Chapter 6-Halloween
Während wir im Ring unser Bestes gaben, musste ich ziemlich einstecken.
Praktisch jeder meiner Angriffe wurde abgewehrt und Ian war erbarmungslos, auch wenn seine Schläge nicht all zu hart waren.
Das fand ich gut, ich wurde nicht wie ein schwaches Mädchen behandelt sondern wie eine Kämpferin.
So würde ich auch gerne sein, und das war der erste Schritt dazu.
Manchmal wenn er mich mal wieder zu Boden warf und ich einen neuen Blauen Fleck kassierte, war er mir wirklich ziemlich nah.
Wir waren beide komplett verschwitzt und meine Haare rutschten mir aus meinem
Hohen Pferdeschwanz.
Jedes Mal wenn ich unter ihm auf der unbequemen Matte lag und er mich blockierte sodass ich keinen Gegenangriff starten konnte, den er mir zuvor gezeigt hatte, bewegte sich eine Weile keiner von uns.
Diese Zeit verwendete ich jeweils um mein Herz unter Kontrolle zu halten.
Was nicht einfach war, wenn sein Geruch selbst verschwitzt noch perfekt war.
Nein ich war nicht eklig, ich hatte mal irgendwo gelesen dass Die Nase einen Faktor dabei spielte wenn man sich einen Partner suchte.
Sie konnte anscheinend Signale weiterleiten und zudem das genetische Profil fest stellen und ob es zum eigenen passte.
Sehr interessante Sache.
Und im Boxen völlig unangebracht.
Prompt stand ich wieder auf den Beinen, alles schmerzte irgendwie und ich atmete schnell.
Aber ich fühlte mich grossartig.
Klar konnte ich jetzt noch nicht wirklich viel, aber es hatte mir geholfen Energie und Frust abzulassen, genauso wie es Spass gemacht hatte.
"Noch eine Runde?"
Ian's Haare hingen ihm in die Stirn und das schwarze Shirt klebte ganz unwiderstehlich heiss an seinem Oberkörper, was er aber natürlich nicht bemerkte.
Nur ich tat es und es war ein entscheidender Ablenkungsfaktor.
"Eh was?"
Fragte ich und riss mich los.
"Die Zeit wäre um, willst du noch eine Runde?"
Wenn er wüsste, ich könnte das die ganze Nacht lang machen.
Ich nickte nur und grinste.
"Dieses Mal habe ich dich."
Er nickte nur ironisch.
"Und da redet sie wieder..."
Weiter kam er nicht denn ich hatte ihn frontal angegriffen und liess meine Fäuste in den Boxhandschuhen direkt auf seine Brust prasseln.
Kurz war er aus dem Konzept gebracht und ich nutzte die Zeit für einige Treffer, doch dann hatte er sich wieder gefangen.
Blitzschnell packte er eines Meiner Handgelenke als ich zu langsam war es zurück zu ziehen bevor seine Reaktionszeit eintrat.
Er zog mich vor und ich wurde aus dem Gleichgewicht gebracht und fiel genau gegen ihn, während er beinahe zu leicht meinen anderen Arm zu fassen bekam und mich umdrehte.
Nun hielt er meine Arme gekreuzt über meinem Bauch und hatte meinen Rücken an sich gedrückt, sodass ich seinen straffen Bauch nur all zu gut spüren konnte und den Atem anhielt.
Ich war nicht mehr fähig mich zu bewegen und meine Brist hob und senkte sich schnell, als sich meine Lunge entschloss doch wieder hörbar nach Sauerstoff zu schnappen.
"Schachmatt."
Flüsterte er, seine Lippen wagen direkt neben meinem Ohr.
Doch das war es was mich so störte.
Es war ihm nicht bewusst was er tat, wie er damit mein Blut zum Kochen brachte.
Er war einfach nichtsahnend was er für eine Wirkung hatte und das machte mich irgendwie stock sauer.
Trotzdem bewegte ich mich nicht, und er hielt mich auch länger so fest, als es nötig gewesen
Wäre.
Sein ziemlich regelmässig gehender Atem strich über meinen Nacken und ich hätte fast die Augen geschlossen, genauso wie ich sein Zögern bemerkte.
Dann liess er mich beinahe schon abrupt los und fuhr sich durch die Haare, während ich schweigend und etwas verlegend die müffelnden Handschuhe auszog.
"Ich hab dich fast gehabt."
Merkte ich nebenbei an.
Er grinste schelmisch und antwortete auf diese grüblerische heisse Art.
"Fast."
Ich duckte mich und kletterte unter den Seilen auf den Boden zurück, während er sich einfach darüber schwang und neben mir landete.
Die Halle war leer, die Kids waren gegangen und nur wir beide waren noch übrig geblieben.
Kurz dachte ich danach ob sie vielleicht meine Wertsachen hatten mitgehen lassen, denn ich hatte sie nicht weg geschlossen.
Doch dann verwarf ich den unfreundlichen Gedanken.
Das war ein Vorurteil, nur weil sie nicht das Glück hatten an einem anderen Ort als den Ghettos zur Welt gekommen zu sein hiess es nicht dass sie alle Diebe und Gang Mitglieder waren.
Erst recht nicht zehn jährige Kinder.
Ich schämte mich fast dafür, dass ich es gedacht hatte und beschloss meine Haltung mal zu überdenken.
"Willst du noch duschen gehen?"
Fragte er und ich hätte mich fast verschluckt.
Aber nachdem ich mir den Satz zweimal durch den Kopf gehen lassen hatte, war ich mir sicher dass er nur das normale Duschen meinte.
Aber da es draussen mit dem eisigen Wind mit nassen Haaren sicherlich zu meinem Tod geführt hätte, schüttelte ich den Kopf.
"Ich gehe zuhause, danke."
Ich lächelte und er nickte.
"Gut, es ist schon spät, gehen wir uns umziehen."
Es war eher eine Feststellung also folgte ich ihm in die Kabine.
Da waren all die Kleider und Schuhe verschwunden, mur meine und seine Sachen lagen noch da.
Keine einzige Sache von mir fehlte.
Jetzt schämte ich mich wirklich.
Langsam stellte ich mich vor den Spiegel wo ich kurz meine verschwitzten Haare neu zusammen band und drehte much dann um, als mir plötzlich etwas einfiel.
Wir mussten uns im selben Raum umziehen.
Diese unglaublich intelligente Erkenntnis liess mein Blut sofort Hormone durch meinen Körper pumpen und ich sah ihn halb fragend halb starr an, während er die Sachen aus seinem Spind nahm.
"Keine Sorge, ich drehe mich um, ich bin schliesslich ein Gentleman."
Grinsend zwinkerte er mir zu und drehte mir den Rücken zu, während ich mit meinen Kleidern da stand und innerlich seufzte.
Eigentlich war es mir eher um mich gegangen, denn bei mir war ich mir in dieser Hinsicht ganz und gar nicht sicher.
Ich hatte schon früher immer genau dann die Filme angesehen wenn alle sagten ich sollte weg sehen, das war ein natürlicher Reflex von mir.
Ich atmete tief ein und nickte dann.
So schwer konnte das nicht sein.
Ich zog mir das Shirt über den Kopf und legte es ordentlich zusammen, während ich mich streng ermahnte nicht in den Spiegel vor mir zu sehen.
Als ich mich dann wieder aufrichtete um die Hose abzustreifen, war es mir einerseits unangenehm mich hier wirklich im selben Raum umzuziehen, und andererseits war es das reinste Abenteuer.
Ich biss mir fest auf die Lippen, trotzdem konnte ich nicht anders als auf den Spiegel zu sehen.
Ian hatte sein T-Shirt ausgezogen und ich hatte den perfekten Blick auf seinen dunkeln Haarschopf und den breiten Rücken.
Ich versuchte nicht zu starren, aber es war wirklich ziemlich faszinierend.
Und heiss.
Hatte ich heiss und faszinierend schon erwähnt?
Dann entdeckte ich viele kleine Narben, die sich über seinen Rücken erstreckten.
Sah man nicht genau hin übersah man sie schnell, aber da waren wirklich einige, kreuz und quer.
Eine war sogar lang genug damit man sie auch so sah.
Kurz hielt ich den Atem an, was war da nur passiert?
Ich wollte ihn gerade fragen als mir einfiel dass er dann wusste dass ich ihn wie ein Stalker durch den Spiegel beobachtete hatte.
Also fluchte ich innerlich und musste wohl oder übel noch warten, bis mir eine bessere Ausrede eingefallen war.
Ich senkte wieder den Blick und schlüpfte in meine enge Jeans, die mir nach dem Schweiss an den Beinen klebt und ziemlich unangenehm
War.
Ich meinte fast Ians Blick auf mir zu spüren, stechend und durchdringend.
Doch ich wagte es nicht mich umzudrehen, bestimmt bildete ich es mir ein.
Oder es war Wunschdenken.
Als ich fertig war drehte ich mich schneller als die Revolver Helden in den Western um und griff nach meiner Tasche.
Ian war ebenfalls bereit und hängte sich die Trainings Tasche über die Schulter.
Es juckte mich in den Fingern diese eine Strähne zurück zu schieben, die ihm immer wieder in die Stirn fiel.
Aber ich unterdrückte es mit aller Kraft und lächelte nur.
Trotzdem ging mir sein Rücken nicht mehr aus dem Gedächtnis.
"Also dann, lass uns den Laden hier mal schliessen.
Ian nickte und unterbrach die Stille, worauf ich schnell nickte.
"Jep, für heute hat er genug ausgehalten."
Er lachte, ich liebte sein Lachen, es wag so gut gelaunt und so als würde Gott bei Ians Erschaffung irgendwie gedacht haben, ach komm, diesen Machen wir mal perfekt. Just for fun.
Und ich durfte das jetzt aushalten. Danke Gott.
Wir gingen zum Eingang zurück, die Halle sah im Dunkeln, nachdem Ian die Lichter ausgemacht hatte, beinahe gespenstisch aus, und ich wollte hier sicherlich nicht alleine sein.
Und prompt packte mich unerwartete eine Hand von hinten.
Erschrocken schrie ich auf und mein Herz wäre mir beinahe in die Hose gerutscht.
Ian konnte sich vor Lachen kaum halten, während dich empört schnaubte.
"Mach sowas nie wieder! Das ist nicht lustig ich wäre beinahe gestorben."
Reklamierend deutete ich auf ihn, während er mir kurz den Arm um die Schulter legte.
"Keine Angst tapferes Engelchen, du wirst nie wieder leiden müssen."
Gespielt episch sah er in die Luft und ich musste grinsen.
Ich hatte gehofft sein Arm würde länger da verweilen, doch bei den Jacken angekommen nahm er ihn zurück und wir zogen uns an, bevor wir zurück in die abendliche Kälte traten.
Draussen leuchteten bereits die Strassenlaternen und die Strassen waren immer noch voller Autos und Motorräder, während wir das Trottoir betraten.
Ich pustete mir in die Hände weil es etwas arg kalt war, als ich sie aus den warmen Taschen nahm.
Kurz sagte Niemand von uns etwas, dann wagte ich es, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen.
Selbst war die Frau? Oder nicht?
"Bringst du mich noch nach Hause?"
Ich hätte jetzt ein ja erwartet, vor allem
Weil er es doch war, der sich so grosse Sorge um meine abendliche Sicherheit machte.
Doch er sah mich etwas verlegen an und kratzte sich am Nacken.
Kein gutes Zeichen.
"Naja..also ich muss noch wo hin weisst du."
Ich war ziemlich enttäuscht, das war ja mal ein harter Korb.
Aber wenigstens wusste ich wo ich stand so unangenehm es mir auch war.
Mit Ian war es so komisch.
Irgendwie fühlte ich mich zu ihm hingezogen.
Aber jedes Mal wenn ich Anstalten machte ihm das in irgend einer Hinsicht zu zeigen, machte er einen Rückzieher, als wolle er es gar nicht hören.
Ich schien ihm zu gefallen, das sah ich an seinen Blicken, aber irgendwie auch wieder nicht.
Ich wurde nicht schlau aus ihm.
Vielleicht war das einzige was wirklich klappte Friendzone.
"Ahso, wohin gehst du denn?"
Fragte ich leise, einfach um das Thema zu wechseln, damit ich nicht eine Bagger holen ging und mir ein Loch grub.
Kurz zögerte er.
"Zu meinem Bruder."
Ich wurde hellhörig.
Mir war schon klar dass sich die Welt nicht um mich drehte, aber trotzdem musste ich nach dem zu langen Zögern nachfragen.
"Ist es wegen dem heute Morgen?"
Ian antwortete nicht und sah auf die Strasse, sein Kiefer war angespannt.
Ich schnaubte.
"Ich fasse es nicht, was willst du machen? Ihm verbieten nett zu sein?"
Und da war sie wieder.
Die Wut dass er sich einmischte in etwas was er niht mal verstand.
Er wollte nichts von mir, aber er wollte auch nicht dass ich mich gut mit Kyran verstand.
Konnte er sich nicht einmal entscheiden?
Ian war nett, er war mitfühlend aber er hatte auch eine aufbrausende Seite.
Und diese bekam ich jetzt zu spüren.
"Nein Diana!
Er ist nicht nett, er ist gefährlich für dich!
Du siehst es nur nicht weil er eines seiner Spielchen mit dir spielt verdammt!"
Er war lauter geworden, schrie mich beinahe an sodass ich den Kopf einzog.
Er konnte mindestens genauso überzeugend sein
Wie sein Bruder.
Ich war etwas verletzt, dass er wirklich dachte ich sei so dumm das ich es nicht merken würde, wenn mich Kyran verarschen würde.
Aber das tat er nicht, Ian konnte es nur nicht aushalten dass er nett zu mir war.
"Wow, du denkst wirklich ich bin eine Puppe mit der man so einfach spielen kann? Gut das ich deine Meinung kenne."
Ich klang unterkühlt.
Vielleicht überreagiert, aber er hatte angefangen.
Ian fuhr sich durch die Haare und schien wirklich aufgebracht.
"So meinte ich das Nicht..."
Ich unterdrückte die Tränen die mir in die Augen stiegen, ich war keine Heulsuse aber wenn ich wegen etwas heulte, dann wegen Frust.
Und den hatte ich gerade reichlich.
Also winkte ich eilig ab und zog den Schal enger um meinen Hals und vor meinen Mund.
"Ach mach doch was du willst Ian."
Ich drehte mich um, ohne mich zu verabschieden.
Kein Trotz, nur Kontrolle über die lästigen Tränen die ich zurück blinzelte.
Während ich also alleine die Strasse entlang lief und dem Abend Verkehr und dem eisigen Wind der mir um die Ohren Pfiff lauschte, musste ich feststellen, dass der Tag der gerade so die Kurve gekriegt hatte, doch versaut war.
In den folgenden zwei Monaten in denen ich arbeitete passierte so ziemlich gar nichts aussergewöhnliches.
Ich hielt mich so gut es ging von Matthew fern, der zum Glück oft an Meetings war und so nicht auf unser Treffen zurück kommen konnte.
Ian und ich hatten uns etwas voneinander entfernt gehabt, aber danach war es wieder lockerer geworden und mit Sophia ihrem Mark und Alex waren wir öfters in der kleinen Bar gegenüber gewesen.
Immer war sie leer und immer endete es auf dieselbe Weise.
Ein unterhaltsamer Abend, danach trank Sophia zu viel und das Pärchen ging nach Hause.
Das ganze endete dann in peinlichem Schweigen weil mich Alex nach diesen acht Wochen immer noch nicht ausstehen konnte, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben hatte nett und sympathisch rüber zu kommen.
Da ich die finsteren Blicke nicht mehr ausgehalten hatte war ich immer gegangen, und hatte darauf verzichtet dass Ian mich nach Hause brachte, selbst wenn er nochmals nachgefragt hatte.
Eigentlich wollte ich dass er trotz meiner Absage mitkam, aber er tat es nie.
Und dafür war ich wieder enttäuscht, denn egal wie meine Logik für andere aussah, ich wusste dass zwischen uns so kleine Momente waren, in denen wir beide wussten was es bedeutete.
Nur liess er sie immer zu schnell platzen indem er irgendetwas tat, sagte oder eben nicht tat.
Alles in allem fand ich mich gut zurecht, ab und zu konnte ich nun sogar einen Kaffee ergattern, auch wenn es meistens Ian war, der sie besorgte.
Bei ihm ging das ja bekanntlich schneller...
Mit Hannah hatte ich gerade eine Flaute, sie war die ganze Zeit mit Typen auf diversen Partys, deren Namen ich noch nie gehört hatte und interessierte sich nur für mich und die Brüder, wenn wir mal zum Reden kamen.
Und das war meistens nur in den Mittagspausen wenn Clair ihre Augen überall hatte.
Kein perfekter Zeitpunkt, vor allem weil mittlerweile jeder aus der Abteilung wusste dass wir uns gerne öfters anzickten.
Um genau zu sein machte mich die Abteilungsleiterin blöd an. Und da ich nunmal nicht willig war den Kopf einzuziehen, gab es kleine, klitze kleine Problemchen.
Okey vergesst das klein.
Abgesehen von der Arbeit verlief mein Leben ziemlich einsam.
Poseidon war der einzige wirklich starke Mann in meinem Leben, er hatte nun heraus gefunden dass das laute Miauen auf dem Balkon schöne Katzen anlockte.
Deshalb hielt er mich oftmals die halbe Nacht wach was mich gar nicht begeisterte.
Und die Nachbarn auch nicht.
Als einer gedroht hatte ihn einschläfern zu lassen, hatte ich dann schliesslich die Balkon Türe geschlossen und trotz seinem Protest musste er drinnen schlafen.
Auch von Kyran hatte ich nichts mehr gehört.
Irgendwie war ich etwas enttäuscht gewesen, vor allem weil nach seinem Anruf mein Herz kurz etwas aus der Bahn geraten war.
Es war spannend gewesen, mit ihm zu reden auch wenn er manchmal so redete dass nur er selbst zu verstehen schien was er meinte.
Aber egal was Ian gesagt oder getan hatte, an dem Abend nach dem ersten Unterricht, es misste echt wirksam gewesen sein.
Denn ich hatte weder einen Anruf noch eine Message bekommen.
Auch wenn ich zugeben musste dass ich ab und zu etwas öfters aufs Handy starrte als früher.
Kyran war eben anders gewesen, einzigartig und anziehend, Gefahr war schon immer prickeln gewesen.
Den Boxunterricht hatte ich fortgesetzt, jede Woche am Donnerstag Abend ging ich zu der herunter gekommenen Bude. Natürlich mit dem versprochenen Essen für meinen Lehrer.
Oftmals wurde ich angesehen als wäre ich der letzte Junkie der sich da drinnen gleich die nächste Ladung geben wollte, aber nach einer Weile war es mir nicht mehr so wichtig.
Denn ich mochte die kleinen Kinder und mit einigen von ihnen hatte ich mich bereits angefreundet.
Sie waren zwar alle besser als ich aber es war lustig, wie sie mir zeigen wollten was ich tun konnte um besser zu werden.
Ab und zu bildeten sich sogar Wetten wenn Ian und ich im Ring standen und es wurde ausgelassen gelacht.
Natürlich setzten fast alle immer auf Ian, er gewann ja wirklich immer, aber ich musste sagen, langsam klappte es besser.
Die einfachen Grundlagen wie ducken und schützen hatte ich drauf, und mein Schlag war auch schon schwächer gewesen.
Trotzdem konnte mich selbst der Jüngste hier besiegen.
Aber meine Ausrede war, dass sie eben noch so klein waren und ich sie deshalb nicht verletzen wollte.
Einer der Jungs aber, setzte jedes Mal auf mich, auch wenn er immer verlor.
Er gab nie auf und Ian und ich hatten es ihm als Geschenk gemacht, dass ich gewann.
Ich würde die strahlenden Augen nicht mehr vergessen, als er mit den zwanzig Dollar stolz und mit geschwollener Brust herum stolzierte.
Im Training war Ian ganz anders, er ging lockerer mit mir um, aber ich spürte nie mehr als Freundschaft und Sympathie.
Ich selbst wusste ja auch nicht genau was ich fühlte, aber je länger ich mit ihm arbeitete, je öfters wir uns im Büro über den Weg liefen, desto mehr flatterte mein Herz.
Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher dass er mir gefiel, mindestens das.
Aber sagen würde ich sicherlich nichts, denn so könnte ich unsere ganze Freundschaft kaputt machen.
Und ausserdem hatte ich von ihm nicht das kleinste Anzeichen bekommen.
Da mein Leben momentan nicht nach meiner Zufriedenheit verliess, hatte es mich heute Morgen, es war Sonntag, auch nicht verwundert, als mir das Klo Papier ausgegangen war.
Wirklich sehr peinlich.
Aber da ich es wirklich benötigte nach meinem Eintopf gestern Abend, sah ich mich gezwungen einen Nachbarn zu fragen.
Und da die Meisten noch sauer auf mich waren wegen Poseidons Aktionen, blieb mir nur die Alte Frau unter mir.
sie war mir nicht ganz geheuer, aber trotzdem musste ich es tun.
Also war ich runter gelaufen und hatte geklopft, und tatsächlich hatte sie aufgemacht.
Ich hatte die leicht pummlige Frau schon lange nicht mehr näher als durch das Fenster gesehen und ihre strähnigen langen Haare machten sie beinahe zu der perfekten Vorlage für Halloween, was ja auch schon bald vor der Türe stand.
Als ich sie zögernd gefragt hatte, hatte ich gedacht sie würde mich ausfragen, über alles mögliche um das dann brühwarm weiter zu erzählen, aber das war nicht passiert.
Erst als sie mir das Papier gereicht hatte und ich mich verlegen bedankt hatte, hatte sie mich eine Weile lang gemustert.
"Du bist gross geworden."
Hatte sie dann gemeint, und sich knapp verabschiedet, bevor die Tür zugeschlagen worden war.
Sie hatte mich perplex stehen lassen, mit dem Klopapier in der Hand und einem verwirrten Gesichtsausdruck.
Das war komisch, denn so lange wohnte ich jetzt auch nicht hier und ich hatte noch nicht mal meine Frisur verändert, seit ich hier wohnte.
Also konnte ich auch nicht gross geworden sein.
Aber trotz meiner detektivischen Fähigkeit, konnte ich mir das Ganze sehr simpel erklären.
Sie war etwas dement und wahrscheinlich verwechselte sie mich ab und zu mit ihrer jungen Nichte, der wenig Besuch den sie erhielt.
Meistens war ihr Vater dabei, ein Mann in strengem Anzug und immer ernst, aber das Mädchen ass immer Süssigkeiten.
Ich wusste nicht ob ich mich jetzt freuen sollte dass ich als jünger angesehen wurde oder nicht, aber ich hatte mich einfach über das Klopapier gefreut und war wieder hoch gegangen.
★
Jetzt gerade stand ich in einem Geschäft und suchte gemeinsam mit der kleinen Bar-Truppe, wie ich uns gerne nannte, Kostüme aus.
Halloween stand vor der Tür und wir hatten uns vorgenommen da zusammen hin zu gehen. Also nicht dass wir an Häuser klopfen wollten und „Süsses oder Saures" krähen wollten. Wir gingen bloss an die grösst organisierte Halloween Party der ganzen Stadt. So hatte es zumindest Sophia genannt.
Natürlich hatte ich keine Ahnung was ich nehmen sollte.
Deshalb war ich auch die Einzige, die noch nicht in den Kostümen stöbern wollte.
Der Laden war klein und nur saisonal offen, sodass er jetzt vollgestopft war.
Es gab nur drei lange Regale, die Gänge dazwischen waren ein halbes Labyrinth, so wenig Platz liess man uns um uns fort zu bewegen.
Die Wände selbst waren voller Masken und Kleider.
Ab und zu sah ich direkt in das Gesicht richtig hässlicher eitriger Monster, daneben sah ich ein Feen Kostüm und noch eine Reihe weiter konnte ich sogar einen Bart erkennen, und eine Menge Perücken in allen Farben.
Es war beinahe erschreckend wie viele Horror Figuren es gab.
Es war vollgestopft, überall gab es Federn oder abgefallene Teile der Kostüme die am Boden lagen und über die man drüber steigen musste, wenn man nicht zur Verantwortung dafür gezogen werden wollte.
Es gab sogar einklappbare Messer und Blutpillen, für alle die schon immer ein Vampir hatten sein wollen.
Für Dämonen gab es sogar pechschwarze Linsen für die ganzen Augen, sowas hatte ich schon lange gewollt.
Doch da ich sehr unsicher war, getraute ich mich auch jetzt nicht, es zu kaufen.
Es war ziemlich laut, denn die Angebote wurden alle in Dauerschleife aufgezählt und im Hintergund lief dazu noch unheimliche Friedhofs Musik, sodass ich schreckhafter Mensch darauf hoffte nicht von irgendwem hoch genommen zu werden.
Das Quietschen der Masken wenn sie Jemand anzog versetzte mir eine Gänsehaut, ich war solchen Geräuschen gegenüber sehr empfindlich.
Der ganze Laden roch nach Plastik.
Der typische Geruch wenn solche Masken direkt aus der Fabrik hier her gelangten.
So schmeckte es auch im inneren von neuen Autos.
Zudem war es etwas Stickig, der einzige Kältefaktor hier drinnen war die eisige Herbstluft, die kurz hinein strömte wenn die Türe mit einem klingeln Aufging und Jemand neues hinein trat.
Ich freute mich auf Halloween.
Ich hatte es die letzten Jahre nur mit Hannah gefeiert und da ich nie Jemanden gekannt hatte war ich schnell wieder nach Hause, nur um mich dort einsam zu fühlen. Aber dann hatte ich beschlossen dass der Richtige nur dann kommen würde, wenn ich nicht nach ihm suchte.
Aber dieses Mal war ich mit Freunden da und konnte mich wirklich darauf freuen, denn ich mochte sie alle.
Auch wenn ich nicht verstand was Alex gegen mich hatte.
Nachdenklich stand ich so herum und eine Frau quetschte sich genervt mit ihrem quengelnden Kind an mir vorbei.
Kurz darauf erschrak ich, als sich zwei grosse Hände auf meine Schultern legten und ich fast in die Luft ging.
Als ich mich umdrehte sah ich Ians breites Grinsen.
Er hatte eine Batman Maske an und einen schwarzen Umhang, so komisch es auch klingen mag, es stand ihm echt gut.
Vor allem drangen seine grünen Augen noch besser zu mir durch.
Ich würde für ihn tausend mal das Bat Signal ausrufen wenn es sein musste.
"Erschreck mich nicht so Ian!"
Rief ich dann und legte mir eine Hand ans Herz.
Ian verstellte seine Stimme tief.
"Wer ist der Herr von dem du sprichst holde Maid? Ich bin Batman."
Ich musste lachen.
"So redet Batman aber nicht."
Er schmollte und nahm die Maske ab, strich sich kurz die Haare zurück.
"Jetzt schon."
Ich bemerkte Alex der uns finster beobachtete.
Ich ignorierte ihn einfach.
"Und was nimmst du?"
Ich zuckte die Schultern, ich hatte echt keinen Plan.
"Alex geht als Untoter, wenn du wüsstest wie gut der sich so bewegen kann."
Grinsend versuchte Ian die stockenden Bewegungen nachzumachen.
Er brachte mich wirklich immer zum Lachen.
Passte aber auch zu Alex, untot, ohne Gefühle oder ein freundliches Lächeln.
Jedenfalls was mich anging.
"Und Sophia und Mark?"
Fragte ich, in der Hoffnung nicht die Einzige zu sein die noch kein Kostüm hatte.
"Die gehen als Boonie und Clyde, wahrscheinlich werden sie aber eh die meiste Zeit anderes zu tun haben."
Ian grinste und ich wusste nicht ob er sich seinen Worten wirklich bewusst war.
Bei ihm konnte ich mir nie ganz sicher sein.
Aber ich musste zugeben dass ihre Kostüme sehr originell waren.
Und ich hatte natürlich keinen Plan.
Ich könnte als Cat Woman gehen, aber dazu war ich nicht elegant genug.
"Ich weiss es einfach nicht."
Jammerte ich und spielte mit einem langen Kleid, das mich ziemlich an Früher erinnerte. So das ganz früher, wo noch Ritter um Burgfräuleins kämpften.
Auf Ians Gesicht breitete sich ein schelmisches Grinsen aus.
"Was?"
Fragte ich und er klatsche in die Hände und konnte sich das Lachen fast nicht verkneifen.
"Ich hab das perfekte Kostüm für dich."
Als was könnt sie nur gehen? xD aber ich hoffe es gefällt euch und ihr habt das Kapitel aufmerksam gelesen, denn vielleicht wird ein Teil davon irgendwann noch wichtig hehe :3
Viel Spass beim Weiterlesen ❥
Love you
Tala
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