Chapter 21-Kalt
Summend stieg ich aus der dampfenden Dusche und hüllte das grosse, flauschige Badetuch um mich. Ich atmete genüsslich die warme Luft ein und fühlte mich wie eine Sauna.
Mit der flachen Hand wischte ich den beschlagenen Spiegel vor mir sauber und blickte mich grinsend an.
Ja, ich hatte schwere und traumatisierende Erlebnisse hinter mir, doch ich war mehrmals beim Psychologen gewesen. Einem, dem die Familie Evil zu vertrauen schien und der scih nicht beeindruckt zeigte von dem abgefahrenen zeug, dass ich ihm erzählt hatte. Es hatte mir unheimlich geholfen, einer aussenstehenden Person von der Last auf meinen Schultern und meinem gewissen zu erzählen. Und ich hatte immer mehr das Gefühl, langsam mit meinem neuen Leben in Einklang zu geraten. Ich seufzte zufrieden und kämmte dann meine Haare, bevor ich dann summend und auf Zehenspitzen zur Tür tanzte, beschwingt durch meine äusserst gute Laune.
Ich hörte Kyran und seine Wachen, die irgendwie oftmals wie seine Freunde wirkten, unten rumoren. Ich legte die Hand an die Türklinke und öffnete sie beherzt. Dann blickte ich direkt in ein Blutverkrustetes Gesicht. Ein Gesicht das voller Schrammen und Kratzer war, dessen Haare von Blut verklebt war. Und in das Gesicht eines Mannes der noch dieselbe Kleidung trug wie am Tag unserer Begegnung und der stank. Grässlich stank.
Ich riss die Augen auf.
„Julio..."
Platzte es aus mir heraus und ich machte einen Schritt zurück.
Er hielt sich nicht aufrecht, stand gekrümmt vor mir und hatte in seinen dunkeln Augen nur Wut und Hass für mich übrig. Für eine Frau die ihm nichts getan hatte, die nichts für die Fehde zwischen seinem Herren und Kyrans Vater konnte.
Er streckte eine Hand aus, ich wich weiter zurück und er stolperte ins Badezimmer.
Seine Hand umfasste meine Kehle und obwohl er geschwächt wirkte, drückte er mit einer unglaublichen Kraft zu und presste mich an die Wand. „Keinen Laut Princessa!"
Ich nickte verzweifelt mit seiner stinkenden Hand auf meinem Mund. Wie war er aus seiner Zelle entkommen? Kyran hatte mir versprochen, dass ich ihn nie wieder sehne musste. Verdammte scheisse wieso lief in meinem Leben nur alles so schief.
„Gut..ich habe durst."
Krächzte er heiser und während er mich mit einem Arm an die Wand gedrückt hielt, füllte er mit der anderen Hand einen Zahnputzbecher mit kaltem Wasser. Er trank ihn aus sodass das Wasser über sein Kinn hinab über seine Kleidung floss.
Gierig, als wäre er kurz vor dem Tod.
Ich bewegte mich nicht, es wäre dumm gewesen, irgendwas zu versuchen. Heldin spielen war keine Option. So tapfer war ich nicht, zumindest nicht wenn ich unbewaffnet im Badetuch vor ihm stand.
Also schwieg ich, bis er sich das Gesicht notdürftig abgewaschen hatte. „Ich werde gehen, und du bist meine Karte hier raus."
Zischte er mir dann ins Ohr. Ich wusste zwar nicht wie, und ob er sich überhaupt in so einer riesigen Stadt in America auskannte. War mir auch egal, ich wollte überleben und nichts anderes.
Meine Rachegelüste waren wie fortgewischt, jetzt wo er wieder vor mir stand und seine Finger wieder an meiner Haut waren.
„Na los, puta, vamonos."
Zischte er in dieser schönen Sprache, die er mir gerade für immer versaute. Ich stolperte vorwärts und aus der Türe, er hinter mir mit seinen langen Nägeln an meiner Kehle.
Ich traute es ihm zu, sie mit blossen Händen raus zu reissen, wenn es sein musste. Der wusste bestimmt, wie sowas funktionierte.
„Was willst du tun, ha?"
Krächzte ich heiser hervor und tastete mich mit meinen nackten Füssen Schritt für Schritt die Treppe runter.
Dabei hielt ich das Badetuch fest um mich geschlungen. Es war der einzige Schutz.
„Hier lebendig wegkommen? Du bist ganz alleine, du machst alles bloss noch schlimmer!"
Versuchte ich auf ihn einzureden. Ich hatte mal gelesen dass man gefährliche Menschen eher aus der Fassung brachte, wenn man mit ihnen redete.
Ich vergass, dass Julio kein normaler Mensch war.
„Wenn ich sterbe, stirbst du zuerst."
Knurrte er und ich linste zu ihm hinüber. Wie die Augen eines wilden, verschreckten Tieres wanderte sein Bick über den Raum unter uns. Wir hielten uns fest an die Wand gedrückt. So sah uns niemand über die breite Treppe hinweg.
Ich schwieg und spürte die Kälte in meinen Füssen. Und in meinen gesamten Gliedern. Daran war die Angst schuld.
Ich atmete tief ein.
Dann erreichten wir den Saal, in welchem ich Kyran und die anderen sich unterhalten hören konnte. Mir schossen die Tränen in die Augen. Dabei wollte ich nicht schwach wirken! Ich hatte das doch trainiert!
Dann knarrte eine der polierten Dielen unter Julios Füssen.
Stefan drehte sich als erster um, und sein Blick richtete sich gar nicht erst auf mich. Er taxierte direkt Julio, und so grob wie der Bodyguard eben drein schaute, stach er ihn mit Blicken ab.
Julio legte den Finger an die Lippen und Stefan kniff die Augen zusammen.
Ich konnte ab und zu die Absichten der Menschen um mich herum erkennen. Ich fühlte das einfach, auch wenn es abwegig klang. Aber ich sah in Stefans Augen deutlich, dass ich nicht seine erste Priorität war. Das war sein Befehl, Julio nicht von diesem Anwesen runter kommen zu lassen. Ich wäre für ihn bloss nebensächlicher Schaden.
„Ich denke nicht dass er..."
Setzte ich an um Julio das mitzuteilen, da zog er auch schon blitzschnell eine Waffe hervor und schoss.
Eine Waffe knallte laut, sie schien das gesamte Trommelfell zu rupturieren. Und ich konnte das Zischen der Kugel hören, die nahe an mir und noch näher an Julio vorbei in die Wand knallte.
Ich schrie auf und auch Julio duckte sich, irgendwas auf Spanisch fluchend.
Jetzt hatten es alle mitbekommen.
„Lauf!"
Befahl der Mann, den ich wohl am meisten auf dieser Welt hasste, und stiess mich vor sich her. „Hör auf auf sie zu schiessen verdammt!" Schrie Kyran Vater, von dem ich das nicht erwartet hätte.
Von Kyran hörte ich kein Wort.
Stattdessen öffnete ich ächzend die schweren Türen und stolperte hinaus. In einem Badetuch bekleidet rannte ich neben Julio her über den Schnee, der mir eisig die Fußsohlen zu verbrennen schien. Ich biss die Zähne zusammen, während der kühle Wind sich mit Stacheln an meinen Gliedern zu verhaken schien und ich zu schlottern begann.
„Na los!"
Spornte mich Julio an, während er Richtung Wald steuerte. Die Gipfel der Tannen waren schwer vor Lauter Schnee, der darauf lastete. Einige Teile lösten sich von den Ästen und fielen sanft auf den Boden. Der Schnee schien jedes meiner Geräusche zu verschlucken. Ich zitterte fürchterlich und stapfte Neben Julio her, der die Hand in meinen Haaren vergraben hatte und mich am Kopf neben sich her zerrte.
Das tat weh. Aber es war nicht so schlimm wie die Kälte. „Weiter laufen Princessa oder der Schnee wird bald rot sein!" grollte er, während ich spürte wie auch er neben mir erzitterte.
„Stehen bleiben!"
Ertönte dann Kyrans Stimme.
„Denk nicht dran!" zischte mir Julio ins Ohr. Ich konnte Verzweiflung in seiner Stimme heraushören.
Ich rannte weiter, obwohl es immer schwerer wurde, meine müden Glieder zu bewegen, die zunehmend steifer wurden vor Kälte.
Dann knallte es erneut und irgendetwas pfiff laut an uns vorbei. „Scheisse." fluchte Julio und Blut tropfte von seinem freien Arm hinab.
„Umdrehen oder ich schiesse."
Kyrans Stimme war ruhig und bestimmt. Kurz zögerte der Spanier, bevor er sich langsam umdrehte und mich schnell wie einen Schutzschild vor sich stellte.
„Wenn du schiesst, stirbt sie auch."
Rief er zu meinem Freund hinüber, der umzingelt von seinem Vater und den Bodyguards im Schnee stand.
Er sah nicht aus als würde er sich um mich sorgen. Sein Gesicht war ebenmässig, gleichgültig. Nur in seinen Augen loderte das dunkle Feuer, mit welchem ich ihn kennen gelernt hatte. So hatte er mich damals bei unserem ersten Treffen angesehen.
Kyran hob den Arm, den Lauf der Waffe direkt auf uns gerichtet. Seine Augen hatten uns fixiert, auch wenn ich über die Distanz nicht herausfinden konnte, wen von uns beiden er ansah.
Er stand da, breitbeinig, den Kopf gerade wie ein Racheengel.
Er würde nicht schiessen. Die Möglichkeit mich zu treffen war zu gross. Ich war zwar klein aber bedeckte trotzdem grosse Teile von Julios Körper.
Ich starrte meinen Freund an und schlotterte, meine Beine drohten jeden Moment nach zu geben. Julios Hand lag schwer an meiner Kehle und ich unterdrückte einen verzweifelten Schluchzer.
„Du schiesst nicht."
Blaffte Julio zu Kyran hinüber, den die Waffe noch immer mit einer ruhigen Hand und Konzentriertem Blick auf uns gerichtet hielt.
Da war ich mit Julio ganz einer Meinung. Dann trat ein spöttischer, beinahe boshafter Glanz in seine Augen und seine Gesichtszüge verhärteten sich.
„Nei..."
Setzte ich zu einem tonlosen Flüstern an.
Und dann drückte er ab.
Ohne mit der Wimper zu zucken schoss er auf uns. Auf mich!
Ich zuckte zusammen, mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich riss die Augen auf, während der laute Knall von den Bäumen her widerhallte. Dann bewegte ich mich nicht.
Sie alle sahen uns an, und ich wagte es nicht, an mir selbst hinunter zu sehen. Weil ich Angst hatte zu sehen, wie sich das weisse Badetuch langsam rot färbte und wie die Kraft meine Glieder verlassen würde.
Also stand ich einfach da, in einer Art Schockstarte gefangen. Bis ich dann spürte wie langsam Julios Hand von meiner Kehle rutschte und das einzig Warme hinter mir verschwand.
Zitternd drehte ich mich um, und blickte auf Julio hinab.
Er war tot. Ein feines Rinnsal von Blut lief seine Mundwinkel hinab, er war so schmutzig und voller Blut, dass ich nicht einmal sagen konnte, wo Kyran ihn getroffen hatte.
Mir wurde schlecht. Schon wieder war ich gezwungen, einen toten Menschen anzusehen. Einen der direkt vor meinen Augen gestorben war.
„Er hat geschossen..."
Wurde mir dann klar und ich lachte leise und ungläubig auf.
Ich wurde verrückt, wenn das so weiter ging. Ich war nicht die Richtige für dieses verdammte Leben, dass ich da gerade führte! Jeglicher Frieden, den ich mit dem Leben hier geschlossen hatte, verschwand wieder abrupt.
Meine Knie gaben nach und ich liess mich Widerstandslos zu Boden fallen.
Aber da war auch schon Kyran neben mir und fing mich auf.
„Scheisse bist du kalt."
Murmelte er und von diesem gefährlichen, beinahe schon psychopathischen Blick den ich für Sekunden gesehen hatte, war nichts mehr übrig. Er war wieder der Mann, in den ich mich verliebt hatte. Aber wer war der andere in ihm, der sowas mühelos tun konnte? Ich schlotterte erbärmlich und meine Zähne schlugen laut aufeinander, trotzdem sprach ich.
„Du hättest mich treffen können."
Ich unterdrückte nicht die Wut und den Vorwurf in meiner Stimme. Er reagierte nicht gross darauf.
Ich suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Reue oder Verlegenheit, aber die fand ich nicht.
„Ich habe dich aber nicht getroffen."
Meinte er dann, als ich ihn noch länger anstarrte.
Ich öffnete den Mund und schloss ihn dann fassungslos wieder.
Ich schwieg, als er die Arme unter meine Knie und um meine Taille schlang und dann aufstand.
„Du frierst, ich bringe dich rein."
Dann deutete er mit dem Kopf auf den toten Mann hinter mir.
„Bringt ihn zu den anderen und verwischt diese Spuren ein für alle mal, kapiert. Ich will keine Probleme deswegen kriegen."
Ich presste die Lippen zusammen. Oh glaub mir Schatz, die hast du schon. Und zwar mit mir!
Dachte ich mir, als Stefan und Eduardo sich Wortlos an die Arbeit machten. Ich zitterte am ganzen Körper, während er mich fest an seine Brust drückte.
Das war trotzdem nicht romantisch, denn er hatte grade mich beinahe, und einen spanischen Gangster wirklich abgeschossen. Ich hatte einen Toten gesehen und ich wäre beinahe selbst gestorben. Sei es auch nur aus Angst gewesen.
„Sch...scheisse."
Fluchte ich mit klappernden Zähnen und blau angelaufenen Lippen. Ich spürte meine Beine nicht einmal, sie taten gar nicht mehr weh.
„Das haben wir gleich."
Meinte Kyran bloss und überquerte die Türschwelle ins luxuriösen Haus. Dann trug er mich zum Tisch, setzte mich auf einen der Stühle dort und verschwand in der Küche.
Ich konnte ihm nicht hinterherlaufen und ihn auch nicht anschnauzen, ich war viel zu sehr mit Atem und mich selbst beruhigen beschäftigt.
Trotzdem fragte ich mich, was er da machte zum Teufel.
Dann kehrte er zurück, eine Schüssel mit dampfendem Wasser in der Hand. Die stellte er vor mir auf den Boden und tunkte meine eisigen Füsse hinein. Ich schrie auf.
„Das tut weh!"
Jammerte ich, als die Hitze sich in meine unterkühlten Zehen frass und jede Zelle darin zum brennen brachte. Bald darauf setzten diese wellenartigen Schmerzen ein, die die Füsse zum Kribbeln brachten. Ich biss die Zähne zusammen.
Ohne eine sonderlich besorgte Miene zu verziehen, stellte mir Kyran ein Shotglas mit Alkohol vor die Nase.
Entgeistert sah ich ihn an.
„Das wärmt. Nimm das."
Meinte er nur und ich tat wie mir geheissen. Ein warmes, angenehm brennendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit und kurz darauf kam auch bereits Sir Gregor angehastet, und schlang mir eine warme und kuschlige Decke um die Schultern.
In seinen Augen stand die Sorge deutlich hineingeschrieben. „Alles okay bei Ihnen, Miss Diana? Kann ich irgendwie helfen?"
Ich versuchte ein halbes Lächeln.
„Nein Danke, es ist alles okay."
Log ich. Hier war man sich schliesslich schlimmeres gewohnt. Ich wollte vor Mr. evil, der gerade gemächlich die Küche betrat, nicht noch schwächer aussehen.
„Haben wir alle Informationen die wir brauchen von ihm?"
Fragte er und Kyran liess sich mit einem Glas Whiskey mir gegenüber fallen.
„Ja."
Er blickte kurz zu mir und dann zu seinem Vater.
Dieser schnaubte bloss.
„Gut."
Kyrans Augenlied zuckte kurz, dann lehnte er sich auf dem Stuhl mir gegenüber zurück und wischte sich die nassen Hände an einem Tuch, das ihm Sir Gregor reichte, trocken.
Kyran nickte. „Ich weiss nur nicht, wer sein direkter Boss ist. Er hat darüber geschwiegen wie ein Grab, von dieser Treue könnten wir noch was lernen."
Ich schwieg. Eigentlich wollte ich das gar nicht alles wissen. Denn je mehr ich wusste, desto mehr konnte ich verraten. Nicht dass ich das vor hätte, allerdings wusste ich ja nicht, wie weit Newman gehen würde, in seinen angekündigten Ermittlungen. Abgesehen von dem Besuch in der Kirche heute morgen, hatte ich seine Beschattung nie bemerkt. Langsam kam mir allerdings der Verdacht, dass er die Kirche nicht unseretwegen besucht hatte. Schliesslich hatte er seine reizende Frau mitgenommen. Das hätte er wohl sonst nicht so leichtfertig getan, wenn er gewusst hätte, dass wir auch kamen.
Ich hatte das Gespräch verpasst.
„Ich schicke einige Männer über die Grenze nach Mexico. Sie sollen sich mal umhören."
Kyran nickte und erhob sich anstandsvoll, als sein Vater Anstalten machte zu gehen. „Sie waren hier um herauszufinden, wo unsere Lager und Produktionshallen sind. Ich kann dir Versichern, dass sie keine Antworten gefunden haben, Vater."
Mr. Evil nickte bloss und blickte nochmals mit einem undurchschaubaren Ausdruck in den Augen zu mir hinüber.
Ich wurde nicht schlau, aus diesem Mann. Aber eigentlich wollte ich auch so wenig als Möglich mit ihm zu tun haben.
Dann verliess er den Raum und ich sank noch etwas mehr in mich zusammen.
„Sir Gregor, lass uns alleine."
Meinte Kyran und blickte mir in die Augen. Ich erwiderte den Blick, um einiges Grimmiger. „Natürlich."
Meinte der alte Mann und entfernte sich dann mit würdevollen Schritten aus der Küche.
„Teufelchen, was ist los?"
Ich starrte ihn an, ich war so wütend auf ihn. Und ich gab ihm die Schuld an...einfach allem. Keine Ahnung wieso, schliesslich hatte ich mich da teilweise auch selbst hinein geritten. Ich war aber so furchtbar wütend.
„Ist das eine ernsthafte Frage?"
Knurrte ich und seine Lippen zuckten.
„Ich denke du wirst mir gleich sagen, was dir auf dem Herzen liegt."
Ich bebte, ihm war es doch völlig egal es amüsierte ihn bloss, mich so wütend zu sehen.
„Du hast auf mich geschossen Kyran. Du wusstest nicht ob es mich trifft, und versuch gar nicht erst, mich deswegen anzulügen. Ich bin deine Freundin, ich kenne dich."
Sein Lächeln verschwand.
„Du kennst mich nicht, Diana. Ich erlaube dir bloss, mich kennen zu lernen."
Ich schnappte nach Luft.
„Oh, wie überaus gütig von Ihnen, Mr. Evil!"
Keifte ich und sprang, in die Decken gehüllt, vom Stuhl auf.
„Damit wir uns hier richtig verstehen, Diana. Du wusstest worauf du dich einlässt, als du mich geküsst und verführt hast. Du lebst seit Monaten auf meine Kosten in meinem Haus. Aber du vertraust mir nicht genug, um mir zu glauben wenn ich sage ich hätte dich nicht getroffen?"
Das hatte gesessen.
Ich schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er sah so gut aus, so muskulös und stattlich und heiss.
Doch innerlich...lernte ich immer wieder Seiten kennen, die ich gar nicht kennen wollte.
Und Ian hatte mich noch gewarnt.
„Du hast recht. Das geht schon viel zu lange so. Ich möchte dir nicht länger zur Last fallen Kyran."
Meinte ich beinahe tonlos und drehte mich dann um, damit er nicht bemerkte wie meine Augen zu tränen begannen. Das war ein scheiss Gefühl, verliebt zu sein. Denn nur deswegen verletzte mich das, was er mir sagte.
„Diana du denkst nicht klar, mach jetzt kein scheiss Drama."
„Nein, das tu ich nicht. Schon klar, Botschaft angekommen. Ich gehe wieder in meine Wohnung zurück, ich finde einen Weg wieder zu Arbeiten. Ich hole nur kurz meine Sachen."
Zickte ich möglichst laut, um das Zittern in meiner Stimme zu verbergen.
„Du bist dort aber nicht geschützt. Wenn Newman etwas herausbekommt..."
Ich atmete stossweise aus und drehte mich zu ihm um.
Er sah genau dass ich kurz davor war, zu weinen.
„Darum geht es dir also? Keine Sorge Kyran, ich verrate deine Machenschaften nicht, wenn es das ist, was dir so wichtig ist."
„Diana..."
Ich wirbelte herum und rannte die Treppe hoch zu meinem provisorischen Zimmer um was anzuziehen und dann schnellst möglich zu verschwinden.
Och war ihm doch scheiss egal. Newman hatte Recht gehabt. Er hielt mich hier nur deswegen, weil er nicht wollte dass ich was verriet. Und vielleicht weil es ihm ohne mich langweilig wäre. Aber eigentlich bedeutete ich ihm nicht so viel wie ich vermutet hatte.
Sonst hätte er nicht, ohne mit der Wimper zu zucken, auf mich geschossen.
„Ich bin so dumm."
Flüsterte ich mir selber zu. Immer wieder, während ich meinen kalten Körper in Winterkleidung hüllte.
Ich hatte gedacht ich könnte das kalte Herz eines Gangsters ohne Skrupel erwärmen. Dass ich ihm gezeigt hätte wie sich echte Liebe anfühlte. Dabei war ich immer bloss ein unfreiwilliger, von seinem Bruder verursachter, Zwischenfall in einem grossen Spiel gewesen. Das wars dann auch schon.
„Ich bin so dumm."
Ich rauschte aus der Villa. Ignorierte die eisige Kälte, die mir ins Gesicht schlug und stapfte durch den Schnee, neben der Strasse her. Weder Eduardo noch Stefan hielten mich auf. Nur Gregor sah mir betrübt nach. Er war wohl der einzige Mensch mit echten Gefühlen in diesem Haus.
Ich lief nicht einmal eine Minute, als ich vor lauter herum wirbelndem Schnee schon beinahe nichts mehr sah. Ich fror erbärmlich und bereute bereits, dass ich die warme, gemütliche Villa verlassen hatte. Aber ich reagierte nunmal stark Emotional, wenn ich verletzt war.
Dann brummte ein Motor neben mir auf und ich blickte auf die Strasse. Kyran liess das Fenster seines Mercedes runter fahren.
Auf dem schwarzen Lack schmolzen die Schneeflocken sofort.
„Steig ein."
Meinte er, während er im Schrittempo neben mir her fuhr.
„Vergiss es."
Schnauzte ich und verschränkte die Arme entschlossen.
„Steig jetzt ein, Diana."
Meinte Kyran erneut, sein Kiefer mahlte. Ich spannte wohl seine Geduld auf die Probe. Nicht mein Problem, er hatte sich mich ja auch ausgesucht.
„Nein."
„Jetzt steig verdammt nochmals ein!"
Ich zuckte zusammen, so hatte mich Kyran noch nie angeschrien. Richtig genervt.
Ich getraute mich nicht einmal, mich dem Befehl erneut zu widersetzen. Eigentlich war es nicht gesund, Angst vor seinem Freund zu haben. Oder? Er hatte mir aber nie Weh getan oder auch nur Anspielungen darauf gemacht.
Trotzdem wagte ich es nicht, seine Autorität zu untergraben.
Ich stampfte im Schnee auf wie ein hilfloses kleines Kind und lief dann um den Wagen herum.
Kyran stiess die Türe auf und blickte mich von unten hinauf an.
„Na los."
Ich seufzte und liess mich auf den warmen Sitz fallen.
Schweigend fuhren wir zurück. Ich fühlte mich so kindisch und dumm. Und gedemütigt.
Kyran parkte den Wagen und als ich aussteigen wollte, verschloss er die Türen von innen.
„Was soll das?"
Er blickte mich aus seinen dunkeln, unberechenbaren Augen an.
„Warte."
Seine Hand berührte meine, doch ich schlug sie weg.
„Du hast gesagt ich wäre sicher! Dass ich sowas nicht nochmals erleben muss..."
Wieder diese dummen Tränen. Wow, was war ich doch für ein Weichei.
„Ich weiss. Ich weiss und es tut mir leid."
Kyran hob die Hände als wolle er beweisen, dass er mich nicht anfasste. Meine Stimmung schlug um. Zu gerne hätte ich mich jetzt an ihn gekuschelt und wäre fest von seinen starken Armen umschlossen gewesen. Hätte seinen Duft eingeatmet und mich pudelwohl gefühlt. Ich konnte nunmal nichts für meine Gefühle. Ihnen war egal ob Kyran ein guter Kerl war oder nicht.
Aber er hatte sich gerade entschuldigt und ich glaubte nicht, dass ihm das sonderlich leicht gefallen war.
„Was tut dir leid."
Hakte ich nach.
„Übertreib es nicht."
Meinte er und hob einen Finger warnend. Es entlockte mir ein feines Lächeln.
„Na gut."
Nuschelte ich und blickte ihm in die pechschwarzen, geheimnisvollen Augen. Nur die Armlehne der Sitze trennte uns.
„Schon Mal Sex im Auto gehabt?"
Meinte Kyran dann mit einem provokanten Grinsen auf den vollen Lippen und mir wurde ganz heiss.
Ich gab mir Mühe überrascht und ablehnend zu wirken. Dabei durchstreiften gerade äusserst schmutzige Gedanken meinen Kopf.
„Das kannst du dir abschminken. Mit einer Entschuldigung ist nicht einfach alles vergessen."
Kyran liess sich zurück in den Sitz fallen und stöhnte.
„Frauen sind so anstrengend."
Murmelte er und ich zuckte die Schultern und schmunzelte in mich hinein.
„Dann lass uns rein gehen und ich mach es wieder gut."
„Wie?"
Misstrauisch beobachtete ich seinen weissen Anzug, der ihm super stand, wie alles was er trug.
Er wackelte mit den Augenbrauen und zeigte seine perfekten Zähne.
„Siehst du dann."
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