[1]

PoV Luka
"Luka, wir wollen los!", rief meine Mutter von unten. Genervt stand ich von meinem Bett auf, griff nach meiner selbst genähten Jeanstasche, kontrollierte noch einmal ob ich alles dabei hatte und machte mich dann auf den Weg ins Untergeschoss unseres Hauses, aber nicht ohne zuvor einen schnellen Blick in mein Spiegel zu werfen. Meine kurzen türkis gefärbten Haare mit lila Spitzen waren leicht verwuschelt. Meine linke Iris leuchtete durch die Kontaktlinsen rot und meine rechte Iris lila. Meinen bordoroten Pullover mit Reißverschluss, der mir bis über mein Hinterteil reichte, trug ich offen, sodass mein langes, graues T-Shirt mit den den kleinen goldenen Glitzersteinen, die einen Totenkopf bildeten, zusehen war. Meine hautfarbende Hotpans wurde von dem T-Shirt fast vollständig verdeckt. Trotzt der knappen Beinbekleidung war nicht viel von meiner Haut zu erkennen. Dort wo meine Jacke den Blick auf meine Beine frei gab, endeten meine schwarzen Kniestrumpf. Zufrieden grinste ich bei meinem Anblick. "Luka, nun komm endlich!" Genervt verdrehte ich meine Augen. Eltern, vor allem Mütter, konnten manchmal ziemlich nerven. "Ja, bin schon unterwegs!" Um meinen Unmut zu verdeutlichen schlug ich beim verlassen meines Zimmers die Tür laut zu. Auch auf der Treppe benahm ich mich nicht gerade wie eine Grazie. Unten angekommen wartete meine Mutter bereits ungeduldig auf mich. Als sie meine Kleidungswahl bemerkte, wurde ihr Blick noch genervter. "Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass du so das Haus verlassen willst, oder? Und deine Kontaktlinsen? Willst du die wirklich mitnehmen?" Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte, so wie sie es tat, wenn sie mit meiner Entscheidung nicht zufrieden war. Ich zuckte lediglich mit den Schultern, drängte mich an ihr vorbei aus dem Haus, rannte zum Auto und setzte mich hinten rechts in dieses hinein, wo ich meine Tasche auf den Sitz neben mir schmiss und mir meine Kopfhörer, die zuvor um meinen Hals hingegen, auf setzte. Schnell schaltete ich die Musik auf meinem Handy an, damit ich der nervtötenden Realität entfliehen konnte. Mein Vater schaute mich belustigt durch den Rückspiegel an. Auch wenn ich meinen Vater lieber mochte als meine Mutter, so wollte ich gerade auch nicht mit ihm reden, trotzdem zog ich meine Kopfhörer runter, sodass ich verstehen konnte, was er von sich gäbe: "Na, nervt dich Mama schon wieder?" Ich nickte. Sein Grinsen wurde breiter. Kurz lachte er. "Du weißt, dass sie nur um dich und deine zukünftige Entwicklung besorgt ist." Ich lehnte meinen Kopf an die angenehm kühle Fensterscheibe. Genervt seufzte ich. "Ich weiß, trotzdem strapaziert sie meine Nerven." Mein Vater lachte erneut. Beleidigt wendete ich meinen Blick von ihm ab. "Immerhin akzeptiert ihr meine Sexualität", nuschelte ich. "Das ist doch selbstverständlich", kam es sogleich zurück. Wenigstens hatte ich das Glück eine unterstützende Familie zu haben. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Zufrieden kuschelte mich näher an die harte Autotür. Ich sah zur Haustür, wo meine Mutter gerade diese abschloss. Mit schnellen Schritten kam auf das Auto zu und setzte sich auf die Fahrerseite, wo sie den Motor startete. "Dann wollen wir mal los in den Urlaub!" Meine Mutter strahlte bis über beide Ohren. Der Familienurlaub in den Sommerferien war schon immer ihre Lieblingszeit gewesen. Das Auto rollte vom Hof. Ich zog meine Kopfhörer wieder auf. Ich genoß den Anblick der vorbeiziehenden Natur, während ich mir den Schädel mit meiner viel zu lauten Musik zu dröhnte. In der Ferne stand die Sonne knapp über dem Horizont am Himmel und blendete mich, weshalb ich meine Augen schloss. Wir hatten noch eine lange Fahrt vor uns und das frühe Aufstehen machte sich langsam bemerkbar. Stück für Stück driftete ich in den Schlaf ab.

Als ich das nächste mal meine Augen öffnete, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und wir befanden uns auf der Autobahn. Verschlafen blickte ich mich im Auto um, während ich Schmatzgeräusche von mir gab. Meine Kopfhörer waren mir während des Schlafens vom Kopf gerutscht. "Na, gut geschlafen?" Mein Vater lächelte mich durch den Rückspiegel an. Ich nickte, während ich mich streckte. Da immer noch keine Konversation mit meinen Eltern führen wollte, setze ich meine Kopfhörer wieder auf, lehnte mich gegen die Fensterscheibe und betrachtete die vorbeiziehende Natur. Nach kurzer Zeit wurde mir diese Sicht aber immer wieder von einem schwarzen Auto versperrt, welches neben uns fuhr. Schlecht gelaunt wendete ich meinen Blick zu den Passagieren des Autos. Erschrocken riss ich meine Augen und meinen Mund weit auf. Hinten links saß ein junges Mädchen, vielleicht zwei, drei Jahren älterer als ich. Ihre langes schwarzes glattes Haar verdeckte zum Teil ihr Gesicht. Die dichten, langen Wimpern brachten ihre strahlenden eisblauen Augen nur noch mehr zur Geltung. In der linken Seite ihrer Nase befand ein Ring Piercing. Ihre schmalen, roten Lippen öffneten und schlossen sich immer wieder, während ihre Mundwinkel leicht nach oben gebogen waren. Insgesamt sah sie wunderschönen aus. Plötzlich glitten ihre Augen zur Seite, sodass sie mich aus dem Augenwinkel gut erkennen konnte. Sofort verstummte sie, wobei ihr Mund offen stehen blieb. Sie drehte ihren Kopf zu mir. Noch immer stand mein Mund offen. Ihrer schloss sich und verzog sich zu einem Lächeln. Schnell schloss auch ich meinen Mund, während sich ein leichter, roter Schimmer auf meinen Wangen legte. Unbeirrt lächelte sie mich weiter an. Flirtete sie mit mir? Schüchtern hob ich meine Hand um ihr zaghaft zu winken. Normalerweise war ich eher extrovertiert, doch dieses Mädchen machte mich ohne ersichtlichen Grund nervös. Ihr Lächeln wurde durch meine Geste breiter. Plötzlich wurde ihr Blick nachdenklich. Wenige Sekunden später drehte sie sich von mir weg, weshalb ich traurig wurde. Auch ich drehte meinen Kopf weg. Ich blicke nach vorne, wo mein Vater sich zu mir umgedreht hatte. Ich nahm meine Kopfhörer runter. "Na, alles gut bei dir?" Mein Vater lächelte mich an. Niedergeschlagen nickte ich. Skeptisch blickte er mich an, sagte aber nichts. Ich drehte meinen Kopf wieder zum Fenster, in der Hoffnung, das Mädchen schaute wieder zu mir. Als ich sah, dass sie ihren Kopf nach unten gebeugt hatte, sodass ihre Haare mir die Sicht versperrten, drehte ich mich wieder zu meinem Vater um. "Ist irgendwas mit dem Auto neben uns?" Ich schüttelte den Kopf. "Sitzt da hinten jemand, der dich irgendwie geärgert hat?" Ich riss meine Augen auf, musst dann aber lachen. "Was ist den so witzig?" Meine Mutter warf mir durch den Rückspiegel einen Blick zu. "Ich will mitlachen", ergänzte sie ihre Worte. Ich grinste. "Ach egal."
"Komm schon." Ich schüttelte, immer noch grinsend, den Kopf. Mein Blick wanderte wieder zu dem schwarzen Auto. Ich konnte ins Fahrerfenster schauen. Vorne saß ein korpulenter Mann mit kurzen, bereits ergrauten Haar, daneben eine groß gewachsene Frau mit blond gefärbten Haar. Wahrscheinlich waren dies die Eltern von dem hübschen Mädchen. Das Auto fuhr weiter nach vorne. Ich verrenkte mich, in der Hoffnung, so mehr von dem schwarzhaarigen Mädchen zu sehen. Endlich fuhr das Auto wieder direkt neben uns her. In der Scheibe gegenüber von mir war ein großer weißer Zettel zu sehen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Plötzlich verschoben sich der Zettel ein wenig und gab somit das wunderschöne Gesicht der Schwarzhaarigen Preis. Sie lächelte mich an und deutete auf den Zettel. Mein Blick schweifte wieder auf das Blattpapier. Erst jetzt fiel mir auf, dass auf dem Zettel eine Nummer stand. Schnell zückte ich mein Handy, ging auf die Kamera-App, hielt mein Handy an die Fensterscheibe und versuchte den Zettel und das lächelnde Gesicht einzufangen. Ständig verwackelte das Bild oder man konnte die Nummer nicht lesen. Verzweifelt biss ich mir auf die Lippe. Plötzlich wurde mein Motiv immer kleiner. Verwundert blickte ich nach draußen. Das Auto fuhr auf eine Abfahrt zu. Verzweifelt blicken wir uns in die Augen. Und dann war sie außer Sichtweite.

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