Chapter 14-Das Verhör und der Pelzmantel

Die Türen des riesigen Gebäudes schwangen auf und vor uns lag ein Empfangssaal mit schwarzen Stühlen, nebeneinander aufgereiht, die von allerlei wartenden Personen besetzt wurden. Geradeaus waren zwei Aufzüge, beide wurden von Security Männern bewacht und auch sonst liefen hier eine Menge Cops herum. Zu viele für meinen Geschmack. Wir wagten uns ja geradewegs in die Höhle des Löwen. Und das gefiel mir nicht. Die helle Halle, mit 90 Prozent Glas als Wände, wirkte geschäftig und trotzdem sahen viele Leute hoch, als wir eintraten.
Es fühlte sich gut an, dieses Outfit war wie der Schlüssel zu einer neuen Welt, in der die Menschen dieselbe Person mit ganz anderen Augen wahrnahmen. Schon krass.
„Also vergiss nicht, wenn du nicht mehr weiter weisst, sag du willst deinen Anwalt sprechen."
Ich nickte. Genau genommen war es Kyrans Anwalt, der beste der Stadt, der keine Probleme hatte, auch Gangster zu vertreten. Ich selbst hatte noch nie wirklich einen gebraucht.
„Du schaffst das, Teufelchen. Das wird ein Spass."
Flüsterte mir Kyran ins Ohr und dann sah er hoch.
Seine Miene veränderte sich innerhalb von Sekunden.
Seine Gesichtszüge wurden eiskalt, doch ein herablassendes Lächeln zierte sein schönes Gesicht und ich folgte seinem Blick.
Ein Mann mittleren Alters mit braunen, streng zurück gekämmten Haar und Shirt und grauer Hose kam auf mich zu. Abgesehen davon dass er eine Pistole und eine Marke am Gürtel trug, zeichnete ihn nichts als Bulle aus. Er trug nicht einmal eine Uniform. Sein Blick wanderte von mir zu Kyran und er wirkte sowohl skeptisch als auch erstaunt. 
„Ah Inspector Newman, immer wieder eine Freude sie zu sehen. Tragen sie den Anzug, den ich ihnen zukommen liess?"
Der Mann blieb mit sichtlicher Abneigung vor uns stehen und blickte meinen Begleiter finster an.
„Nein. Ich nehme keine Bestechung von Gangstern an."
Kyran zuckte die Schultern.
„Schade, dass Sie ihn nicht tragen, hätte ihnen etwas mehr Fröhlichkeit verliehen."
Er lächelte und zwinkerte dem Inspector zu.
„Ich könnte sie wegen Provokation gleich hier verhaften lassen!"
Zischte dieser und kam einen Schritt näher. Sofort begann mein Herz mehr zu pochen. Aber Kyran blieb ganz ruhig und lehnte sich zu ihm nach vorne.
„Dann tun Sie es doch, Inspector."
Flüsterte er und ich konnte sehen, wie Newman aufs Äusserte provoziert seinen Kragen richtete und nichts mehr sagte. Kyran zog den Kopf wieder mit einem zufriedenen Lächeln zurück.
„Nun, wie ich sehe haben Sie mir bereits meine Zeugin geklaut."
Meinte Inspector Newman sichtlich genervt und musterte mich unverhohlen.
Ich hielt seinem Blick stand und versuchte gelassen auszusehen. Kyran übernahm das Reden für mich.
„Aber keineswegs. Ich bin nur als seelische Unterstützung da...für meine Freundin."
Er lächelte unschuldig und legte einen Arm um meine Hüfte. Es kribbelte zwar ganz schön, doch jetzt musste ich mich gerade auf andere Dinge konzentrieren. Zum Glück hatte er mich zuvor in seinen Plan eingeweiht, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich ziemlich geschockt ausgesehen.
Inspector Newman sah ziemlich unzufrieden damit aus.
„Denken Sie, Mr.Evil, ich nehme ihnen diese Geschichte ab? es ist mir zwar ein Rätsel wie dieses junge Ding in Ihre Fängen geraten ist, aber ein Paar sind sie nicht."
Kyran antwortete nicht, er lächelte nur provokant und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann wackelte er mit den Augenbrauen, wie ein kleiner Junge, der sich freute. Jetzt musste ich mir grosse Mühe geben, nicht rot anzulaufen. „Nungut, dann sind Sie wohl Miss O'Connor."
Ich versuchte so zu lächeln wie es Herzogin Kate immer im Fernsehen tat, edelmütig und elegant. „Genau. Ich wäre dann jetzt bereit für unser Gespräch."
Freundlich hielt ich ihm die Hand hin und er beobachtete mich mit zusammengekniffenen Augen.
„Das wird kein Gespräch, Miss O'Connor."
Er ignorierte meine Hand und wies mir den Weg.
„Das wird ein Verhör. Wollen wir?"
Mein Lächeln gefror mir auf den Lippen, ich sah genau dass er mich besonders unerbittlich bearbeiten würde, das konnte ich seinem entschlossenen Gesichtsausdruck entnehmen.
„Ich warte dann hier. Kann man hier Cocktails bestellen? Nein? Zum Glück hab ich eigene mitgebracht."
Hörte ich Kyran hinter mir laut reden und musste mir ein Grinsen verkneifen, während ich dem stämmigen, nicht all zu gross gewachsenen Mann folgte. Er war unerhört frech aber irgendwie gefiel es mir. Denn er kam damit einfach durch. Und mit so einem Gefühl hatte ich bisher noch nie Bekanntschaft gemacht. 
„Bitte, hier rein."
Er öffnete mir eine braune Türe und ich trat in einen waschechten Verhörraum, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
Kahle, mit dicken Platten verhängte Wände, einen metallenen Tisch und in der Mitte zwei Löcher, wo wohl die Handschellen angemacht wurden. Zwei Plastikstühle und das wars. Bloss eine Seite des Raumes war schwarz verblendet, dort dahinter konnte man wohl stehen und das Gespräch beobachten, wenn man wollte.
Misstrauisch versuchte ich, durch das tiefe Dunkel hindurchzusehen.
„Keine Sorge, nur wir beide sind hier. Ihr Gespräch wird allerdings aufgezeichnet."
Ich nickte bloss und stellte meine Tasche vorsichtig auf den Boden, bevor ich den Mantel ordentlich über den Stuhl hing und mich dann hinsetzte. Ich überschlug die Beine elegant und war nebenbei ziemlich stolz darauf. Das hatte mir Sir Gregor gezeigt. Er hatte auch gesagt, dass ich unnötige und nervöse Gesten vermeiden sollte. Ich versuchte es. 
„Also, ich bin bereit wenn sie es sind."
Lächelte ich und er liess sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen.
„Ich möchte nicht lange um den heissen Brei herum Reden Diana."
Ich hob eine Braue, durften Bullen mich einfach so duzen? Keine Ahnung.
„Gegen Kyran Evil wird wegen Drogenhandel sowie Schutzgelderpressung und Körperverletzung ermittelt. Ich weiss, dass er schuldig ist. Und Sie wissen es auch. Sie sollen mir das nur bestätigen."
Ich legte den Kopf nachdenklich schief und zwang mein rasendes Herz, in meiner Brust zu bleiben.
Jetzt musste ich einfach so tun als wäre ich Bonnie, die ihren Clyde beschützte und das nur ein Theater in dem ich meine Fantasie frei laufen lassen konnte.
„Nun, wenn er aber all diese Taten begangen haben soll, wieso haben Sie dann keine Beweise?"
Fragte ich ehrlich interessiert.
Newman faltete die Hände, er trug einen goldenen Ehering.
„Weil alle Zeugen, die wir bisher gegen ihn oder seinen Vater mobilisiert haben, an ihrer Aussage gehindert wurden. Und auf unerklärliche Weise wurden immer wieder Beweise vernichtet. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie uns helfen!"
Ich schnaubte genervt.
„Und wie kommen sie darauf, dass ich das könnte?"
Er lächelte wissend.
„Aus irgend einem Grund hat Mr.Evil entschieden, Sie nicht zu töten sondern stattdessen auf andere Weise unschädlich zu machen. Mit...sowas", er deutete auf den mante und die Handtasche. Na toll, jetzt dachte er ich sei ein geldgeiles Miststück dass sich kaufen liess. "Aber dieser Mann ist unberechenbar und ich denke, dass sie mehr Wissen als man ihnen zutraut."
„Wieso denken sie das?"
Ich antwortete nur mit fragen, denn solang er sprach, musste ich das nicht tun. Und so bestand auch die Gefahr, mich zu verplappern nicht.
Er hatte es durchschaut, das erkannte ich an seinem Blick, doch war zählte war nur meine Aussage, nichts anderes.
Das hatte mir Kyran eingeredet, was er dachte war egal. Solang ich es nicht aussprach war ich fein raus.
Er spielte mit.
„Oftmals sind es die Frauen, die die Geschäfte ihres Mannes in Wirklichkeit lenken, wussten Sie das? Mr.Evils ehemalige Freundin war die geborene Gangsterbraut. Ihr Vater sass im Gefängnis wegen Mord und Drogenverkauf. Ihr traute ich das durchaus zu. Aber Sie? Sie fühlen sich doch selbst unwohl in diesem Outfit. Sie sehen für mich nach einem normalen Menschen aus, der verzweifelt nach einem Ausweg sucht."
Ich schluckte und reckte den Kopf. Da hatte er ja wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Er war ein guter Polizist, wenn er mir das alles ansehen konnte. 
„Und den kann ich Ihnen bieten. Erzählen Sie mir alles was an Halloween und ab dann geschehen ist. Helfen sie mir, dieses Drogenimperium ein für alle Mal zur Strecke zu bringen. Und ich verspreche Ihnen, sie werden beschützt werden. Ihnen kann nichts passieren."
Es war wirklich und durchaus verlockend.
Doch ich hatte mich schon für eine Seite entschieden. Oder besser gesagt für mein Leben.
„Inspector," ich lehnte mich vor und verschränkte die Finger. „Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, aber ich weiss nichts.  Denken Sie wirklich, ich wäre mir Kyran zusammen wenn ich glauben würde, dass er irgendetwas kriminelles tun würde?"
Ich schüttelte empört den Kopf. Wow ich war gut. Eigentlich nichts, worauf man stolz sein sollte, allerdings.
„Sie können mich Googeln Inspector, aber mehr als dass ich Schülersprecherin war und einen guten Job habe, werden sie nicht finden."
Er schüttelte den Kopf und zeigte mit einem Finger auf mich.
„Eben deshalb kaufe ich euch die Geschichte nicht ab. Er hat etwas gegen Sie in der Hand oder bedroht Sie, anders kann ich mir nicht erklären wieso sie ihn decken. Aber ich verspreche Ihnen, ich werde sie beschützen."
Ich betrachtete ihn unbeeindruckt. Ich hatte mehr erwartet. Aber die richtigen harten Methoden wollte er wohl nicht schon bei unserer ersten Begegnung raus holen. Die hoffentlich auch die letzte sein würde.
„Ich weiss nichts, Inspector."
Versicherte ich ihm schulterzuckend.
„Sie haben doch ein gutes Leben! Wenn sie jetzt nicht die Wahrheit sagen, wird das alles verschwinden, glauben Sie mir. Sie haben es da mit gefährlichen Menschen zu tun. Sie unterschätzen die Gefahr vielleicht noch."
Oh ja das wusste ich. Und ich unterschätzte weder Kyran noch seinen Vater. Deshalb tat ich das hier doch alles. 
„Und wollen Sie denn nicht auch den Drogenhandel unterbinden? Verhindern dass weitere Menschen wegen genau solchem Zeug ihr Leben lassen und ganze Familien alleine zurück lassen?"
Ich biss die Zähne zusammen. Wenn er bloss wüsste, wie leid es mir tat und wie schrecklich ich mich deswegen fühlte. Aber ich steckte in der Nummer drin und ich wollte weiterleben.
„Ich kann ihnen versichern Inspector, Kyran ist kein Drogendealer. Davon wüsste ich."
Ich sah aus wie die gut gläubige, ehrliche Freundin. Wie im Bilderbuch.
Ich sah den Schweiss auf seiner Stirn und dass ich ihn langsam wütend mache.
„Sind sie sich nicht bewusst was Sie damit anstellen, dass sie mich anlügen? Ich könnte sie direkt jetzt inhaftieren und nach diesen 24 Stunden irgend einen Grund finden, um sie ins Gefängnis zu stecken. Sagen Sie mir die Wahrheit! Und glauben sie ja nicht, dass ich Spasse."
Seine Stimme war laut geworden und er lehnte sich bis kurz vor mein Gesicht vor, seine Stimme war gegen Ende nicht mehr als ein Zischen.
Er wirkte wirklich bedrohlich und innerlich hätte ich mich gerne in der Ecke zusammengerollt und ihm alles erzählt. Einfach dass ich dieses blöde Geheimnis nicht mehr mit mir rum schleppen musste.
Doch ich lehnte mich bloss etwas zurück, um seinem intensiven Blick zu entkommen und zuckte die Schultern.
„Dann verlange ich jetzt meinen Anwalt."
Er schlug mit der Faust auf den Tisch und ich richtete die Augen fest auf ihn. Ich verbot es mir, zusammen zu zucken oder auch nur zu blinzeln.
„Vielleicht steckt doch mehr Gangster in Ihnen als ich gedacht hatte. Wir werden uns wieder sehen, Miss O'Connor. Sie dürfen gehen." Erleichtert atmete ich ein, doch dann griff er nach meinem Handgelenk. Nur für eine Sekunde und blickte mir direkt in die Augen. Er drohte mir. "Es wird ab jetzt auch gegen sie ermittelt. Wegen Beihilfe. Und sie werden mit Mr. Evil unter gehen. Das Verspreche ich Ihnen."
Ich nickte nur und erhob mich ohne ein weiteres Wort, legte mir den Mantel um und ging zur Tür.
Dort drehte ich mich erneut um und lächelte ihn an.
„Es war mir ein Vergnügen, Sie kennen gelernt zu haben, Inspector Newman."
Doch kaum hatte ich die Türe hinter mir geschlossen, begannen meine Hände zu zittern und meine Beine wurden weich. Mir war kotzübel und beinahe wäre ich umgekippt. Ich schaffte es dank Kyran geradeso mal ins Auto, bevor ich zu Hyperventilieren begann.
„Er hat gedroht mich in den Knast zu stecken! Er will gegen mich ermitteln Kyran, hörst du? Ich bin doch keine Kriminelle!"
Ich japste nach Luft und Tränen liefen mir über die Wangen. Vermutlich verschmierte ich gerade die ganze Maskara und sah aus wie ein Clown. Auch egal.
„Ganz ruhig, Teufelchen. Beruhig dich. Hast du ihm irgendwas verraten?"
Ich schüttelte wimmernd den Kopf und er atmete tief ein.
„Gut. Dann hat er nichts in der Hand, gegen keinen von uns."
Ich bemerkte wie meine Lippen zitterten und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
„Verdammt Kyran, er denkt ich bin eine Kriminelle."
Schniefte ich und in meinem Kopf sah ich mich bereits in gelben Häftlingsklamotten.
Eine weile schwieg er, dann grinste er schief, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich. Ganz leicht, seine Lippen weicher als jedes Kissen. Dann löste er sich gleich wieder und startete den Motor.
„Wenn, dann wärst du aber eine ziemlich heisse Kriminelle."
Ich prustete halb lachend halb verzweifelt los und freute mich einfach drüber, wie sehr meine Lippen kribbelten.
Ich hatte allerdings nicht vergessen was Newman gesagt hatte. Dass es seine Methode war, mich brav still zu halten. Oder mochte er mich wirklich? Gestern Nacht hatte ich nämlich wirklich das Gefühl gehabt, dass da etwas echtes, Starkes zwischen uns war. "Dein Vater wird mich umbringen lassen!" abrupt wurde ich wieder todernst. Auch sein schiefes grinsen verschwand dem genervten, undurchlässigen blick den er wie immer als seine Maske trug. "Wird er nicht. Du hast uns ja nicht verraten." Ich starrte stur das Armaturenbrett des schönen Wagens an. "Ich will aber nicht so leben. Das ist doch kein Leben, zu fürchten, das man irgendeinen Fehler macht und kurz darauf von der Erdoberfläche verschwindet." Kyran zuckte die Schultern und fuhr mit kreischenden reifen los. Er zwängte sich mühelos in den Verkehr, hinter uns wurde gehupt und Bremsen quietschten. Aber da er ja dieses tolle Auto fuhr, konnte er sich das Recht rausnehmen, nicht nach den regeln zu spielen, die für alle anderen galten. Das war eigentlich eine ziemlich gute Metapher für das leben allgemein. Ich war eines der normalen Opel-Autos. und er war der Lamborghini der jeden überholen konnte. Und tun konnte was immer er wollte. "Du lebst jetzt aber in dieser Welt. Das ist nun mal so Diana. Das ist kein Spiel dass man spielt weil es spannend ist und aussteigt wenn es einem zu heiss wird." Ich kniff die Lippen zusammen. So dumm, das zu glauben war ich ja auch nicht. Ich war nur noch immer geschockt, wie ich in diese Szene reingerutscht war, aus der es scheinbar kein Entkommen mehr gab. "Du bist jetzt da drin, raus kommst du nicht mehr. Also lerne einfach wie du darin zurecht kommst. lerne nach den Regeln meiner Welt zu leben." Er zwinkerte mir zu und hielt locker mit einer Hand das lederne Lenkrad. Ich schwitzte unter meinem Pelzmantel. So schön er auch aussah, das war einfach nicht ich. Das war als würde ich nur verkleiden spielen. "Und was wären diese Regeln?" Ich verschränkte die Arme und versuchte nicht psychisch zusammen zu brechen. Es war sowieso zu spät für einen Rückzieher. Also musste ich jetzt eben für mein Überleben sorgen, bis ich einen Weg fand, mich aus allem raus zu ziehen. "Regel Nummer eins, es gibt keine Regeln." Die Ruhe selbst bog Ian auf die Landstrasse ein, die zu seinem Zuhause führte. Ich schnaubte. "Und Regel Nummer zwei?" Er richtete den blick wieder fest auf die Strasse und zuckte die Schultern. "Das erkläre ich dir ein anderes Mal." "Wieso fährst du mich nicht nach Hause?" Er zuckte die Schultern gleichgültig. "Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du Angstzustände bekommen würdest, alleine in deiner Wohnung. Du würdest denken jemand beobachtet dich. Und dann würdest du mich Nachts aus dem Bett klingeln und sagen dass jemand hinter dir her ist. Darauf habe ich einfach keine Lust, also bleibst du bis du arbeiten gehst bei mir." Ich protestierte erbost. Wie konnte er mir sowas nur unterstellen? Es wäre auch für ihn nicht einfach gewesen, das gleiche zu erleben wie ich es gerade tat. "Ich muss aber noch meine Katze füttern!" "Schon erledigt." perplex sah ich ihn an. "Was? Bist du etwa in meine Wohnung eingebrochen?" Seine Mundwinkel zuckten und wieder einmal fiel mir auf, wie voll und weich seine Lippen doch aussahen. "Nein, ich habe mir deinen Schlüssle geborgt und jemanden geschickt, der deine Katze füttert." Der Mund stand mir weit offen. er hatte es einfach so gewagt, so weit in meine Privatsphäre einzudringen, ohne dass ich es ihm erlaubt hatte. Oder überhaupt davon gewusst hatte. denn dann hätte ich es ihm sicher nicht erlaubt! "Das ist aber trotzdem kein Grund, mich wieder in das Haus deines mörderischen Vaters zu schleppen." Mit einem düsteren Blick bedachte mich mein heisser Chauffeur, sodass ich sofort verstummte. Schon klar, so durfte ich nicht über seinen Vater sprechen. Ich beschloss, die Taktik zu ändern. "Also bestehst du vielleicht nur darauf, dass ich weiterhin in deiner Villa bleibe, weil du mich gerne in deiner Nähe hast?" Eine Weile schwieg er. So lange dass ich beinahe nochmals nachfragte. dann schnaufte er tief ein und aus und schüttelte ansatzweise den Kopf. "Deine Fragen nerven." Autsch, das hatte gesessen. "Der Grund wieso du bei mir bleibst, ist weil die Polizei dich hier oben nicht beschatten kann. Das ist Privatgelände. So kannst du weniger Fehler machen und weniger schnell irgendwas verraten." Na toll, also wollte er mich doch nur hier haben um sicher zu gehen, dass ich ihn und seinen Vater nicht verriet. Ich wusste dass  Newman nur Zwiespalt zwischen Kyran und mir hatte säen wollen, doch irgendwie fragte ich mich nun wirklich, ob ich nur ein Spielzug in seinem Schachplan war. Als hätte er meine Gedanken gelesen, fügte Kyran noch verschmitzt hinzu: "Ausserdem hält dich nun jeder Polizist und alle Passanten die uns gesehen haben für meine Freundin. Das Bild gilt es, aufrecht zu erhalten. " Mir wurde ganz warm. dass er so ein Wort überhaupt in den Mund nahm. Dann fiel es mir wieder ein. "Apropos Freundin. Deine Ex, ist sie auch eine Kriminelle?" Druckste ich leise hervor. Er grinste doch das Lächeln war kalt. "Sind wir jetzt schon an dem Punkt angelangt, an dem du mich aushorchst und stalkst? Dann bin ich nämlich weg, sowas kann ich nicht ausstehen." Ich runzelte die Stirn. Dieses Mal würde ich nicht locker lassen. "Du weißt ja so gut wie alles über mich. Da ist es nur fair dass ich weiss wer mir jetzt vielleicht den Tod wünscht." Er schüttelte nur den Kopf. damit war das Gespräch beendet. na toll, super hatte ich mich durchgesetzt.

Kyran hatte, so ungern ich es auch zugab, recht behalten. Als wir die lange Auffahrt zu der prächtigen Villa hinauf fuhren, die mir immer noch jedes mal den Atem raubte, fühlte ich mich seltsam sicher. Vielleicht war es dumm oder naiv, oder ich war einfach von Kyran manipuliert, wie Inspector Newman es formuliert hätte. Aber ich fühlte mich, umringt von Gangstern mit Waffen, sicherer als ich es gewesen wäre, wenn ich zuhause alleine rum sitzen müsste. Und da Morgen sowieso Samstag war, würde es auch niemandem auffallen wenn ich außer haus war. Nur Poseidon tat mir leid, so lange zeit hatte er noch nie ohne mich sein müssen. Aber er liebte das Essen sowieso mehr als mich, also vielleicht störte es ihn nicht einmal, wenn er die ganze Wohnung für sich hatte. Wer wusste schon, wie Katzen dachten. Auf jeden Fall war ich hier vor den schnüffelnden Augen der Polizei sicher. Es war mir noch immer unverständlich wieso mich Newman so verdächtigte. Na gut ich war die vorgespielte Freundin eines Verbrechers und wusste ziemlich offensichtlich mehr als ich zugab. Aber sonst hatte ich eine weiße Weste. Wieso verschaffte das mir keinen Bonus? Ich schauderte. Immerhin war kein Haftbefehl gegen mich erlassen worden. Und das würde er auch nicht, solange ich einfach meine Klappe hielt und aufpasste was ich sagte, wo immer ich auch war. Als ich bei ihm ankam schien Kyrans Vater zuhause zu sein. Jedenfalls war das Haus voller dicker Männer und Waffen, die an jedem Gürtel und unter jedem edlen Ledermantel versteckt waren. Ich fühlte mich etwas falsch am Platz, nachdem ich einfach so in die Menge gestürmt war und blieb stocksteif stehen, während die ersten finsteren und stechenden blicke auf mich gerichtet wurden. Etwas verloren unter den stämmigen Männern zog ich den Kopf ein und wäre am liebsten unsichtbar geworden. Merkwürdig wenig Frauen waren mit dabei. der raum war wirklich groß aber ich konnte gerade keine Frau ausmachen. "Was suchst du hier?" Bedrohlich kam ein Mann mit grimmigem Blick auf mich zu. Er war groß, trug Cowboy Stiefel und einen Cowboyhut über seinem zusammengebundenen, grauen Haar. oder dem was davon noch übrig blieb. Seinen fetten Bauch hatte er unter einem Poloshirt verborgen, dessen Nähte bald zu platzen drohten. ich schluckte. Einerseits weil er mich anekelte und andererseits weil ich in seinen Augen nur Dunkelheit und Aggressionen glitzern sehen konnte. Mir war vor Schreck völlig die Sprache verschlagen worden. Ich fühlte mich klein und machtlos, während der Typ mit den Cowboystiefeln sich vor mir aufspielte wie ein tollwütiger Drache.  Dann spürte ich hinter mir einen warmen Körper. Am Kribbeln nach zu urteilen, welches sich über meinen ganzen Rücken ausbreitete, war es Kyran. "Guten Abend Demian." Kyrans Stimme war ganz ruhig und gelassen. Er fühlte aber sehr wohl wie ich zitterte und legte seine grossen Hände um meine Schultern. Sofort wurde ich ruhiger. Verdammt, wieso hatte dieser Mann nur solch eine Wirkung auf mich? "Kyran...ist das deine Nutte? Du solltest sie dann herbestellen, wenn keine Gäste da sind." Mir klappte der Kiefer beinahe auf den Boden. Wie hatte er mich gerade genannt? "Ich bin keine Prostituierte, gehts noch?" Schnauzte ich ich den Mann an, der, da er hier zu Gast war, wohl auch irgend ein Drogenbaron war. Mal wieder reagierte meine Zunge vor meinem Hirn. Ich musste lernen, mir das ab zu trainieren. Einige der Männer um uns herum drehten mürrisch den Kopf und schwenkten ihre Whiskey-Gläser. Ein klares Zeichen, unsere Unterhaltung etwas leiser zu führen, denn irgendwo vorne redete gerade Kyrans Dad. Demian, wie ihn Kyran genannt hatte, hob die buschigen Brauen. Sein dickes Gesicht war rot angelaufen. Es sah aus wie eine geplatzte Tomate. "Soso...wer ist sie dann?" Ich wusste darauf keine Antwort, die nicht gerade alles verriet, dass ich ja unbedingt geheim halten wollte. Zum glück gab es Kyran, der natürlich wieder mal keine Miene verzog. Nur seine Stimme war eisig, woran ich erkannte, dass ihm die Frage genauso wenig gefiel wie mir. "Das geht dich zwar nichts mehr an, Demian, aber das ist meine Freundin, Diana. Diana, ein Freund meines Vaters." Ich blinzelte und versuchte ein gequältes Lächeln. "Freut mich sehr." Piepste ich. Ich war für dieses Leben einfach nicht gemacht. Auf der Polizeistation hatte ich das zwar kurz gedacht, doch jetzt war dieser Moment der höhe wieder verflogen. Ihn freute es offensichtlich nicht. Stattdessen musterte er mich von Kopf bis Fuss. Der einzige Vorteil war, dass ich gerade noch die schönen Klamotten trug, die mir Kyran gekauft hatte. In meinen Schlabberpullis wäre ich bestimmt gleich unten durch gewesen. "Naja." Meinte Demian dann abschätzig und drehte sich weg. Mit dem Rücken zu uns gedreht, fügte er noch hinzu: "Du kannst dir noch so hübsche Püppchen holen, wie Iris wird sie niemals sein." Kyran sagte dazu nichts, er zog mich einfach aus dem Getümmel raus und die Treppe hoch. Er bedeutete mir mit dem Finger auf den schönen, vollen Lippen, keinen Mucks zu machen. Erst als er die Zimmertür hinter mir schloss konnte ich wieder richtig einatmen. ich warf den heissen Pelzmantel gegen die Wand, ich schwitzte wie ein Tier. "Wieso hast du mich als deine Freundin vorgestellt? Ich dachte wir spielen das einfach vor den Bullen vor?" dass seine Worte in mir großes bauchflattern angerichtet hatten, musste ich ja nicht erwähnen. Er zuckte bloss die Schultern und liess sich entspannt aufs Bett fallen. Locker streifte er sich mit den Füssen die Schuhe ab und liess sie zu Boden plumpsen.  "Jetzt reg dich nicht auf Teufelchen." Er grinste gemütlich. Wie gern hätte ich ihm jetzt eine rein gehauen. "Es ist einfach authentischer wenn es alle glauben, ganz einfach. So kann unser kleines Geheimnis auch niemand denunzieren, da alle denken es sei echt." Er tippte sich an die Schläfe und ich musste leider zugeben, dass das schon irgendwie schlau war. Aber es war mir irgendwie unangenehm, als seine Freundin herum zu laufen, wenn dem gar nicht so war. "Und was sag ich Ian bei der Arbeit, wenn ich am Ende vom Tag zu dir fahre?" Ich verschränkte die Arme. Sein Blick schoss hoch zu mir. "Deine Entscheidung. Ihr seid doch so gut befreundet, entscheide selber." Ich schluckte. Ja wenn es nur das wäre. Ich erwähnte wohl besser nicht den Abend am Kamin. Es war zwar nichts passiert aber ich hatte gespürt dass eine Spannung da gewesen war. und Ian jetzt anlügen und ihm ins Gesicht sagen ich wäre mit seinem Bruder zusammen, würde wohl nicht gut ankommen. "Ich sage ihm nichts. Ich will ihn da nicht reinziehen. Oder besser gesagt nicht noch weiter reinziehen." Kyran beobachtete mich kurz aus zusammengekniffenen Augen. Dann zuckte er erneut die Schultern und zog sein Handy hervor. Aber ich war noch nicht fertig mit ihm. "Du Kyran, wer ist Iris?"

Wer ist Iris? ich denke ihr könnt es euch denken. Wie steht ihr zum Inspector? Könnte er noch zu einem Problem werden? Und die zwei entzweien? ich bin gespannt auf eure Kommis und freue mich auf das nächste Kapitel! Eure Angora77 

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