24*

Immer noch ein wenig niedergeschlagen über das enttäuschende Ergebnis der Beschwörung, packte ich den Rucksack, den ich auf die Reise nach Ägypten mitnehmen wollte. Gemeinsam hatten wir entschieden, dass wir erst nach Ägypten reisen würden, um die Grabkammer zu besichtigen und anschließend in die Unterwelt absteigen wollten. Clyde hatte gemeint, dass es ein verstecktes Tor zur Unterwelt in der Cheops-Pyramide gab. Durch welches wir anschließend in die Unterwelt gelangen konnten. Wie wir allerdings wieder zurückkommen sollten war uns ein Rätsel.


Ich konnte nur hoffen, dass die Grabkammer aufschlussreicher werden würde, sonst wusste ich wirklich nicht weiter. Es heiterte mich wenigstens ein bisschen auf, dass ich endlich diesen Rucksack ausprobieren konnte. Er war ein Geschenk von Hermes, dem Gott des Reisenden und auch dem Gott der Diebe gewesen. Ich hatte ihn bekommen, weil ich mehr ausversehen, als beabsichtigt, seinen damaligen Lieblingssohn gerettet hatte. Der Rucksack war zwar klein und eher unscheinbar, doch der Schein trügte. Er bot nahezu unbegrenzt viel Platz, blieb dabei jedoch immer federleicht und ich hatte festgestellt, dass manchmal einfach Sachen aus heiterem Himmel darin auftauchten, von denen ich mir sicher war, sie nicht hinein getan zu haben. Kurz gesagt, er war magisch oder ich war eine Schlafwandlerin.


Am nächsten Morgen startete die große Reise. Wir hatten uns bereits um sechs Uhr morgens bei den Pegasusställen verabredet. Und ich war froh von Olympus erst einmal wieder ein bisschen Abstand halten zu können. Die „A100" fandete immer noch nach den Verbrechern, die in das Hotel „Horn der Amaltheia" verwüstet hatten. Damit war wohl das Chaos, das wir in der Eingangshalle verursacht hatten gemeint. Es gab zwar keinerlei Hinweise dafür, dass wir die Übeltäter gewesen waren, aber ich hatte ein besseres Gefühl, wenn ich ein bisschen Abstand zwischen mich und diese Kampfmaschinen brachte.


Gerade als ich mit meinem Auto auf den kleinen Parkplatz neben den Ställen brauste, sah ich Kaleb, der gerade zu Fuß über die Straße bog.


„Guten Morgen", begrüßte ich ihn.


„Hey", meinte er lächelnd und umarmte mich kurz. „Bist du schon aufgeregt?"


„Total", meinte ich. Ich hatte die letzte Nacht kein Auge zugetan. „Hör mal, Kaleb. Bevor wir losfliegen wollte ich dir nochmal sagen, dass ich es wirklich verstehen würde, wenn du doch nicht mitgehen möchtest. Ich meine die Bedingungen für diese Reise haben sich mehr als drastisch geändert. Wir fliegen nicht nur nach Ägypten, sondern dringen in die Unterwelt ein. Und das ist total verrückt."


„Hey, ich weiß. Aber ich möchte mit. Ich bin viel zu neugierig, um die Sache jetzt noch auf sich zu beruhen lassen. Wer bekommt schon die Change eine solche Mission auszuführen?" sagte Kaleb zuversichtlich. „Ich weiß, dass es gefährlich werden wird, aber du vergisst meine Mutter ist nicht nur die Göttin der Weisheit, sondern auch die Göttin des Krieges. Um mich brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen."


Ich nickte. „Na gut!"


Gemeinsam liefen wir weiter zum Treffpunkt. Med saß schon dort auf einer Bank und sah so gar nicht glücklich aus. Man konnte fast meinen, dass sie sogar ein bisschen grünlich im Gesicht war.


"Muss das wirklich sein?" jammerte sie, als sie mich anstiefeln sah.


"Ich habe gedacht du freust dich auf diese Mission?" fragte ich sie scheinheilig. Ich wusste schon genau, was sie störte und das war nicht die Mission an sich.


"Ja. Ich freue mich, aber ich möchte wirklich nicht auf diesen..." Sie suchte verzweifelt mit dramatischem Ausdruck im Gesicht nach Worten. "...diesen Viechern nach Ägypten fliegen."


"Welche Viecher meinst du?" meinte ich mit süffisanten Lächeln auf den Lippen.


Meds Augen verengten sich zu Schlitzen. "Du weißt genau was ich meine! Du weißt genau, wie sehr ich diese Ungeheuer hasse. Wieso müssen wir auf dem Rücken von diesen Monstern reiten?"


Kaleb lachte: "Du, die waschechte Medusa, nennt einen harmlosen Pegasus ein Monster?"


Trotzig starrte sie ihn durch ihre Sonnenbrille an. "Ja!"


"Ach Med", versuchte ich sie zu beruhigen. "Das wird halb so schlimm. Wirklich. Sie werden dich ganz bestimmt nicht aufessen, dafür sorg ich schon", meinte ich, während ich mich abmühte wie noch was, nicht zu grinsen. Die Ablenkung von meinen Sorgen tat mir gut.


Med checkte den Sarkasmus sowieso nicht und starrte nur nervös auf ihren Schoss. Das Med Angst vor etwas hatte ich bisher noch nicht oft erlebt. Ich wusste wirklich nicht, was ihr die Pegasi in der Vergangenheit angetan hatten, dass es noch in ihrem aktuellen Leben durchschimmerte. Spontan fiel mir auch nichts sonst ein, wovor sie sonst Angst hatte. Nein, nur Pegasi, die sie gerne als ihre Todfeinde bezeichnete.


Ich tätschelte ihr die Schulter und versuchte mir nicht länger einen Reim darauf zu machen. Ich meine Pegasi waren eigentlich ziemlich harmlos, im Vergleich zu wahren Monstern, wie Med eigentlich auch eines war. Aber diese Welt war verrückt und manchmal war es einfach am besten man akzeptierte die Dinge einfach so wie sie eben waren.


Ich sah zu Kaleb auch, der grinsend vor uns stand und warf ihm einen bösen Blick zu. Med mochte im Moment zwar ein nervöses Häufchen Elend sein, aber man machte sich besser nicht über sie lustig, dass durfte als ihre beste Freundin nur ich.


Netterweise bemühte er sich sofort das Grinsen vom Gesicht zu wischen, was ihm auch so halb gelang. Ich schenkte ihm ein ironisches Augenzwinkern, um meine hochachtungsvolle Dankbarkeit auszudrücken.


Hinter Kaleb bemerkte ich Clyde und Wonder, die den Hügel hinaufgingen. Und mir wäre fast die Kinnlade zu Boden gefallen. Die Beiden sahen aus, als würden sie sich gerade in einem Actionfilm dazu aufmachen die Welt zu retten. Sogar der Wind peitschte ihnen ins Gesicht, so dass die Haare perfekt nach hinten geweht wurden. Es fehlte nur noch diese epische Hintergrundmusik. Na gut, ich gebe es zu, mein verrücktes Hirn hatte sie schon längst in meinem Kopf eingelegt.


Sie trugen ihre komplette Kampfmontur, ich besaß so etwas noch nicht einmal. Wonder hatte sich zwei Schwerter auf den Rücken geschnallt und trug dazu eine kleine gefährlich aussehende Pistole, die sie in einem Gürtelhalfter verstaut hatte. Ihre Kleidung war schwarz und sah verdammt eng aus. Sie konnte es sich aber auch wirklich leisten. Sie hatte eine tolle Figur. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden und die Lippen hatte sie sich mit einem roten Lippenstift geschminkt, der ihr perfekt stand.


Clyde Dalton dagegen trug eine Tarnmontur, wie man sie vielleicht von einem Soldaten erwarten würde. Auch er hatte sich genau wie Wonder zwei Schwerter auf den Rücken geschnallt. Wer weiß was er sonst noch für gefährliche Waffen in den unzähligen Taschen seiner Jacke verstaut hatte. Bei diesem Auftritt war ich wirklich überrascht, dass er sich nicht auch mit schwarzer Farbe eine Kriegsbemalung ins Gesicht geschmiert hatte.


Mein eigenes Waffenarsenal war gegen das der zwei ziemlich erbärmlich. Ich hatte genau zwei Zeremoniendolche und mein Katana. Im Gegensatz zu Wonder und Clyde sah ich auch nicht aus, wie ein Super Ninja. Ich trug schwarze enge Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jacke.


Wonder und Clyde erreichten uns jetzt und musterten uns kritisch von Kopf bis Fuß.


"Wohin wollt ihr?" fragte Wonder. "Auf einen Klassenausflug?" Immer noch beeindruckt von ihrem Auftritt fiel mir kein spöttischer Konter darauf ein. Ich hoffte nur, dass ich nicht allzu beeindruckt aussah.


„Wo bleibt Jesse?" fragte ich die Beiden.


„Schon da", meinte seine Stimme hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich drehte mich um und musterte ihn. Auch er war in seine Kampfmontur gehüllt und bei dem Anblick musste ich mich wirklich zusammenreißen. Er sah unglaublich heiß aus.


„Super! Wollen wir?" meinte ich, bevor ich noch anfing zu sabbern. Das würde etwas werden mit Clyde und Wonder und einer Medusa, die Pegasi nicht ganz so gerne mochte und nicht zu vergessen Jesse und Kaleb.


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