34 | Konsequenzen?

Cuties, hier gehts direkt mit dem nächsten Kapitel weiter :)

„Hast du sie noch alle, dich mit zwei so Schränken gleichzeitig anzulegen?", platzte es aus Eliana heraus, während Farid mit quietschenden Reifen aus dem Parkhaus fuhr. Sie musterte ihn von der Seite mit hochgezogenen Augenbrauen. Ihre Finger zitterten noch immer vor Aufregung. Farid schaute sie nicht an, hielt stattdessen das Lenkrad fest mit beiden Händen umklammert und den Blick starr nach vorn gerichtet. Seine Gesichtszüge waren hart, seine Kiefer mahlten.

„Was hätte ich denn machen sollen?", fragte er, dann schaute er schließlich doch zu ihr herüber, wenn auch nur flüchtig.

„Ich weiß nicht", schoss Eliana triefend vor Sarkasmus zurück. „Vielleicht einfach mit ihm reden, wie normale Menschen das so machen..."

Er drückte das Gaspedal ein wenig tiefer durch, der Wagen beschleunigte. Die Dunkelheit hatte die Stadt verschluckt und auch, wenn die vielen Läden rund ums Kino gut besucht waren, waren nur wenige Autos auf den Straßen unterwegs.

„So wie das letzte Mal, als irgendwelche Pisser uns fotografiert haben, meinst du? Ich mache nie denselben Fehler zweimal..."

Nun drehte er ihr doch den Kopf zu und zog die Augenbrauen hoch. Sie seufzte schwer.

„Was, wenn das schiefgegangen wäre?", tadelte sie ihn und verdrehte dabei die Augen. Farid brachte den Wagen an einer roten Ampel zum Stehen.

„Ist es ja nicht", erwiderte er. Sie schüttelte energisch den Kopf.

„Das ist doch gar nicht der Punkt, Farid."

„Was ist denn der Punkt?", wollte er wissen und musterte sie mit finsterem Blick, zog die Augenbrauen zusammen und blähte die Nasenflügel auf.

„Dass ich eine Scheiß Angst um dich hatte", gab sie wütend zurück. Von einer Sekunde auf die andere wurde sein Blick ein wenig weicher und die Härte wich aus seinem Gesicht.

„Tut mir leid", seufzte er. „Aber als ich gesehen habe, dass der das Handy in der Hand hat, hab ich einfach rot gesehen."

„Gut, dass du es mir nochmal sagst. Wäre mir sonst nicht aufgefallen", kommentierte sie bissig und schüttelte einmal mehr enttäuscht den Kopf. Als er nach ihrer Hand griff und sie ihren Blick auf seine senkte, bemerkte sie, dass er sich im Eifer des Gefechts die Knöchel aufgeschürft hatte. Bedrückt biss sie sich auf die Unterlippe und strich sanft darüber.

„Tut weh?", wollte sie wissen und schaute ihm wieder ins Gesicht.

„Nee", sagte er und gab Gas, als die Ampel auf Grün umsprang. „Ich glaube, denen geht es schlechter als mir."

„Ganz offensichtlich", nuschelte Eliana und wandte ihren Blick aus dem Fenster, während die bunten Lichter der Stadt an ihr vorbeizogen.

„Das letzte Mal, als einer unsere Privatsphäre nicht respektiert hat, habe ich beide Augen zugedrückt und du hast deinen Job verloren", erinnerte er sie unnötigerweise.

„Klar, und es ist natürlich besser, wenn da demnächst ne Anzeige ins Haus flattert oder wir fett in der Klatschpresse stehen", gab sie bissig zurück.

„Hast du dir die mal angeguckt? Die sahen nicht so aus, als würden die das machen", sagte er lapidar. Sie runzelte skeptisch die Stirn.

„Was macht dich da so sicher?"

„Ich bitte dich, die haben beide selbst genug Dreck am Stecken, so, wie die ausgesehen haben", erwiderte er überzeugt. Eliana seufzte schwer.

„Und wenn die doch zur Polizei gehen? Oder irgendjemand das Ganze beobachtet hat?", hakte sie nach und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.

„Dann zahle ich denen halt ein paar Euro Schmerzensgeld", gab er lässig zurück.

„Und die Presse? Hast du mal daran gedacht, was für einen Rummel das geben könnte?", konterte sie überlegen und warf ihm einen finsteren Seitenblick zu. Er seufzte schwer.

„Meinst du, das weiß ich nicht? Aber wenn es um Menschen geht, die mir was bedeuten, kenne ich nichts..."

Unwillkürlich huschte ihr ein Lächeln übers Gesicht. Dann sank sie frustriert in den Sitz und atmete schwer.

„Und was machen wir jetzt?", fragte sie und schaute ratlos zu ihm herüber. Er drehte ihr stirnrunzelnd den Kopf zu.

„Wolltest du dich nicht für die Kinotickets revanchieren?"

Sie seufzte bedrückt.

„Keine Ahnung, wie du jetzt an sowas denken kannst."

Er zuckte mit den Schultern.

„Warum soll ich mich jetzt abfucken? Ich kann es ja eh nicht mehr ändern..."

Eliana sagte nichts, sah stattdessen wieder zum Fenster heraus. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Einerseits konnte sie verstehen, dass Farid die Sicherungen durchgebrannt waren, andererseits hatte sie Angst vor dem, was nun auf sie zukommen könnte.

Auch, als sie ein wenig später neben Farid im Bett lag, war sie so aufgewühlt, dass sie nicht in den Schlaf fand. Immer wieder drehte sie sich von einer Seite auf die andere, rollte sich irgendwann auf den Rücken und starrte an die Decke. Ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe, ganz egal, wie sehr sie sich bemühte, sie auszublenden.

Wenn sie nicht gerade darüber nachgrübelte, ob Farid wegen der Schlägerei in Schwierigkeiten geraten würde, schlich sich sein wütender Gesichtsausdruck von vorhin wieder in ihren Kopf. Noch nie hatte sie ihn dermaßen aufgebracht und aggressiv erlebt. Sie ertappte sich bei der Frage, wie es wohl den beiden jungen Männern nach seiner Attacke ging; auch, wenn ihr das, nachdem sie auch in ihre Privatsphäre so schamlos eingedrungen waren, wahrscheinlich egal sein sollte. Das letzte, woran sie sich erinnerte, waren ihre schmerzverzerrten Gesichter, ehe sie nach einer gefühlten Ewigkeit doch einschlief.

Als Eliana am nächsten Morgen die Augen aufschlug, drangen sanfte Sonnenstrahlen durch die Vorhänge und tauchten das Zimmer in ein warmes Licht. Müde drehte sie sich Farid zu. Als sie feststellte, dass er bereits aufgestanden war, stutzte sie. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Automatisch kehrten die Ereignisse des Vorabends in ihr Gedächtnis zurück. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie tatsächlich geradewegs in die nächste Misere hineingerutscht waren.

Kopfschüttelnd schob sie die schlechten Gedanken von sich, bevor sie sich einmal mehr darin verlieren konnte, und tastete nach ihrem Handy. Sie strich sich seufzend durchs Haar, als sie Mirellas Nachricht auf dem Display sah.

„Na, wie war euer Kinobesuch?", wollte sie wissen. Eliana biss sich auf die Zunge. Sie hatte ihrer besten Freundin davon erzählt, weil sie sich so über Farids Vorschlag gefreut hatte. Nun verzog sie missmutig das Gesicht.

„Super. Die Schlägerei im Parkhaus war besonders schön", kommentierte sie mit bissigem Unterton, entschied sich jedoch dazu, Mirella vorerst nicht zu antworten. Solch eine Sache wollte sie ihr lieber persönlich erzählen.

Mürrisch schlug sie die Bettdecke beiseite und krabbelte aus dem Bett. Dann ging sie ins Bad, um sich kurz frischzumachen, und machte sich anschließend auf die Suche nach Farid. Sie fand ihn am Esstisch. Er hatte die Vorhänge aufgezogen, nippte an seinem Kaffee und schaute nachdenklich in den verschneiten Garten hinaus. Auch ihn schienen die Ereignisse zu beschäftigen, obwohl er sich gestern noch so lässig gegeben hatte.

„Guten Morgen", begrüßte sie ihn leise. Er schaute zu ihr herüber. Noch immer lag eine gewisse Anspannung in der Luft.

„Morgen", lächelte er. „Wie hast du geschlafen?"

„Und du?", beantwortete sie seine Frage mit einer Gegenfrage und drückte ihm im Vorbeigehen einen Kuss auf.

„Ganz gut", behauptete er. Eliana wünschte, sie hätte dasselbe sagen können. Für einen Moment verschwand sie in der Küche, um sich ebenfalls einen Kaffee zu machen.

„Hast du später viel zu tun?", verwickelte sie ihn dabei in ein oberflächliches Gespräch, um den Morgen nicht direkt wieder mit dem gestrigen Vorfall zu belasten.

„Geht. Wollte trainieren, dann muss ich kurz twitchen und danach können wir was machen, wenn du willst", schlug er vor. Eliana, die gerade die Tasse in die Halterung des Automaten stellte, lächelte zufrieden.

„Woran hast du denn gedacht?", hakte sie neugierig nach und drückte auf den Knopf an der Maschine.

„Weiß nicht, könnten ne Runde spazieren gehen und uns zuhause einen Film reinziehen", überlegte er laut. Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Spazierengehen? Bist du sicher?"

Er zog die Augenbrauen hoch.

„Keine Sorge, heute schlage ich auch niemanden", versicherte er trocken. Sie seufzte schwer.

„Das ist nicht witzig, Farid...", sagte sie frustriert, dann schnappte sie sich ihren Kaffee, ging zu ihm und setzte sich ihm gegenüber. Er stieß sanft seinen Ellbogen gegen ihren.

„Ich versuche nur, die Stimmung aufzulockern", grinste er schief und entlockte auch ihr ein Lächeln. „Also... Was sagst du?"

Eliana gab sich geschlagen.

„Gerne."

Sie hatte gerade an ihrem Kaffee genippt, als ihr Handy zu klingeln begann. Flüchtig warf sie einen Blick darauf und biss sich auf die Zunge, als ihr Mirellas Name entgegenblinkte. Farid runzelte die Stirn.

„Was ist?", fragte er und musterte sie mit schief gelegtem Kopf.

„Das ist Mirella", antwortete sie. „Eigentlich wollte ich mich später in Ruhe bei ihr melden."

„Geh ruhig ran", ermutigte er sie und deutete mit einem Nicken auf das Smartphone. „Ich muss eh jetzt anfangen, damit wir später was zusammen machen können..."

Als er aufgestanden war, beugte er sich noch einmal zu ihr herunter und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann ließ er sie allein. Eliana biss sich zweifelnd auf die Zunge, als sie wieder auf das noch immer klingelnde Handy schaute. Ihr war nicht danach, ihrer besten Freundin nun die gesamte Geschichte zu erzählen. Dennoch nagte das schlechte Gewissen an ihr, weil sie sich länger schon nicht persönlich getroffen hatten und Mirella möglicherweise etwas auf der Seele lag. Kurzerhand nahm sie den Anruf doch entgegen.

„Hey...", flötete sie und sank gegen die Lehne des Stuhls. Dabei schaute sie in den verschneiten Garten hinaus, wo wilde Schneeflocken herumtanzten.

„Hey...", wiederholte Mirella. „Wie geht's dir?"

„Ganz gut, und dir?", schwindelte sie, strich sich durch die langen Haare und setzte ein Lächeln auf, um zumindest sich selbst davon zu überzeugen.

„Super, jetzt, wo ich deine Stimme höre", antwortete Mirella und klang dabei beinah euphorisch. Eliana zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Du klingst, als hättest du im Lotto gewonnen", kommentierte sie mit einem Hauch Ironie in der Stimme.

„Besser", erwiderte Mirella. „Ich habe nämlich vielleicht einen Job für dich. Erstmal nur für den Übergang, aber es reicht, um deine Miete zu bezahlen."

Eliana runzelte überrascht die Stirn.

„Echt?", fragte sie erleichtert. „Was denn für einen?"

Nach so ner Sache kann es eigentlich nicht schaden, wenn auch mal was Gutes passiert, oder? Was meint ihr?

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