Met a stranger
Autobahn.
Ewige Weiten und unendliche Möglichkeiten. Egal ob nah, ob fern, nichts ist irgendwo. Der Asphalt rast auf unser Auto zu und rennt gleichzeitig von uns weg. Schau nicht nach Hinten, unter uns bricht die Welt zusammen. Nur mit dem Blick nach vorne, Vollgas, dann kannst du es überleben. Immer schneller, Bleifuß bis du da bist. Ein Blatt - und schon ist es weg. Alles ist so vergänglich, so wie die Zeit. Was ist eigentlich Zeit? Gibt es sie wirklich oder ist es nur ein weiterer Weg von den Menschen, um uns Grenzen zu setzten. Und wenn es sie tatsächlich gibt, warum verschwenden wir sie dann immer? Ich wünsche, ich hätte die Zeit genutzt, in der ich auf die Uhr gestartet habe. Es wären bestimmt ein oder zwei Jahre zusammen gekommen. Vielleicht auch nur fünf Tage oder eine halbe Stunde, wer weiß das schon? Niemand. Ganz automatisch bewegen wir unsere Augen zu der kleinen Anzeige am Handy und das Handgelenkdrehen ist schon längst zum Reflex geworden. Was würden wir Menschen ohne Zeitangaben und Regeln tuen? Wir würden fallen, dann wäre es endlich kein Traum mehr. Jeden Tag, verfalle ich meinen Gedanken. Sie haben mich schon längst gefangen genommen und haben nicht vor, mich wieder los zu lassen. Noch ein Blatt - und weg.
Mit dem Kopf zurück auf der Straße fährt mein Vater weiter. Auch er ist gefangen von den Regeln und Vorschriften. Er hält sich brav an alles. Ich weiß nicht, ob ich meine Mutter bewundern oder verabscheuen soll, dass sie so aus der geregelten Masse raussticht? Meinungswechsel: ich hasse sie dafür, einhundertprozentig sicher.
Naja vielleicht folgt sie einfach nur anderen Regeln und gehört zu einer anderen Gesellschaft... Ich werde sie auf jeden Fall nicht fragen. Um genauer zu sein, kann ich sie nicht mehr fragen, zumindest weiß ich nicht Mal, wo sie ist. Vor sie zu suchen habe ich auch nicht, also werde ich es wohl nie erfahren.
Schwarz. Schwarz. Grau... Anthrazit. Schwarz. Weiß... Vergraut. Schwarz, aber Matt. Hellgrün. HELLGRÜN?!
WER FÄHRT BITTE EIN HELLGRÜNES AUTO?! Wer wagt es in meiner Lieblingsfarbe rum zu fahren?!
Ein Junge sitzt hinten, die Menschen vorne realisiere ich erst gar nicht. Sein brauner Lockenkopf schlägt in einem unregelmäßigen Takt gegen die Scheibe. In seinen Ohren stecken Kopfhörer - ohne Bluetooth, altmodisch, mag ich - und er scheint ins Nichts zu sehen. Wir überholen und deswegen sehe ich ihn nur kurz. Wir wollen gerade blinken, um uns zurück in die Fahrbahn einzugliedern, als unsere Blicke sich kreuzen und ich vor Aufregung kurz die Luft anhalte. Auch er zuckt zusammen und ruft hastig etwas zu seinen Eltern nach vorne. Ach die sitzen da...
Plötzlich gibt seine Mutter Gas und ist wieder gleich auf mit uns. Sanft lächelt er mich an und automatisch, ja fast schon reflexartig, wandern meine Mundwinkel nach oben und auch meine Hand bewegt sich zum Fenster, um dem Unbekannten kurz zu winken. Verträumt winkt er zurück und sein Grinsen wird breiter. Im Augenwinkel hätte ich sehen können, dass mein Dad mit seiner Mutter ebenfalls Blickkontakt aufbaut, doch ich habe besseres zu tun.
Aus meinem Gedankenloch wurde ich gerissen, als mein Vater auf ein Mal leicht abbremst und sich hinter das schöne Auto auf der rechten Seite eingliedert.
«Papa, was tuest du denn, ich dachte man darf links nicht überholen?!»
«Jetzt vergess doch einfach Mal diese dummen Regeln und schau nach vorne.»
Ich braves, gehorsames Menschchen tue natürlich, was mir mein Erziehungsberechtigter aufgetragen hat und siehe da, er hat ausnahmsweiße Mal Recht. Vor mir blitzt ein dunkelgrünes Augenpaar in der Heckscheibe auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals etwas so anschauen kann, das dunkelgrün ist, wie diese Augen.
Zehn Minuten - eine gefühlte Ewigkeit - starren wir uns einfach nur an. Keiner tut irgendwas, außer zu lächeln.
Aus dem nichts heraus blinkt das Auto vor uns nach rechts und fährt nun direkt auf die Ausfahrt zu.
Hilfesuchend blicke ich zu meinem Vater, doch seine Miene bleibt fest, bis kurz vor dem Abknicken des rechten Streifens. Im letzten Moment reißt er das Lenkrad rum, so dass ich Angst haben musse, dass jemand uns in die Seite fährt. Als ich meine durch den Schreck geschlossene Augen öffne, kommt uns eine Raststätte entgegen, bei welcher wir hinter einem Auto anhalten.
«Danke...»
Ich habe es eher gedacht, als gesagt, habe es deswegen aber nicht weniger gemeint.
Ich hatte nicht gewartet, bis das Auto vollständig zum Stehen kam, da war ich auch schon aus der Tür gesprungen, geradewegs auf das süße, kleine Auto zu.
Mit gesenktem Kopf kickt er einen Stein weg, doch als er mich sanft kichern hört, sieht er auf.
«Hola, es bueno que puedo hablar contigo.»
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Für alle die kein Spanisch können, genau so wie ich, hier die Übersetzung: „Hallo, es ist schön, mit dir sprechen zu können.“
{Danke an dieser Stelle an EommaCookie und Frranca, ihr cuties ^³^}
Ich bin momentan im Urlaub und hatte auf dem Weg nach Russland nichts besseres zu tun und da ich ebenfalls auf einer Autobahn war, kam mir auch diese Idee xD
- Laura
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