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Ich blickte zu Jesse, dann zu Med. Ohne ein Wort zu sagen, doch sie verstanden mich trotzdem. Sie waren die Menschen in meinem Leben, für die es keine Worte bedurfte, um mit ihnen sprechen zu können. Und ich war so verdammt froh, sie an meiner Seite zu wissen.

Ich schaute zu Moira und ich wusste auch sie hatte verstanden, welche Entscheidung ich getroffen hatte. "Ich kann so nicht weiterleben", meinte ich nur erklärend und griff dabei unauffällig nach einer Tinktur in der Seitentasche meines Rucksacks. 

Moira blickte mich nur traurig an und nickte leicht. "Wenn du es herausfinden solltest, dann weißt du warum ich tue, was ich tue und wirst dir wünschen, dass ich erfolgreicher gewesen wäre und wenn du es nicht herausfinden solltest, dann wirst du zwar immer diese Ungewissheit spüren, aber du wirst sicher sein. Wir alle werden sicher sein." Langsam rappelte sie sich auf. "Es tut mir leid, Ty. Ich wollte das nie." Mit diesem Worten sammelte sie wabernde blau knisternde Magie in ihren Händen und ich glaubte nicht, dass sie diesmal nur mit Illusionen um sich schmeißen würde. Diesmal würde es ernst werden. Es war nicht so, dass ich gegen sie kämpfen wollte, aber ich würde es tun, wenn sie mich aufhalten wollte.

Ich verstand ihre Gründe nicht, doch sie wollte mich um jeden Preis davon abhalten, herauszufinden wer ich war. Doch ich konnte es jetzt nicht einfach auf sich beruhen lassen. Dafür war es längst zu spät.

Neben mir verwandelte sich Jasse so unvermittelt in eine lebendige Flamme, dass ich vor Schreck kurz zusammenzuckte. Er merkte es natürlich und grinste selbstgefällig. Idiot und Angeber! Er sammelte das Feuer in seinen Händen und schleuderte es in einem weiten Strahl auf Moira. Diese erschuf mit einer Kreisbewegung ihrer Hände einen blauschimmernden Schild, an dem die Flammen erloschen. Kaum waren die Flammen erloschen, verschwand das Schild und Moira griff  mit ihrer blauen Magie an.

Sie schleuderte gleich mehrere blaue Magiebälle in unsere Richtung. Sie zischten vor Energie und rasten mit rasantem Tempo auf uns zu. Schnell rollte ich mich nach rechts ab um dem knisternden Energieball auszuweichen, der direkt in meine Richtung flog. Im Fall griff ich zur Gegenwehr an und warf die Tinktur, die ich in meiner Hand hielt. Ich hatte Glück und traf direkt ins Schwarze. Die Tinktur zerplatze direkt zu Moiras Füßen und ein orangener Nebel stieg aus den zerborstenen Scherben hervor.

Moira sprang schnell einen Satz zurück, doch es war zu spät. Langsam und unaufhaltsam erstarrte sie zu Stein. Ich nahm mir kurz die Zeit um mich selbst zu loben, denn es war wirklich nicht leicht gewesen dieses Wundermittelchen herzustellen. Ich hatte die Tinktur aus dem Gift von Meds Schlangenhaaren gewonnen, was allein schon eine große Herausforderung dargestellt hatte. Ein paar Schlangenbisse und einige Explosionen später hatte ich es schließlich geschafft gehabt, doch bis heute hatte sich keine Gelegenheit geboten die Tinktur auch wirklich auszuprobieren. Es hatte sich einfach keine freiwillige Versuchsperson finden wollen. Komisch oder? Leider hielt die Wirkung, wie ich glaubte, nur für wenige Minuten an. 

Schnell rappelte ich mich vom Boden auf. "Ist jemand verletzt?" fragte ich sorgenvoll in die Runde. 

Ein schmerzhaftes Stöhnen kam von Fyra. Ihr rechter Arm hing schlaff an der Seite herunter, doch ich konnte keine Wunde ausmachen.

"Geht schon", sagte sie. "Ich glaube, dass waren nur Erstarrungsenergiebälle", meinte sie und versuchte ihren Arm zu bewegen, was nun wirklich nicht klappte. Er hing einfach weiter nutzlos zur Seite herunter. Ich nickte und wollte gerade weitere Tinkturen aus meinem Rucksack holen, um mich auszurüsten, als Wonder mich zurückhielt.

"Wir werden Moira aufhalten. Geh du zu dem Fluss!" meinte sie. "Wir schaffen das schon allein." Die Anderen nickten zustimmend und formatierten sich zum Kampf.

"Seid ihr euch sicher?" fragte ich ein wenig überrascht und zweifelnd.

"Ja", meinte Wonder bestimmt. "Geh du und trinke dieses Wunderwasser, bevor du es nicht mehr kannst! Und beeil dich, ich weiß nicht, wie lange wir sie aufhalten können. Ich schätze sie ist unglaublich stark."

"Ich komme mit dir mit", meinte Jasse und sofort sagte Med:" Ich auch! Wer weiß welche Gefahren zwischen dir und Mnemosyne noch lauern."

"Ihr habt recht", gab ich zu, obwohl ich sie nur ungern hier zurückließ. "Aber dann sollten wir uns jetzt beeilen. Die Tinktur hält wahrscheinlich nicht ewig an. In ein paar Minuten wird sie, glaube ich, wieder kampffähig sein", erklärte ich ihnen.

Wonder nickte und griff nach dem riesigen Schwert, dass sie immer auf ihrem Rücken trug. Auch Clyde griff nach seinem übergroßen Albtraumschwert, das von einem schwarzen wabernden Nebel umgeben war, während Kaleb sich für Erste mit seinem Bogen begnügte und Fyra vor Aufregung nur ein paar Gänseblümchen verströmte. Nun ja, aber sie war schließlich entschuldigt. Mir ihrem Arm konnte sie nicht mehr viel ausrichten. Der Anblick, Fyra ausgeschlossen, bereitete mir Sorgen. "Aber bitte tut ihr nicht ernsthaft etwas. Trotz allem ist sie meine Schwester. Ich weiß ganz genau, dass sie in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hatte."

"Wir geben unser Bestes", grinste Wonder kampfeslüstern. Als Tochter des Ares bereitete ihr das wahrscheinlich unheimlich viel Spaß. "Und jetzt verschwindet, bevor sie wieder erwacht! Und erinnere dich endlich, Ty! Ich bin so gespannt, wer deine Mutter ist."

Ich rannte, so schnell ich nur konnte, immer weiter in Richtung des Flusses Mnemosyne. Dem Fluss, der mir meine Erinnerungen zurückbringen sollte. Kurz vor mir rannte Med. Sie hatte ihr Kopftuch verloren, sodass die Schlangen auf ihrem Kopf wütend hin und her zuckten. Neben mir rannte Jesse. Sein Körper glühte immer noch in der Dunkelheit, sodass wir wenigstens den Weg vor uns erkennen konnten. Ich hörte in der Ferne hinter uns immer noch die Kampfgeräusche und Moiras wütende Schreie, dass ich auf sie hören sollte. Doch ich konnte meiner Schwester nicht glauben. Mein Innerstes schrie förmlich, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit sagte. Und so rannten wir weiter durch die undurchdringliche Schwärze, der nächtlichen Hölle. Mit meiner Schwester im Rücken und einer ungewissen Zukunft vor uns.

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Hallo Leute,

ich wünsche euch allen ein frohes Neues Jahr und hoffe ihr hattet alle einen tollen Start in das Jahr 2018:) Ich starte das Jahr hier mit einer kleinen Vorwarnung für euch. Bis zum Ende dieses Buches wird es nicht mehr sonderlich viele Kapitel geben, aber der zweite Teil der Geschichte ist schon in Planung:)

Schreibt mir sehr gerne eure Spekulationen in die Kommentare. Ich finde das immer sehr interessant. Was meint ihr, was ist Taylor: Halbgöttin, Göttin oder vielleicht sogar ein Monster, wie Med? Und von wem stammt sie wohl ab, dass sie das auf keinen Fall erfahren darf? Glaubt ihr an ein Happy End oder nicht? Bin sehr gespannt auf eure Meinungen!

Liebe Grüße, Horizon



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