Christmas next to a hospital bed
Heute ist es soweit, Heute ist Weihnachten, denkt sich die junge Frau während sie im Bus, der sie aufs Klinik Gelände bringen soll, sitzt. Sie war in der Stadt gewesen. Hatte Geschenke gekauft und all das getan, was alle andern eigentlich auch tun. Durch die Stadt bummeln, an einem der unzähligen bunt geschmückten Stände, auf dem Weihnachtsmarkt, sich was zu essen suchen, Glühwein trinken. Eine Sache unterschied sie aber von den Kindern und Erwachsenen, den sie begegnet war. Definitiv mehr als die Hälfte davon würde in ein paar Stunden zu Hause sitzen, vor einem Weihnachtsbaum, Geschenke auspacken, zusammen als Familie etwas essen, sicherlich würden wir in den das Weihnachtsfest in einem kleinen Krankenhaus Zimmer verbringen.
Während sie so da saß und aus dem Fenster sah, guckte sie dem Regen beim fallen zu. Dieses Jahr wohl auch keine weiße Weihnacht. Egal, in den ganzen
Jahren, in denen sie jetzt lebte, hatten sie noch nie weiße Weihnachten gehabt. Also was würde dieses Jahr ändern?
In diesem Jahr war viel anders. Es gab Geschenke. Wie immer. Man sah Verwandte wieder. Wie immer. Und trotzdem war es nicht wie immer. Sie würden nicht bei Nikas Oma feiern und dann bis Silvester dort übernachten. Nein, dieses Jahr würden Sie im Krankenhaus sein. Nika und ihre Mutter. Ihre Eltern waren auch schon im letzten Jahr getrennt gewesen, nur da hatten sie bei ihrer Oma gefeiert mit ihren Tanten und Onkel und deren Kindern. Dieses Jahr wären die beiden ganz alleine.
Mittlerweile hatte der Bus sein Ziel erreicht und Nika musste feststellen, dass sie anscheinend wohl doch kein Regenschirm dabei hatte, was ihr bei der halben Sintflut, die gerade stattfand, nicht sonderlich nützlich vorkam. Naja, sie würde sich einfach beeilen einmal kurz von der Haltestelle am Parkhaus rüber zur Frauenklinik rennen. War ja nur 1/2 km, und sie war voll gepackt mit Paketen und dem, was sie irgendwie hoffentlich zu einem halbwegs angehen Abendessen verzaubern konnte. Am Ende half auch, das sich in Gedanken beklagen nix. Also begann sie zu rennen. Und zu rennen. Immer und immer weiter langsam wurden ihre Beine schwer. Sie kamen Seitenstechen es wurde wirklich anstrengend, mit ihrem vollgepackten Rucksack der Tasche mit Kleidern für sich und der für ihre Mutter so schnell zu laufen. In Gedanken setzt sie sich selbst eine Notiz, dass sie dringend mehr Sport machen müsste. Wirklich abgemagert, war sie in der letzten Zeit geworden. Nika war immer schon sehr leicht gewesen und sehr dünn, aber in der letzten Zeit war es extremer geworden. Allgemein war sie blasser man sah ihre Knochen noch mehr, die Augenringe waren tiefer und trotzdem immer noch unverkennbar das süße, kleine Mädchen von vor ein paar Jahren.
Bei ihrer Mutter im Zimmer 207 angekommen, zog sie sich erst mal um, denn ihre Mutter schlief noch und schlaft heut ihr gut, denn auch ihre Mutter schlief zu wenig. Endlich war sie wieder halbwegs trocken und da sie bereits 15:00 Uhr hatten, wollte sie anfangen, den sehr improvisierten Weihnachtsbaum aus Plastik aufzustellen. Einen echten hätten sich ja niemals rein gekriegt
Sie machte sich noch ein wenig schick und schrieb dann halbherzige, fröhliche Weihnachtsnachrichten an ihren Vater und seine Seite der Familie.
Da sie nicht wusste, was sie tun sollte, fing sie an nach zu denken. Ihre Eltern waren getrennt, ihr Vater, ein richtiges Arschloch würde sicher wieder von ihr verlangen, dass sie an einem der Weihnachtsfeiertage das Krankenhaus verließ, beziehungsweise die kleine Wohnung, in der sie für gewöhnlich mit ihrer Mutter wohnte, um ihn und seine neue Freundin und den kleinen Sohn von den beiden besuchen zu gehen. Darauf konnte sie ganz ehrlich ziemlich gerne verzichten. Aber was sollte sie schon tun? Für ein Gerichtsprozess, um das ganze Sorgerecht ihrer Mutter zu geben, ging es ihrer Mutter definitiv nicht gut genug.
Krebs. Um genau zu sein Metastasen. Ungefähr überall in den Rippen, der Hüfte, Leber und Niere und noch so ein paar andere Organe wie zum Beispiel die Milz. Diese Krankheit war wirklich einfach nur beschissen. Ihre Mutter schläft jetzt seit ungefähr einem Monat und war nicht aufgewacht, aber da die Piepsgeräte alle noch Piepsen, machte sie sich keine Sorgen. Nicht mehr als sowieso schon.
Das Krankenhauspersonal zerriss sich den Mund über das Mädchen, dass Tag für Tag, mach vor und manchmal nach der Schule kam und dann erst wieder zu Ende der Besuchszeit ging. All die hektischen Leute um sie herum waren Nika egal, was scherten diese für sie unbekannten, gesichtslosen Gestalten sie?
Nun saß sie da und wartete, wartete darauf das irgendwas passieren würde. Vielleicht bloß wieder die nächste Krankenschwester, die nach irgendwas mit den Geräten gucken musste oder die Putzfrau, eine alte, freundliche Dame.
Die Stunden verging, und es passierte genau nichts. Kein Wunder zu Weihnachten. So wie Nika es erwartet hatte, nicht mal einen Tag im Jahr konnte sie Glück haben. Sie wollte nur mit ihrer Mutter reden. Mit irgendwem reden. In den Arm genommen werden. Geliebt werden.
Der Regen hatte aufgehört, das schon vor ein paar Stunden und es begann zu schneien. Für alle andern über diese Weihnacht perfekt nur eben für Sie nicht. Das Leben konnte so unfair sein und irgendwie schien es das bei ihr in vollen Zügen zu genießen.
Es wurde später und später ab und an sah sie auf die Uhr 21:57, 23:04, 02:19 und so weiter und so weiter. Nika blieb auf, hätte eh keinen Platz zum schlafen gehabt. Außerdem wollte sie nicht nach Hause. Sie wollte hierbleiben bei dem einzigen Menschen, den sie noch hatte sie wollte nicht allein sein.
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