23 | Summer Vibes

Cuties. Eigentlich gab es noch ein Teilkapitel vom Konzert, aber das habe ich gestrichen, weil es die Handlung nicht vorangebracht hat. Vielleicht lade ich es nach der Geschichte als Bonuskapitel hoch. Aber für dieses hier kann ich euch sagen: Ich hoffe, ihr habt Taschentücher mitgebracht. Ihr könntet sie brauchen, auch, wenn vielleicht aus einem anderen Grund, als ihr vielleicht gerade denkt :) Viel Spaß mit einem meiner Lieblingskapitel :)

Eliana strich sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, und ließ ihren Blick über das Festivalgelände schweifen. Die Sonne schien hoch am strahlend blauen Himmel, es war angenehm warm.

Vor der ersten der zwei großen Hauptbühnen hatte sich bereits eine riesige Menschentraube zusammengefunden, die dem nächsten Auftritt entgegenfieberte. Doch Eliana hatte keine Zeit, sich das anstehende Konzert anzusehen. Im Gegensatz zu den Festivalbesuchern hatte sie alle Hände voll zu tun und lief unentwegt hin und her. Ihr Handy klingelte in einer Tour und wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, Dinge zu koordinieren oder kurzfristig aufgetretene Schwierigkeiten zu lösen, nahm sie ihren Kollegen Arbeit ab, um sie zu entlasten. Auch jetzt war sie wieder unterwegs; diesmal zum Check-In, wo ein alter Bekannter auf sie wartete. Ihre letzte Begegnung war nicht gerade glücklich verlaufen, weshalb ihr Magen unheilvoll rumorte.

Doch trotz der ganzen Hektik hinter den Kulissen machte ihr der Job wahnsinnig viel Spaß und sie hätte ihn für kein Geld der Welt eingetauscht; ganz egal, wie oft Farid die schlechte Bezahlung hinterfragte.

Sie schob den Gedanken beiseite und schlängelte sich durch die vielen Menschen hindurch, die in Richtung Hauptbühne strömten, vorbei an den vielen Ständen, die neben allerlei Köstlichkeiten auch Hairstylings oder Klamotten anboten. Anschließend wandte sie sich einem der schwarz gekleideten Sicherheitsmänner zu, die das Rolltor neben der Bühne bewachten.

Dahinter erstreckte sich eine richtige kleine Festivalstadt, bestehend aus Parkplätzen für Künstler, Mitarbeiter und anderes Personal, ein medizinisches Versorgungszentrum, ein nur für Mitarbeiter zugänglicher Bereich mit eigenem Catering-Zelt und Sanitäranlagen, einem eigenen Bereich für die Künstler samt Backstage-Garderoben sowie die Bühnenaufgänge. Anfangs war es ihr schwergefallen, sich zurechtzufinden, doch mittlerweile lief sie die mit großen Zäunen und Stellwände abgetrennten Wege nahezu im Schlaf.

Als sie nur wenig später den kleinen Check-In-Container erreichte, an dem die Künstler ihre Bändchen abholten, und Noah dort mit ein paar anderen Jungs bepackt mit einem Haufen Taschen stehen sah, seufzte sie lautlos. Seit Farids Konzert vor einigen Monaten hatte sie ihn nicht mehr gesehen und konnte auch gut darauf verzichten. Dennoch setzte sie ein professionelles Lächeln auf.

„Hey, alles gut?", begrüßte sie ihn und streckte ihm höflich die Hand entgegen.

„Hey... Eliana, richtig?", hakte er nach, erwiderte zu ihrer Überraschung das Lächeln und schüttelte ihre Hand.

„Stimmt", sagte sie. „Also, wie kann ich euch helfen?"

Der Dunkelhaarige reckte sein Handgelenk in die Höhe.

„Bändchen haben wir schon. Kannst du uns zeigen, wo der Bus steht, in dem wir unser Equipment lassen können?", fragte er, noch immer lächelnd.

„Klar. Kommt mit", sagte sie, dann setzte sie sich in Bewegung. Noah und sein Team folgten ihr.

„Ist ja ganz schön was los", stellte Noah im lockeren Plauderton fest, während sie nebeneinanderher am Artist Backstage vorbeiliefen. „Bist du schon lang hier?"

„Seit heute Morgen", erzählte sie. Noah nickte anerkennend.

„Ist sicher hart, bis nachts auf den Beinen zu sein", kommentierte er.

„Noch geht's", antwortete sie. „Fällt mir auch kaum auf, weil ich so viel durch die Gegend laufe", ergänzte sie lachend. Er stimmte mit ein. Generell wirkte er sehr viel sympathischer als bei ihrer letzten Begegnung.

„Hast du überhaupt Zeit, dir Konzerte anzuschauen?", wollte Noah wissen und sah neugierig zu ihr herüber. Eliana schüttelte den Kopf.

„Bisher nicht. Aber bei the Weeknd will ich es heute Abend wenigstens versuchen", grinste sie.

„Seine Show wird bestimmt krass. Ist der eigentlich schon da?", fragte Noah. Sie schüttelte den Kopf.

„Kommt wahrscheinlich erst kurz vor seinem Auftritt", erzählte sie.

„Meinst du, wir können ein Interview mit ihm klären?", fragte er weiter. Eliana zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich geb dir gleich Nicos Nummer. Vielleicht kann er da kurzfristig was drehen und sein Management anhauen...", bot sie an.

„Das wär cool", sagte Noah.

„Ich hab euch schon eine kleine Ecke im Backstage organisiert. Da könnt ihr eure Interviews führen, wenn ihr die Leute abgecheckt habt", erzählte sie. Er lächelte.

„Nice, danke."

„Kein Problem. Ist ja auch besser, wenn es dafür einen eigenen Bereich gibt, wo ihr ungestört seid und euch keiner hochkant rauswirft", grinste sie schief und deutete auf einen kleinen Pfad, der vom Hauptweg wegführte. „Da geht's lang."

Kurz darauf erreichten sie einen großen Bus, der hinter einem hohen Zaun unweit der Hauptbühnen stand. Von hier aus hatten die Medienvertreter aus der oberen Etage einen direkten Blick auf die Bühne und konnten die Auftritte live mitverfolgen.

„Der Code ist 1214", erzählte Eliana und tippte ihn an der Tür ein.

„Danke", sagte Noah. Seine drei Begleiter betraten den Bus und stellten das Equipment ab.

„Sind noch ein paar andere Magazine da", fuhr Eliana fort. „Die haben es sich schon bequem gemacht. Aber ihr kennt euch ja alle..."

Noah nickte.

„Hör mal... wegen damals...", setzte er auf einmal ganz unerwartet an. Eliana runzelte skeptisch die Stirn.

„Ja?"

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. War ziemlich scheiße von mir, wie ich mich da verhalten hab. Ich bin eigentlich nicht so ein Arschloch...", sagte er zu ihrer Überraschung. Sie lächelte versöhnlich.

„Entschuldigung angenommen", erwiderte sie, in der Hoffnung, dass er sich zukünftig von einer angenehmeren Seite präsentieren würde. „Wenn ihr noch was braucht, meldet euch einfach. Habt ihr meine Nummer?"

Noah schüttelte den Kopf, dann zog er sein Handy hervor und sie diktierte ihm ihre Nummer. Anschließend machte sie sich auf den Weg zum Catering, in der Hoffnung, auf die Schnelle eine Kleinigkeit essen zu können, bevor der nächste Anruf kam.

Ein wenig später schob sie mit einem erleichterten Lächeln den Teller in die Mitte des Tisches und griff nach ihrer Cola. Sie nippte daran, dann ließ sie den Blick durch das Catering-Zeit schweifen, das für die Mitarbeiter des Festivals in einem abgesperrten Bereich aufgebaut worden war; von Medienvertretern über Crewmitglieder des Veranstalters oder Sicherheitsleute bis hin zu Stand-Jobbern. Einige von ihnen schwirrten herum wie emsige Bienen, andere hatten sich etwas zu essen geholt und sich allein oder in kleinen Grüppchen an die langen Biertische gesetzt. Der Duft der verschiedenen Gerichte lag in der Luft, ein sonores Stimmgemurmel erfüllte den Raum, stetig unterbrochen von klapperndem Geschirr.

Eliana genoss den kurzen Moment der Ruhe. Die ersten Festivaltage hatten ihr einiges abverlangt. Sie hatte kaum geschlafen und fand nur wenig Zeit, sich selbst mal einen Auftritt anzuschauen oder etwas zu essen. Umso zufriedener war sie, weil sie es nun doch geschafft hatte und kurz durchatmen konnte; auch, wenn keiner ihrer Kollegen Zeit gefunden hatte, sie zu begleiten.

Sie schnappte sich ihr Geschirr und das Glas, stand auf und brachte es zu einem der Wägen, bevor sie sich auf den Rückweg machte. Als sie ins Freie trat, strich sie sich die dunklen Haare nach hinten. Die strahlende Nachmittagssonne kitzelte ihre Haut. Sie zupfte am Saum ihrer Kreppbluse herum. Eine Seite hatte sie in den Bund der Jeansshorts gesteckt, der andere fiel lässig nach unten. Ob Farid das sportlich-elegante Outfit wohl gefallen würde, das sie mit einem Paar weißer Air Force kombiniert hatte?

Bei dem Gedanken an ihn schmunzelte sie unwillkürlich. Sie hatten sich in den letzten Wochen nicht so häufig treffen können. Umso mehr freute sie sich darauf, ihn heute endlich wiederzusehen; auch, wenn sie sich zurückhalten mussten, um nicht aufzufliegen. Ihre Lippen kribbelten, als sie sich an den letzten Kuss erinnerte, den er ihr zum Abschied gegeben hatte.

Schief grinsend schob sie sich die Sonnenbrille auf die Nase und machte sich auf den Weg in Richtung Artist-Backstage. Das teils offene, teils überdachte Areal war hinter hohen Zäunen verborgen und abgeschirmt vom Rest des Mitarbeiterbereichs gehalten. Dort besorgte sie sich noch ein Wasser an der Bar.

„Hey, da bist du. Ich hab dich schon gesucht."

Als sie herumfuhr, sah sie geradewegs in Nias Gesicht.

„Hey", lächelte sie. Zu ihrer Erleichterung hatte Nia sich nach den letzten Spannungen wieder eingekriegt und schien es ihr nicht nachzutragen, dass Adrian Eliana stellvertretend auf Reisen geschickt hatte.

„Wo bist du gewesen?", fragte Eliana. Nia winkte ab.

„Hör mir auf. Die 187ers haben mich auf Trab gehalten. Brauchten ein Golfcart, um damit übers Gelände zu heizen und haben kurzerhand die der Jungs gezockt, die damit die Getränke hin und herfahren", erzählte sie augenrollend. Eliana grinste.

„Klingt nach Spaß", kommentierte sie und lehnte sich gegen den Bartresen.

„War es auch. Die waren nämlich beleidigt, als ich ihnen gesagt habe, dass sie nicht einfach irgendwelche Fahrzeuge entwenden können", erzählte Nia kopfschüttelnd.

„Und dann?", hakte Eliana schmunzelnd nach.

„Hab ich ihnen einen gegeben und sie gebeten, die anderen wieder zurückzubringen", antwortete Nia. „Ende vom Lied: Sie sind damit so übers Gelände geheizt, dass der Wagen umgekippt ist. Zum Glück hat sich niemand ernsthaft wehgetan..."

„Immerhin", sagte Eliana anerkennend.

„Wenn man vom Teufel spricht...", nuschelt Nia. Als Eliana ihrem Blick folgte, sah auch sie die kleine Gruppe, die gerade den Backstage-Bereich betreten hatte.

„Sehen alle noch ganz gut aus", kommentierte sie anerkennend, während die Jungs der Rap-Kombo mit ihren Begleitern, die aussahen wie eine Mischung aus Shisha-Bar-Gängern, Bodybuildern und Bordellbesitzern, an ihnen vorbeischlenderten und schließlich eine Gruppe Loungesessel in Beschlag nahmen. Einer der beiden tätowierten Hünen ließ sich lässig in einen der Standstühle fallen. Als dieser unter seinem Gewicht nachgab und unter ihm zusammenkrachte, brachen die Jungs in schallendes Gelächter aus. Auch Eliana konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Ich schwöre bei Gott, ihr seid die Creme de la Creme der guten Manieren."

Erst jetzt bemerkte Eliana die kleine Dunkelhaarige mit den wilden Korkenzieherlocken, die hinter den Männern aufgetaucht war. Sofort fiel ihr das stylishe Outfit auf, das aus einem weißen Shirt, einer ausgefransten Jeansshorts und dazu passenden Air Force einer Limited Edition bestand. Eliana wusste es deshalb so genau, weil sie sie selbst unheimlich gern gehabt hätte, ihr aber das nötige Geld dafür gefehlt hatte.

„Entspann dich, Stummelbein, und nimm dir'n anderen Zwergenstuhl", kommentierte der Angesprochene trocken, während er sich aufrappelte und die Einzelteile des Stuhls zur Seite legte. Eliana musste sich angesichts seines Kommentars tatsächlich das Lachen verkneifen. Der Lockenkopf hingegen sah ihm unbeeindruckt ins Gesicht.

„Der zerstörte Zwergenstuhl passt gut zu deinem ausgeprägten Feingefühl, von Frieling", konterte sie schmunzelnd. Die Jungs lachten erneut und auch Eliana konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Die Schlagfertigkeit und die selbstbewusste Art der Unbekannten gefielen ihr. Sie tauschte einen kurzen Blick mit ihr aus und konnte förmlich spüren, wie sich eine gewisse Verbundenheit zwischen ihnen aufbaute.

Eliana drehte ihren Kopf wieder Nia zu, die genau wie sie die Situation einen Moment lang neugierig beobachtet hatte.

„Die mag ich", grinste Eliana leise.

„Cassie ist supernett", säuselte Nia und schaute noch einmal zu der Szenerie herüber. Die junge Frau mit den wilden Locken hatte sich gerade vom Rest der Gruppe abgeseilt und besorgte sich an der gegenüberliegenden Saftbar einen Drink.

„Kennt ihr euch gut?", hakte Eliana interessiert nach.

„Ich habe sie vor ein paar Monaten auf einem Konzert kennengelernt", erzählte Nia. „Sie ist echt cool drauf und hat einen ziemlich sarkastischen Humor, wie du gerade gemerkt hast. Wir haben uns gut verstanden und quatschen seitdem immer mal, wenn wir uns irgendwo sehen."

Eliana nickte verständnisvoll und beobachtete Cassie einen Moment, die lässig an der Saftbar lehnte und an ihrem frisch gemixten Drink nippte. Dann machte sie sich wieder auf den Rückweg zu den Männern am Nebentisch. Als sie Nia bemerkte, blieb sie jedoch vor ihr stehen.

„Tut mir echt leid, dass die Jungs sich so selbstverständlich an eurem Fuhrpark bedient haben", sagte sie und schenkte Nia einen reumütigen Augenaufschlag. „Ich hoffe, du kriegst deshalb jetzt keinen Stress."

Nia winkte ab.

„Nein, Quatsch. Alles gut", versicherte sie. „Hauptsache, niemand hat sich ernsthaft verletzt. Das wäre viel schlimmer."

Cassie machte lässig eine wegwerfende Handbewegung.

„Mach dir keine Sorgen. Die sind hart im Nehmen", kommentierte sie grinsend.

„Ich kann dich hören, Locke...", kam von irgendwo her eine mahnende Stimme. Cassie verdrehte schmunzelnd die Augen. Dann fiel ihr Blick auf Eliana.

„Wir kennen uns noch nicht, oder? Ich bin Cassie", stellte sie sich vor und reichte ihr freundlich lächelnd die Hand. Eliana erwiderte es. „Eliana."

„Arbeitest du auch für Urban Beats?", fragte sie neugierig und legte den Kopf schief. Ihre meeresblauen Augen funkelten in der Sonne.

„Ja, genau", antwortete Eliana, dann deutete sie mit einem Nicken auf die Schuhe. „Die sind echt der Hammer."

Cassie grinste und hob kurz den Fuß, um den Sneaker besser zur Geltung zu bringen.

„Ich liebe sie auch sehr", sagte sie beinah ehrfürchtig.

„Krass, dass du überhaupt ein Paar bekommen hast", sagte Eliana. „Waren ja fast in der Sekunde ausverkauft, in der sie rausgekommen sind."

„Sagen wir mal, jemand hat ein gutes Wort für mich eingelegt", grinste Cassie verschmitzt und schaute kurz zu den Jungs herüber. „Ich gehe mal besser wieder rüber, bevor noch mehr zu Bruch geht", fügte sie dann trocken hinzu, nippte an ihrem Drink und gesellte sich wieder zu den Jungs am Nebentisch.

Nia schmunzelte. Sie wollte gerade etwas sagen, als ein paar Meter entfernt Farids Entourage zusammen mit Nico aus dem hinteren Bereich der Räumlichkeiten kam.

Ich hoffe, ihr habt euch über den kleinen Cameo-Auftritt gefreut. Ich konnte irgendwie nicht anders... Und ja, ich weiß, Cut ist wieder scheiße. Aber ich wär ja nicht ich, wenn ich es nicht wenigstens hin und wieder mal versuchen würde. Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top