassen, wie grausam er offensichtlich war. Was für ein kranker, menschenverachtender Freak.
Das alles brachte mich so sehr auf, dass ich für einen Moment vergaß, dass wahrscheinlich schlauer wäre, Angst vor diesem Menschen zu haben.
...wobei Tae mir auch gerade keinen Anlass zum Angst haben gab.
Der Blauhaarige zuckte vor meiner Aggression regelrecht zurück. Dabei versuchte er das Tablett auf seinen Armen nicht herunterfallen zu lassen.
Er blinzelte ein paar Mal, bevor er mich mit großen Augen Ansah.
"Du wirkst aufgebracht...", stellte er dann ruhig fest.
Ich konnte förmlich spüren, wie sein Tonfall hundert Sicherungen in meinem Kopf reißen ließ.
"Ach SAG BLOß!!", schnaubte ich.
Tae sah mich etwas undefinierbar an, bevor er das Tablett mit meinem Frühstück unter den Gitterstäben durchschob.
"Keine Sorge. Heute ist wieder Kaffee dabei.", sagte er dann freundlich lächelnd.
Ich musste meine Kinnlade daran hindern, bis runter auf den Boden zu fallen.
Er...
Er kann doch unmöglich...
....als ob er....
....nicht mal verstanden hat, was mich wütend macht...
Ihm schien nicht mal ansatzweise bewusst zu sein, was er mir angetan hatte.
Verächtlich fixierte ich das Tablett, bevor ich mein Gegenüber mit einer Mischung aus Abscheu und Hass ansah.
"Mir ist schon klar, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast, aber wenn du glaubst, dass ich nach der Sache gestern jemals wieder etwas zu Essen von dir annehme, musst du KOMPLETT bescheuert sein.", zischte ich abfällig.
Diese abartige Situation....und dazu sein absolutes Unverständnis....
Auf einmal war ich unendlich angewidert.
Natürlich setzt Tae noch einen oben drauf.
"Ich bin nicht bescheuert....", widersprach er mir. "Immerhin hab ich ein abgeschlossenes Studium.", erklärte er lächelnd. Mit so viel Unschuld in seinem Blick, dass ich ihm am liebsten ins Gesicht gekotzt hätte.
Wie konnte man nur so sein...
Ihm fehlte jede Form von Empathie. Jeder noch so winzige Funken Verständnis für seine Mitmenschen.
Meine Aggression wich einer bodenlosen Welle des Unglaubens.
"Klar Tae. Das meinte ich.", seufzte ich, während ich mich an der Wand meiner Zelle auf den Boden sinken ließ.
Gerade fühlte es sich an, als hätte die Realität mir eine eiskalte Ohrfeige verpasst.
Ich realisierte meine Situation langsam.
Jeder Funken Erkenntnis schickte eine Welle der Taubheit durch meinen Körper.
Zwar saß ich gerade mit einem ziemlichen Abstand zum Gitter...
....aber trotzdem hatte ich bei weitem nicht so viel Angst wie ich haben sollte.
Vielleicht lag es daran, dass Taes Präsenz sich schon wieder so stark verändert hatte.
Gerade wirkte er wieder wie die Person, für die ich fast angefangen hatte einen Funken Sympathie zu empfinden.
Nichts an ihm wirkte bedrohlich. Als könnte er gleich hier reinkommen und mir wehtun.
Ganz im Gegenteil.
Trotzdem kam ich nicht umhin, ihn mit einem Blick voller Verachtung anzusehen.
Denn im Gegensatz zu dem Moment, in dem ich diesen kleinen Funken positives Gefühl fast zugelassen hatte, wusste ich inzwischen, dass das vor mir kein guter Mensch war.
Nicht mal ein schlechter Mensch.
Nein.
Noch viel viel widerlicher.
Ich war angeekelt.
Von ihm.
Von dieser Situation.
Und von mir, weil ich dumm genug war, zu glauben, hier eingesperrt zu dein wäre schon die Spitze des Eisbergs.
Weil ich diesem Monster vor mir auch nur ein winziges bisschen Vertrauen entgegen gebracht hatte.
All das....verschlug mir komplett die Sprache.
Uff dieses Kapitel war schwer. Also wirklich. I mean....wie reagiert man nach so einer Situation, wie der aus den letzten zwei Kapiteln? ._.
Ich hoffe ich hab Kookies Reaktion so...halbwegs verständlich darstellen können ^^"
Und don't judge me, aber ich muss beim Probelesen immer so über Tae lachen. Einfach weil er so gar nichts rafft. xD
Ich hoffe ihr habt ein schönes Wochenende ^-^
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