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Es herrschte ein kurzer Moment des überraschten Schweigens, bis alle auf einmal anfingen Clyde mit Fragen zu überhäufen. "Wie kann das sein? Wie machst du das?..." Auch ich musste mich wirklich beherrschen, nicht auch neugierige Fragen zu stellen, denn ich war wirklich verwirrt. Ein Sohn des Hades, der ein Höllentor öffnen konnte? Bisher hatte ich immer gedacht, das konnte nur Hades höchstpersönlich. 

"Ich kann es halt einfach", unterbrach Clyde das Geplänkel laut und wütend. "Ich konnte es eben schon immer", fuhr er etwas leiser fort, als die Anderen still gaben. "Es ist doch eigentlich auch nichts anderes, wie wenn Med Menschen in Stein verwandelt. Das mit dem Jungen, das war das erste Mal, dass ich ein Höllentor geöffnet habe. Ich wusste damals nicht einmal, was ich getan hatte. Ich war in einer Waisenschule und wusste auch nicht, dass ich ein Halbgott bin. Das Höllentor schloss sich auch sofort wieder und der Junge war einfach weg. Er ist einfach verschwunden. Seither ist es mir schon öfters passiert immer wenn ich besonders wütend war, aber ich habe gelernt diese Kraft zu kontrollieren. Mir ist erst in jenem Moment klar geworden, was ich getan hatte, als man mir sagte, ich wäre der Sohn des Hades. Das war jetzt das erste Mal, dass ich wirklich selbst durch das Tor gegangen bin."

"Clyde... das, das tut mir leid", stotterte Wonder und klammerte sich nur noch fester an ihn. Clyde schwieg nur und sein Blick war in diesem Moment so eiskalt, dass ich keine Zweifel hatte, wer sein Vater war. Aber er tat mir auch unheimlich leid, wenn einem aus heiterem Himmel klar wird, dass man Leute in die Hölle geschickt hatte. Sie nicht einfach nur getötet hatte, sondern möglicherweise unschuldige Seelen zu den Qualen in der Unterwelt verdammt hatte. 

"Aber eines musst du mir sagen", unterbrach Jesse, die peinliche Stille, die sich über uns gelegt hat. "Wie hast du den Sturz überlebt und auch noch ein Höllentor geschaffen und wieso überhaupt?"

"Ist doch klar", murmelte ich leise. "Er hat den Sturz gar nicht überlebt."

Wonders Kopf fuhr herum und ihr Gesicht wurde weißer, als ein Blatt Papier. "Was hast du da gerade gesagt?" Ihr Stimme zitterte.

"Wie hätte er einen solchen Sturz überleben sollen? Du warst doch dabei. Das ist einfach völlig unmöglich, es sei denn..." überlegte ich laut. "Du hast das Höllentor geschaffen, weil es deine einzige Chance war zu überleben, nicht wahr?"

Clyde nickte leicht. "Während ich in die Tiefe geflogen bin, hatte ich nicht viel Zeit. Aber ich hatte eine kleine Chance. Und ich brauche nicht viel Zeit um ein Höllentor zu erschaffen. Eine einzige Sekunde reicht völlig aus, aber ich muss dazu den Boden berühren. Ich bin kein Kind der Lüfte, dort oben habe ich keine Macht. Ich brauche die Erde, also blieb mir nur die eine Sekunde, in der ich auf den Boden prallte. Und sie hat gereicht. Dass die Anderen direkt unter mir waren, war reiner Zufall und so musste ich sie mitreisen in die Unterwelt."

Ich schnaubte: "Als ob es hier irgendwelche Zufälle gibt. Irgendjemand hat das alles von langer Hand geplant. Irgendjemand wollte uns genau hier haben, wo wir jetzt sind. In der Unterwelt."

"Wie hätte jemand das planen können", warf Kaleb zweifelnd ein. "Das ist doch Quatsch. Niemand hätte so vorausdenken können. Ihr hättet auch genauso gut nicht durch das Tor gehen können. Clyde hätte es misslingen können, das Tor überhaupt zu erschaffen und wie soll jemand Zeus beeinflussen uns anzugreifen?" Wenn er das so sagte, dann klang das alles glaubwürdiger als meine Vision, aber dennoch.

"Ich glaube nicht an Zufälle!" sagte ich fest. "Vielleicht war es das Schicksal oder aber irgendein uns noch nicht bekannter Gott, aber irgendjemand hat uns hierher geführt."

Der Gedanke beängstigte mich zwar, aber in diesem Moment glaubte ich so fest daran. Ich hatte nicht den leisesten Zweifel daran, dass es so sein musste. Auch wenn meine Freunde mir nur zweifelnde Blicke zuwarfen. 

"Lasst uns für heute schlafen gehen", warf Jesse schließlich ein, bevor eine weitere sinnlose Diskussion entbanden konnte. "Es war ein langer Tag und morgen wird wahrscheinlich ein noch längerer Tag. Ich halte die erste Wache", bot er an. Ich nickte nur zustimmend. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie todmüde ich eigentlich war. Aber es fiel mir schwer die Augen offen zu halten. 

Ich kuschelte mich in meine Decke ohne ein weiteres Wort zu sprechen und hörte nur noch, wie Kaleb meinte er würde die zweite Wache übernehmen, da war ich auch schon eingedöst. 



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