25 | Pokerface

Cuties, hier gibts das neue Kapitel. Viel Spaß :)

Eliana setzte ihr bestes Pokerface auf, während Nia ein paar Schritte auf sie zumachte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Was war'n das grad?", fragte sie und schlich wie eine Raubkatze um sie herum.

„Was meinst du?", gab Eliana sich ahnungslos, um herauszufinden, wie viel Nia wirklich von ihrer Unterhaltung mit Farid mitbekommen oder ob sie die beiden lediglich beim Verlassen der Garderobe beobachtet hatte.

„Na, warum warst du da mit ihm drin?", bohrte Nia weiter, die Augen zu bedrohlichen Schlitzen verengt.

„Er wollte wissen, welchen Look ich für den Auftritt besser finde", log sie ungeniert.

„Ah, und da hast du ihm ne Stylingberatung gegeben?", kommentierte Nia bissig. „Wie nett von dir."

„Hör zu, Nia. Keine Ahnung, was du dir da einbildest, aber es war nicht so", schwindelte sie. Ihre Kollegin stieß ein verächtliches Schnauben aus.

„Ja, klar. Und an Weihnachten wirft Santa Clause mir Geschenke in den Kamin", erwiderte sie bissig und reckte ihr provokativ das Kinn entgegen. Eliana verdrehte die Augen.

„Okay, wenn du es wirklich so genau wissen willst: Wir haben darüber gesprochen, was wir dir als Dankeschön schenken können", machte sie einen weiteren Ablenkungsversuch. Nia stutzte. Es war offensichtlich, dass sie mit der Möglichkeit nicht gerechnet hatte. „Die Jungs haben gesagt, du hast dich immer so engagiert, dass sie dir eine Freude machen wollten. Aber jetzt, wo du mich gezwungen hast, es dir zu erzählen, ist es wohl keine Überraschung mehr..."

Nia schaute ihr einen Moment schweigend ins Gesicht. Elianas Mund wurde trocken, während sie ihrem prüfenden Blick standhielt. Als Nias Mundwinkel verräterisch zuckten, atmete sie innerlich erleichtert aus.

„Echt? Ihr wolltet mir was schenken?", fragte sie schief grinsend. „Das ist ja voll süß von euch. Und das, obwohl ich neulich so eklig zu dir war..."

Tatsächlich hellte ihr eben noch finsterer Gesichtsausdruck sich auf.

„Tut mir leid, da habe ich dir wohl Unrecht getan", entschuldigte sie sich. „Aber ich hab echt für einen Moment gedacht, zwischen euch würde irgendwas laufen."

Eliana lachte.

„Nee, niemals. Ich steh eh nicht so auf Proleten", grinste sie überzeugend und schob Nia zum Ausgang. „So, aber jetzt muss ich echt auf die Toilette...", log sie, um sie loszuwerden.

Als Eliana ein paar Stunden später in das weiche Hotelbett fiel, seufzte sie schwer. Der lange Tag steckte ihr in den Knochen, ihr Rücken schmerzte und ihre Beine taten weh. Sie sank erschöpft in die weichen Kissen, strich sich durch die dunklen Haare und zog ihr Handy zu sich heran. Nachdenklich warf sie einen Blick auf das Display, nur, um festzustellen, dass Farid sich noch immer nicht gemeldet hatte.

Nach seinem Auftritt war er schnell verschwunden. Also war sie nicht dazu gekommen, ihm von ihrer Begegnung mit Nia zu erzählen. Sie ertappte sich bei der Frage, ob er den Kontakt bewusst vermied oder einfach nur beschäftigt war. Schnaubend schaute sie zum Fenster in die sternenklare Nacht hinaus.

Doch nicht nur Farid beschäftigte sie. Auch das Gespräch mit Nia ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte versucht, die Begegnung mit Farid vor ihr herunterzuspielen und Nia zu beschwichtigen, damit ihre Kollegin keinen Verdacht schöpfte. Aber tief in ihrem Inneren nagten Zweifel an ihr. Sie fragte sich, wie lang sie ihre Beziehung noch geheim halten konnten und ob es nicht bloß eine Frage der Zeit war, bis sie aufflogen. Allein bei der Vorstellung daran zog ihr Magen sich schmerzhaft zusammen.

Um sich nicht länger den Kopf zu zerbrechen, klickte sie sich in ihre letzte Unterhaltung mit Farid.

„Hey... Was machst du? Können kurz reden?", tippte sie, schickte die Nachricht ab und wartete. Doch zu ihrer Enttäuschung blieben die zwei Häkchen grau. Seufzend ließ sie das Handy in die Daunen sinken und strich sich durchs Haar. Dann vibrierte ihr Smartphone plötzlich doch. Ihr Herz schlug schneller, als sie seinen Namen auf dem Display sah.

„Hey", begrüßte sie ihn, während sie sich in die Decke kuschelte.

„Hey... Wo bist du?"

Es tat gut, seine Stimme zu hören. Sie streifte sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Liege im Bett. Und du?"

„Ohne mich? Schämst du dich wenigstens?", machte er auf seine Art einen Versuch, das Eis mit einem flachen Spruch zu brechen. Sie schmunzelte unwillkürlich. Offenbar hatte er kein Interesse daran, weiter mit ihr zu streiten. Am liebsten hätte sie ihm angeboten, vorbeizukommen und sich dazuzulegen, doch sie waren heute bereits einmal beinah aufgeflogen und sie war der Meinung, dass das fürs Erste reichte.

„Nee, ich erhole mich noch von unserem Streit", antwortete sie.

„Das war doch kein Streit", widersprach er entschieden. „Ich habe dir nur gesagt, dass ich dich da nicht haben will."

Eliana seufzte.

„Was wäre so schlimm daran gewesen?", hakte sie nach.

„Ich will einfach nicht, dass irgendjemand dich in eine falsche Schublade steckt", gab er zurück. „Ist das so schlimm?"

Sie schüttelte den Kopf.

„Niemand hätte mich irgendwo reingesteckt, wenn ich mir das Konzert angeschaut hätte...", sagte sie überzeugt.

„Auf Auftritten hängen nur zwei Arten von Frauen rum; Familie oder Groupies, die abgeschleppt werden wollen. Die Leute können sich also denken, dass du entweder jemand bist, der mir nah steht, oder von mir flachgelegt werden will. Wie ich zu dir stehe, ist aber ganz allein meine Sache. Ich habe keinen Bock darauf, dass auch nur eine einzige Person sich fragt, wer du bist, oder versucht, herauszufinden, ob wir mehr miteinander zu tun haben. Meine Freundin geht nur mich was an und niemanden sonst", erklärte er. Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Wo du das gerade ansprichst...", seufzte sie frustriert. „Nia hat uns offenbar gesehen, als wir aus deiner Garderobe gekommen sind. Sie wollte wissen, worum es bei dem Streit ging, und ich habe behauptet, dass wir sie mit einer Kleinigkeit für ihre gute Arbeit überraschen wollen, damit wir nicht auffliegen...", erzählte sie und kaute nervös auf ihren Lippen herum.

„Scheiße, Alter", ächzte er. „Hat sie dir das abgekauft?"

„Denke schon", erwiderte Eliana nachdenklich. „Aber jetzt muss ich ihr irgendein beschissenes Geschenk besorgen, damit sie nicht doch noch misstrauisch wird..."

„Ich spreche mit Omar. Wir haben sicher noch ein paar Hoodies von der neuen Kollektion, die kannst du ihr geben. Kommt glaubwürdig", schlug er vor.

„Gute Idee", pflichtete sie ihm bei.

„Hör zu, es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Das war nicht meine Absicht", räumte er nun reumütig ein. Eliana nickte.

„Mir tut es auch leid, falls ich übertrieben habe mit meiner Stichelei wegen deiner blöden, sexistischen Kommentare beim Interview...", erwiderte versöhnlich.

„Ich war einfach unter Strom wegen dem Auftritt. Sonst hätte mich das wahrscheinlich gar nicht gejuckt", gestand er. Eliana lächelte sanft.

„Jetzt fänd ich es doch irgendwie schön, wenn du neben mir liegen würdest", offenbarte sie.

„Ich auch, glaub mir", erwiderte er zu ihrer Überraschung, statt wie erwartet irgendeinen blöden Spruch zu klopfen. „Aber sind ja bloß noch ein paar Tage, bis du mich wiederhast."

Sie lächelte vorfreudig.

„Gehst du jetzt schlafen?", erkundigte er sich. Sie nickte.

„Ja, ich bin echt todmüde."

„Glaub ich dir", sagte er. „Dann schlaf gut und träum was Schönes."

„Du auch... Gute Nacht."

„Und Eliana...?"

„Ja?"

„Das, was du da heute anhattest, hätte ich dir echt gern ausgezogen..."

Sie verdrehte lachend die Augen.

„Du kannst es nicht lassen, oder?", fragte sie ungläubig. Er lachte empört auf.

„Niemand hat dich gezwungen, einen Fetzen mit zwei Löchern anzuziehen, durch die du deine Beine stecken kannst", kommentierte er trocken. „Aber wenn du deine Reize schon so für mich in Szene setzt, beschwer dich nicht, dass ich ihnen erlegen bin."

Sie kicherte.

„Gute Nacht, Babe."

Na, das ist ja gerade nochmal gutgegangen, würde ich sagen. Wäre ja noch schöner, wenn Nia jetzt noch einen Grund hätte, zu nerven, oder? Und was sagt ihr zu seiner Erklärung? Könnt ihr ihn verstehen oder übertreibt er?

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