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Geschickt wurde ich von der Ersten, um zu warnen, die Deinen. Kind musst du beweisen dich vor ihr, deiner Mutter. Auferstanden nach langer Zeit, wiedergekehrt an den Ort an dem sie herrschte bevor die neue Ordnung kam. Finde sie dort, wo sie schon immer war. Verhindere das Unglück, dass in dir selbst schlummert. Finde sie bevor es dich selbst verschlingt. IHR ZEICHEN TRÄGST DU!

Taylor, säuselte eine sanfte seltsam bekannte Stimme in meinem Kopf. Taylor du musst dich beeilen. Du hast nicht mehr viel Zeit. Finde mich!

Unruhig erwachte ich aus meinem Schlaf. Verwirrt schlug ich meine Augen auf. Dicke schwarze Flocken flogen vom rot eingefärbten Himmel hinunter auf mein Gesicht. Schwarzes Ruß, dass vom Himmel schneite. Ich brauchte einen kleinen Moment bis ich wieder wusste, wo ich überhaupt wieder war. In der Unterwelt. Die anderen schliefen noch tief und fest, bis auf Jesse, der Wache hielt und mich neugierig betrachtete. Langsam stapfte ich auf ihn zu, bemüht niemanden der anderen zu wecken.

"Sieht es so hier unten aus, wenn es schneit?" fragte ich ihn leise.

"Wer weiß", flüsterte er. "Es ist magisch." Ja, das war es wirklich. Unheimlich, aber auf eine mir nicht ganz bewusste Art wunderschön.

"Ja, das ist es." Ich setzte mich sachte neben ihn. "Wie viel Uhr ist es?"

"Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, ob es hier unten so etwas wie Zeit gibt. Ich schätze Kaleb ist vor ungefähr zwei Stunden schlafen gegangen. Bald müsste die Dämmerung einsetzten."

Ich nickte, mehr zu mir selbst, als ihm zuzustimmen. "Hast du mit Fyra geredet?" fragte ich ihn zögernd. Es kostete mich einiges an Überwindung ihm diese einfache Frage zu stellen. Ich musste es jedoch wissen, obwohl ich mich vor seiner Antwort fürchtete oder wohl eher davor, dass er wieder einen Rückzieher machte, wie er das immer tat.

"Tay, ich verspreche dir ich werde es tun. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen. Wann hätte ich es denn auch tun sollen? Gestern Abend, als wir alle beisammen gesessen hatten?"

"Schon gut, Jesse", sagte ich enttäuscht. Gut, er hatte ja Recht. Es wäre nicht fair gegenüber Fyra, sie vor versammelter Mannschaft abzuservieren und die Nymphe hatte es bisher anscheinend auch nicht gerade leicht gehabt in ihrem Leben. 

"Tay, schau mich an", widerwillig hob ich den Blick und sah ihm in die Augen.  "Ich werde dich diesmal nicht enttäuschen, das verspreche ich!"

Ich seufzte, wenn er sich da mal nicht verrannte, aber ich wusste nur zu gut, dass Jesse keiner war der leichtfertig irgendwelche Versprechungen machte. Er war ein ehrlicher Kerl, das hatte ich immer am Meisten an ihm geschätzt. 

Ich nickte leicht und drückte seine Hand, mehr Zustimmung konnte ich ihm in diesem Moment nicht geben. Mein Blick wanderte sich wieder nach oben, in den wolkigen Himmel der Unterwelt, von dem die Rußflocken immer noch wie Schnee herunterregneten. Selbst das Geschrei der Verdammten war verstummt und es herrschte eine angenehme Ruhe. Ja, das war ein magischer Augenblick. Ohne mein Zutun sank mein Kopf auf Jesses Schulter, während ich das Schneetreiben, um uns herum betrachtete.

Doch der Moment wurde urplötzlich von einem lauten Gebrüll unterbrochen. Ertappt fuhr mein Kopf von Jesses Schulter hoch. Ich richtete mich blitzschnell auf, um herauszufinden von was dieses Urgebrüll kommen konnte. Auch Jesse griff nach seiner Wache und die noch schlafenden waren spätestens beim zweiten lauten Brüller wach. Was zum Hades veranstaltete so einen Krach? Ich konnte es nicht zuordnen, doch dieses laute ohrenbetäubende Gebrüll kam mir auf komische Weise bekannt vor. 

Und dann sah ich es. Eine lederne schwarze Haut umspannte die weit ausgebreiteten Flügel des Drachen, der direkt auf unser kleines Lager zuschoss. Es war unverkennbar der Drache, der mich und Wanta verfolgt hatte, dass wusste ich in dem Augenblick, in dem ich ihn sah. Diese rotglühenden Augen vergaß man nicht so schnell. Verfolgte er mich etwa?

Sein Gebrüll donnerte über den Wüstenboden und brachte ihn zum Beben. Der Drache breitete, wenn überhaupt möglich seine Flügel noch weiter aus und setzte zum Sturzflug an. Ich schluckte, wir hatten hier so gut wie gar keine Deckung außer der Felsformation in unserem Rücken. Und die versprach auch nicht wirklich viel Schutz vor dem Ungeheuer. 

Der Drache stieß auf uns zu und nur im letzten Moment konnte ich zur Seite springen, sodass sein riesiges Maul mich verfehlte. Verärgert gluckste der Drache und startete ein geschicktes Wendemanöver. Ich zog schnell meine beiden Dolche und warf sie beide gleichzeitig auf den schwarzen Drachen. Ich hatte auf die Augen gezielt, aber als die Dolche das Monster eigentlich hätten treffen sollen, fuhren sie einfach durch den Körper des Ungeheuers hindurch, als wäre das Monster nichts weiter als Luft. Verdutzt hielt ich inne. 

"Leute?" rief ich in der darauffolgenden bedrohlichen Stimmung, als der Drache von Neuem auf uns zuschoss. "Vielleicht irre ich mich, aber ich glaube dieser Drache ist nichts weiter, als eine Illusion."

"Wieso glaubst du das?" rief Jesse, während er sein Schwert zückte und es kampfbereit vor sich hielt. 

"Hast du das gerade nicht gesehen? Meine Dolche sind einfach durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht wirklich da", schrie ich, sprang aber trotzdem sicherheitshalber zur Seite, als der Drache zu einem erneuten Angriff ansetzte. Jesse tat es mir gleich und vollführte mit seinem Schwert einen eleganten Schlenker, der eigentlich die Seite des Drachens aufgerissen hätte, aber auch Jesses Schwert fuhr einfach durch das Ungeheuer hindurch.

Verdutzt hielt er inne. Natürlich hatte er mir wieder einmal nicht geglaubt. "Sie hat Recht. Der Drache ist gar nicht wirklich da!" 

Und in dem Moment, als wir dies wirklich begriffen hatten, verschwand der Drache einfach. 

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