[3]
PoV Luka
Gemeinsam liefen wir immer weiter in den Wald hinein, bis der breite Schotterweg, auf dem wir uns befanden, zu einem schmalen Pfad wurde. Nun waren wir gezwungen, hintereinander zu laufen, was zur Folge hatte, dass die Schwarzhaarige meine Hand, die sie immer noch hielt, loslassen musste. Sofort breitete sich eine unerklärliche Leere in mir aus. Das Leer sein war kein starkes Gefühl, aber auch nicht zu ignorieren. Irgendwie hatte ich mich geborgen gefühlt als sie meine Hand gehalten hatte. Ich seufzte. So schön die Natur hier auch war, solange ich dem hübschen Mädchen, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, nicht näher kommen konnte, gefiel mir dieser Ort nicht sonderlich. Plötzlich blieb die Größere stehen. Vor lauter Gedanken bemerkte ich dies nicht rechtzeitig, weshalb ich in sie lief. Peinlich berührt rieb ich mir die Nase. Ich schaute zu dem Mädchen vor mir. Ihr Blick war leicht nach oben gerichtet. "Siehe nur dieser Baum", hauchte sie. Nun blickte auch ich empor. Nicht weit von uns entfernt, befand sich ein großer alter Baum, der von Moos überwuchert war. "Ist der hübsch." Ich war überwältigt. Ihr schien es nicht anders zu gehen. Andächtig näherten wir uns dem Gewächs. "Wie alt mag der Baum sein, was meinst du?"
"Ich habe keine Ahnung, aber ich will auf ihn klettern." Die Schwarzhaarige nickte zustimmend. Gemeinsam kletterten wir auf den Baum. Oben in der Baumkrone ließen wir uns auf einem breiten Ast nieder. Von hier Oben gesehen sah die Welt ganz anders aus. Lächelnd betrachtete ich die vielen verschiedenen Pflanzen unter uns. Während die Schwarzhaarige sich an den Baumstamm lehnte, sodass ihre Beine sich auf dem Ast befanden, wobei ihr eines Bein angewinkelt war, ließ ich meine Beine hin und her schwingen. "Sag mal, wie alt bist du eigentlich?", fragte das Mädchen neben mir. Ich wendete meinen Blick zu ihr. "Siebzehn und du?"
"Ebenfalls, werde aber bald achzehn." Ich nickte und wendete meinen Blick wieder ab. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich immer noch nicht ihren Namen kannte. Folglich wollte ich meinen Kopf wieder zu der Älteren drehen. In dem Moment, in dem ich sie gerade nach ihrem Namen fragen wollte, kam ein leichter Windstoß auf, wodurch einige Strähnen ihres seidigen Haares ihr Gesicht umspielten und zugleich Lichtstrahlen durch das Blätterdach drangen und auf ihr Gesicht fielen. Nun war nicht nur mein Mund weit geöffnet, nein auch meine Augen war es. In diesem Augenblick war mein Kopf wie leergefegt. Keiner meiner Gehirnzellen waren noch in der Lage zu funktionieren. Und als dieses Mädchen mir dann ein Lächeln schenkte, schlug mein Herz unglaublich schnell. Für diese wenigen Sekunden, die sich anfühlten wie die Unendlichkeit, in diesen wenigen Sekunden, die niemals vergehen durften, sah sie aus wie ein Engel, nein viel mehr wie eine Göttin, meine Göttin. Von diesem Eindruck gefangen, war ich unfähig irgendetwas zu realisieren, sodass ich erst zu spät die nächsten Handlungen der Schönheit bemerkte. Sie hatte sich dicht vor mir auf allen Vieren platziert. Erschreckt durch diese plötzlich, unbemerkte Nähe geriet ich ins Straucheln. Wild ruderte ich mit den Armen, doch es half nichts, ich verlor mein Gleichgewicht und fiel nach hinten, wo sich nichts befand. Panisch blickte ich zu der Schwarzhaarigen über mir. Verzweifelt griff sie nach meiner Hand. Sie schaffte es. Fest hielt sie meine Hand, doch der Sog der Schwerkraft war zu groß. Gemeinsam mit mir stürzte sie ab.
Der Aufprall war schmerzhaft. Zu unserem Glück waren wir nicht allzu weit nach oben geklettert und der Waldboden mit vielen Blätter und Moos übersät. Stöhnend setzte ich mich auf, was mit der Älteren, die auf mir lag, nicht ganz so einfach war. Mit einem gequälten Brummen entfernte sie sich von mir. "Das tat weh."
"Was soll ich denn erst sagen?" Mitleidig schaute sie mich an. "Ist es sehr schlimm?"
"Geht schon." Ich rappelte mich auf, dabei bedacht, ihr nicht meinen Rücken zu zeigen, der wie Hölle brannte. Ich würde später im Bad nachsehen, ob alles in Ordnung wäre, dann wenn sie nicht bei mir wäre und sich keine Sorgen machen könnte.
Die Schwarzhaarige nickte kurz und erhob sich daraufhin ebenfalls. "Lass uns zurück gehen, es ist schon spät." Ich nickte. Gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg. Es herrschte eine komische Stimmung zwischen uns, trotzdessen dass immer wieder ein Kribbeln durch meine ganze Hand fuhr, wenn sich unsere Handrücken streiften. Kurz vor der Einfahrt des Campingplatzes, griff die Größere plötzlich nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, während sie voller Elan zu mir sprach: "Da vorne ist, glaube ich, ein See. Geich geht die Sonne unter. Lass uns zu dem See gehen und den Sonnenuntergang gemeinsam beobachten." Überfordert, durch den plötzlichen Stimmungswächsel, ließ ich mich hinter ihr herziehen. Schräggegenüber von dem Campingplatz befand sich tatsächlich ein See. Die Schwarzhaarige führte mich den kleinen Damm hinauf, auf welchem wir uns nieder ließen. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich nur eine kleine Erhebung, weshalb sich die untergehende Sonne auf der glatten Wasseroberfläche spiegelte. Es war ein wunderschöner Anblick. "Wow", wisperte ich. "Da kann ich dir nur zustimmen, ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist." Gemeinsam betrachteten wir weiter das Schauspiel, wobei unsere Körper sich immer näher kamen, bis ich schlussendlich meinen Kopf auf ihre Schulter legte und ihr Kopf Platz auf meinem fand. So saßen wir da und genossen die gemeinsame Zeit.
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Freitag wäre in der Schule am liebsten im Boden versunken. Ich habe einer Freundin während des Unterrichtes erzählt woher das Wort lesbisch kommt, rede dabei selbstverständlich von Sappho, aber ohne ihren Namen zu nennen. Plötzlich fragt der Lehrer, von dem ich soweit weg saß wie es nur ging (außerdem habe ich leise geredet und in der Klasse war es nicht gerade leise), ob ich von Sappho rede.
Wieso kennt ein (männlicher) Lehrer Sappho? So bekannt ist sie doch gar nicht
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