37 | Schlagzeilen

Cuties. Have Fun. Bin ein bisschen unzufrieden mit dem Kapitel. Leser wie J-Livingston oder Saelamju werden vielleicht rauslesen, wieso :D Viel Spaß.

Skandal-Rapper entfesselt Gewalt-Orgie in Parkhaus.

Farid Bang macht seinem Image alle Ehre. Nach einem Kinobesuch mit mysteriöser Begleitung entfesselt der umstrittene Rapper eine wahre Gewalt-Orgie im Parkhaus. Ein Fan, der ihn um ein Foto bitten wollte, wird Opfer seiner blinden Wut. Doch damit nicht genug, auch sein Freund wird von Farid Bang niedergeschlagen.

Der schockierte Fan hat nun Anzeige erstattet, um Gerechtigkeit zu fordern. Doch was hat den Rapper zu dieser brutalen Attacke veranlasst? Ist er der Überheblichkeit erlegen oder ist ihm bloß der Ruhm zu Kopf gestiegen?

Die Polizei ermittelt und wird den Fall gründlich prüfen. Eine öffentliche Stellungnahme gibt es bisher nicht. Was wohl seine mysteriöse Begleitung dazu sagt? So gewinnt er jedenfalls keinen Blumentopf; weder bei einer Frau, noch bei seinen Fans.

„Aber das stimmt doch so überhaupt nicht", platzte es aus Eliana heraus, als sie Farid sein Handy zurückgab, der noch immer neben ihr auf der Couch lümmelte und sich mit grimmigem Gesicht in die Polster drückte. Ihr Herz, das während dem Lesen des Artikels so heftig geklopft hatte, zog sich nun schmerzhaft zusammen.

„Es ist nicht fair, was die für ne Scheiße schreiben", sagte sie mitfühlend und rutschte an ihn heran. Als sie sich gegen ihn lehnte, schob er seinen Arm um sie.

„Ach, juckt mich nicht mal, ehrlich", behauptete er. „Ist ja nicht das erste Mal, dass die mich in der Luft zerreißen."

Sie drehte ihm stirnrunzelnd den Kopf zu.

„Trotzdem ist das nicht cool. Wenn sie schon damit Klicks machen, sollen sie wenigstens auch aufklären, warum du ausgerastet bist, statt es so aussehen zu lassen, als wärst du grundlos auf den Typ losgegangen", erwiderte sie und zog verärgert die Augenbrauen zusammen.

„Keiner von denen würde was anderes schreiben, selbst, wenn ich ein Statement dazu machen würde", sagte er. „Für die ist das ein gefundenes Fressen. War es schon immer. Das Einzige, was mich wirklich stört, ist der Halbsatz über dich. Tut mir leid, dass sie dich da mit reingezogen haben."

Eliana winkte ab.

„Das nehme ich mir nicht zu Herzen und es geht die auch gar nichts an, wie ich über deine Reaktion denke", gab sie entschieden zurück. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Was?", fragte sie und zog die Stirn kraus.

„Gefällt mir, wie du damit umgehst", sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

„Ich weiß schließlich, mit wem ich zusammen bin und dass du nicht der bist, zu dem sie dich da machen wollen. Es tut mir leid, dass sie nicht mal abwarten, was du dazu zu sagen hast, sondern ungefiltert diesen Mist abdrucken."

„Weil es egal ist, was ich dazu zu sagen habe", erwiderte er ernst. „Weißt du... In solchen Situationen habe ich immer den Drang, was dazu zu sagen, aber selbst, wenn ich wollte, kann ich es momentan aufgrund der laufenden Ermittlungen sowieso nicht. Klar juckt es mich in den Fingern, aber ich weiß auch, dass sie mir jedes Wort im Mund umdrehen. Also lasse ich das, bevor ich alles mit weiteren Reaktionen nur noch schlimmer mache..."

„Verstehe...", nuschelte sie.

„Ich hab nie mit solchen Schmierblättern gesprochen und nicht vor, das zu ändern. Was die über mich schreiben, ist mir egal, solang die dich da nicht tiefer mit reinziehen. Natürlich werde ich alles tun, damit das nicht passiert. Aber sonst lasse ich das laufen. Das geht ein paar Wochen so, solang das Thema heiß ist, und dann flacht das wieder ab. In zwei, drei Monaten interessiert sich kein Schwanz mehr dafür. Und jetzt lass uns noch ne Folge Lupin reinziehen und auf andere Gedanken kommen", schlug er vor.

Doch so sehr Eliana auch versuchte, sich auf die Handlung der Serie zu konzentrieren – richtig gelingen wollte es ihr nicht mehr. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Frage, was in den nächsten Wochen noch alles auf sie zukommen würde. Omars zweiter Anruf ein paar Stunden später bestätigte sie in ihrer Befürchtung, dass die Sache nicht so schnell ausgestanden sein würde, wie sie sich das wünschte.

Im Laufe des Abends waren weitere Artikel aufgetaucht, die alle in dasselbe Horn stießen. Und auch, wenn Farid ihr riet, keinen davon zu lesen, tat sie es trotzdem. Sie wollte wissen, was über ihn geschrieben wurde. Es tat ihr leid, dass er nun so in der Kritik stand, ganz gleich, ob sie in gewisser Weise sogar berechtigt war. Farid hingegen schien all das kaltzulassen. Möglicherweise war es aber auch bloß seine Erfahrung mit schlechter Presse, die ihn über den Dingen stehen ließ. Er wirkte, im Gegensatz zu ihr selbst, relativ entspannt, ging in den folgenden Tagen ganz normal live auf Twitch, tauschte sich mit seinen Fans aus oder blödelte in seinen Stories oder Tiktok-Videos herum.

Wie Farid es bereits prophezeit hatte, tauchten auch in den Tagen darauf neue Artikel auf, die ihn an den Pranger stellten, regelrecht auf ihm herumhackten und Vorfälle aus der Vergangenheit hervorholten, um ihn mit noch mehr Dreck bewerfen zu können.

Erst nach einiger Zeit hatte sie sich so sehr an die Umstände gewöhnt, dass es ihr gelang, die reißerischen Schlagzeilen auszublenden.

Als sie ein paar Wochen später von einem Vorstellungsgespräch kam, fühlte sie sich losgelöst und befreit. Das Gespräch in einer Medienagentur war gut gelaufen und sie hoffte, vielleicht schon bald positive Nachrichten zu bekommen und dort anfangen zu können.

Wie so häufig um diese Zeit trainierte Farid gerade in seinem Home Gym, also zog sie sich erst einmal etwas Bequemeres an und machte sich eine Kleinigkeit zu essen. Wissend, dass er gleich zwei Pakete Magerquark in sich hineinschaufeln und einen Shake trinken würde, entschied sie, auch ihm etwas bereitzustellen. Sie hatte gerade den Quark in eine Schüssel gefüllt, als er buntem Shirt und Trainingshose hinter ihr auftauchte. Seine Haare standen verwuschelt in alle Richtungen ab.

„Hey...", begrüßte er sie.

„Hey", wiederholte sie lächelnd, als er ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Schläfe drückte. Dann öffnete er einen der oberen Schränke, um seinen Shaker herauszuholen.

„Wie war's?", fragte er, drehte ihr den Kopf zu und füllte den Plastikbehälter mit Wasser.

„Ganz gut, denke ich. Das Team war sehr nett, ich habe mich direkt wohlgefühlt. Es wäre mega, wenn es klappen würde", schwärmte sie. „Und bei dir?"

Er zuckte mit den Schultern.

„Nichts Besonderes. Muss gleich kurz ins Büro...", erzählte er beiläufig, während er einen großen Löffel Pulver in den Shaker gab.

„Okay", sagte sie und schob ihm die Schüssel über die Anrichte.

„Danke", nuschelte er, während er den Shaker zuschraubte. Sie runzelte skeptisch die Stirn. Er wirkte seltsam abwesend. Ob das mit seinem anstehenden Termin zu tun hatte? „Alles okay?", fragte sie und musterte ihn mit schief gelegtem Kopf.

„Was soll sein?", fragte er, noch immer, ohne sie anzusehen.

„Weiß nicht", sagte sie, ihren Blick noch immer auf ihn gerichtet, während er seinen Shake kräftig schüttelte.

„Ach was", winkte er nun ab und sah kurz zu ihr herüber. „Alles okay."

Doch das Lächeln, das er vermutlich zu ihrer Beruhigung aufsetzte, erreichte anders als sonst seine Augen nicht. Wortlos schnappte er sich einen Löffel und den Quark, dann schob er sich an ihr vorbei und verschwand. Auch sie nahm sich Besteck aus der Schublade, dann folgte sie ihm zum Esstisch. Er hatte sich bereits auf einen Stuhl fallenlassen und schaufelte den Magerquark in sich hinein. Eine Weile setzte sie sich schweigend zu ihm und aß ihren Snack, doch dann hielt sie es vor lauter Anspannung kaum mehr aus.

„Sagst du mir jetzt, was los ist?", fragte sie, als er anfing, die Reste aus der Schüssel zu kratzen. Er schnaubte, dann aß er das letzte Bisschen, ließ den Löffel in die Schüssel sinken und schob sie über den Tisch.

„Es ist noch ein Artikel aufgetaucht", erzählte er und legte seine Fäuste auf der Tischplatte ab. Eliana versteifte sich automatisch auf ihrem Stuhl, als er ihr direkt in die Augen sah und sie das unheilvolle Funkeln darin bemerkte. Sofort begann ihr Herz wild zu klopfen.

„Was stand da drin?", wollte sie wissen. Der Appetit war ihr von einer Sekunde auf die andere vergangen.

„Eigentlich dasselbe wie in den anderen auch...", antwortete er vage. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Und weshalb beunruhigt dich das so?"

Er strich sich seufzend über den Nasenrücken.

„Die sagen, dass es die nicht wundern würden, wenn ich meinen frauenverachtenden Texten alle Ehre machen und mir auch meiner weiblichen Begleitung gegenüber mal die Hand ausrutschen würde."

Eliana ließ vor Schreck ihren Löffel fallen. Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben, dich ihr Blick in Farids finstere Miene verriet ihr, dass das keineswegs der Fall war. Sie schluckte.

„Nicht wirklich", platzte es wütend aus ihr heraus. „Spinnen die, oder was?"

Seine Gesichtszüge verhärteten sich, während seine Kiefer zu mahlen begannen.

„Nimm dir das bloß nicht zu Herzen. Wir wissen beide, dass das nicht so ist", forderte Eliana, dann rückte sie an ihn heran und legte ihre Hand auf seine. Erst jetzt bemerkte sie, dass seine Finger vor Wut zitterten und er sie so fest zu einer Faust ballte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

„Scheiße, Alter", nuschelte er, ehe er sich mit den Fingern über die Augen wischte. Elianas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie die tiefe Traurigkeit in seinem Blick bemerkte. Es war ihm anzusehen, wie sehr ihn diese Behauptung traf. Am liebsten hätte sie sich schützend vor ihn gestellt und in die Welt hinausgeschrien, dass er nicht der stumpfe Schläger war, zu dem sie ihn gerade zu machen versuchten.

„Weißt du, wie schwer es mir fällt, mich zurückzuhalten, obwohl ich am liebsten ein paar Statements raushauen würde? Du siehst ja, was die in den letzten Wochen alles geschrieben haben. Jede Kleinigkeit nehmen die auseinander und drehen die so lang hin und her, bis sie daraus etwas Negatives machen können; sogar, wenn ich Geld irgendwo hin gespendet habe, finden die daran etwas Schlechtes. Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Gewaltverherrlichung... Die Scheiße kotzt mich schon genug an. Dieser ganze Druck, der da entsteht und die Energie, die ich brauche, um mich zusammenzureißen. Aber da geht es um Farid Bang..."

Er brach ab, kaute auf seiner Unterlippe herum und schien einen Moment nach den richtigen Worten zu suchen. Als er sie gefunden hatte, sah er ihr fest in die Augen.

„Aber alles, was mit dir zu tun hat, fuckt mich noch viel mehr ab. Weil ich dann Farid bin, und nicht der Banger. Wenn irgendein Hurensohn Scheiße über dich schreibt, oder darüber, wie ich dich behandele, nur, um mich damit zu treffen, will ich seine Mutter ficken – scheißegal, ob wir wissen, dass das alles so nicht stimmt und zwischen uns alles anders ist. Verstehst du?"

Eliana schluckte, als sie verstand. Sie schüttelte liebevoll den Kopf.

„Ja. Aber die Hauptsache ist, wie ich dich sehe, und nicht, dass du dazu nichts sagen kannst. Du bist der, der mich ins Krankenhaus fährt, wenn es mir schlecht geht, oder mir heimlich einen Kindergeburtstag organisiert, weil ich nie einen hatte, nur, um mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Du stellst dich bedingungslos gegen alle, wenn jemand mir Unrecht tut, selbst, wenn du dich dadurch in Schwierigkeiten bringst. Das wissen diese Leute nicht, und das ist auch gut so, denn es geht niemanden etwas an. Du wolltest unsere Privatsphäre schützen. Und das ist dein gutes Recht. Auch, wenn du eine Person öffentlichen Lebens bist", redete sie auf ihn ein und schob ihre Finger sanft in seine Faust, um sie zu öffnen und seine Hand zu nehmen. Er fuhr sich mit der anderen über den Kopf und seufzte tief.

„Ich weiß, aber ich halte es nicht mehr aus, meine Fresse zu halten", erwiderte er frustriert und ließ die Schultern sinken. Seitdem sie einander kannten, hatte sie ihn noch nie so ernüchtert erlebt.

„Heb dir das alles für nach der Verhandlung auf. Dann kannst du Mütter ficken, so viel du willst", sagte sie und entlockte ihm ein schwaches Grinsen. „Ich weiß, dass es dich gerade viel Kraft kostet, da durchzugehen, und diese ganzen Halbwahrheiten und Verleumdungen so stehenzulassen. Aber das Einzige, was wirklich wichtig ist, ist, was deine Familie und deine Freunde sagen. Und ich bereue keine Sekunde mit dir und bewundere dich für deine Stärke."

Ein gerührtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

„Danke..."

„Weißt du, was mich viel mehr aufregt?", fragte sie wütend. Er legte den Kopf schief und schaute ihr erwartungsvoll ins Gesicht.

„Was denn?"

„Dass kein einziges von diesen Klatschblättern hinterfragt hat, ob du nicht auch das Recht hast, dich als Privatperson in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne angelabert oder fotografiert zu werden oder ob es okay ist, ohne zu Fragen gewisse Grenzen zu überschreiten; gerade, wenn du mit deiner Familie oder deinen Freunden unterwegs bist", redete sie auf ihn ein. Er nickte.

„Ich weiß... Wo du gerade davon redest... Noah hat mich vorhin angerufen", erzählte er. Sie runzelte verblüfft die Stirn.

„Was wollte er? Dich auch in der Luft zerreißen, so, wie alle anderen?", fragte sie grimmig. Er schüttelte den Kopf.

„Nein. Er wird eine Gegendarstellung schreiben, die genau das hinterfragt, was du gerade gesagt hast. Ob es cool ist, einfach auf jemanden zuzugehen und dem ungefragt das Handy ins Gesicht zu halten, nur, weil die Person bekannt ist", antwortete er. Eliana nickte anerkennend.

„Finde ich gut", sagte sie.

„Deshalb muss ich gleich kurz ins Büro. Ich treffe mich dort mit ihm", erklärte er.

„Du willst ihm ein Interview zu der Sache geben? Exklusiv?", spekulierte sie überrascht. Er schüttelte den Kopf.

„Nee. Ich erzähle ihm nur unter vier Augen, wie das wirklich abgelaufen ist, damit er daraus seinen Artikel schreiben kann. Zur Sicherheit will ich aber, dass einer von den Jungs dabei ist, falls er doch anfängt, nervige Fragen zu stellen. Glaub ich zwar nicht, aber sicher ist sicher..."

Sie nickte.

„Verstehe."

Er lächelte. Dann schlang er einen Arm um ihren Hals und zog sie zu sich herüber, um ihr einen Kuss aufzudrücken.

„Danke, Babe. Für alles...", sagte er. Sie lächelte.

„Ist doch selbstverständlich."

Er grinste schief.

„Nee. Ehrlich. Du bist mehr Rücken als der mancher Deutschrapper."

Sie lachte.

„Okay, jetzt übertreibst du."

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, ich meine es ernst. Nicht jede Frau würde so zu mir halten, wenn über mir die Hölle losbricht. Aber du gehst einfach mit mir da durch, ohne Fragen, ohne Diskutieren. Ich weiß genau, was ich an dir habe. Ich wollte nur, dass du das weißt, weil ich es dir noch nie so deutlich gesagt habe..."

Sie lächelte verzückt. Ihr Herz machte angesichts seiner schönen Worte einen Sprung.

„Dasselbe kann ich nur zurückgeben", sagte sie, bevor sie ihre Finger noch einmal mit seinen verschränkte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. 

Was soll ich euch sagen? Schlaflos99 hat es ja schon kommen sehen, dass das passieren wird. Und, seid ehrlich. Wie hat es euch gefallen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top