ENTSCHLOSSEN.
Die Flammen lodern vor mir auf. Der Himmel ist schwarz, es ist Nacht. Die Kinder sitzen um das Feuer und kichern. Ich sitze mit den Kleinsten auf einer Bank. Valerie und Dennis sitzen mit ein paar Kindern auf einer anderen Bank, rechts neben mir. Links sitzt Wilma und mir gegenüber Raphael.
Einige der Kinder sitzen im Schneidersitz auf Decken am Boden. Wir spießen Würstchen auf Äste und halten sie ins Feuer. Es duftet nach Holz, Wurst, Gewürzen und Asche. Ich habe Bauchweh, so großen Hunger habe ich. Ich sehe zu, wie die Würstchen langsam braun werden.
„Also, Kiddies. Um zehn is' Schlafenszeit. Wir erwarten, dass ihr euch wascht, die Zähne putzt, und spätestens um zehn Uhr is Ruhe." Einige Kinder meckern, andere kichern und ein paar tuscheln als Antwort.
„Zum Frühstück wecken wir euch und dann überlegen wir, was wir morgen machn', ja?"
„Jaaaaaaaa" die Kinder kreischen.
Ich beiße in mein Würstchen. Es ist heiß, schmeckt verbrannt und fettig. Ohne Brot bekomme ich das nicht runter. Ich esse drei Scheiben, obwohl mir zwei auch gereich hätten. Ich wollte doch weniger essen. Ob das heute zu viel war? Eigentlich habe ich nur eine Banane gegessen und jetzt diese Wurst und das Brot. Noch weniger essen halte ich nicht durch.
Mein Magen rebelliert gegen die fettige Wurst indem er mir einen Stich nach dem anderen versetzt. Ich darf nicht mehr so viel auf einmal essen. Ab morgen esse ich kleine Portionen. Außerdem war die Wurst ganz schön fett. Ich muss an die Fettflecken auf dem Pizzakarton und meinen Vorsatz denken. Morgen muss ich disziplinierter sein. Ich kann das.
„Ich hole meine Gitarre!" Wilma springt auf und klettert unbeholfen in ihr Zelt hinter mir.
Raphael verdreht die Augen und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. Das findet er wohl uncool. Es ist doch nichts dabei. Das hier ist ein Feriencamp und die Kinder wollen das so. Er soll sich mal locker machen.
Wilma und die Kinder singen ein schiefes Kinderlied nach dem anderen. Valerie und Dennis kuscheln sich aneinander und singen dabei noch schiefer als alle anderen.
Die kleine Anna schlüpft auf meinen Schoß. Ich bin ganz gerührt von ihrer Anhänglichkeit und schlinge meine Arme um sie und Pingu.
„Komm wir singen mit" flüstere ich ihr ins Ohr. Zusammen wiegen wir uns singend im Takt hin und her.
Nach ein paar Liedern klatscht Dennis in die Hände und steht auf „Schlafenszeit!"
Valerie und ich gehen mit den Mädchen im Gänsemarsch zu den Waschwägen. Dennis ist mit den Jungs schon dort und Wilma ist damit beschäftigt, Raphael anzuhimmeln.
„Wenn alle schlafen, geht die Party richtig los" Valerie zwinkert mir zu.
Wir warten an der Türe, bis sich alle gewaschen und ihre Zähne geputzt haben. Als wir zurückgehen nimmt die kleine Anna wieder meine Hand und die Lichter unserer Taschenlampen hüpfen über die Wiese.
„Bringst du mich ins Bett?" Die kleine Anna sieht mich erwartungsvoll an. Ach sie ist so klein.
„Ja, natürlich. Wir bringen euch alle ins Bett. Und wir sind direkt nebenan, wenn du was brauchst. Du brauchst keine Angst haben, ok?" Als Antwort sieht sie mich strahlend an.
Die Kinder schlüpfen in ihre Zelte. Ich höre das Rascheln der Zeltwände und der Schlafsäcke. Ein paar kichern, ein paar singen noch.
„In zehn Minuten ist Ruhe!" Dennis Tonfall soll wahrscheinlich autoritär wirken, aber er bekommt nur noch mehr Kichern als Antwort.
„Gute Nacht!" Ich schließe den Reisverschluss des Zeltes, indem die kleine Anna mit ihren zwei Freundinnen schläft. „Gute Naaaaacht!" singen sie als Antwort im Chor.
Zufrieden gehe ich auf die Feuerstelle zu. Wilma sitzt jetzt neben Raphael. Er wirkt unbeteiligt und sie redet unerlässlich auf ihn ein. Ich grinse. Geschieht im recht. Ich setze mich gegenüber auf meine Bank.
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