21*
Unauffällig wartete ich mit Med gegenüber vom Hotel in einem kleinen Café, dass unser kleiner Einbruch losgehen konnte. Es war wunderschönes Wetter und obwohl es in der kühlen Märzbrise noch etwas frisch war, hatten wir uns rausgesetzt. Med versteckte sich hinter einer Zeitung und beobachtete das Hotel scharf. Mir dagegen viel es schwer mich zu konzentrieren. Mein Herz pochte unangenehm schnell in meiner Brust. Ich war es nicht gewohnt in vorderster Reihe mitzumischen. Ich hielt mich gerne hinter den Kulissen auf.
„Ich bin in Position", dröhnte Kalebs Stimme aus dem Mikrofon, dass ich im Ohr trug.
„Kirce ist gerade zum Dinner aufgebrochen", sprach Wonder. „Ich werde gleich in ihrem Hotelzimmer Bezug nehmen. Clyde, Jesse bei euch alles klar?"
„Ja, sind auf Position. Wir sind bereit", sagte Jesse. „Kann es losgehen, Ty?"
Ich schluckte und versuchte meine zitternden Hände ein bisschen zu beruhigen. Als ich sprach hoffte ich nur, mich nicht wie ein totaler Angsthase anzuhören. „Ja, es kann losgehen! Bringen wir die Bude zum Wackeln", meinte ich ein bisschen zu enthusiastisch und Med musterte mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnte ich nun beobachten, wie Clyde und Jesse langsam auf das Hotel zu gingen und durch die Tür trugen. Keine Minute später erklang ein Knall aus dem inneren des Hotels und Rauch stieg unter der Tür hervor. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich blickte zu Med, die mich grinsend ansah. „Der Spaß beginnt", meinte sie nur und marschierte auf das Hotel zu. Worauf hatte ich mich hier eingelassen? Kurz vor dem Hoteleingang hielt ich nochmal inne und reichte Med eine pinke Tinktur. Wortlos nahm sie sie und stürzte sie hinunter. Auch ich trank ein weiteres Fläschchen aus.
Als wir durch die Flügeltür in das Hotel eintraten, staunte ich nicht schlecht über das Chaos, das Jesse und Clyde bereits in der kurzen Zeit verursacht hatten. Überall war bunter Rauch und die Gäste des Hotels rannten wild durcheinander. Den Rauch hatte ich selbst entwickelt. Er verursachte bei jedem der ihn einatmete kindliche Wahnvorstellungen. Ich wusste zwar nicht, was jeder einzelne sah, aber als ich das Mittelchen getestet hatte, war ich auf einem Regenbogen durch den Himmel gerutscht und es hatte Riesenlollis geregnet, während der Weihnachtsmann im Hawaiihemd auf einem Hexenbesen vorbeigeflogen war. Die pinkte Tinktur half einen klaren Kopf zu bewahren.
Die blind gewordenen Wachen standen nur dümmlich grinsend in der Eingangshalle herum, sodass wir unbehelligt den ersten Stock erreichten. „Ty, Med, passt auf, links von euch kommt gleich eine Wache um die Ecke. Ihr müsst euch verstecken", sagte Kaleb.
Gerade noch rechtzeitig zog Med mich zurück in das Treppenhaus, da hörten wir auch schon schnelle energische Schritte, die immer lauter wurden. Ich hielt den Atem an, doch die Wache lief am Treppenhaus vorbei. „Die Luft ist wieder rein. Ihr könnt jetzt zu Kirces Zimmer gehen. Es ist die 167."
Ich nickte Med zu und wir machten uns auf den Weg. Die Wachen schienen alle mit dem Fiasko in der Eingangshalle beschäftigt zu sein, sodass wir freie Bahn hatten. Es lief wie am Schnürchen und das bereitete mir ein wenig Sorgen.
„Ab hier gibt es keine Kameras mehr", meldete sich Kaleb schließlich wieder zu Wort. „Ihr seid jetzt auf euch allein gestellt. Ich kann euch nicht mehr vorwarnen, ob jemand kommt."
„Okay", sagte ich bestätigend und bedeutete Med weiterzulaufen. Ich wollte diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich war nicht die geborene Diebin.
An der Tür zu Zimmer Nummer 167 angekommen, klopften wir mit dem vereinbarten Klopfzeichen an die Tür, damit Wonder uns die Tür öffnen konnte.
Die Tür öffnete sich sofort. „Hereinspaziert", meinte Kirce, die im Türrahmen lehnte. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück. „Na los. Kommt schon rein! Ihr wolltet doch zu mir oder nicht?" Ich überlegte, ob ich einfach weglaufen sollte, doch ich befürchtete damit keinen allzu großen Erfolg zu haben. Ich schaute zu Med hinüber, die mich genauso ratlos ansah. Wieso war Kirce nicht bei ihrem Dinner? Hatte sie gewusst, dass wir den Ring stehlen wollten? Kurzerhand fällte ich eine Entscheidung.
„Vielen Dank", meinte ich zu Kirce und marschierte an ihr vorbei in das Hotelzimmer. Ich staunte, als ich das Zimmer in seiner vollen Pracht sah. Es war kein Hotelzimmer, wie ich es kannte. Es war viel eher ein riesiges Appartement. Wir standen in einer Art Eingangshalle, die wohl zugleich als Wohnbereich diente. An den Wänden standen goldene Statuen der olympischen Götter. Alles in dem Raum strahlte in Weiß und Gold. Suchend blickte ich mich nach Wonder um, doch ich konnte sie nirgends entdecken. Ich konnte nur hoffen, dass sie es geschafft hatte sich zu verstecken.
„Setzt euch doch bitte", sagte Kirce und deutete auf das Sofa, das mitten in dem Raum stand. Zögernd nahmen Med und ich Platz. Ich konnte diese Situation und Kirces Reaktion überhaupt nicht einschätzen. Mein Bauch kribbelte unangenehm vor Ungewissheit.
„Was darf ich euch zu trinken anbieten?" fragte Kirce viel zu höfflich. Langsam machte ich mir wirklich sorgen, ob wir hier wieder lebendig aus diesem Hotelzimmer kamen.
„Eine Cola wäre nett", meinte Med.
„Ich auch", meinte ich.
Kirce verließ den Raum, um die Getränke zu holen. Kaum war sie außer Sicht, blickte ich panisch zu Med. „Scheiße! Was sollen wir jetzt machen? Schnell abhauen?"
„Nein, das hat keinen Sinn", sagte Med. „Wir schauen was sie vorhat. Trink aber auf keinen Fall, das was sie dir aufsetzt!"
„Ist bei euch alles in Ordnung?" dröhnte Kalebs Stimme aus Mikrofon. Den hatte ich total vergessen.
„Nein", antwortete ich ihm. „Kirce ist im Hotelzimmer. Von Wonder keine Spur", erklärte ich ihm.
„Shit! Vor einigen Minuten hat sie noch gemeldet, dass bei ihr alles in Ordnung wäre", sagte er.
„Die Bitch hat uns eine Falle gestellt", meinte Med sogleich. „Ich wusste doch, dass man ihr nicht trauen kann."
„Hey, das würde sie nicht tun", dröhnte nun Clydes Stimme. „Wir kommen hoch zu euch!"
Ich wollte gerade erwidern, dass sie unten bleiben sollten, als Kirce wieder in das Zimmer spazierte mit zwei Flaschen Cola in der Hand. „Hier bitteschön", sie stellte die Flaschen auf den kleinen gläsernen Couchtisch ab und setzte sich gegenüber von uns auf einen Sessel. Dann öffnete sie in aller Ruhe den kleinen Käfig, der neben dem Sessel auf einem Hocker thronte und holte ein kleines aufgeregtes Meerschweinchen heraus.
„Also, wieso wolltet ihr in mein Appartement einbrechen?" fuhr sie ohne Umschweife fort.
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