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Ein lauter Schrei leis mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf hochschrecken. Verschlafen rieb ich mir die Augen und überlegte ernsthaft, ob ich nur geträumt hatte, das jemand geschrien hätte. Manchmal hatte ich wirklich sehr lebhafte Träume. Was smich nicht immer besonders glücklich machte.
Das Wetter war am gestrigen Tag warm gewesen und so hatten wir uns in unseren Schlafsäcken unter den freien Himmel gelegt. Am Abend war das noch schön gewesen. Med und ich hatten noch ewig dagelegen, die Sterne betrachtet und uns gefragt was uns am Ende unserer Reise wohl erwarten würde. Wie immer hatten wir uns allerlei Mist zusammengeträumt. Med trieb es auf die Spitze mit ihrer Vorstellung von einem sprechenden Haustier, das halb Eule, halb Kaninchen war und noch etwas von einer Schlange hatte, das auch Hände hatte, sodass es sie immer bedienen konnte und nach Wunsch konnte es sich in Luft auflösen und Süßigkeiten kacken (von denen man nicht dick wurde), sowie Geld, und ihr Zimmer aufräumen und nervende Leute in Schlangen verwandeln.
Aber jetzt, mitten in der Nacht, fand ich es einfach nur unheimlich so draußen im Freien zu liegen. Die Anderen schliefen natürlich alle tief und fest. Ich schaute mich um. Nichts. Na ja, dachte ich mir, man muss das Unglück ja auch nicht heraufbeschwören. Also legte mich seufzend wieder hin .
"AAAAAAHHHH!" Ein zweiter Schrei. Es fröstelte mich. Kurz überlegte ich, ob ich die Gruppe wecken sollte, aber dann würde ich wohl dastehen wie ein Weichei. Nein, das war Schwachsinn. Was immer das war. Wahrscheinlich doch nur ein Vogel. Ich drehte mich in meinem Schlafsack um und versuchte wieder einzuschlafen.
Vergeblich, denn kurz darauf ertönte ein dritter Schrei. Näher als die anderen. Ich beschloss keine solche Memme zu sein und der Sache auf den Grund zu gehen. Vielleicht benötigte jemand dringend meine Hilfe.
Ich stand also auf und trat vorsichtig in den Wald. Blöd von mir nicht wahr? Na ja, im Nachhinein ist man wohl immer schlauer.
Glücklicherweise war es sehr hell. Das lag wohl daran das Vollmond war. Ihr denkt jetzt bestimmt: Oh scheiße, jetzt begegnet sie einem Werwolf und wir von ihm gefressen. Nein, da muss ich euch enttäuschen, gefressen wurde ich von ihm nicht. Ach und einem Werwolf bin ich auch nicht begegnet, aber dafür bin ich jemand ganz anderes begegnet. Und eines kann ich euch sagen auf diese Begegnung hätte ich gut verzichten können.
Ich fand einen Trampelpfand auf dem ich tiefer in den Wald hineinging. Immer tiefer hinein. Doch da war niemand und es schrie auch niemand mehr. Ich wollte gerade wieder umdrehen, als schließlich doch ein weiterer Schrei ertönte. Sehr nahe. So nahe, dass ich das nachfolgende Gezeter auch verstand.
"Du... du... du blöder... ach, verschwinde einfach! Ich will nichts mehr von dir wissen!" kreischte die Stimme einer Frau hinter dem Gebüsch links von mir.
Da brauchte wohl niemand Hilfe, sondern da war jemand wohl eher verdammt wütend. Ich wollte mich gerade aus dem Staub machen, sorry in einen Streit zu geraten hatte ich nun wirklich im Moment keine Lust, ich war müde, als...
"Nathalie... ich kann es dir erklären", ertönte eine Männerstimme und ich erstarrte.
Ich kannte diese Männerstimme. Leise schlich ich mich näher ran, sodass ich durch ein paar Blätter auf die dahinter liegende Lichtung schauen konnte. Dort standen ein Mann und eine Frau. Die Frau sah noch wütender aus, als das sie sich anhörte. Was wirklich eine Kunst war. Ich bewunderte sie dafür. Sie trug ein elfenhaftes Kleid. Anders konnte man das Kleid wohl nicht bezeichnen. In ihre Haare, die schlohweiß waren, hatte sie eine Vielzahl von Gänseblümchen eingeflochten. In ihrem Gesicht trug sie helle schnörkelige Blumen Tattoos. Und sie war barfuß. Leute, wenn ihr so jemanden seht, könnt ihr mit fast hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass diejenige eine Nymphe ist. Ich tippte da schwer auf eine Blumennymphe.
Der Mann der unter den Worten der wütenden Frau erstaunlich ruhig blieb, hatte dunkles Haar und ein schmutzige Kleider, von Öl oder was auch immer beschmiert, an. Er stand mit dem Rücken zu mir.
Aber ich wusste trotzdem sofort wer er war. Leute? Darf ich vorstellen mein Exfreund:
Jesse Lorenz.
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