Wenn die Nacht am dunkelsten, ...
Hallo ihr Lieben,
willkommen bei dieser Story über Synthia und Gabriel. Hier werdet ihr erfahren, welche gemeinsame Erfahrung diese beiden Menschen verbindet, an die sich aber nur noch einer von ihnen erinnern kann. Außerdem gibt es da noch das Geheimnis, dass Synthia zu verbergen versucht. Wie wird Gabriel reagieren, wenn er davon erfährt?
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Kommentare!!
Liebe Grüße
Lila Leonie
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In Sichtweite einiger anderer Frauen bleibe ich stehen und streiche mir nervös mit leicht zittrigen Händen über den schwarzen Rock. Ich fühle mich in diesem Outfit extrem unwohl. Meiner Meinung nach ist das Top viel zu freizügig, der Ausschnitt zu tief, der Rock zu eng, die Stiefel zu unbequem und die Absätze zu hoch, mal ganz abgesehen von dem auffälligen roten Lippenstift, der in meinem Gesicht völlig deplatziert wirkt.
Wenn ich ein Mann wäre, würde ich bei meinem eigenen Anblick wahrscheinlich eher die Flucht ergreifen, als das Bedürfnis zu verspüren, mit so jemandem intim zu werden. Und im Prinzip hoffe ich auch genau darauf. Schon alleine bei dem Gedanken zu irgendeinem schmierigen Typen ins Auto zu steigen und wer weiß was mit ihm machen zu müssen, wird es mir kotzübel. Wäre da nur nicht dieser immense finanzielle Druck, der mir im Nacken hängt, dann könnte ich jetzt gemütlich zuhause auf meinem Sofa sitzen und mit Romy und Ilias fernsehen.
Gedankenverloren schweift mein Blick über die Mädchen, die ebenfalls hier auf Kundschaft warten und mich dabei mit bitterböser Mine mustern. Dabei wird mir die knallharte Realität wieder ganz deutlich vor Augen geführt. Wie hoch sind angesichts dieser Konkurrenz schon meine Chancen, dass ein Freier sich ausgerechnet für mich entscheidet? Wahrscheinlich genauso hoch, wie meine Möglichkeiten stehen, auf dem freien Arbeitsmarkt mit meinem Lebenslauf und meiner Vorgeschichte eine Anstellung zu finden, also gleich null.
Gerade als ich abwäge, ob ich mir wirklich für solch eine minimale Gelegenheit die Beine in den Bauch stehen will und mir womöglich noch aufgrund der geringen Länge des Stoffstreifens um meine Beine eine Blasenentzündung weghole, bemerke ich eine Bewegung neben mir. Eine junge hübsche Frau mit braunem lockigem Haar stellt sich direkt neben mich.
„Du bist neu hier, oder?", fragt sie in einem freundlichen Ton. Unsicher was sie von mir will, beantworte ich ihre Frage nur mit einem Nicken, bevor ich wieder die Straße vor mir ins Visier nehme.
„Freut mich dich kennenzulernen. Ich heiße übrigens Sarah.", fährt sie zu meiner großen Verwunderung unbeeindruckt von meiner Zurückhaltung fort und streckt mir dabei ihre Hand entgegen.
„Mich auch. Und ich bin Synthia." Mit diesen Worten ergreife ich ihre Hand und begegne dabei ihrem aufrichtigen Lächeln.
„Wie kommt es, dass du mich angesprochen hast? Alle anderen Mädchen werfen mir nur ununterbrochen giftige Blicke zu, seitdem ich hier stehe.", teile ich ihr meine Beobachtung mit.
„Ach, das ist normal. Sie mögen einfach keine neue Konkurrenz, vor allem nicht, wenn sie so auffallend hübsch ist wie du.", will sie mich beruhigen und mustert mich dabei intensiv. Allerdings kann ich ihre Behauptung meiner Schönheit nur mit einem ungläubigen Schnauben kommentieren.
„Ich bin aber der Meinung, dass wir Frauen zusammenhalten sollten, gerade in diesem Beruf.", erklärt sie mir, während sie weiter an meiner Seite stehen bleibt. Ihr Verhalten irritiert mich zusehends. Allerdings traue ich mich nicht nach dem Grund zu fragen.
„Wer ist eigentlich dein Lude?", ertönt ihre Stimme nach einem kurzen Moment des Schweigens erneut.
„Mein was?", frage ich verwirrt nach, da ich mit diesem Begriff absolut nichts anzufangen weiß.
„Na, dein Zuhälter." Oh man, ist das mir gerade peinlich. Spätestens jetzt wird sie wissen, dass ich mich mit diesem ganzen Zeug überhaupt nicht auskenne. Darum habe ich nun auch keine Hemmungen mehr, um mein Unwissen durch meine nächste Frage noch deutlicher heraus zu stellen.
„Warum sollte ich denn einen brauchen?" Auf meine Frage hin, zieht sie eine Augenbraue hoch.
„Zu deinem eigenen Schutz!", lautet ihre Antwort, die mich total aus dem Konzept bringt. Ich dachte immer, dass es gerade die Zuhälter sind, die junge Mädchen unter Druck setzen oder sie in eine finanzielle Abhängigkeit drängen. Zu mindestens wird es in der Film- und Fernsehindustrie immer so dargestellt. Meine Ratlosigkeit fällt Sarah nun auch auf.
„Du kennst dich in dieser Branche überhaupt nicht aus, oder?" Sie formuliert ihre Worte zwar als Frage, aber ich bin mir sicher, dass sie die Antwort bereits selber weiß. Trotzdem nicke ich ihr bestätigend zu.
„Aber volljährig bist du schon?" Wieder liegt ihr prüfender Blick auf mir.
„Ja, ich bin zwanzig."
„Ok, du siehst nämlich noch sehr jung aus. Na, wie auch immer. Also, in unserem Beruf trifft man leider nicht nur auf nette Männer. So kann es durchaus mal vorkommen, dass ein Kunde irgendwelche Dienstleistungen von dir erwartet, die du aber nicht bereit bist, ihm zu geben. Und genau in so einem Fall kommt der Zuhälter ins Spiel. Er schützt seine Mädchen vor gewalttätigen Übergriffen. Außerdem sorgt er ebenfalls dafür, dass selbst zahlungsunwillige Freier für die erhaltenen Dienste bezahlen." Erschrocken reiße ich meine Augen auf.
„Ich will ganz ehrlich zu dir sein. Dieses Geschäft ist kein Zuckerschlecken. Deswegen habe ich einen Vorschlag für dich, der dir den Einstieg vielleicht etwas leichter machen wird. Und da du sowieso keinen Lude hast, dürfte das auch kein Problem sein. Also, ..." Ihr Redeschwall geht noch weiter, aber ich höre ihr gar nicht mehr zu, da ich gerade viel zu geschockt von ihren Worten bin. Gewalttätige Übergriffe. Zahlungsunwillige Freier.
Erst jetzt wird mir bewusst, auf was ich mich hier fast eingelassen hätte. Und am Schlimmsten ist die Tatsache, dass ich um ein Haar zu dem geworden wäre, für das meine Eltern mich bereits seit fünf Jahren halten. Wie kam ich nur auf diese schwachsinnige Idee? Gerade ich! Meine sexuellen Erfahrungen kann ich an einer Hand abzählen. Es muss doch eine andere Möglichkeit geben, um meine Schulden zu bezahlen. Ich muss einfach eine Alternative finden, denn ich bin definitiv nicht dazu bereit, meinen Körper zu verkaufen.
„Sorry, aber ich muss los.", unterbreche ich Sarah in ihrem Redefluss, bevor ich mich ohne eine weitere Erklärung schnell einige große Schritte von ihr entferne. Ich höre noch, wie sie mir etwas hinterherruft, achte aber nicht darauf. Erst als ich mich ein ganzes Stück von ihr und den anderen Mädchen entfernt habe, verlangsame ich meinen Gang und laufe immer der Straße entlang in Richtung meiner Wohnung. Dabei sind meine Gedanken wie so häufig in dem üblichen Trott gefangen. Welche Rechnung ich am Dringendsten bezahlen muss und wie ich das nötige Geld dafür zusammenkratzen kann.
Deswegen bemerke ich das schwarze Auto neben mir erst, als der Fahrer einmal hupt. Erschrocken zucke ich zusammen, bevor ich meinen Blick auf den jungen Mann im Inneren des vermutlich treuen Fahrzeugs richte. Er sieht gut aus, keine Frage. Trotzdem haben Sarahs Erklärungen mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dieser Beruf ist nichts für mich. Bevor ich aber überhaupt etwas sagen kann, werde ich bereits von ihm angesprochen.
„Was machst du denn hier?"
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Seid ihr schon neugierig, wie es weiter geht?
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