31 | Auszeit
Cuties, danke an alle, die so fleißig in der "Mister Perfect macht Urlaub"-Geschichte abgestimmt haben. Ihr seid stabil... Hier gehts weiter mit dem nächsten Kapitel. Enjoy.
Eliana sank tiefer in die weichen Polster und streckte ihre Beine aus. Mit dem Handy am Ohr ließ sie ihren Blick durch Farids Wohnzimmer schweifen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Tut mir echt leid, dass es dir so schlecht geht."
Mirellas Stimme am andren Ende der Leitung war warm und mitfühlend. Auch, wenn ihre Kündigung bereits einige Wochen zurücklag, hatte Eliana noch schwer damit zu kämpfen, doch zum Glück war Mirella immer für sie da. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Elianas Lippen, während sie mit ihren Fingern über den weichen Stoff des dunkelblauen Jogginganzugs strich. Wenigstens waren seither keine neuen Fotos mehr aufgetaucht.
„Muss es nicht. Danke fürs Zuhören", sagte sie und streckte ihren Arm nach der weichen Kuscheldecke aus, die sie heute Nachmittag beim Aufräumen noch fein säuberlich zusammengelegt hatte.
„Sag das nicht ständig, ist doch selbstverständlich in einer Freundschaft", tadelte Mirella sie, während Eliana sich mit der Decke zudeckte.
„Naja, ich jammere euch jetzt wochenlang damit voll. Nicht jeder hat so viel Geduld wie Farid oder du. Und so kaltschnäuzig, wie Adrian mich rausgeschmissen hat, sollte ich dem Job keine Träne nachweinen. Farid sagt mir das immer wieder...", sagte sie und schaute bedächtig lächelnd in die Richtung, in die er vorhin nach dem Abendessen verschwunden war.
„Ich verstehe echt nicht, wieso du nicht zumindest übergangsweise bei ihm arbeiten kannst. Ich meine, irgendwas müssen die doch für dich zu tun haben", gab Mirella zurück, doch Eliana schüttelte entschieden den Kopf.
„Auf gar keinen Fall. Wir sind uns einig, dass wir das trennen wollen. Erstens besteht die Gefahr, dass sich das negativ auf unsere Beziehung auswirkt, und zweitens will ich mir nicht eines Tages von irgendjemandem unterstellen lassen, mich hochgeschlafen zu haben", stellte sie klar.
„Verstehe", erwiderte Mirella. „Wo ist Farid eigentlich?"
Eliana seufzte theatralisch.
„Streamt gerade live auf Twitch", erzählte sie.
„Und das guckst du dir nicht an?", hakte ihre beste Freundin neugierig nach. Eliana kratzte sich an der Stirn.
„Wieso sollte ich? Ich hab den schließlich schon lang genug am Tag um mich rum", spaßte sie. Mirella kicherte.
„Stimmt eigentlich; in letzter Zeit wohnst du ja praktisch fast bei ihm", stellte sie fest. Eliana lächelte. Es stimmte, was sie sagte. Nach ihrer Kündigung war ihr zuhause allein oft die Decke auf den Kopf gefallen, also hatte er ihr angeboten, häufiger bei ihm zu übernachten. Seitdem fuhr sie nur hin und wieder nach Hause, um neue Klamotten zu holen.
„Und das klappt echt gut. Wenn er seine Termine erledigt, Sport macht, sich über seine Album-Promo den Kopf zerbricht oder mit seinen Kumpels in der Shisha-Bar rumhängt, kann ich nach Jobs schauen, Bewerbungen schreiben oder Zeit mit dir oder meinen Eltern verbringen. Wir sehen uns häufiger, aber trotzdem ist es ein mehr oder weniger lockeres, zwangloses Zusammenleben, ohne, dass wir uns dazu verpflichtet fühlen, einander permanent zu bespaßen", erzählte Eliana.
„Aber ihr verbringt schon noch Zeit miteinander, oder?", fragte Mirella skeptisch. Eliana grinste.
„Klar. Aber wir sind einander nicht böse, dass jeder sein Leben lebt. Es fühlt sich einfach vertraut an, ihn in meiner Nähe zu wissen, und ich denke, ihm geht es genauso", antworte sie bereitwillig. Auch, wenn sie mit Farid vereinbart hatte, nicht zu viele Details über ihre Beziehung auszuplaudern, war sie der Meinung, dass sie bei ihrer besten Freundin durchaus eine Ausnahme machen konnte.
„Verstehe", sagte sie. „Macht ihr denn heute noch was zusammen?"
„Wahrscheinlich gucken wir die neue Staffel Lupin weiter", erzählte Eliana, strich sich durchs Haar und kuschelte sich in die weichen Kissen.
„Klingt entspannt. Sehen wir uns denn nochmal, bevor ihr wegfliegt?"
Eliana seufzte.
„Ich denke, das schaffe ich nicht. Morgen müssen wir schon packen, und im Gegensatz zu ihm werfe ich nicht ne halbe Stunde vorher irgendwas in den Koffer", grinste sie.
„Wahrscheinlich vergisst er dann die Hälfte", mutmaßte Mirella amüsiert. Eliana grinste. Gerade, als sie etwas erwidern wollte, tauchte Farid in der Küche auf und hantierte dort an den Schränken herum.
„Naja", fuhr Mirella lachend fort. „Hauptsache, er vergisst dich nicht."
„Dafür werde ich sorgen. Aber ich bin mir sicher, spätestens, wenn im Flieger niemand neben ihm sitzt, würde ihm das schon auffallen", sagte Eliana zuversichtlich. Farid horchte auf und schaute aufmerksam durch die Durchreiche zu ihr herüber.
„Hör zu. Ich muss jetzt leider auflegen. Aber wir können ja morgen nochmal telefonieren", schlug Eliana vor, während Farid wieder verschwand, jedoch nur Sekunden später im Wohnzimmer auftauchte.
„Machen wir", sagte Mirella, ehe sie das Telefonat beendeten. Farid, der neben ihr auf die Couch gefallen war, machte es sich an ihrer Seite gemütlich. Sie warf unterdessen achtlos das Handy in die Decke.
„Sollen wir weitergucken?", fragte er wie erwartet, während sie sich an seiner Brust anlehnte und ein wenig Decke über seine Beine warf. Sie nickte.
„Klar. Wir müssen ja fertigwerden, bevor wir wegfliegen."
Er runzelte die Stirn und musterte sie skeptisch von der Seite.
„Warum?", fragte er verständnislos.
„Weil ich sonst alles vergessen habe, bis wir wieder hier sind."
Er grinste schief.
„Übertreib mal nicht", forderte er, während er seinen Arm um ihre Taille schlang und seine Hand auf ihren Bauch legte. „Wir sind schließlich nur ein paar Tage weg."
„Und? Du weißt, ich hab das Gedächtnis von nem Eichhörnchen."
Er drehte ihr neugierig den Kopf zu. Seine Augen funkelten schelmisch.
„Suchst du auch Nüsse?"
„Oh mein Gott", nuschelte Eliana betont unangenehm berührt und rieb sich die Nasenwurzel. Er lachte belustigt auf.
„Du weißt doch, liefer mir einfach keine guten Vorlagen."
Eliana musterte ihn unbeeindruckt.
„Der war selbst für dich ziemlich flach, um ehrlich zu sein."
„Ich hab ja auch nie behauptet, dass ich Gangsterrapper mit Niveau bin", konterte er schulterzuckend, dann schnappte er sich die Fernbedienung und schaltete den Flatscreen ein.
„Außerdem könnten wir da auch weitergucken", fügte er hinzu. Sie zog skeptisch die Augenbrauen zusammen.
„Meinst du, wenn ich ein paar Tage mit dir irgendwo bin, wo wir einfach wir selbst sein können, wie ein ganz normales Pärchen, guck ich mit dir Fernsehen?"
Er legte den Kopf schief und musterte sie neugierig von der Seite.
„Was willst du denn mit mir machen?", fragte er und verstärkte seine Umarmung ein wenig. Sie lachte auf.
„Das jedenfalls schonmal nicht", sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Wie kann jemand so ein Drachen sein wie du?", fragte er und zog sie dichter zu sich heran. Während sie drauf loskicherte, startete er die nächste Folge.
Die Zeit bis zu ihrer Abreise verging wie im Flug. Es fühlte sich an wie ein Wimpernschlag, als am frühen Morgen des übernächsten Tages der Wecker klingelte. Verschlafen schlüpfte Eliana in einen kuschligen Hoodie und eine bequeme Leggings und huschte in die Küche, um ihnen eine Kleinigkeit zum Frühstück zu machen. Farid trug unterdessen das Gepäck nach unten. Nach einem kurzen Snack und einem Kaffee machten sie sich schließlich auf den Weg zum Flughafen.
Als Eliana ein paar Stunden später aus dem Flieger stieg, schaute sie sich freudestrahlend zu allen Seiten um. Bereits jetzt passte einfach alles; im Gegensatz zum winterlichen Deutschland war das Wetter angenehm mild, die Sonne schien am strahlend blauen Himmel und ihr wurde auf dem kurzen Weg vom Rollfeld zum Terminal so warm, dass sie bei der Gepäckausgabe bereits den Pullover auszog.
„Krass, wie schnell du mit deinen kurzen Beinen laufen kannst", grinste er schief, während sie sich den Pullover kurzerhand um die Hüften band. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen ins Gesicht.
„Vielleicht solltest du doch mal Beine trainieren; zumindest ein Bisschen. Dann häng ich dich auch nicht mehr so schnell ab."
Er lachte belustigt auf.
„Auf dem Laufband zieh ich dich locker ab", sagte er überzeugt, verschränkte demonstrativ die Arme und straffte seine Brust.
„Komisch. Sieht anders aus, wenn du dein Training live streamst und nach zehn Minuten schon zu Schnaufen anfängst", stichelte sie unbeirrt weiter.
„Weil ich auf der höchsten Stufe trainiere. Soll sich ja auch lohnen", erwiderte er. Sie schmunzelte.
„Hätte ich jetzt auch gesagt."
„Erzähl du mir mal lieber, wieso du heimlich meine Streams guckst", schoss er überlegen zurück.
„Oh, guck. Da vorne", lenkte sie vom eigentlichen Thema ab und deutete auf ihr Gepäck, das gerade auf dem Band aufgetaucht war. Farid beäugte sie flüchtig von der Seite, bevor er sich in Bewegung setzte. Nachdem er die Koffer vom Band genommen hatte, holten sie ihren Leihwagen ab. Anschließend machten sie sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft. Dieser führte durch Laurisilva-Wälder und wilde Felder, die wie farbige Puzzles ineinander übergingen.
Das kleine Landhaus mit atemberaubendem Strand- und Meerblick lag umschlossen von einem Pinienwald auf einem Hügel und war über eine Treppe unmittelbar mit dem Strand verbunden. Eliana lächelte verzückt und sog die salzige Meeresluft ein, als sie ausstieg und sich neugierig umschaute.
Anschließend folgte sie Farid nach drinnen. Neben dem geräumigen Schlafzimmer lag das Badezimmer mit Regenwalddusche und Badewanne. Auf der anderen Seite des Wohnbereichs befanden sich die Einbauküche und der Esstisch, um den vier Stühle herumstanden. Von überall hatten sie einen Zugang auf die Terrasse mit Pool und Meerblick. Die Bilder im Internet wurden dem Häuschen in keinster Weise gerecht.
Als sie das Gepäck ins Schlafzimmer gebracht hatten, trat sie auf die Terrasse hinaus. Ihre Haare wehten im Wind, als sie auf das türkisfarbene Meer schaute. Farid, der hinter ihr aufgetaucht war, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie dicht zu sich heran.
„Also, was machen wir mit dem angefangenen Tag?", fragte sie, fuhr zu ihm herum und sah ihm in die Augen. Er lächelte.
„Was hältst du davon, wenn wir runter ans Meer gehen?", schlug er vor. Sie grinste.
„Klingt toll. Ich zieh mir schnell meinen Bikini an", schwärmte sie. Dann verschwand sie vorfreudig lächelnd im Schlafzimmer.
Aw, ich freu mich richtig, dass die beiden endlich zusammen in Urlaub fahren. Haben sie sich verdient, oder? Und könnt ihr verstehen, dass sie nicht bei ihm oder für ihn arbeiten will?
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