43 | ...das neckt sich

Cuties. Mein Herz weint. Hier, für euch, das letzte Kapitel. 

„Ich habe einen Job."

Farid musterte Eliana überrascht.

„Wie das auf einmal?", fragte er und legte neugierig den Kopf schief. Sie strahlte.

„Meine Chefin hat mir erzählt, dass sie für die Skylounge eine Marketing Communications Managerin gesucht haben. Sie weiß von meinem Studium und dachte, das könnte was für mich sein. Also habe ich mich vor ein paar Tagen auf gut Glück dort beworben. Gestern hatte ich das Vorstellungsgespräch und heute habe ich die Zusage erhalten. In drei Wochen kann ich anfangen. Und du ahnst nicht, wie nett die waren. Ich habe mich von der ersten Sekunde so wohlgefühlt...", schwärmte sie so begeistert drauf los, dass auch Farids Lippen sich zu einem breiten Grinsen verzogen.

„Echt?", hakte er nach. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?"

„Naja, ich habe dich die letzten Monate damit schon genug runtergezogen und du brauchst deine ganze Energie für dieses Album", antwortete sie und strich sich die Haare nach hinten. „Also dachte ich, ich erzähle es dir erst, falls es spruchreif wird."

Er verstärkte seine Umarmung.

„Ach was, du hättest ruhig was sagen können", sagte er kopfschüttelnd, bevor er ihr einen Kuss auf die Schläfe drückte. „Cool. Freut mich für dich. Ehrlich", fügte er dann hinzu. Sie seufzte erleichtert auf.

„Mich auch", erwiderte sie. „Und ich bekomme sogar ein paar hundert Euro mehr als bei Urban Beats."

„Geil", freute er sich mit ihr. „Siehst du, ich hab dir immer gesagt, dass du wo anders viel besser verdienen würdest."

Sie schwieg einen Moment. Er runzelte die Stirn und sah ihr prüfend in die Augen.

„Bist du jetzt traurig, dass du raus bist aus der Musikindustrie?"

Eliana schüttelte überzeugt den Kopf.

„Nein. Weißt du... ich habe so krampfhaft nach einem Job in dem Bereich gesucht, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hattest du von Anfang an Recht. Es gibt dort viele falsche Schlangen, die dir ohne zu zögern das Messer in den Rücken stechen. Es wird mich nicht glücklich machen, mich ständig mit solchen Menschen auseinandersetzen zu müssen. Also ist es das Beste für mich, wenn ich diesen Traum begrabe und nach vorne schaue..."

Farid nahm ihre Hand in seine.

„Tut mir leid, dass ich recht behalten habe. Ich weiß schließlich, was dir das bedeutet und wie sehr du dafür gekämpft hast", sagte er und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Ja, aber mittlerweile habe ich erkannt, dass ich mir selbst was vorgemacht habe. Ich war so geblendet von dieser Welt, und davon, wie sie von außen aussieht, dass ich gar nicht wahrhaben wollte, dass sie von innen viel hässlicher und dreckiger ist... Und natürlich hat es wehgetan, aber heute weiß ich, dass das einfach nicht das ist, was ich für mein Leben will."

Es fühlte sich wie eine Befreiung an, es offen auszusprechen. Farid lächelte und streichelte sanft ihren Rücken.

„Du hast mir neulich mal gesagt, dass du mich für meine Stärke bewunderst", erinnerte er sie an ihr Gespräch vor der Verhandlung. „Weißt du, wofür ich dich bewundere?"

Sie schüttelte neugierig den Kopf.

„Nee, wofür denn?", hakte sie nach und schaute ihm erwartungsvoll in die Augen.

„Für deinen Mut."

Sie runzelte verständnislos die Stirn.

„Welcher Mut denn?"

Sie hatte tatsächlich keine Ahnung, wovon er sprach. Seine Hände strichen weiter ihren Rücken hinunter, bis er sie schließlich auf ihrem runden Hintern liegenließ.

„Naja, es kostet Mut, seine Träume aufzugeben", sagte er. Sie biss sich auf die Zunge. Es war ihm tatsächlich gelungen, sie mit seinen Worten zu berühren. Eine wohlige Wärme breitete sich von ihrem Bauch bis in ihre Fingerspitzen aus.

„Ohne dich hätte ich das nicht geschafft", gab sie überzeugt zurück. Jetzt war er es, der verständnislos die Stirn krauszog.

„Wie meinst du das?"

„Du warst so stark während der ganzen Zeit, die wir jetzt zusammensind. Als das mit meinem Job passiert ist und du dich geschäftlich von Adrian getrennt hast, als sich diese ganzen Klatschblätter auf dich gestürzt haben und während der Verhandlung. Du hast immer zu mir gestanden und versucht, mich zu beschützen, selbst, wenn das bedeutet hat, dass es dafür dich trifft oder du Schaden nimmst. Durch dich habe ich erkannt, dass das, was wir haben, viel wichtiger ist. Jemand, auf den wir uns verlassen können, der für uns da ist, sich für uns starkmacht... Das ist viel wichtiger als irgendein Job, in dem ich nicht glücklich bin oder man meine Arbeit nicht angemessen wertschätzt. Du warst immer da. Und dafür bin ich dir wirklich sehr dankbar."

Erst, als sie jetzt eine kurze Pause machte, realisierte sie, wie viel sie eigentlich gesprochen hatte. Farid lächelte sanft und nahm ihr Gesicht in seine Hände.

„Ich muss mich bei dir bedanken. Dafür, dass du zu mir gehalten hast, als alle gegen mich waren, und dafür, dass du mich immer unterstützt, auch, wenn das für dich heißt, dass du zurückstecken, ohne mich einschlafen, auf Zeit mit mir verzichten oder mit mir durchs Feuer gehen musst."

Sie lächelte verzückt.

„Ich bin so stolz auf dich, du hast ja keine Ahnung", schwärmte sie. „Du hast in letzter Zeit so viel durchgemacht und bist trotzdem stark geblieben. Du hast für das gekämpft, was dir wichtig ist, und dich nicht unterkriegen lassen, selbst, als alle gegen dich waren. Und du wirst mit diesem Album alles auseinandernehmen, das weiß ich."

Seine Augen leuchteten. Er lächelte dankbar und griff nach Elianas Hand.

„Und du hast mir echt vieles erleichtert in der Zeit..."

„Also bereust du es nicht, dass du es diesmal zu diesem Punkt hast kommen lassen?", hakte sie nach. Er grinste, denn er wusste sofort, wovon sie sprach.

„Manchmal", räumte er ein. Sie kniff ihm empört in die Brust.

„Dein ernst?", platzte es aus ihr heraus. Er zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und schaute tadelnd auf sie herab.

„Was denn? Ich musste ewig auf den Kaffee warten, den du mir geschuldet hast."

Sie hob protestierend die Hände.

„Was redest du da? Du machst dir jeden Morgen einen, wenn du bei mir schläfst", erinnerte sie ihn überlegen.

„Richtig. Ich mach mir den selber und bringe dir deinen ans Bett", entgegnete er unbeeindruckt. „Keine Ahnung, wie du nicht merken kannst, dass da was falschläuft."

Sie zog die Augenbrauen hoch.

„Was denn genau? Dass der Kettenprolet sich seinen Kaffee selbst holen muss?", grinste sie provokant. Er verstärkte seine Umarmung und sah ihr überlegen in die Augen.

„Hör mal zu, Mädchen. Werd jetzt nicht frech, sonst muss ich andere Saiten aufziehen", drohte er, doch sie schob ihn gelangweilt von sich.

„So wie beim Minigolf, wo ich dich haushoch abgezockt habe?", hakte sie süffisant grinsend nach. Er lachte belustigt auf.

„Haushoch", wiederholte er spöttisch. „Du hast ganz knapp gewonnen."

„Gewonnen ist gewonnen", kommentierte sie schulterzuckend. Er runzelte die Stirn.

„Du könntest mir ja ne Revanche anbieten", forderte er, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden. Sie zog die Augenbrauen zusammen.

„Und dann?", wollte sie wissen.

„Wenn du gewinnst, ruf ich dir nach dem Sex kein Taxi", bot er gönnerhaft an.

„Wow", machte sie. „Das ist ja ein toller Wetteinsatz. Und wenn du gewinnst?"

„Dann kündigst du deine Wohnung und ziehst zu mir."

Sie schaute ihm überrascht ins Gesicht. Sie hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er bei der ganzen Herumalberei auf einmal ernste Themen ansprechen würde. Ihr Mund wurde trocken.

„Echt jetzt?", hakte sie nach, nur, um ganz sicher zu gehen, dass er sich der Tragweite seiner Äußerung bewusst war und sie auch wirklich ernstmeinte, statt vielleicht gleich doch noch in amüsiertes Gelächter auszubrechen. Doch er nickte überzeugt.

„Also, natürlich nur, wenn du willst...", fügte er hinzu.

Eliana schluckte. Ihr Bauch kribbelte verräterisch. Farid zog unterdessen ungeduldig die Augenbrauen hoch. Als sie noch immer nichts sagte, lockerte er seine Umarmung und stieß ein beleidigtes Schnauben aus.

„Nein, so habe ich das gar nicht gemeint", beteuerte Eliana schnell, doch er schob sie bestimmt von sich weg und bedachte sie mit einem finsteren Seitenblick.

„Geh tindern oder so", pöbelte er, bevor er ein wenig mehr Abstand zwischen Eliana und sich selbst brachte. Als sie nach seiner Hand griff, zog er sie weg.

„Farid...", sagte sie besänftigend und machte einen weiteren Versuch.

„Nee, ich mein's ernst. Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich normalerweise keine Beziehungen führe. Du erzählst mir, wie stolz du auf mich bist und wie sehr dir unser Zusammenhalt gefällt, aber wenn ich all in gehen will, gehst du nicht mit", schnaubte er und schüttelte enttäuscht den Kopf. Dann stand er auf. Eliana sah ihm verblüfft hinterher, als er den Raum verließ und verschwand, nur, um kurz darauf mit grimmigem Gesichtsausdruck wiederzukommen.

„Dein Ernst jetzt, dass du einfach so abhaust?", fragte sie kopfschüttelnd.

„Dein Ernst, dass du nicht mit mir zusammenwohnen willst?", schoss er zurück und warf ihr die kleine Schatulle zu.

„Hör endlich auf, mir Dinge in den Mund zu legen, die ich so nicht gesagt habe", platzte es verärgert aus ihr heraus, als sie das Kästchen aufgefangen hatte. Plötzlich bildete sich ein schelmisches Grinsen auf seinen Lippen. „Oh nein, den sparst du dir jetzt!", blaffte sie ihn an, wissend, welcher freche Spruch ihm auf den Lippen lag. Schmunzelnd deutete er mit einem Nicken auf das Päckchen. Sie runzelte misstrauisch die Stirn. Dann schaute sie hinein. Sie schnappte nach Luft, als ein funkelndes Cartier-Armband zum Vorschein kam.

„Was zur Hölle?", flüsterte sie ehrfürchtig, bevor sie ihm wieder ins Gesicht sah. Auf seinen Lippen lag ein breites Grinsen.

„Aaaahhhh, verarscht", platzte es aus ihm heraus, so, als hätte er bereits seit Tagen darauf gewartet. „Meinst du echt, ich vergesse unseren Jahrestag?"

„Farid...", seufzte sie kopfschüttelnd. „Du kannst mir doch nicht sowas Teures schenken... Das kann ich nicht annehmen."

Er ließ sich schulterzuckend wieder neben sie fallen.

„Sieh es als Anzahlung. Wenn ich mal wieder Scheiße gebaut habe, kannst du es verkaufen...", sagte er trocken. Sie drehte ihm den Kopf zu.

„Nicht witzig..."

Er grinste und drückte ihr einen Kuss auf.

„Sollte eigentlich dein Trostpreis sein dafür, dass ich dich beim Minigolf abgezogen habe, aber dann hast du wider Erwarten gewonnen", feixte er, während er ihr half, es um ihr Handgelenk zu legen.

„Das ist wunderschön", sagte sie und strich demütig über die vielen glitzernden Steinchen.

„Und um deine Frage von gerade zu beantworten: nein, ich habe keine Sekunde bereut, dass ich es zu dem Punkt habe kommen lassen", griff er ihre vorangegangene Frage wieder auf, legte seinen Arm um sie und zog sie entschieden an seine Brust. „Im Gegenteil. Ich bin froh, dass du mich an dem Morgen fast über den Haufen gefahren hast. Und wenn du ein bisschen sicherer fährst, darfst du demnächst auch mal mit dem Urus zum Einkaufen..."

Eliana verdrehte die Augen.

„Affe", nuschelte sie, bevor sie die Hand in seinen Nacken legte, ihn zu sich zog und ihm einen Kuss gab.

Farid grinste frech, dann presste er seine Lippen nochmal auf ihre. Anschließend kuschelte sie sich in seinen Arm und schloss die Augen. Sie lächelte zufrieden, denn sie spürte, dass ihre Bindung zueinander noch stärker geworden war. Sie hatten gemeinsam Höhen und Tiefen durchlebt und waren gestärkt daraus hervorgegangen. Sie wusste nicht, was die Zukunft noch für sie bereithielt, aber solang sie einander hatten, gab es nichts, das sie nicht zusammen schaffen konnten. 

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin noch nicht bereit, Abschied zu nehmen. Eliana und Farid sind mir so ans Herz gewachsen :/ Also gibt es noch einen kleinen Epilog in den nächsten Tagen. Ich muss jetzt erstmal mein Herz wieder kitten gehen... Wie hat euch das Ende und die Geschichte insgesamt gefallen?

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