24 | Und die Moral von der Geschicht...

Cuties, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.

Sie wollte gerade etwas sagen, als ein paar Meter entfernt Farids Entourage zusammen mit Nico aus dem hinteren Bereich der Räumlichkeiten kam. Sie machten Witze über irgendetwas, zwei von ihnen lachten.

Als auch Farid aus der Künstlergarderobe trat, begann Elianas Bauch verräterisch zu kribbeln. Er trug ein lässiges, helles Shirt und eine dunkle Jeans, um seinen Hals hingen ein paar seiner protzigen Glitzerketten. Mittlerweile konnte sie diesen Vollproll kein bisschen mehr ernstnehmen, hinter dem er sein wahres ich versteckte. Omar entdeckte sie als Erster, löste sich aus der Gruppe und kam zu ihr herüber. Die anderen folgten ihm gemächlich.

„Hey, Eliana", sagte er und umarmte sie flüchtig. „Alles gut?"

„Ja, klar. Und selbst?", erkundigte sie sich.

„Schlechten Menschen geht's immer gut", antwortete Omar. Sie grinste schief.

„Ja. Kenn ich", schmunzelte sie, bevor sie zwei weiteren großen Männern die Hände schüttelte, ehe sie bei Farid angelangte. Der schaute aus seinen braunen Augen eindringlich auf sie herab und setzte sein bestes Pokerface auf. Der Duft seines orientalischen Parfums stieg ihr in die Nase.

„Hey. Alles klar?", fragte er geschäftig, dann reichte er ihr die Hand. Es fühlte sich seltsam an, nun so distanziert zu sein, obwohl sie sich sonst so nah waren. Ihre Finger kribbelten, als sie seine kurz berührten.

„Ja, alles gut. Bei dir auch?", wollte sie wissen.

„Sicher", sagte er lässig und sah ihr dabei einen kurzen Moment länger als nötig in die Augen. Ihre Knie wurden weich, als sie sich vorstellte, wie er, so wie sonst, seinen Arm um ihre Taille schlang, sie entschieden zu sich heranzog und ihr einen Kuss aufdrückte.

„Also, Jungs. Sollen wir was essen gehen?", fragte er nun in die Runde, wandte seinen Blick von ihr ab und musterte seine Entourage erwartungsvoll.

Eliana verschwand unterdessen zum Bürocontainer, um in Ruhe ein paar Dinge zu erledigen. Erst, als Nico sie in den Backstage-Bereich rief, kehrte sie dorthin zurück. Ihr Kollege erwartete sie auf einem der vielen Lounge-Sessel.

„Hey", grinste er. „Bock, gleich mit mir zu SSIO zu gehen?"

Eliana lächelte.

„Ich hab jetzt nichts mehr zu tun, also denke ich, die Chancen stehen gut", antwortete sie.

„Cool. Der reißt Live auf jeden Fall ab", erzählte er. Erst, als sie entspannt neben Nico in die Polster plumpste, entdeckte sie Farid, der nicht weit von ihr entfernt mit Noah in einer Ecke saß und ihm ein Interview gab.

„Ich komme gern mit", sagte sie an Nico gewandt und strich sich eine Haarsträhne nach hinten.

„Nice. Ich geh kurz nochmal pissen, dann können wir ja schonmal rübergehen", schlug er vor. Eliana nickte. Als Nico in Richtung Toiletten verschwunden war, drehte sie Farid ihren Kopf zu. Der war gerade in sein Gespräch mit Noah vertieft. Hinter den Kameraleuten stand Omar, der das Ganze aufmerksam verfolgte.

„Okay, alles klar. Dazu passt auch direkt die nächste Fanfrage...", hörte sie Noah sagen, ehe er kurz auf sein Handy schaute. „Worauf stehst du bei Frauen besonders?"

„Das werde ich tatsächlich oft gefragt. Also ich liebe Frauen, die nach dem Sex gerne Taxi fahren", sagte Farid lässig, ohne eine Miene zu verziehen. Noah nickte, während Eliana dem Impuls unterdrückte, die Augen zu verdrehen.

„Hast du eigentlich nen guten Anmachspruch?", hakte Noah nach. Farid zuckte mit den Schultern.

„Also bei mir funktioniert immer gut, wenn ich auf eine Frau zugehe und sage: "Ich bin reich, berühmt und muskulös, aber ich weiß nicht, ob ich dein Typ bin."

„Und wie ist da die Erfolgsquote?", hinterfragte Noah und zog neugierig die Augenbrauen hoch.

„Das musst du die Mütter deutscher Sprechgesangsartisten fragen", antwortete Farid, noch immer todernst. „Wahrscheinlich wissen einige da auch nicht mal, dass ich ihr Vater bin. Weil mein Motto ist ja: Und die Moral von der Geschicht: Nach dem Sex verpisst du dich."

Eliana schüttelte lautlos seufzend den Kopf. Sie fand sein Gehabe so affig, dass sie sich abwenden musste, um ihm nicht ins Gesicht zu springen. Eigentlich hatte sie geglaubt, sie wären weiter, doch sein Proletenimage brachte tatsächlich Mordgelüste in ihr hoch.

„So, ich bin so weit. Können wir?"

Nico, der inzwischen zurückgekehrt war, musterte sie erwartungsvoll.

„Klar", sagte sie, stand auf und rückte den Bund ihrer Shorts zurecht. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass Farid kurz zu ihr herüberschaute, sich dann jedoch wieder auf sein Gespräch mit Noah konzentrierte.

Als sie nach dem Konzert zurückkehrte, war er längst verschwunden. Da sie keine Lust auf sein proletenhaftes Gehabe hatte, machte sie einen großen Bogen um Farids Garderobe. Doch das Gelände war eben ein Dorf, also lief sie ihm nur kurz darauf vor dem Artist Catering in die Arme. Die dicken Ketten um seinen Hals funkelten mit der Uhr an seinem Handgelenk um die Wette.

„Hey, wie läuft's?", begrüßte er sie, als er vor ihr stehenblieb.

„Alles gut. Bei dir?", antwortete sie knapp.

„Auch. Wollte mir grad nen Pullover für den Auftritt holen. Kommst du mit?"

Sie warf einen flüchtigen Blick auf die protzige Uhr an seinem Handgelenk. Tatsächlich war er gleich dran. Der Tag war regelrecht verflogen.

„Okay", lenkte sie ein und begleitete ihn in Richtung der Garderoben.

„Wo bist'n vorhin hin verschwunden?", wollte er wissen, während sie auf die Tür zuliefen, hinter der sich sein persönlicher Bereich befand.

„Hab mir mit Nico den Auftritt von SSIO angeschaut", sagte sie.

„Aha. Und, wie war's?", fragte er mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.

„Ganz gut."

Als sie ihm nach drinnen gefolgt war, drückte er die Tür hinter ihr zu.

„Hier. Halt mal", forderte er und drückte ihr seine Ketten in die Hand. Sie musterte ihn von der Seite, während er sich das helle Shirt auszog und sich ein Dunkles griff.

„Ne vernünftige Begrüßung würde dir nicht wehtun", kommentierte sie trocken. Er hielt in seiner Bewegung inne und fuhr zu ihr herum. Die Augenbrauen zusammengezogen, schaute er ihr verständnislos ins Gesicht.

„Aber wir waren uns doch einig, dass wir das lassen, wenn wir draußen sind", erinnerte er sie an ihre Absprache.

„Ich weiß, aber wer sollte uns hier verpfeifen? Die Couch?"

Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. Er ließ das T-Shirt in seiner Hand sinken und machte einen Schritt auf sie zu. Dann schlang er seinen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich heran, so, wie sie es sich vorhin noch vorgestellt hatte. Ihre Lippen kribbelten, als er seine für einen Moment fest auf ihre drückte. Es war ein so gutes Gefühl, dass ihre schlechten Gedanken kurz verblassten. Doch kaum hatte sie sich an seine Nähe gewöhnt, lockerte er seine Umarmung auch schon wieder und streifte sich das dunkle Shirt über den Kopf. Anschließend schlüpfte er in einen schwarzen Hoodie und nahm ihr die Ketten wieder aus der Hand.

„Danke", sagte er, hängte sich den glitzernden Schmuck wieder um den Hals und betrachtete sich kurz im kleinen Spiegel, der an der Wand montiert worden war. „Wie seh ich aus?", fragte er, während er die Ärmel ein Stück nach oben schob.

„Ganz gut", sagte sie. Er lächelte.

„Ja, oder?", grinste er breit. Sie verdrehte die Augen.

„Okay, ja, du bist der Krasseste", nuschelte sie genervt. Er drehte ihr skeptisch den Kopf zu.

„Hast du schlechte Laune, oder was?"

Sie winkte ab.

„Nee", leugnete sie. Er musterte sie eindringlich und machte einen Schritt auf sie zu.

„Was ist es dann?"

Sie seufzte schwer.

„Keine Ahnung, Farid. Ich dachte einfach, wir wären weiter", antwortete sie leise. Er musterte sie noch immer verständnislos.

„Was meinst du?"

„Dieses affige Getue vorhin während dem Interview."

Für einen Moment sah er ihr ahnungslos ins Gesicht. Als er jedoch eins und eins zusammenzählte, verdrehte er die Augen.

„Ach, das meinst du...", winkte er ab.

Und die Moral von der Geschicht - nach dem Sex verpisst du dich", äffte sie ihn nach. Er lachte belustigt auf.

„Der war gut, oder?"

„Der war peinlich", korrigierte sie ihn trocken. Seine Gesichtszüge verhärteten sich.

„Okay, hör zu, ich muss jetzt auf die Bühne. Ich hab keine Zeit, mit dir über belanglosen Scheiß zu streiten", sagte er entschieden und drückte sich an ihr vorbei.

„Machen wir nicht. Aber du wolltest wissen, was los ist, und ich fand das einfach uncool."

„Und ich find uncool, dass du dich für irgendwelche Hurensöhne so hübsch gemacht hast", schoss er zurück und deutete dabei auf ihre knackige Shorts. „Aber ich sag ja auch nichts."

Sie musterte ihn einen Augenblick misstrauisch.

„Sag mal, hat dir die Sonne zu lang auf den Kopf geschienen, oder was?", zischte sie empört. „Wenn ich mich überhaupt für einen hübsch gemacht habe, dann für dich."

Er drückte sich unbeeindruckt an ihr vorbei.

„Wir klären das später. Ich muss los", sagte er. Damit schien die Diskussion für ihn beendet zu sein. Eliana atmete tief durch. Wahrscheinlich war jetzt tatsächlich ein ungünstiger Zeitpunkt, das Thema mit ihm auszudiskutieren. Dennoch gefiel es ihr nicht, dass er versuchte, sie dermaßen zu bevormunden. Das hatte er in Amsterdam schon versucht.

„Geh schonmal vor. Ich hole mir was zu trinken und komme dann nach", sagte sie, als er die Tür wieder öffnete. Er fuhr noch einmal stirnrunzelnd zu ihr herum.

„Wohin?", fragte er verständnislos.

„Na, zur Stage", antwortete sie. Er kniff die Augen zusammen.

„Auf gar keinen Fall kommst du da hin", erwiderte er entschieden. Sie schaute ihm irritiert ins Gesicht.

„Vielleicht will ich dich einfach unterstützen, weil du vor so vielen Leuten auftrittst und ich stolz auf dich bin?", gab sie ihm mürrisch einen Denkanstoß.

„Und das freut mich auch. Echt. Aber ich will nicht, dass du da rumhängst, wie so ein Groupie."

„Entschuldige, ich arbeite hier?", gab sie verärgert zurück.

„Ist mir egal. Ich hab keinen Bock, dass dich da jemand sieht."

Eliana schnappte nach Luft. Dass er schon wieder versuchte, ihr ihr Leben zu diktieren, machte sie wütend. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, war er im Flur verschwunden. Kochend vor Wut folgte sie ihm. Sie hatte gerade die Tür hinter sich zugezogen, als sie in ihrem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Farid hatte längst den Ausgang erreicht, während sie mit wild klopfendem Herzen zu Nia herumfuhr. Die stand nur ein paar Meter von ihr entfernt in einem der Türrahmen und nahm sie mit spöttischem Gesichtsausdruck abfällig ins Visier.

Ähm. Ja. Bruder. Muss los... Was sagt ihr zu der Auseinandersetzung der beiden? Wen könnt ihr verstehen, sie oder ihn? Oder beide? Und was geht da jetzt mit Nia?

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