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„Du willst Jesses Angebot annehmen?" Med war fuchsteufelswild. „Sag mal bist du behämmert?"


„Ich...", wollte ich zu einer Antwort ansetzten, obwohl ich wirklich nicht wusste, was ich ihrer Wuttirade entgegnen sollte.


„Soll ich dir einmal einen kurzen Einblick geben, wie das wieder enden wird?" fuhr Med fort und unterbrach meinen hilflosen Verteidigungsversuch. „Du wirst wieder ein jammerndes Häufchen Elend, das jegliche Würde verloren hat."


„Er ist anders als früher", meinte ich und bereute meine Worte sogleich wieder.


„Pah!" nickte Med sauer. „Seit wann ist meine beste Freundin so naiv? Hast du dir den Kopf gebrochen?"


„Ich werde nicht wieder etwas mit ihm anfangen", hielt ich ihr entgegen. „Aber es wäre doch wirklich nützlich, wenn wir noch jemanden in unserem Team haben. Wie willst du sonst in das Hotel einbrechen. Das kann man doch komplett vergessen ohne weitere Hilfe."


„Ich glaube dir einfach nicht, dass du keine Gefühle für diesen Vollhorst mehr hast", meckerte Med weiter.


„Ich...", setzte ich wieder an. Doch eigentlich hatte ich wirklich nichts gegen ihre Worte vorzubringen, denn sonst würde ich sie anlügen. Und meine beste Freundin würde ich niemals belügen.


„Ja, genau. Und deshalb ist das auch eine verdammt schlechte Idee!" bekräftigte Med ihren Standpunkt. „Wir können ein paar Söldner anwerben, das wäre definitiv eine bessere Lösung, als diesem Idioten wieder in dein Leben zu lassen."


„Med, du weißt, dass ich eine Studentin bin, oder?" verwarf ich ihre Idee.


„Ich habe erspartes", meinte Med nur, als wäre die Diskussion damit für sie beendet.


„Ich möchte dein Geld aber nicht. Und weißt du eigentlich, wie teuer schon allein diese Möchtegern-Söldner von Halbgottfrischlingen sind?" Mein Stolz lies es wirklich nicht zu, dass Med so viel Geld dafür ausgab, dass ich einer Spur nachgehen konnte, von der ich nicht einmal wusste, ob sie mich weiterbrachte.


„Es macht mir doch nichts aus mein Geld mit dir zu teilen", meinte Med beleidigt.


„Ich möchte das aber nicht", meinte ich. „Jesse ist komplett kostenlos."


„Ist er nicht", meinte Med ruhig. „Jesses Preis ist ein gebrochenes Herz und zwar deines. Und meine Geduld, die es erfordert, dich anschließend wieder einigermaßen Aufzupäppeln. Das war beim letzten Mal nicht einfach, Ty. Ich hatte sogar fünf Kilo zugenommen, weil ich mit dir so viel Schokoeis essen musste."


Ich seufzte. Das war die Wahrheit. Ich hatte sogar noch mehr zugenommen damals. „Med ich bin jetzt älter. Ich verspreche dir, dass ich mich nicht von ihm beeinflussen lassen. Sein Charme wird von mir abprallen, als wäre ich eine Wand aus Diamant."


„Es ist süß, wie du dir versucht einzureden, du könntest ihm wirklich wiederstehen", meinte Med und schaute mich mitleidig an. „Na gut. Letztendlich ist es deine Entscheidung. Du weißt was ich von ihm halte. Sag später, wenn du wieder eine rotznasige bist nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Und eines sag ich dir, nächstes Mal wird es auch kein Schokoeis mehr geben."


„Geht klar", grinste ich und musste mir jetzt schon eingestehen, dass ich mich viel zu sehr darüber freute, dass Med Jesse nicht gleich versteinern würde, sobald er ihr über den Weg lief.


Zwei Tage später war es schließlich so weit. Wir hatten alle Vorbereitungen getroffen, um in das Hotel „Horn der Amaltheia" einzusteigen und den Ring zu stehlen. Wir waren es hundertmal durchgegangen und zu dem Schluss gekommen, dass das definitiv einfacher war, als mit Kirce auszuhandeln, welchen Preis sie dafür gerne hätte.


Doch für die Beschwörung brauchte ich nicht nur den Ring von Theresia Svenson, sondern auch ihr Blut. Ich konnte nur hoffen, dass Kirce die Phiole mit dem passenden Blut bei dem Ring aufbewahrte.


Mittlerweile war unsere kleine Truppe auch um einige Mitglieder gestiegen. Zunächst hatte ich Jesses Hilfe angenommen, obwohl ich mir immer noch nicht sicher war, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Aber wir brauchten einfach genug Leute für den Einstieg. Das Hotel war so gut, wie das einzige in Olympus und es war bekannt für seine hohen Sicherheitsstandards. Immerhin stiegen dort schließlich Götter und Unsterbliche ab. Für den Einbruch hatte Jesse außerdem noch zwei seiner Freunde angeworben: Wonder Mel und Clyde Dalton. Wonder Mel war die Tochter des Ares und ich konnte mich nur zu gut an ihren Auftritt bei Hau den Minotaurus vor kurzem erinnern, obwohl es mir vorkam, als wären seitdem Ewigkeiten vergangen. Clyde Dalton war ihr Freund. Er war mir ein bisschen unheimlich, denn er war ein Sohn des Hades, dem Herrscher der Unterwelt. Aber ich sollte mich nicht beschweren. Ich sollte dankbar sein für jede Hilfe, die ich bekam. Mir war es zwar schleierhaft, weshalb sie bei so etwas bedingungslos mitmachten. Jesse hatte mir erklärt, dass sie es für den Adrenalinkick machen würden. Genauso wie auch die Arenakämpfe. Dafür lebten sie.


Ich schloss die letzte Schnalle an Wonders Zimmermädchenuniform. „Sitzt perfekt", meinte Wonder grinsend. „Vielleicht sollte ich doch lieber das Berufsfeld wechseln."


„Das wäre doch viel zu langweilig für dich", lachte Jesse und verstaute eine Rauchgranate in der Tasche, die an seinem Gürtel befestigt war. Er trug volle Kampfmontur und ich musste zugeben, dass er darin ziemlich heiß aussah. Natürlich bemerkte er innerhalb von Sekunden, wie ich ihn anstarrte und schenkte mir sein berüchtigtes Grinsen. Schnell wandte ich mich ab, damit er nicht bemerkte wie rot ich wurde. Verdammt, ich musste damit aufhören.


Auch Clyde trug seine Kampfmontur. Gemeinsam sahen die Männer aus, als würden sie in einen Krieg der mystischen Gesellschaft ziehen. Sie waren die Ablenkung für uns, um in Kirces Zimmer einzudringen.


Ich lies meinen Blick weiter durch die Anwesenden schwenken. Kaleb trug einen teuer aussehenden Anzug und sah darin aus wie ein wichtiger Geschäftsmann. Med trug wie immer eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Oberteil. Ich selbst hatte schwarze Jeans und auch ein schwarzes Oberteil an.


Der Plan war folgendermaßen: Wonder gab sich als Zimmermädchen aus. Sie würde sich den Generalschlüssel besorgen und auf Kirces Zimmer gehen, um dieses zu reinigen. Gleichzeitig würden Jesse und Clyde im Voyeur des Hotels einen Tumult verursachen mit allem was dazu gehört, sodass Med und ich uns an den Wächtern vorbei, nach oben zu Kirces Zimmer schleichen konnten, wo Wonder, die dort schon wartete uns die Tür öffnen würde. Kaleb hatte sich ein Zimmer in dem Hotel gemietet und würde von dort aus alles überwachen und koordinieren. Interessanterweise meinte er, dass es kein Problem für ihn sein würde die Firewall des Hotels zu knacken, sodass er auf die Kameras zugreifen können würde. Ein wasserdichter Plan, wie ich fand.

meta[propert

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