7. Kapitel
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Im Menschen sind Tiefen, die bis in die unterste Hölle hinabreichen, und Höhen, die bis in den höchsten Himmel ragen.
Thomas Carlyle
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Scheiße, scheiße, scheiße,... ich habe nichtmal sehen können, wer dafür verantwortlich war, denn der Typ da unten, hatte keinen Finger gerührt. So musste es sein: es musste noch eine zweite Person hier sein.
Dass der Kerl dort unten nicht von meiner Kugel getötet wurde, verbann ich erst einmal aus meinen Gedanken...
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Scheiße, sie musste hier weg. Das war eine Ausnahmesituation und viel zu gefährlich.
Sie packte ihr Scharfschützengewehr in Windeseile zusammen. Penibel darauf bedacht, die Zielperson nicht aus den Augen zu lassen. Doch die rührte sich kein bisschen.
Auch bei den zwei Männern von Devin war keine Regung auszumachen. Sie mussten tot sein...
Sie schulterte ihre Sachen und machte sich vorsichtig daran, den Rückzug anzutreten.
Es gab genau 3 Ausgänge. Eine Feuertreppe, die geradewegs zu der Gasse führte, in der sich immer noch ein regloser Mann und zwei Tote befanden. Die Haustür, die auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse endete, und das Dach des Wohnkomplexes, von dem aus man ein anderes Häuserdach erreichen konnte.
Sie entschied sich für die dritte Variante, da es zu riskant war, nach unten zu gehen.
Sie lief los.
Im fünften Stock gab es eine ausklappbare Dachluke, durch die sie sich vorsichtig nach oben zog.
Sie schaute sich aufmerksam um, bevor sie sich über den Rand schwang und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Dach landete.
Sie suchte sich Deckung hinter einem alten Lüftungsrohr.
Die Luft war rein, wie es schien.
Sie lief geduckt weiter ans andere Ende des Daches und wollte gerade, um das nächste Lüftungsrohr rennen, als sie wie angewurzelt stehen blieb.
Keine zehn Meter vor ihr stand ein gut aussehender, breitschultriger Mann, der sie gehässig angrinste.
Sofort machte sie einen Sprung zurück hinter das Lüftungsrohr und zog ihre Beretta hervor.
Ein tiefes, böses Lachen ertönte und sie sah sich nach einem anderen Fluchtweg um.
„Du hast keine Chance vor mir davon zu laufen Schlampe, also versuch es erst gar nicht.", redete er gehässig und mit einer Arroganz, die mir eine Übelkeit bereitet.
Also waren sie doch zu zweit. Doch wo war der andere der beiden? Er müsste doch schon längst hier sein, wenn die zwei zusammen arbeiteten.
„Es war wirklich amüsant zuzusehen, wie du dachtest , alles im Griff zu haben. Fast schon zu köstlich."
„Wer bist du?", stieß sie zischend aus, blieb jedoch in geduckter Haltung hinter dem Lüftungsrohr.
Es gab genau zwei Möglichkeiten für sie: Ihn töten und somit aus ihrem Fluchtweg räumen, oder zurück laufen und dem anderen Kerl in die Arme laufen.
Sie saß verdammt noch mal in der Klemme.
Zum ersten Mal bereute sie, ihr eigenes Ding immer durchziehen zu wollen.
„Komm schon! Versteck dich doch nicht vor mir, mein Täubchen. Ich werde dir schon nichts tun,... noch nicht.", wieder ertönte ein gehässiges Lachen.
Ok, ihr reichte es! Ja, sie saß in der Falle! Und ja, es stand nicht gut für sie. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Von nix und niemanden. Sie hieß nicht umsonst Cherry.
Mit einem Hechtsprung gab sie ihre Deckung auf, zielte, schoss im Flug und landete mit einer anmutigen Rolle hinter dem nächsten Lüftungsrohr.
Wieder ertönte ein Lachen und ließ ihr einen Kloß im Hals hängen. Sie verfehlte nie, verdammt! Warum lachte er noch unberührt. Hatten die zwei etwa Super-Ganzkörper-Schusswesten an,... wenn es sowas überhaupt gab.
Sie schielte um das Lüftungsrohr und sah ihn ungerührt zu ihr schauen.
Was zum...!
„Langsam wird das Spiel langweilig...", ertönte ein gespielt hinterhältiges Gähnen von ihm.
Mein Herz raste und meine Gedanken kreisten wie wild umher. Irgendetwas musste es doch geben, dass...
Plötzlich ging die Luke auf ,durch die sie auf das Dach gekommen war und der Partner des einen trat auf das Dach.
„Herr, ich..."
Weiter kam er nicht, denn plötzlich brach er zusammen und zuckte unkontrolliert auf dem Boden.
Ich starrte ihn wie gebannt an.
Dann war er still.
„Er hat mich genervt. Ich habe keine Verwendung mehr für ihn.", sprach der Mann hinter ihr.
Wie...?
Er hatte ihn nicht mal berührt, noch hatte sie irgendetwas auf den, jetzt anscheinend Toten, zufliegen sehen.
Sie schielte wieder um das Rohr und betrachtete den Mann. Perfekt sitzender Anzug, breite Schultern, hellbraune Haare, eiskalte graue Augen. Ein grausames Lächeln zierte sein, durch eine einzige, riesige Narbe, verunstaltetes Gesicht.
„So nun zu dir!", sprach er in belustigtem Ton.
„Weißt du, ich musste dich hier her locken, um dich aus dem Weg räumen zu können. Nichts Persönliches. Vielmehr geht es mir um Devin und wie mir scheint liegt ihm Etwas an Dir...", er legte eine Pause ein und ich hielt die Luft an.
Immer noch machte er keine Anstalten mir näher zu kommen, weswegen ich hinter meinem Versteck verharrte.
„Ich würde dir natürlich erläutern, warum und weshalb und wieso, einfach nur um das Grauen, bevor ich dich töte zu steigern, jedoch habe ich keine Zeit für Spielchen und deswegen..."
Plötzlich erfasste sie eine starke Windböe von der Seite, die sie von den Füßen riss und aus ihrem Versteck zerrte.
Was zum...!
Bevor sie auch nur irgendetwas erwidern konnte, fühlte sie ihn Näherkommen. In einer überaus hohen Geschwindigkeit, hob er sie am Hals hoch und schleuderte sie von sich.
Sie rollte sich röchelnd ab und stand wieder auf.
Keine zwei Sekunden später, stand er wieder vor ihr, jedoch war sie dieses Mal darauf vorbereitet und ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie ihren handgefertigten Dolch hervorschnellen.
Sie hörte reißenden Stoff, bevor sie sich mit einem Rückwärtssalto aus seiner Reichweite manövrierte.
„Interessant...", stieß er ein wenig ungläubig aus und hielt seinen Arm in die Höhe, um die klaffende Wunde zu betrachten, die sie ihm zugefügt hatte.
Was war denn bitte daran interessant, dass ein Messer Verletzungen verursachte?
Sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern drehte sich um und lief auf die Luke zu, durch die sie hier hoch gekommen war.
Doch bevor sie dort ankam, wurde sie am Pferdeschwanz gepackt und nach hinten gezogen. Mit einer elleganten Drehung hielt sie seine Hand, die sich in ihre Perücke gekrallt hatte, fest. Ein Knacken ertönte und ein zischender Laut verließ seine Lippen.
„Es reicht!", donnerte er und holte zum Schalg aus.
Sie versuchte sich zur Seite zu drehen, jedoch erwischte er sie mit seiner Faust am Wangenknochen und schleuderte sie zur Seite.
Autsch!
Verdammter Penner!
Sie ging in die Hocke und streckte ein Bein von sich, als er wieder auf sie zukam.
Komisch,... waren seine Augen vorhin nicht noch grau?
Jetzt sahen sie aus, als würde ein wütender Sturm darin tanzen und funkelten in leuchtenden Blau.
Er holte mit seinem Fuß aus, verfehlte sie jedoch als sie wieder aus seiner Reichweite sprang.
Plötzlich donnerte es Ohrenbetäubend und es fing an, wie aus Eimern zu schütten. Na toll! Auch das noch. In Null Komma Nichts war sie klitschnass.
Langsam wurde sie wütend.
Niemand vereitelte ihre Pläne!
Niemand beleidigte sie oder nannte sie Täubchen!
Niemand machte sich über sie lustig!
Und verdammt nochmal niemand schlug sie!
Brennende Wut fuhr durch ihren Körper und sie drehte sich mit solcher Kraft um und holte aus, dass sie kaum spürte, wie der Dolch Sehnen und Muskeln durchschlug.
Ein Keuchen kam von ihrem Gegenüber.
„Glaubst du wirklich, du kleines Menschlein, könntest mich,...", röchelnd brach er ab und sie stand vor ihm, die Hand immer noch an dem Dolch der in seiner Brust steckte.
Mit einem Ruck zog sie ihn heraus und Blut spritzte ihr entgegen.
„Was... das kann nicht sein,...", kam ihm über die Lippen, während er seine klaffende Wunde in der Brust zuhielt. Dann brach er zusammen und sie sah nach Luft ringend auf den nun am Boden liegenden Leichnam. Sie stützte ihre Hände auf ihre Knie und holte immer und immer wieder zitternd Luft. Was zur Hölle ging hier eigentlich ab?!
Ein lautes Klatschen ertönte hinter ihr.
Sie erstarrte...
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!🤗
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